Die sieben Masken des Teufels. Eva Siebenherz
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Название: Die sieben Masken des Teufels

Автор: Eva Siebenherz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742796578

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СКАЧАТЬ ich versuchte es.

      Zwei Hände, hart wie Stahlzangen, bohrten sich in meine Schultern und zwangen mich, sitzen zu bleiben. Die Fratze sah aus wie der Teufel höchstpersönlich und er kam näher. Plötzlich teilte sich die Gestalt oberhalb der Gürtellinie: ein Teufel mit zwei Köpfen. Einer links hinter dem Licht, einer rechts. Die linke Gestalt fing an zu sprechen mit der sanften Stimme von Hr. Schmidt.

      »Sie haben bei der Polizei zu Protokoll gegeben, dass Markus Müller sie auf das Gröbste misshandelt habe, stimmt das?«. Ich versuchte mich an Markus und an die Geschehnisse zu erinnern, aber da war nichts. Ich blieb die Antwort schuldig.

      Völlig unerwartet trat die rechte Gestalt vor und schlug mir wieder mit der Faust ins Gesicht.

      Für den Bruchteil einer Sekunde meinte ich das Gesicht von Klaus Kinski zu erkennen, und dann war alles weg. Rote, wallende Nebelschwaden glitten über mich hinweg, darin waren viele Finger, die wie Nadeln auf meinen Körper einstachen.

      Stöhnend versuchte ich ihnen zu entkommen, indem ich mich zur Seite rollte und öffnete die Augen. Nein, ich öffnete mein linkes Auge. Mehr ging nicht. Essen würde ich auch nicht mehr können. Jemand hatte mir den Kiefer gebrochen, damit hatten sich vorerst auch die Verhöre erledigt, glaubte ich. Doch ich wurde wieder geholt und in einen Keller gebracht. Dort musste ich mich ausziehen und nackt an den Tisch zu Hr. Schmidt setzen.

      Warum nackt? Nackt und ein paar uniformierte Männer Drumherum? Größer kann die Demütigung eines Menschen fast nicht sein. Frauen, die bei solch einem Verhör ihre

      Periode hatten, durften nicht einmal ihren Schlüpfer anbehalten. Nicht nur, dass sie das auch noch saubermachen mussten.

      Nein, sie wurden für die »Sauerei«, die sie da anrichteten, auch noch bestraft. Wieder Schmidt. Es war derselbe attraktive Mann, nur hatte er diesmal die hypnotisierende Wirkung einer Uniform gewählt.

      Er legte mir Papier und Bleistift hin.

      »Wenn Sie nicht reden wollen, dann schreiben Sie. Ich kann Ihnen nur raten, es auch tatsächlich zu tun.«.

      Aber was sollte ich schreiben? Ich erinnerte mich an nichts. Und das habe ich aufgeschrieben. Der Aufseher zerrte mich vom Stuhl, fesselte meine Hände und führte mich in eine Ecke. Dort stand ein großer glühender Kanonenofen. Er machte die Kette an meinen Händen an einem Haken über meinem Kopf fest. Schreien konnte ich nicht. Ich fing an wie ein wildes Tier zu jaulen. Der Aufseher machte meine Füße ebenfalls mit einer Kette an einem Haken im Boden fest. Und dann fing er an seinen Stiefel in mein Kreuz zu stemmen. Erst wenig, dann immer mehr. Und je stärker er stemmte, desto näher kam mein Körper an den glühenden Ofen heran. Es wurde immer heißer. Immer näher.

      In diesem Moment half mir mein Körper und ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder einigermaßen bei mir war, wurde ich wieder an den Tisch gesetzt.

      Diesmal stand hinter diesem Schmidt Markus und grinste mich schmierig an.

      Mir wurde ein Text diktiert, der Markus aller meiner Beschuldigungen enthob und in dem ich mich selbst als Lügnerin deklarierte. Damit hatte ich mein eigenes Urteil unterschrieben. Ich erwachte in einer Zelle ohne Licht. Einzelhaft. Tage. Wochen.

      Wie lange? Keine Ahnung. Schemenhafte Umrisse erschienen und gingen wieder, wenn der Scheinwerfer über das winzige Zellenloch an der Wand glitt.

      Die eiskalte Luft, die du einatmetest, war eine transparente Wolke beim Ausatmen. Man war versucht, danach zu greifen, weil man sonst nichts hatte.

      Doch ich tat es nicht, weil diese schwebende Form für Sekunden das einzig Schöne in dieser hässlich kalten Umgebung war. Ohne Kommunikation, ohne Ansprache, nur durch befehlende Gestik massiv fremd gesteuert und zum wesenlosen Tier degradiert. Auch das hatte Methode.

      Jeden kleinsten Laut, der aus Versehen zu dir durchkam, hast du wie eine Droge in dieser zwanghaften Enge aufgesogen.

      Du hast getanzt, geschrien, gesungen. Nur um Geräusche wahrnehmen zu können.

      Und hast mit angehaltenem Atem darauf gewartet, dass irgend etwas deine eigenen Geräusche durchbrechen und dir damit suggerieren würde, dass du am Leben und nicht allein wärst. Doch meistens kam nichts.

      Ein 4 qm kleines Universum, mit mir als Mittelpunkt und sonst nichts. Jegliches Zeitgefühl ging mir verloren. Einmal am Tag öffnete sich die Tür. Kübel leeren und Wassersuppe. Kein einziges Wort.

      Nur befehlende Gestik und zwingender Augenkontakt.

      Nach ein paar Tagen hörte ich ein Klopfen.

      Immer wieder. Irgendwann erkannte ich, dass das Klopfen methodisch war. Ich klopfte zurück.

      Es dauerte eine ganze Weile, bis ich begriff, dass da jemand versuchte, mir das ABC zu vermitteln.

      Nach drei Tagen wusste ich, dass mein Zellennachbar Paul hieß und dass er vierzehn Jahre alt war.

      Wie bitte? Das hatte ich bestimmt falsch verstanden. Doch es kam keine Antwort mehr.

      Was war passiert? Mit mir passiert? Wieso Polizei und wieso Markus? Ich zermarterte mir das Hirn. Mein Unterbewusstsein spielte mir zwar hin und wieder Bilder zu, aber einordnen konnte ich sie nicht. Wieder wurde ich verlegt, auch wieder völlig isoliert. Und wieder erfolgten Befragungen, aber diesmal ganz normale. Ohne Schläge, ohne

      Misshandlungen. Das hatte zur Folge, dass ich anfing, mich bruchstückhaft zu erinnern. Und genau darin schien der Fehler zu liegen.

      Mitten in der Nacht ging die Tür auf. Drei weiß bekittelte Männer betraten den Raum. Zwei packten mich an den Oberarmen und hielten mich fest, während mir der Dritte eine Spritze in die Vene jagte. Dann bekam er einen Stuhl gereicht, setzte sich hin und beobachtete mich. Mir war heiß und ich wurde müde.

      Ich schlief ein, es war ein unruhiger Schlaf. Schemenhafte Gestalten mit riesigen Köpfen tanzten um meine Pritsche herum. Sie streckten ihre krallenartigen Klauen aus und versuchten mir die Bettdecke wegzuziehen.

      Doch dann waren sie plötzlich weg und ich schlief relativ ruhig bis zum Morgen.

      Diese Prozedur mit der Spritze und der Beobachtung durch den Arzt wiederholte sich jetzt täglich.

      Meine Schlafphasen wurden kürzer, die Dämonen und Kreaturen größer und schrecklicher. Ich unterdrückte den Schlaf, um ihnen nicht mehr begegnen zu müssen. Doch das funktionierte nur bedingt.

      Sofort wurde das Zimmer taghell und es erscholl Marschmusik mit ohrenbetäubender Lautstärke. Nach ein paar Sekunden war es wieder absolut still. Wieder schlief ich ein. Und wieder kam die taghelle Marschmusik. Immer und immer wieder. Ich fing an zu halluzinieren. Ganz langsam wie in Zeitlupe öffnete sich die Tür und ein Männlein im weißen Kittel mit einem überdimensionalen Ochsenkopf schob sich in das Zimmer, blieb vor mir stehen und grinste mich breit an:

      »Na also, jetzt sind wir ja so weit. Hat zwar etwas länger gedauert, aber egal. Das Ergebnis zählt.« Das Zimmer verwandelte sich in ein lebendiges Kino. Ich wurde von Szene zu Szene mitgetragen. In einer saß ich auf einer Wiese und spielte mit meinen Kindern.

      Im nächsten Augenblick befand ich mich in einem Keller und wurde von mehreren schrecklichen Dämonen hochgehoben und weggeschleudert und СКАЧАТЬ