Название: Heidis Lehr- und Wanderjahre
Автор: Johanna Spyri
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742704849
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das Sonntagskleidchen über das Alltagszeug angezogen, um der
Kürze willen, damit niemand es tragen müsse. Blitzschnell war
auch das Alltagsröcklein weg, und nun stand das Kind im
leichten Unterröckchen, die bloßen Arme aus den kurzen
Hemdärmelchen vergnüglich in die Luft hinausstreckend. Dann
legte es schön alles auf ein Häufchen, und nun sprang und
kletterte es hinter den Geißen und neben dem Peter her, so leicht
als nur eines aus der ganzen Gesellschaft. Der Peter hatte nicht
achtgegeben, was das Kind mache, als es zurückgeblieben war.
Wie es nun in der neuen Bekleidung nachgesprungen kam, zog er
lustig grinsend das ganze Gesicht auseinander und schaute
zurück, und wie er unten das Häuflein Kleider liegen sah, ging
sein Gesicht noch ein wenig mehr auseinander, und sein Mund
kam fast von einem Ohr bis zum anderen; er sagte aber nichts.
Wie nun das Kind sich so frei und leicht fühlte, fing es ein
Gespräch mit dem Peter an, und er fing auch an zu reden und
mußte auf vielerlei Fragen antworten, denn das Kind wollte
wissen, wie viele Geißen er habe und wohin er mit ihnen gehe
und was er dort tue, wo er hinkomme. So langten endlich die
Kinder samt den Geißen oben bei der Hütte an und kamen der
Base Dete zu Gesicht. Kaum aber hatte diese die
herankletternde Gesellschaft erblickt, als sie laut aufschrie:
herankletternde Gesellschaft erblickt, als sie laut aufschrie:
»Heidi, was machst du? Wie siehst du aus? Wo hast du deinen
Rock und den zweiten und das Halstuch? Und ganz neue Schuhe
habe ich dir gekauft auf den Berg und dir neue Strümpfe
gemacht, und alles fort! alles fort! Heidi, was machst du, wo hast
du alles?«
Das Kind zeigte ruhig den Berg hinunter und sagte: »Dort!«
Die Base folgte seinem Finger. Richtig, dort lag etwas und oben
auf war ein roter Punkt, das mußte das Halstuch sein.
»Du Unglückstropf!« rief die Base in großer Aufregung;
»was kommt dir denn in den Sinn, warum hast du alles
ausgezogen? Was soll das sein?«
»Ich brauch' es nicht«, sagte das Kind und sah gar nicht
reuevoll aus über seine Tat.
»Ach du unglückseliges, vernunftloses Heidi, hast du denn
auch noch gar keine Begriffe?« jammerte und schalt die Base
weiter; »wer sollte nun wieder da hinunter, es ist ja eine halbe
Stunde! Komm, Peter, lauf du mir schnell zurück und hol das
Zeug, komm schnell und steh nicht dort und glotze mich an, als
wärst du am Boden festgenagelt.«
»Ich bin schon zu spät«, sagte Peter langsam und blieb,
ohne sich zu rühren, auf demselben Fleck stehen, von dem aus
er, beide Hände in die Taschen gesteckt, dem
Schreckensausbruch der Base zugehört hatte.
»Du stehst ja doch nur und reißest deine Augen auf und
kommst, denk' ich, nicht weit auf die Art!« rief ihm die Base
Dete zu; »komm her, du mußt etwas Schönes haben, siehst du?«
Dete zu; »komm her, du mußt etwas Schönes haben, siehst du?«
Sie hielt ihm ein neues Fünferchen hin, das glänzte ihm in die
Augen. Plötzlich sprang er auf und davon auf dem geradesten
Weg die Alm hinunter und kam in ungeheuren Sätzen in kurzer
Zeit bei dem Häuflein Kleider an, packte sie auf und erschien
damit so schnell, daß ihn die Base rühmen mußte und ihm
sogleich sein Fünfrappenstück überreichte. Peter steckte es
schnell tief in seine Tasche, und sein Gesicht glänzte und lachte in
voller Breite, denn ein solcher Schatz wurde ihm nicht oft zuteil.
»Du kannst mir das Zeug noch tragen bis zum Öhi hinauf,
du gehst ja auch den Weg«, sagte die Base Dete jetzt, indem sie
sich anschickte, den steilen Abhang zu erklimmen, der gleich
hinter der Hütte des Geißenpeter emporragte. Willig übernahm
dieser den Auftrag und folgte der Voranschreitenden auf dem
Fuße nach, den linken Arm um sein Bündel geschlungen, in der
Rechten die Geißenrute schwingend. Das Heidi und die Geißen
hüpften und sprangen fröhlich neben ihm her. So gelangte der
Zug nach drei Viertelstunden auf die Almhöhe, wo frei auf dem
Vorsprung des Berges die Hütte des alten Öhi stand, allen
Winden ausgesetzt, aber auch jedem Sonnenblick zugänglich und
mit der vollen Aussicht weit ins Tal hinab. Hinter der Hütte
standen drei alte Tannen mit dichten, langen, unbeschnittenen
Ästen. Weiter hinten ging es nochmals bergan bis hoch hinauf in
die alten, grauen Felsen, erst noch über schöne, kräuterreiche
Höhen, dann in steiniges Gestrüpp und endlich zu den kahlen,
steilen Felsen hinan.
An die Hütte festgemacht, der Talseite zu, hatte sich der
Öhi eine Bank gezimmert. Hier saß er, eine Pfeife im Mund,
Öhi eine Bank gezimmert. Hier saß er, eine Pfeife СКАЧАТЬ