Heidis Lehr- und Wanderjahre. Johanna Spyri
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Название: Heidis Lehr- und Wanderjahre

Автор: Johanna Spyri

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783742704849

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СКАЧАТЬ du kennst ja den. Was

       wird der mit einem Kinde anfangen und dann noch einem so

       kleinen! Das hält's nicht aus bei ihm! Aber wo willst du denn

       hin?«

       »Nach Frankfurt«, erklärte Dete, »da bekomm' ich einen

       extraguten Dienst. Die Herrschaft war schon im vorigen Sommer

       unten im Bad, ich habe ihre Zimmer auf meinem Gang gehabt

       und sie besorgt, und schon damals wollten sie mich mitnehmen,

       aber ich konnte nicht fortkommen, und jetzt sind sie wieder da

       und wollen mich mitnehmen, und ich will auch gehen, da kannst

       du sicher sein.«

       »Ich möchte nicht das Kind sein!« rief die Barbel mit

       »Ich möchte nicht das Kind sein!« rief die Barbel mit

       abwehrender Gebärde aus. »Es weiß ja kein Mensch, was mit

       dem Alten da oben ist! Mit keinem Menschen will er etwas zu

       tun haben, jahraus, jahrein setzt er keinen Fuß in eine Kirche,

       und wenn er mit seinem dicken Stock im Jahr einmal

       herunterkommt, so weicht ihm alles aus und muß sich vor ihm

       fürchten. Mit seinen dicken grauen Augenbrauen und dem

       furchtbaren Bart sieht er auch aus wie ein alter Heide und

       Indianer, daß man froh ist, wenn man ihm nicht allein begegnet.«

       »Und wenn auch«, sagte Dete trotzig, »er ist der Großvater

       und muß für das Kind sorgen, er wird ihm wohl nichts tun, sonst

       hat er's zu verantworten, nicht ich.«

       »Ich möchte nur wissen«, sagte die Barbel forschend, »was

       der Alte auf dem Gewissen hat, daß er solche Augen macht und

       so mutterseelenallein da droben auf der Alm bleibt und sich fast

       nie blicken läßt. Man sagt allerhand von ihm; du weißt doch

       gewiß auch etwas davon, von deiner Schwester, nicht, Dete?«

       »Freilich, aber ich rede nicht; wenn er's hörte, so käme ich

       schön an!«

       Aber die Barbel hätte schon lange gern gewußt, wie es sich

       mit dem Alm-Öhi verhalte, daß er so menschenfeindlich aussehe

       und da oben ganz allein wohne und die Leute immer so mit

       halben Worten von ihm redeten, als fürchteten sie sich, gegen ihn

       zu sein, und wollten doch nicht für ihn sein. Auch wußte die

       Barbel gar nicht, warum der Alte von allen Leuten im Dörfli der

       Alm-Öhi genannt wurde, er konnte doch nicht der wirkliche

       Oheim von den sämtlichen Bewohnern sein; da aber alle ihn so

       nannten, tat sie es auch und nannte den Alten nie anders als Öhi,

       nannten, tat sie es auch und nannte den Alten nie anders als Öhi,

       was die Aussprache der Gegend für Oheim ist. Die Barbel hatte

       sich erst vor kurzer Zeit nach dem Dörfli hinauf verheiratet,

       vorher hatte sie unten im Prättigau gewohnt, und so war sie noch

       nicht so ganz bekannt mit allen Erlebnissen und besonderen

       Persönlichkeiten aller Zeiten vom Dörfli und der Umgegend. Die

       Dete, ihre gute Bekannte, war dagegen vom Dörfli gebürtig und

       hatte da gelebt mit ihrer Mutter bis vor einem Jahr; da war diese

       gestorben, und die Dete war nach dem Bade Ragaz

       hinübergezogen, wo sie im großen Hotel als Zimmermädchen

       einen guten Verdienst fand. Sie war auch an diesem Morgen mit

       dem Kinde von Ragaz hergekommen; bis Maienfeld hatte sie auf

       einem Heuwagen fahren können, auf dem ein Bekannter von ihr

       heimfuhr und sie und das Kind mitnahm. – Die Barbel wollte also

       diesmal die gute Gelegenheit, etwas zu vernehmen, nicht

       unbenutzt vorbeigehen lassen; sie faßte vertraulich die Dete am

       Arm und sagte: »Von dir kann man doch vernehmen, was wahr

       ist und was die Leute darüber hinaus sagen; du weißt, denk' ich,

       die ganze Geschichte. Sag mir jetzt ein wenig, was mit dem Alten

       ist und ob der immer so gefürchtet und ein solcher

       Menschenhasser war.«

       »Ob er immer so war, kann ich, denk' ich, nicht präzis

       wissen, ich bin jetzt sechsundzwanzig und er sicher siebzig Jahr'

       alt; so hab' ich ihn nicht gesehen, wie er jung war, das wirst du

       nicht erwarten. Wenn ich aber wüßte, daß es nachher nicht im

       ganzen Prättigau herumkäme, so könnte ich dir schon allerhand

       erzählen von ihm; meine Mutter war aus dem Domleschg und er

       auch.«

       auch.«

       »A bah, Dete, was meinst denn?« gab die Barbel ein wenig

       beleidigt zurück; »es geht nicht so streng mit dem Schwatzen im

       Prättigau, und dann kann ich schon etwas für mich behalten,

       wenn es sein muß. Erzähl mir's jetzt, es muß dich nicht gereuen.«

       »Ja nu, so will ich, aber halt Wort!« mahnte die Dete. Erst

       sah sie sich aber um, ob das Kind nicht zu nah sei und alles

       anhöre, was sie sagen wollte; aber das Kind war gar nicht zu

       sehen, es mußte schon seit einiger Zeit den beiden Begleiterinnen

       nicht mehr gefolgt sein, diese hatten es aber im Eifer der

       Unterhaltung nicht bemerkt. Dete stand still und schaute sich

       überall um. Der Fußweg machte einige Krümmungen, doch

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