Название: Der fahle Ritter
Автор: Paul Tobias Dahlmann
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783738040326
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„Hilfe? Beistand? Ja aber, gegen wen oder was denn?“, entfuhr es Sejarl. „Schon auf dem Weg in diese Stadt hörte ich manchmal von Aushebungen in diesem Reich. Wofür diese allerdings gut seien, das sagte mir niemand.“
„Ja, ich hatte angeordnet, nichts zu sagen, um mein Volk nicht unnötig zu beunruhigen. Aber morgen wollen wir ziehen und darum kann ich es Euch jetzt auch ebenso gut sagen. Ach, wie gut wären doch jetzt die Krieger des Ordens gewesen.“
Abermals seufzend lehnte sich der König zurück, dachte nach und begann dann, leise zu erzählen: „Es ist nämlich so: Weit, weit im Osten von hier lebt ein großer und mächtiger Herrscher. Ich kenne seinen Namen nicht, aber allerorts nennt man ihn nur den Tyrannen. Die Priesterschaft des gütigen Lichtes weiß darüber hinaus zu berichten, dass er in einer riesenhaften Zitadelle in einem Gebirge voller Schatten haust. Ich selbst weiß nichts über diese Orte.
Was ich weiß, das ist, dass dieser Tyrann eine Anzahl von Kriegsherren unter sich hat, die in seinem Auftrag Land um Land und Reich um Reich erobern. Einer von diesen hatte nun schon seit einiger Zeit ein Gebiet im fernen Osten von Kom belagert: Das Fürstentum des steinernen Ringes. Lange sah es so aus, als ob er bei seinen Angriffen auf ewig zum Scheitern verurteilt wäre, denn die uralten Wälle des Ringes galten bei uns seit jeher als uneinnehmbar.
Womit wir jedoch nicht gerechnet hatten war, dass der Kriegsherr Verstärkungen erhielt und erstürmte, was seit Jahrtausenden uneingenommen war. Als er dies getan hatte, da wandte sich einer seiner Untergebenen mit großen Teilen seines Heeres weiter nach Westen, in Richtung auf mein Reich zu.
Ich kann nur von Glück reden, dass zwischen dem Ring und meiner Grenze noch die unzugänglichen Täler der Altisfjallar liegen. In diesen befinden sich eine Reihe kleiner, doch durch Magie und Kunst überaus fester Burgen.
Die Freiherren, die dort wohnen, und sich die Adelsreiter nennen, halten ihn seit nun fast schon einem Monat auf. So hatte ich etwas Zeit, meine Truppen zu sammeln. Auch habe ich in meine letzten beiden Provinzen um Hilfe geschickt, und nach allen angrenzenden Reichen Boten mit Schreiben geschickt, in denen ich um Unterstützung gebeten habe. Doch nur die Provinzen schickten bisher ihre Armeeaufgebote.“
Ein vielsagender, trauriger Blick traf den Ritter, der daraufhin beschämt zu Boden sah.
„Verzeiht, Majestät“, sagte er, „Ich wusste nichts von dieser Bedrohung Eures Landes. Ich bin mir sicher: Hätte man in unseren Burgen rechtzeitig davon gewusst, man hätte Euch tüchtige Kämpfer geschickt.“ Die Worte kamen Sejarl mit Ehrlichkeit über die Lippen, denn niemals hatte es Hader zwischen Kom und dem Orden gegeben.
„Und Ihr, Herr Ritter? Wollt wenigstens Ihr auf meiner Seite kämpfen?“, fragte der König.
Sejarl sah sich durch die Frage in die Enge gedrängt. Einerseits wollte er dem Mann vor sich durchaus gerne helfen, andererseits aber hatte sich auch einmal selbst geschworen, niemals im Ernst zu kämpfen, ohne die Lage nicht zuvor auf eine friedliche Lösung hin untersucht zu haben.
So traute er zwar dem Worte des Königs dahingehend, dass dieser die Wahrheit sprach, nicht jedoch soweit, dass dieser nicht vielleicht eine Lösungsmöglichkeit übersehen haben könnte.
Da Sejarl ein Ritter war, der die Wahrheit schätzte, antwortete er eben dies dem Herrscher in respektvollem, doch geradem Tone.
Der König verzog den Mund. „Ich kann verstehen, was Ihr da sagt“, sprach er. „Und ich kann und muss es auch gutheißen, denn es entspringt aus einer ehrenhaften und edlen Überzeugung heraus.
Lasst mich Euch folgenden Vorschlag machen: Ihr zieht mit uns zum Schlachtfeld mit und dort seht Ihr dann, wie die Dinge stehen. Führt gerne Verhandlungen, wenn Ihr eine Gelegenheit dazu findet, und kämpft auf meiner Seite, wenn Ihr nicht mehr anders könnt. Ist das ein Vorschlag, den Ihr annehmen könnt?”“
„Ja, das ist er“, sagte Sejarl und verneigte sich dabei leicht. Er würde eine Möglichkeit haben, zu vermitteln, wenn es eine gab. Beamter oder nicht, dieser Zwergenkönig ist jedenfalls ein kluger Mann, dachte er unterdessen. Ich werde an seiner Seite kämpfen, – wenn die Umstände mir keine andere Wahl lassen. Seine ritterliche Ehre gebot ihm, zu kämpfen, wenn er die Gerechtigkeit in Gefahr sah.
„Gut, in dem Fall werde ich Euch noch einen Beweis meiner Aufrichtigkeit geben“, sprach der König weiter, nun auch in gelösterem Tonfalle. „Ihr spracht davon, dass Ihr den Sinn des Seins sucht? Auch ich kenne keine Antwort auf Eure Frage, noch tun es meine Kugeln. Aber ich weiß vielleicht, wer eine Antwort hat. Die Priesterschaft des gütigen Lichtes kennt sich mit so etwas aus.
Zwar besitzt keiner der Prediger in meinem Lande Wissen und Weisheit, um Euch zu helfen; die Priesterschaft als Ganzes jedoch gibt es noch an anderen Orten. Ich rate Euch, geht nach Norden, hin zu der ewig leuchtenden Stadt mit Namen Timuro. Dort gibt es viele weise Männer, von denen einer Euch mit Sicherheit helfen kann.
Doch seid auch gewarnt, denn jenseits der ganzen Nordgrenze meines Landes liegt ein endloser Wald, in dem es vollkommen finster ist, und der bewohnt wird von riesigen, gefährlichen Katzen. Und selbst, wenn Ihr diesen wohlbehalten passiert habt, so lauert dahinter noch eine endlose Wüste, ehe Ihr die ewig leuchtende Stadt erreicht habt. Es ist ein langer und gefahrvoller Weg dorthin – jedoch auch eine Aufgabe, die eines Ritters würdig ist.“
„Ich danke Euch zutiefst“, erwiderte Sejarl. Er verbeugte sich abermals, diesesmal jedoch nicht aus purer Höflichkeit, sondern aus ehrlicher, tief empfundener Freude über das Geschenk dieses Wissens.
„Gut, gut. Und wenn das so ist, dann gibt es da auch noch eine andere Kleinigkeit“, sagte der König im Plauderton. „Da wir morgen losziehen wollen, wird heute Abend ein Ball gegeben. Betrachtet Euch als meinen Gast.“
Der König nickte huldvoll und bedeutete Sejarl, dass dieser sich nun entfernen dürfe.
Wie eigentümlich, dachte da der Ordensritter. Kaum habe ich dieses große Land betreten, schon habe ich eine Audienz beim König und kaum bin ich dort, so bin ich schon in einen Krieg verwickelt, von dem ich noch immer nicht weiß, ob mir eigentlich an ihm gelegen sein sollte. Und warum beachtet hier eigentlich niemand den Windgeist? Ist er etwa nicht auffällig genug?
In diese und ähnliche Gedanken versunken, verließ Sejarl den Thronsaal und wurde von einem Diener zu einem Gemach geführt, in dem er sich für den Ball später am Abend zurecht machen konnte.
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