Название: Durch die Bank
Автор: Dieter Lüders
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783737565554
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„Die Bankenkrise macht viel Arbeit“, zwang Claudia sich eine Antwort ab.
„Ist das nicht nur eine Medienkampagne?“, fragte Eva-Maria und stellte den Pappkarton auf den Schreibtisch.
„Ja und nein“, resümierte Claudia. „Einerseits fällt viel weg, andererseits kommt manches Neue hinzu.“
„Ja, ja, der Lauf der Dinge, stetig ist nur der Wandel.“ Eva-Maria wartete auf eine Reaktion.
Claudia sah sie nahezu ehrfürchtig an. Eva-Maria hatte Klasse. Sie war nicht so wie die gehetzten jungen Fräuleins, die so viel Zeit mit ihren Smartphones und ihren Äußerlichkeiten verbrachten. Eva-Maria hingegen lag ihre Arbeit am Herzen. Sie machte nicht ihre Arbeit, ihre Arbeit machte sie.
„Ich bringe Ihnen Visitenkarten und Briefpapier, Kalender und Kugelschreiber, wegen der Corporate-Identity“, sagte Eva-Maria. „Wenn Sie möchten, dann können Sie sich unser Firmenlogo in ihre Blusen einsticken lassen. Wir haben da einen erstklassigen Schneider an der Hand.“
„Danke. Ich komme eventuell darauf zurück.“
„Wenn etwas ist, dann können Sie immer zu mir kommen. Ich habe hier die Fäden in der Hand, bei mir läuft alles zusammen. Willkommen in unserer Firma.“ Erneut reichte Eva-Maria ihr die Hand.
„Sie sind sehr nett, Frau Berg.“
Als Eva-Maria wieder gegangen war, kehrte für einen Moment Ruhe ein. Claudia sah sich um. Was für ein Büro! Edel und hochwertig, ein paar Blumen hätten noch gefehlt. Da klopfte es erneut. Peter kam herein.
„Frau Petersen, ich bin es noch einmal.“
Claudia setzte sich in ihren Chefsessel. Peter zog sich einen Drehstuhl heran und setzte sich ebenfalls hinter den Schreibtisch. Er kam Claudia ziemlich nah.
„Ich muss noch mal kurz mit Ihnen reden, damit wir uns nicht missverstehen“, setzte er an.
„Es tut mir leid, dass mein Vater Ihnen so viele Sorgen bereitet hat.“
„Das ist unser Geschäft, Frau Petersen, darum geht es nicht. Mir geht es hauptsächlich darum, dass Sie vielleicht noch etwas Einfluss auf Ihren Vater nehmen können.“
„Ich weiß, nicht wegen meiner Reputation, das ist mir klar“, bestätigte sie.
„Wenn Sie es schaffen, dass unser Schaden möglichst klein bleibt, oder wenn Sie das Wunder vollbringen, dass die Landmaschinenfirma wieder in die schwarzen Zahlen kommt“, Peter runzelte die Stirn, weil er daran nun wirklich nicht glaubte. „dann bleibt das mit den USA unter uns.“
„Weil ich die Bank da drüben ruiniert habe? Woher wissen Sie das eigentlich so genau?“
„Achtzig Mitarbeiter, wegen der Immobilienkrise? Das stand in der englischen Fachpresse. Wie haben Sie das gemacht?“
„Wie viele andere auch. Wir haben gut an den Bauherren verdient. Nach und nach sind die Bedenken zerflossen, bis wir letztendlich keine Sicherheiten mehr verlangt haben. Alle haben das so gemacht, und ich nicht anders.“
„Sie sind sehr ehrlich. Woher haben Sie das?“
„Ich habe ein Gewissen, was über mich wacht. Bei mir war es auch die Freude, dass amerikanische Familien sich ihr eigenes Häuschen leisten konnten. Es war nicht nur die Gier.“
„Unglaublich! Was musste da für eine Goldgräberstimmung geherrscht haben! Da konnte man ja nur verlieren.“ Peter ging wieder auf Abstand.
„Es hat alle erwischt. Der Immobilienmarkt war so ziemlich das Lukrativste. Wein und alte Autos gehen noch immer, Büros kommen auch wieder, das ist wie hier.“
„Die Globalisierung! Verstehe! Schön, dass mal von jemandem zu hören, der das mitgemacht hat“, erklärte Peter. „Wissen Sie, reden tun sie alle darüber. Experten schreiben sich die Finger wund. Aber so richtig dabei, das waren die Wenigsten. Und wenn, dann sind sie jetzt erst mal weg vom Fenster.“
Peter stand wieder auf und schob den Drehstuhl auf die andere Seite des Schreibtisches. Claudia wurde etwas leichter ums Herz. Niemand mochte es, wenn einem der Chef derart auf den Pelz rückte.
„Ich bin Ihnen unglaublich dankbar, dass Sie mir eine Chance gegeben haben“, ergänzte Claudia. „Eigentlich sogar zwei Chancen.“
„Ach, Sie meinen, wegen vorhin.“
„Hmm.“
„Da können Sie sich bei meinem Sohn bedanken. Er hat mich da zurück auf den Boden geholt.“
„Das werde ich. Und ich werde Sie nicht enttäuschen. Ich habe nämlich etwas mitgebracht, aus Amerika.“.
„Eine Erfahrung?“
„Ja. Ich habe gelernt, dass man für Geld nicht alles machen darf. Die Sicherheit, die Geld verspricht, hat Grenzen, und die können einem ein überraschendes Ende bereiten.“
„Ganz meiner Meinung. Immer den Verstand benutzen und sich auch mal auf den Boden der Tatsachen holen lassen. Wir verstehen uns!“ Peter ging zur Tür.
Claudia war es plötzlich unangenehm, dass Peter sich entfernte. Sie spürte eine Leere um sich herum. Kälte umschlich sie, und sie wünschte sich, er wäre noch geblieben. Seine Stimme klang jetzt so entspannt und nicht mehr so unsicher herrisch. War es Vertrauen? Es konnte nur Vertrauen gewesen sein. Peters Unsicherheit war gewichen. Er hatte sie angenommen und ihr geglaubt.
Hätte sie Zeit gehabt für den Gedanken, dann hätte sie ihn noch gehabt. Als Peter aus der Tür war, da klopfte es erneut, und Manuel trat herein. Dann hatte sie den Gedanken nicht mehr, dass sie sich solche Wärme auch vom Sohn gewünscht hätte. Aber sie spürte es. Die Leere wich, es wurde nicht kalt um ihr Herz, als er näher kam. Gerne hätte er sich auch den Drehstuhl nehmen und sich auf ihre Seite des Schreibtisches setzen können. Doch er behielt Distanz, und schnell war Claudia klar, dass es hier in diesem Büro um Geschäfte ging - und in diesem speziellen Fall um ein heikles Unterfangen, an welches niemand mehr glaubte.
„Und? Schon mal wegen einem Zimmer telefoniert?“, fragte Manuel sie.
„Daran habe ich noch gar nicht gedacht.“
„Ich lasse Frau Berg zwei Zimmer buchen. Für morgen oder übermorgen? Ich weiß nicht, wie Sie es geplant haben?“
„Ich will mir auf alle Fälle erstmal die Akten ansehen.“
„Das ist ja schon mal ein guter Anfang“, bestätigte Manuel. „Da haben wir echt einen schweren Fall. Wenn da schon ein vorläufiger Insolvenzverwalter seinen Daumen drauf hat.“
„Dafür hätte ich schon eine Idee, aber das müsste Ihr Vater absegnen.“ Claudia sah Manuel an. „Wir müssten vielleicht unsere Forderungen herunterschrauben, dann würde der Insolvenzgrund wegfallen.“
„Das ist eine sehr gute Idee. Aber Sie haben recht, das müsste mein Vater absegnen, und Ihr Vater eventuell auch, sonst СКАЧАТЬ