Reich mir den Apfel, Eva!. Julianne Becker
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Название: Reich mir den Apfel, Eva!

Автор: Julianne Becker

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783742793843

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СКАЧАТЬ kannst! Sie lagen wohl miteinander auf dem gleichen Chromosom. Sie hatten manchmal sogar drei Augen. Zwei so angeordnet wie bei Menschen und ein drittes Auge in der Mitte der Stirn. Dieses Auge war etwas ganz Besonders. Damit konnten sie andere Wesen mental scannen und ihre Stärke im Kampf einschätzen. In der Herrscherfamilie und nur da war die Kraft dieses dritten Auges so groß, dass es sein Gegenüber sofort töten konnte. Dieser Blick konnte töten! Wenn ein Drache aus der Herrscherdynastie sehr wütend wurde, tat er das immer, selbst aus Versehen. Genau diese vererbbare Fähigkeit hatte die Dynastie auch an die Spitze der Drachengesellschaft gebracht. Man durfte sie nämlich nicht wütend machen.

      Und natürlich konnten auch noch fast alle anderen Drachen zumindest die Gase, die sich in ihrem Bauch angesammelt hatten, entzünden, während sie diese aus ihrem weit geöffneten Maul raus rülpsten. Doch auch beim Feuerspeien galt: Je größer der erzeugte Flammenstoß, für umso genialer wurde das Erbgut des Drachen angesehen.

      Da alle diese Eigenschaften bei den Drachen rein genetisch bedingt waren und nur wenig mit Lernen, mit Erfahrung sammeln oder mit Wachsen und Gedeihen zu tun hatten, waren die Drachen auch nicht motiviert, sich zu entwickeln. Innerlich zu wachsen oder dazu zu lernen. Wozu? Es war doch schon vorherbestimmt, wo sie in der Gesellschaft stehen würden und was sie zu tun hatten. Wenn überhaupt, lernten sie alleine durch Nachahmung der entsprechenden gesellschaftlichen Positionen. Etikette war ganz wichtig.

      "Das klingt ein wenig nach der Mentalität unserer Adeligen früher", sagte ich.

      "Gar nicht so abwegig, gut mitgedacht," lobte mich mein Drache. "Auch bei den Drachen entschied allein das blaue Blut über den Rang und die Zukunft in der Gesellschaft. Sie nannten ihr blaues Blut natürlich nicht so, sie hatten ja ihre eigene Sprache, diese Bezeichnung gaben ihm erst Menschen, die einen Drachen bluten sahen. Denn in der Atmosphäre der Erde, die viel mehr Sauerstoff enthält als die Atmosphäre ihres eigenen Planeten, färbte sich ihr Blut sofort nach Austreten an der Luft etwas bläulich. Das lag an einem höheren Kupferanteil, der oxidierte."

      Waren unsere Adligen etwa mit den Drachen verwandt? Plötzlich sah ich das ganze Gehabe unserer Adligen um Abstammung und blaues Blut in einem völlig neuen Licht. Mein Drache ignorierte diesen Gedanken jedoch und fuhr einfach fort:

      "Je blauer das Blut, desto höher stand dieser Drache in der Rangordnung, und das war das Wichtigste überhaupt für einen Drachen: Die Rangordnung in der Hierarchie. Seinen Staat hatte der Imperator so gut durchorganisiert, dass jeder genau wusste, wo sein Platz in der Befehlskette war. Und jeder Einzelne musste seinen Stammbaum über die männliche Linie, soweit es ging, ehrbar zurückverfolgen können. Sonst kam er in den Verdacht, dass da zum Beispiel vor zehn Generationen ein Bastard dabei war.

      Das Imperium

      Nach und nach kolonialisierten die Drachen auch andere Planeten, bis ein großes Imperium entstand, die nicht mehr zentral verwaltet werden konnten. Einzelne Teile des Imperiums kamen so unter die Herrschaft der Söhne des Tyrannen-Drachen, sie regierten an seiner statt. Diese Stellvertreter hatten dafür zu sorgen, dass der Strom an Lebenskraft, den sie neben Gold und anderen wertvollen Rohstoffen auf ihren Planeten ernteten, niemals abriss."

      "Wie meinst du das, 'die Lebenskraft ernten', Lebenskraft als Rohstoff?" fragte ich dazwischen. "Nein, nein, du musst bei mir jetzt nicht ganz von vorn anfangen, denn dass meine fokussierte Aufmerksamkeit einem anderen Menschen kraftvoll voranschieben konnte, machte ich mir in meinen Coachings ja schon lange zunutze. Meine Lebenskraft konnte im anderen mehr Lebensfreude und -kraft stimulieren. Aber umgekehrt - Lebenskraft ernten?"

      Mein Drache grinste. "Obwohl sich in deiner Gesellschaft und auf deinem Planeten fast alles darum dreht, hast du immer noch nicht begriffen, dass eure Lebenskraft (und Zeit) das Kostbarste ist, was ihr habt. In dem Buch 'Momo' wird die Kraft in 'Stundenblumen' gezählt (Lebenszeit) und die grauen Männer leben von den Stundenblumen der seelenvollen Menschen. Dieser Autor - Michael Ende - hat da etwas richtig gut begriffen und in ein wunderschönes und sehr tiefsinniges Buch umgesetzt.

      Neben all den anderen netten Annehmlichkeiten der Menschenhaltung wurdet ihr von den Drachen vor allem zur Gewinnung dieser Essenz 'gehalten'. Das ist schon interessant: Die Menschen haben angenommen, es ginge um Gold, um Macht, um Sex und Geld. Und sie haben immer das Naheliegende übersehen: Wie sie selbst ihren Bienen den Honig stehlen und ihnen ungesundes, reines Zuckerwasser stattdessen hinstellen, so erhalten sie auch nur Zuckerwasser, wo sie doch fleißig den Honig für andere sammeln. Doch lass uns erst mal bei den Drachen bleiben.

      Lebenskraft wurde als ein besonders kostbarer Rohstoff betrachtet, dessen Gewinnung bald gegenüber den materiellen Reichtümern in den Hintergrund trat. Jeder der Planeten ihres Imperiums wurde für die Bedürfnisse der Drachen ausgebeutet. Auch waren sie ausgezeichnete Raumfahrer und Technologen. Und bei ihrer Besessenheit darfst du dreimal raten, welche Forschungen sie vor allem vorantrieben: Natürlich brachte ihre Zivilisation auch die besten Gentechniker hervor!

      In diese Forschung hatten sie viel investiert, es war die Wissenschaft der Nutztierhaltung. Denn egal, wie intelligent und entwickelt die Wesen auf einem unterjochten Planeten auch waren, die Drachen warfen sie mit den Tieren in einen Topf. Es ging nur um Nützlichkeit, mehr Bedeutung gaben sie ihnen nicht. Die Wesen eines Planeten wurden entweder gefressen, gemolken oder mussten die Arbeiten verrichten, die den Drachen zu anstrengend, zu schmutzig, zu nass, zu trocken, zu laut oder zu gefährlich waren. Alles und jeder wurde ausgebeutet, und damit natürlich auch alle Bodenschätze und Naturkräfte."

      "Wie setzten sie das durch? Freiwillig ließen sich die versklavten Völker doch bestimmt nicht ausnutzen," warf ich ein.

      "Bei primitiven Kulturen genügte es, wenn sich die überlegenen Drachen ab und zu zeigten und ein paar Wunder taten, um als Götter verehrt zu werden, für höhere Zivilisationen erfanden sie komplizierte, gesellschaftliche Strukturen. Sie brachten sie bevorzugt in Konflikt miteinander (teile und herrsche - oder - wo zwei sich streiten, freut sich der Dritte) und stimulierten so unvorstellbare Grausamkeiten, Kriege, Wahn und Blutvergießen, Hass, Angst und Horror. Sie brauchten diese barbarischen Emotionen, um die begehrte Lebenskraft einzusammeln und auch, um Kräfte zu versorgen, die sie durch ihr Handeln bald auf den Plan gerufen hatten. Lebenskraft gewannen sie vor allem aus den Emotionen der versklavten Wesen! Je leidensfähiger die Individuen einer Spezies war, je mehr Gefühl sie entwickeln konnten, umso mehr emotionale Energie ließ sich aus ihnen gewinnen. Und diese emotionale Energie fließt immer dahin, wo die Aufmerksamkeit sie hinsendet. Die echten Tiere, die nur in einem sehr geringen Bewusstsein lebten, vor allem aber auch noch nicht getrennt von der Schöpfung, eigneten sich dazu nur sehr wenig, aber intelligente Sklavenrassen, die Denken und Fühlen konnten und gerade durch ihr Leiden ein großes Herz entwickelt hatten, das waren so richtig prachtvolle, emotionale Melk-Exemplare.

      Nachdem die Drachen diesen Zusammenhang einmal herausgefunden hatten, taten sie alles, um ihre versklavten Völker ständig irgendwo zu jeder Menge Emotionen zu stimulieren. Sie wurden geradezu virtuose Künstler darin, welche Emotionen sie wie hervorriefen. Das war für sie etwa so, wie wenn du deinen Kirschbaum schüttelst, damit die Kirschen sich unten auf dem Boden aufsammeln lassen. Mehr bedeutete es ihnen nicht, Hauptsache ganz viel Emotion von möglichst ganz viel Leuten gleichzeitig.

      Das Emotionale wurde mit der Zeit das bessere Geschäft. Für die höher entwickelten Sklaven auf den verschiedenen Planeten erfand man bald ganze Szenarien, um sie in Aufregung zu versetzen: Besondere gesellschaftliche Strukturen und Traditionen, Ungerechtigkeiten, Regeln, die sich kaum einhalten ließen, Widersprüche, verfeindete Lager und vor allem große Versammlungen, die dann die niederen Gefühle wie Angst, Horror, Hass und dergleichen besonders potenzieren konnten. Dafür eigneten sich öffentliche Bestrafungen und Hinrichtungen, die sich tief in die emotionale Kollektivpsyche der unterdrückten Völker einprägen ließen, aber auch militärische Aufmärsche und Massendemonstrationen. Alle СКАЧАТЬ