Italien mit allen Sinnen. Otto W. Bringer
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Название: Italien mit allen Sinnen

Автор: Otto W. Bringer

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия:

isbn: 9783741854705

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СКАЧАТЬ zu bedeuten wie Sonne, Meer, blauer Himmel und Profiterole. Völlig neue Töne für mich. Bin aufgeheizt und bereit. Lust kommt, im Hotel Luna Convento zu wohnen. Andrea, Salvatore und die Signora Barbaro im Rollstuhl kennenzulernen. Zu genießen alles, von dem Rose schwärmt. Studiere fleißig le lezione italiano.

      Von Salerno fünfzig Kilometer Amalfitana. Die schönste Uferstraße der Welt. Behaupten vor allem Nichtitaliener. Für Italiener ist jede hauseigene Uferstraße die schönste. In Portofino. Napoli. Bari. Palermo. Rose fährt unseren Rover sicher und routiniert. Damit ich das Draußen sehen und genießen kann. Und was für ein Draußen.

      Links stürzt alles steil bergab. Zwischen Pinienstämmen Steine, Gestrüpp, Steine, Gestrüpp, Steine. Ab und zu ein Fetzen Blau. Meer tief unten noch weit weg. Aber schon blau. Blitzeblankblau. Halten nicht möglich.

      Rechts steigt alles bergauf. Zwischen Pinienstämmen Steine, Gestrüpp, Steine, Gestrüpp, Steine. Ab und zu ein Fetzen Blau. Himmel weit weg, wie immer und überall. Von wässerigem Blau. Irritiert von weißen Wolkenfetzen. „Hier eine tolle Bucht.“ Halten nicht möglich. So geht es fast eine halbe Stunde lang. „Ich finde es gar nicht so sensationell“, meckere ich. Rose singt: „warte, warte noch ein Weilchen.“ Dann eine Plattform. Rose steuert darauf zu. Hält an. Steigt schwungvoll aus. Wirft die Wagentür zu, dass es klackt. Ruft: „Komm ChouChou!“

      Mache es genauso. Klack. Drehe mich um und schon ist der Vorhang offen. Die Pinien rücken auseinander, machen dem Panorama Platz. In weitem Bogen schwingt der Saum des Kräuselstrandes von Minori nach Maiori.

Frankreich

      Entlang des Strandes die weißen, rotbedachten Häuserkuben dieser zwei quasi aneinander geketteten Fischerdörfer. Tief, tief unten blaublaugrün das Meer bis zum halben Horizont. Der sich im Dunst auflöst. Als gäbe es ihn bald nicht mehr.

      Dazwischen aber, oben von unseren Fußspitzen bis zur Dorfstraße tief unten ein geschlossenes, grünes Blätterdach. Farbenhersteller Schminke nennt dieses Grün Permanent. So dicht geschlossen sah ich es bisher nirgends. Das Grün der Limonenbäume. Eine unübersehbare Blättermasse konkurriert mit der unübersehbaren Wassermasse. Ausgang unentschieden. Dem Betrachter überlassen. Wir lieben beide. Das Blau und das Grün. Diese Kombination dominiert unser Haus. Seit langem. Gelb darf hin und wieder dabei sein. Hier an den Hängen der Amalfitana gehört Gelb dazu. Weil Mutter Natur und die Bauern es so wollen. Was wären die schönsten Blätter ohne Limonen. Die müssen reifen und am Ende Genießern der ‚Cuccina Italiana’ die Zunge tanzen lassen.

      Engmaschige Netze aus dünnen, schwarzen Nylonfäden schützen die reifwachsenden Früchte vor Frass und Kot räuberischer Vögel. Schwarz verdunkelt das Grün, sodass es satter erscheint. Schönster Kontrast zum Sonnengelb der Limonen. Vermittler zum Blau der Unendlichkeit.

      Im ‚Luna Convento’ stürmt Rose gleich los. Folge ihr stolpernd. Treppe hinauf ins ‚Dicianove’. Zimmer Nummer neunzehn. Wie später immer. „Das ist mein Zimmer, mia camera!“ Rose glücklich, wieder hier zu sein. Gewölbte Decke. Erhöhtes Bad. In der Badewanne liegend sehe ich aus dem Fenster aufs Meer mit Booten und Seeschwalben. Jeder kann sich vorstellen, dass Rose mich zum Apero im Kreuzgang gewaltsam aus dem Wasser ziehen muss. Es ist so mollig angenehm und entspannend wie nichts sonst. Das aufregende Leben draußen auf Meer und Straßen aus der sanften Ruhe warmen Badewassers zu beobachten.

      Der Kreuzgang des alten Klosters wie in alten Klöstern. Unverändert seit fünfhundert Jahren die spitzbogigen Säulenreihen. Arabesk. Rissig die Gewölbe. Angewittert der Stein. In der palmengeschmückten Mitte weinrot gedeckte Tische. Mit Sesseln aus schwarzlackiertem Eisen. Schön anzusehen, aber unbequem. Das dünne Sitzkissen reduziert den Aufenthalt auf ein Minimum.

      Trotzdem genießen wir jeden Abend dort unseren Aperitivo. Manchmal Champagner oder guten Prosecco. Meist Gin Tonic mit Limonenschnitzeln und einem Zweiglein Rosmarin. „Probier es und Du wirst nicht mehr davon loskommen.“ Rose hat Recht. Nicht zu glauben, welche eigenwillige Süße meinen Mundraum erfüllt. Ohne die Basis von Gin und Tonicwater unschmeckbar zu machen. Es stimmt schon: Limonen der Amalfitana sind nicht sauer. Eher süß angeheitert.

      Das Abendessen, Cena auf Italienisch, feiern wir auf der Terrasse. Ja feiern. Stundenlang. Bis die Lichter der Stadt aufleuchten und der Mond sich anschickt, den Berg zu besteigen. Ein Antipasto bleibt mir besonders bildhaft in Erinnerung. Gerade weil es natürlich, ohne dekorativen Firlefanz daherkommt. In der Mulde des dickem Porzellantellers eine grüngold schimmernde Öllache. Drei große, dunkelgrüne Limonenblätter. Auf jedem hat ein fetter Mozarellakäse Platz genommen. Wie es aussieht bestimmt aus Büffelmilch. Die von Kühen sind blasser, trockener. Wir lieben die saftigste, wohlschmeckendste Sorte derer von Büffel. Vielleicht auch, weil Stiere und Widder, unsere Sternzeichen, weit entfernte Verwandte der Büffel sind.

      À propos Zitronen. Limonen klingt besser. Italienisch ausgesprochen entspricht es dem Bild auf unseren Tellern. Limone singt, das profan eingedeutschte Zitrone quietscht. Natürlich schmecken Limonenblätter nicht süß. Aber süß angehaucht haben sie den Käse schon. Wir sind sicher, es heraus zu schmecken. Vielleicht aber hat uns der Koch mit ein paar Tropfen Limonensaft irre gemacht.

      ‚Da Gemma’, die stadtbekannte Trattoria in Amalfi, lockt uns mit abendlichem Domblick. Von der Terrasse überblicken wir die Piazza, die sich über eine zweiläufige Treppe hinauf bis vor die Bronzetüren des Doms erweitert. Allüberall lebendiges Treiben. Auf dem hoch ragenden Domgiebel reflektiert das Gold byzantinischer Mosaiken letztes Sonnenlicht. Lässt Roses Augen aufleuchten wie Spiegel eines Himmels. In dem ich mich selber entdecke. Wenn sie lächelt.

      Wir essen Spaghetti alle Vongole. Sie kündigen sich schon lange aus dem geöffneten Küchenfenster an. Duft macht verrückt. Erinnert an gestern und vorgestern. Treibt die Hoffnung, an vorvorgestern zu denken. Morgen und Übermorgen. Immer nur Spaghetti alle Vongole. Und nur bei ‚Da Gemma’. Der Wein aus Friaul steht schon auf dem Tisch. Die Karaffe Wasser. Brot im Körbchen. Nur die Vongole duften, nur duften. So ist das in allen guten Ristoranti, es dauert.

      Rose erzählt vom kommenden Fest des Heiligen Andreas. Sie hat es schon früher kennengelernt. „Eine so prächtige Prozession hast Du bestimmt noch nicht erlebt. Und ein Feuerwerk von Schiffen im Hafen.“ Meine ungeübten Ohren spitzen Unbekanntes. Eine junge Frau mit Gitarre singt neapolitanische Lieder. Rose summt mit. „Lala laa lalalaa. Lala Laa.“ Da Antonio nähert sich mit zwei tiefen Tellern. Ein Berg hoch aufgetürmt gedrechselter Spaghetti mit Muscheln, Tomatenwürfeln, Limonenachteln und Petersiliengrün übertrifft meine kühnsten Erwartungen. Ansehn stillt fast schon meinen Hunger. Soviel? Troppo, heißt zuviel. Merke es mir, wenn wir nicht alles aufessen können. Na, mal sehen.

      Die Zeit ist freundlich. Neapolitanische Töne in den Ohren. Schwerelose Gedanken im Hirn. Wir schaffen es. Nicht spielend, aber immerhin bis zur letzten Muschel. Drei Spaghettiwürmer bleiben liegen. Sichtbares Zeichen in allen südlichen Ländern: es hat uns gut geschmeckt. „Abbiamo mangiato molto bene.“ Antonio quittiert die höfliche Geste mit einem Angebot: „Desiderate ancora un Profiterolo fresco? Mit Lemonensahne gefüllte Blätterteigkugeln. Wie könnten wir da nein sagen.

      Die zweitausend Kilometer fuhren wir mit der festen Absicht, diese himmlische Spezialität, Rose sagte ohne Löffel, ganz zu verschlingen. Ab jetzt jedesmal, wenn wir nach Amalfi fahren. Bei ‚Da Gemma’. Bei wem sonst? Es schmeckt mehr als süß. Süß hoch zehn. Aber immer noch mit einem Rest von Säure. Typisch für Amalfi-Limonen.

      Als ich diese Story geschrieben hatte, fahren wir ins ‚PRIMO’, Freiburg. Essen Spaghetti alle Vongole e Cozze. Ein Profiterole, das so gut schmeckt wie in Amalfi. Kein Wunder, die Köchin Antonella kommt aus einem Dorf in der Nähe von Amalfi. Jedesmal, wenn wir im PRIMO essen, loben wir sie und ihre Kochkunst. Sie braucht sich vor den Köchen in Italien СКАЧАТЬ