Название: Kannst Du lieben?
Автор: Alice Zumbé
Издательство: Bookwire
Жанр: Изобразительное искусство, фотография
isbn: 9783738053753
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Dann war er da. Der Moment. Er hatte mich noch zur Tankstelle begleitet und fuhr mit mir kurz um die Ecke, wo ich am Straßenrand halt machen konnte. Ich stieg aus und schritt ihm entgegen, denn er war auch schon aus dem Wagen gesprungen. Wir sahen uns an und umarmten uns dann wortlos, fest und innig. Ich fühlte wie seine und meine Emotionen hoch gespült wurden, uns regelrecht die Sprache verschlugen. Kurz lösten wir uns, um uns nochmals zu umarmen. Dann bedankte er sich voller Rührung bei mir für den Besuch, weil ich soviel positive Energie dorthin gebracht hätte, die er und die Menschen gespürt haben. Es war ein Moment voller Dankbarkeit und Liebe. Ohne Verlangen und bedingungslos.
Doch das „Verliebt sein“ sollte mich noch ein Stück des Weges begleiten, der Rausch, der auch mein Ohr nicht in Ruhe ließ.
Auf dem Rückweg nach Düsseldorf hielt ich nur einmal an, um zu tanken und um ihm eine Nachricht zukommen zu lassen. Ich schrieb ihm, was ich zuvor bei der Verabschiedung nicht sagen konnte, weil ich erst diesen Abstand brauchte und mir auch vorher der Mut fehlte. Die Nachricht lautete: „Ich liebe Dich. Bedingungslos.“ Und in diesem Moment fühlte ich es genau so. Ich fühlte mich frei und glücklich. Hatte ich doch zum ersten Mal für mich bewusst bedingungslose Liebe erfahren, auch wenn es nur ein Moment lang dauerte und ich noch weitere Geschichten erleben würde, die mich lehrten, was es bedeutet dies auch zu leben. Denn ich war noch lange nicht soweit alles zu verstehen. Aber vor allem war ich dankbar dafür, dass ich dies mit diesem Mann erleben durfte, der heute noch ein gern gesehener Freund und ein liebenswerter, toller Mensch ist. Diese Geschichte sollte dann auch für mich der Beweggrund sein, mich mit dem Thema „Liebe“ theoretisch so intensiv auseinanderzusetzen, wie ich es in diesem Umfang in meinem Leben noch nie getan hatte. Im Rückblick war es ein Meilenstein, der für meine persönliche Entwicklung von großer Bedeutung war.
Zurück in Düsseldorf erwartete mich meine Freundin Nina, die zu diesem Zeitpunkt gerade Besuch aus Hamburg bekommen hatte. Branco kannte ich bisher nur über gemeinsame Telefonate, den Erzählungen von Nina und regelmäßigen Chat-Nachrichten in der virtuellen Welt. Was ich damals noch nicht ahnte, dass er der Auslöser für das Projekt „Das Büro der Liebe“ war. Doch dazu später mehr.
Zunächst wollte ich mit den beiden Zeit verbringen, um mit ihnen auch meine Erlebnisse zu teilen. Ich freute mich sehr über die erste Begegnung mit Branco in der realen Welt, diesen wunderbar verrückten Menschen, der für jeden Spaß zu haben war und auch immer ein offenes Ohr hatte für die tiefsinnigen Dinge des Lebens. So manche Lebensgeschichte hatten wir uns schon erzählt und uns ausgetauscht über unsere Gefühlswelten. Meistens zu dritt mit einem Höchstmaß an Humor.
Am Morgen nach meiner Ankunft verabredeten wir uns dann im Café und das erste Zusammentreffen in der realen Welt hielt meiner Vorstellung stand. Es war grandios. Branco und ich begrüßten uns wie alte Freunde, die sich schon lange kannten und sich nun endlich wieder trafen. Freundschaftliche Liebe, mein Liebesrausch und die Wiedersehensfreude auch von Nina und mir trafen aufeinander und machten den Moment unvergleichlich. Kaum, dass Worte erzählen können, wie wir es fühlten und erlebten. Ich sprudelte über in meinen Erzählungen über das gerade geschehene und war froh endlich davon erzählen zu können, es mit zweit tollen Menschen zu teilen. Für mich war es auch die Möglichkeit es ein Stück loszulassen und zu verarbeiten, so dass ich wieder mehr im Hier und Jetzt leben konnte. Es waren wundervolle Tage angefüllt mit Lebensfreude, Ausgelassenheit, Vergnügen und – wie kann es anders sein – mit Liebe. Wir lebten das Leben und erfreuten uns an dem anderen, als wenn es kein Morgen gäbe. Wir redeten unendlich viel über die Liebe und so geschah es, dass Branco in einem heiteren Moment die folgende Äußerung von sich gab: „Ihr zwei müsstet eigentlich das Büro der Liebe eröffnen.“. Nina und ich lachten herzlich darüber und kommentierten seine Worte mit: „Was soll das denn bitteschön sein.“. Und damit beließen wir es auch bei dem Gedanken an diese Idee und gaben uns wieder dem Fluss des Lebens hin.
5. Kapitel: Die Liebe zu meinem Sohn.
Nach Branco´s Abreise meldete sich am 08. Mai 2013 mein Sohn Daniel telefonisch bei mir. In den letzten Monaten hatten wir nur wenig Kontakt gehabt, denn er hatte es so entschieden. Ich respektierte dies, weil er schon lange sein eigenes Leben führte und ich über die Jahre gelernt hatte mein Kind loszulassen. Ich hatte ihm seine Flügel gegeben, damit er nun auch selber fliegen konnte, auch wenn dies manchmal bedeutete, dass ich den ein oder anderen Sturz sah und es nicht verhindern konnte.
Wir verabredeten uns für den nächsten Tag in einem Café und ich spürte schon während des Telefongesprächs, trotz der wenigen Worte, die wir wechselten, dass es ihm nicht gut ging. Vorbereitet auf mein Kind, das wieder einmal gestürzt war, begab ich mich zum vereinbarten Treffpunkt. Ich war so voller Liebe in mir, dass ich wusste, was auch immer er mir an negativen Erlebnissen und Gefühlen mitbrachte, ich würde es aushalten und einfach für ihn da sein, egal was kommt.
Dann trat mir ein Mensch entgegen, der in diesem Moment seinen ganzen Schmerz, die Niedergeschlagenheit, die Enttäuschung, die Wut, die Hilflosigkeit und die fehlende Selbstsicherheit ausstrahlte. Ich konnte nur eines tun. Zuhören. Und ihm so vielleicht die Möglichkeit bieten alle diese Gefühle ein Stück loszulassen. Es war kein leichtes Gespräch, aber ich fühlte mich stark genug seine Last für den Moment zu tragen und ich brachte die positive Energie mit, dies es brauchte, um dem persönlich entgegen zu stehen. Nachdem er schweren Herzens seine Geschichten erzählt hatte, verweilten wir einen Moment im Schweigen. Dann fragte ich ihn, wo die Liebe bei ihm ist. Ich berührte damit sein Herz und weil er sich gerade schwach und leer fühlte, beantwortete er die Frage damit, dass er es nicht weiß, sie einfach gerade nicht da sei und er glaube, dass er sie verloren hat. Dann begann ich ihm von meinen Erlebnissen der letzten Wochen zu erzählen, die von Liebe getragen waren. Ich erzählte von den wunderbaren Menschen in meinem Leben, mit denen ich in Liebe verbunden bin. Er hörte mir zu und öffnete für einen Spalt breit sein Herz. Ich freute mich, dass er dies zuließ und spürte aber auch wie viel Kraft es ihn gekostet hatte. Nach einer Weile waren alle Worte gesagt und ich wusste, dass die Zeit gekommen war uns zu trennen. Er ließ mich einen kurzen Augenblick alleine, den ich nutzte, um ihm einen Text auf sein Handy zu schicken, den ich wenige Tage zuvor entdeckt hatte. Er lautete:
„Die Liebe. Wenn die Liebe ruft, nehmt ihren Ruf an, selbst wenn der Weg mühsam und beschwerlich ist. Und wenn ihre Schwingen sich öffnen, gebt euch hin, selbst wenn das Schwert, das dort verborgen ist, euch am Ende verwundet. Und wenn die Liebe zu euch spricht, glaubt ihr, selbst wenn ihre Stimmen eure Träume zerstört wie der Nordwind den Garten. Denn die Liebe krönt euch und kreuzigt euch. Sie lässt die Zweige wachsen, die sie stutzt. Sie knetet die Menschen wie Teig, bis sie biegsam und geschmeidig sind... Solltet ihr aber aus Angst in der Liebe nur Frieden und Lust finden wollen, dann entfernt euch besser von ihrer Tür und sucht eine andere Welt, in der ihr lachen könnt, doch nicht mit aller Freude, in der ihr weinen könnt, doch ohne alle Tränen aufzubrauchen. Die Liebe gibt nichts und bittet um nichts, nur um sich selber. Die Liebe besitzt nicht und wird nicht besessen, da sie sich selber genügt. Und versucht nicht, ihren Lauf zu beeinflussen: Denn wenn die Liebe uns für würdig hält, wird sie uns dort hinführen, wohin wir gelangen sollen.“ (Paulo Coelho)
Wir verließen den Ort der Zusammenkunft und gingen noch gemeinsam ein Stück des Weges. Die Zeit des Abschieds war da. Wir standen uns mit etwas Abstand gegenüber und aus tiefstem Herzen ließ ich meinen Gefühlen Raum für die richtigen Worte. „Daniel, ich liebe Dich. So wie Du bist. Egal was war oder was kommen wird.“ Dann drehte ich mich um und ging weg. Es war Liebe da. Die Liebe zu meinem Sohn. Und ich vertraute meinem Kind, dass es seinen Weg finden würde. Ich fühlte mich glücklich über diese Begegnung und bis heute fühle ich das Glück jedes Mal, wenn wir aufeinandertreffen. Drei Stunden später sah ich, dass Daniel den Text auf seinem facebook-Profil veröffentlicht hatte und ich wusste, dass er sie wiedergefunden hatte. Die Liebe.
An dem folgendem Sonntag СКАЧАТЬ