Durch die Bank. Dieter Lüders
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Название: Durch die Bank

Автор: Dieter Lüders

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9783737565554

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      „Sie, Frau Petersen und du, Manuel, ich vertraue euch. Enttäuscht mich nicht, ich habe viel Geld in die Landmaschinenfirma investiert. Rettet den Laden, oder holt mir mein Geld zurück. Wie ihr das macht, das ist mir egal. Ich will nur nicht in der Presse lesen, dass Kunden unserer Bank pleite gehen. Was wirft denn das für ein Bild auf uns?“

      Manuel sah Claudia kurz an. Ihr Blicke trafen sich, und sie begannen zu lächeln.

      „Klar“, sagte Manuel.

      „Klare Ansage. Ok. Wir tun, was wir können.“

      Peter haute die Zettel auf den Tisch.

      „Versteht mich denn hier niemand? Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Die Landmaschinenfirma untersteht jetzt dem Gericht.“

      Manuel wollte etwas sagen, aber was sollte er dazu sagen? Er war doch kein Zauberer. Die normale Arbeit eines Bankangestellten war ihm schon suspekt, und sich jetzt noch weiter aus dem Fenster lehnen? Das war eher etwas für Experten, für abgebrühte Profis, die mit allen Wassern gewaschen waren. Für Leute wie Claudia. Leute, die Banken durch Weltwirtschaftkrisen führen konnten. Er bekam nach und nach weichere Knie. Sollte er jetzt schweigen und gehen, oder sollte er große Versprechen machen?

      Claudia hatte fast die selben Gedanken. Noch eine Pleite einkassieren oder sich aufbäumen? Alles oder nichts. Wenn die Landmaschinenfirma wirklich am Ende wäre, dann konnte sie ihren Vater ebenso abschreiben. Sie könnte ins Familienalbum eintragen oder auf seinen Grabstein eingravieren lassen: Hier ruht mein Vater, er hat sich totgesoffen, weil ich seine Firma nicht retten konnte. Andererseits schoss ihr der Gedanke durch den Kopf, dass sich Stresshormone auch zu einem Angriff vortrefflich eigneten.

      „Mit allen Mitteln?“ fragte sie und sah Peter mit festem Blick an.

      Peter fiel eine Gerölllawine vom Herzen. Er sah an die Decke, klatschte beide Hände zusammen und atmete tief durch.

      „Frau Petersen! Sie sind ein Engel. Manuel, Sohn! Die Frau hat es! Wenn du bloß auch etwas von ihrem Kampfgeist hättest.“

      Manuel kam sich plötzlich schäbig vor. Kleingläubig lächelte er Claudia an. Sie konnte sich sehr gut in seine Lage versetzen. Genauer gesagt, war sie in seiner Lage. Sie war und dachte so, wie es Peter sich von seinem Sohn immer gewünscht hatte. In der Hoffnung, dass sich Manuel von Claudia eine Scheibe abschneiden konnte, wurde es für ihn zur Gewissheit: Er hatte ein Traum-Team geboren.

      Für alle drei Beteiligten war es zwar nicht nötig, die Hintergründe dieser betriebssoziologischen Quadratur des Kreises zu kennen, aber besser wäre es gewesen. Denn Manuel fühlte sich klein und hilflos, Claudia fühlte sich übermächtig und war es nicht. Peter war selig: „Frau Petersen, sie sind jetzt die direkte Vorgesetzte von meinem Sohn. Manuel, du machst, was sie dir sagt, und dann wird alles gut.“

      Aus Manuels Ohnmacht wurde erst Verzweiflung und dann Aggression. Er kochte innerlich, dachte an seine Kreditkarte und den Sportwagen. Das Feuer in ihm wurde größer, und es brodelte in ihm wie in einem Vulkan, dessen größtes Verlangen es war, dieses Büro mit geschmolzenem Gestein durchzuspülen... Manuel nahm die Zettel, auf denen die Zahlungseingänge aufgelistet waren, und zerriss sie.

      „Na bitte. Wir haben uns also verstanden?“, fragte Peter und sah sich die beiden vergewissernd an. Auch er nahm seine Zettel und zerriss sie. Claudia fiel nichts besseres ein, als den neiden ihre zerrissenen Papierreste abzunehmen und sie in den Papierkorb zu werfen.

      „Sein oder nicht sein. Nie wieder verlieren!“, kommentierte Claudia das.

      Manuel sah sie kurz an, er meinte verstanden zu haben, dass sie schon einmal verloren hatte. Ihm war der Gedanke des Verlierens fremd. Er hatte ja noch nie gekämpft, nicht mit dem Abitur und auch nicht während des Studiums. Er hatte immer alles, was er brauchte, gutes Essen, viel Bewegung auf dem Tennisplatz, allem voran, und so konnte er auch sorglos die besten Noten liefern. Nur das mit dem Studienabschluss fehlte noch. Mit dem „Master of Business Administration“ in der Tasche, besser bekannt als „MBA“, wären die lustigen Zeiten vorbei. Sein Vater hingegen hatte schon so manchen Gegner aus dem Feld geschlagen. Der fing nach dem Krieg als Aktenbote in einer Bank an. Dann ließ er sich eine Lehre anerkennen und machte sein erstes Geschäft als Geldverleiher. Mit eben diesem Horst Wohlert, der nun nicht mehr zahlte. Manuels Wut auf seinen Vater war verflogen. Jetzt aber war es Peter, der wütend wurde - auf Horst.

      „Die Zahlen sprechen Bände“, sagte Peter. „Kleine Planänderung, ihr müsst die Landmaschinenfirma wohl leider abwickeln, beziehungsweise, seht mal, was ihr da noch rausholen könnt.“

      Jetzt ging Claudias Puls hoch. „Was?“, rief sie.

      Sie war angetreten, das Lebenswerk ihres Vater zu retten, und nun sollte sie vom Gärtner zum Bock gemacht werden?

      „Das geht doch gar nicht“, sagte sie und meinte, dass diese wenigen Worte einen Peter Schlüter hätten umstimmen können. „Das Insolvenzrecht sieht eine Sanierung vor.“

      „Das weiß ich auch. Aber erstens ist die Eröffnung der Insolvenz noch in relativ weiter Ferne, und zweitens“, fuhr er fort, „Sie, Frau Petersen, Sie haben da sicherlich gewisse Möglichkeiten, die die anderen Gläubiger nicht haben.“

      Manuel hatte zwar immer gute Noten, aber Praxis fehlte ihm gänzlich. Er konnte nur zuhören. Aber viel hörte er nicht mehr, denn Claudia Petersen ging zur Tür.

      „Ich kündige!“, sagte sie nur noch, verließ das Büro und schloss die Tür hinter sich.

      „Ich kann da wenig mitreden, aber eins weiß ich: Wenn ich einmal so werden sollte wie du, dann erschieß mich!“ Manuel hatte einen bestimmenden Ton. Noch nie hatte er so entschlossen zu seinem Vater geredet. Er kannte das nicht von sich. Peter hatte Manuel auch noch nie so erlebt. Hatte er hier wirklich etwas falsch gemacht? Als Privatbankier taten ihm die Verluste der Wohlert Landmaschinenfirma persönlich weh, und das über eine längere Zeit. Er meinte richtig gehandelt zu haben. Er gab Claudia eine berufliche Chance und fühlte sich sogar noch als Samariter, aber er zweifelte tatsächlich, und er äußerte seine Bedenken.

      „Manuel, es tut mir leid! O.k.! Es war Quatsch von mir. Da sind zwei Menschen, die etwas anderes von mir erwartet haben. Aber warum ist sie einfach abgehauen?“

      „Vielleicht glaubt sie, dass es keinen Sinn hat, mit so einem harten Kerl wie dir zu reden. Ich bin dann auch weg. Ich geh jetzt endgültig, um die Welt zu umsegeln. Mach's gut Papa“, sagte Manuel und sah Peter in der Hoffnung an, er möge klein beigeben. Er tat es.

      „O.k.! Du bist der Dritte, der von mir etwas anderes erwartet hat. Manuel, sag mir, was soll ich tun?“

      „Wenn du das nicht weißt, Papa, dann bestätigt das meine Entscheidung.“

      Manuel wollte nun wirklich gehen, aber Peter wusste genau, was man von ihm verlangte. Er realisierte es nur zaudernd.

      „Manuel! Herrgott noch mal! Bleib hier, du störrischer Bengel.“

      Manuel blieb stehen. Er stand da wie Lots Frau, die sich umgedreht hatte und zur Salzsäule erstarrte. Manuel hatte sich aber noch nicht umgedreht. Er hielt die Türklinke in der Hand und lauschte. Peter suchte nach Worten, und es dauerte recht lange, bis er von seinem Ross herunter war.

      „Ihr könnt die Landmaschinenfirma sanieren. Meinetwegen beisst euch die Zähne daran aus. Das könnte ich verkraften, aber ich will dich nicht verlieren.“

      Manuel СКАЧАТЬ