Название: Ivanhoe
Автор: Sir Walter Scott
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783754172162
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Doch der enterbte Ritter erwiderte kein Wort auf des Prinzen Compliment, er dankte nur durch eine tiefe Verbeugung.
Dann wurde das Roß von zwei reich gekleideten Dienern in die Schranken eingeführt. Es war mit dem reichsten Geschirr versehen, wodurch es indeß in den Augen der Kenner nichts an Werth gewinnen konnte. Der enterbte Ritter legte sogleich die eine Hand auf den Sattelknopf, schwang sich mit der andern, ohne den Steigbügel zu berühren, auf den Rücken des Thieres, und ritt mit geschwungener Lanze und der Geschicklichkeit eines vollendeten Reiters zweimal um die Schranken.
Der Schein von Eitelkeit, den dies sonst wohl hätte erwecken können, wurde dadurch aufgehoben, daß er sich das Ansehn gab, als wolle er den Preis, den er soeben von dem Prinzen empfangen hatte, im vortheilhaftesten Lichte zeigen, und so gewann der Ritter auch dadurch den Beifall der ganzen Versammlung.
Indeß hatte der unruhige Prior von Jorvaulx den Prinzen leise erinnert, daß der Sieger nun auch, nachdem er seine Tapferkeit an den Tag gelegt, seinen Geschmack darin zeigen müsse, daß er unter den Schönheiten, welche die Gallerien zierten, eine Dame wählte, die den Thron der Königin der Liebe und Schönheit einnehmen und den Preis des Turniers am folgenden Tage ertheilen könnte. Als der Ritter daher im zweiten Umgang um die Schranken an ihm vorüberkam, machte er ein Zeichen mit dem Stabe, worauf sich jener sogleich nach dem Thron wandte, und während er die Lanze bis auf einen Fuß vom Boden senkte, das feurige Roß aus der vollen Belegung zur Ruhe einer Bildsäule zu bringen wußte.
»Herr enterbter Ritter,« sagte Prinz Johann, »denn nur mit diesem Titel können wir Euch anreden, es ist jetzt Eure Pflicht, sowie Euer Vorrecht, die schöne Dame zu ernennen, welche als Königin der Ehre und Schönheit bei der Festlichkeit des nächsten Tages den Vorsitz führen soll. Wenn Ihr, als Fremder in unserm Lande, des Urtheils anderer bedürfen solltet, um das Eurige zu leiten, so können wir Euch nur sagen, daß Alicia, die Tochter unsers tapfern Ritters Waldemar Fitzurse, an unserm Hofe längst als die erste Schönheit anerkannt ist. Dennoch ist es Euer unbezweifeltes Vorrecht, diese Krone zu verleihen, wem Ihr wollt; durch die Ueberreichung derselben an die Dame Eurer Wahl ist die Königin auf morgen in aller Form bestimmt. – Erhebt Eure Lanze!«
Der Ritter gehorchte, und Prinz Johann steckte an die Spitze derselben einen mit einem Goldreif umfaßten Kranz von grünem Seidenzeug, dessen oberer Rand mit Pfeilspitzen und Herzen besetzt war, die so wechselten wie die Blätter und Kugeln auf einer Herzogskrone.
Zu dem handgreiflichen Winke hinsichtlich Waldemar Fitzurses Tochter hatte Johann mehr als einen Beweggrund, die alle aus einem Gemüthe entsprangen, das eine seltsame Mischung von Sorglosigkeit, Anmaßung, niedrigen Kunstgriffen und Verschlagenheit darstellte. Er wünschte aus der Erinnerung der Ritter, die ihn umgaben, den unpassenden und unschicklichen Scherz hinsichtlich der Jüdin Rebekka zu verbannen, er wünschte ferner Alicias Vater sich zu verbinden, vor dem er eine gewisse Furcht empfand, und der sich im Verlaufe des Tages mehr als einmal unzufrieden gezeigt hatte. Auch hegte er den Wunsch, sich bei der Dame in Gunst zu setzen, denn Johann war wenigstens ebenso ausschweifend in seinen Vergnügungen als ungebändigt in seinem Ehrgeiz. Aber außer all diesen Gründen war er begierig, dem enterbten Ritter, gegen den er bereits einen heftigen Widerwillen hegte, einen mächtigen Feind in der Person des Waldemar Fitzurse entgegenzustellen, der, wie er dachte, die seiner Tochter zugefügte Beleidigung ohne Zweifel nicht ungerächt lassen werde, im Fall der Sieger, was nicht unwahrscheinlich war, eine andere Wahl treffen sollte.
Und so geschah es. Der enterbte Ritter sprengte an der Gallerie vorüber, die sich dicht neben der des Prinzen befand, und in welcher Lady Alicia in dem vollen Stolze triumphirender Schönheit saß. Indem er jetzt so langsam wie vorhin rasch um die Schranken ritt, schien er sich des Rechtes bedienen zu wollen, die zahlreichen schönen Gesichter zu prüfen, die jenen glänzenden Kreis schmückten.
Endlich hielt der Ritter unter dem Balcon still, auf welchem Lady Rowena saß, und die Erwartung der Zuschauer war aufs äußerste erregt.
Man muß gestehen, daß, wenn Theilnahme an dem Erfolge den enterbten Ritter hätte bestechen können, der Theil der Schranken, bei dem er jetzt hielt, diese Auszeichnung verdient haben würde. Cedric, der Sachse, überglücklich wegen der Niederlage des Templers, und noch mehr über die Niederlage seiner beiden übelwollenden Nachbarn, Front de Boeuf und Malvoisin, hatte sich mit halbem Leibe über die Schranken gelehnt, und war dem Sieger auf jedem Gange nicht bloß mit den Augen, sondern auch mit ganzem Herzen und ganzer Seele gefolgt. Lady Rowena hatte auf das Geschick des Tages zwar mit gleicher Aufmerksamkeit geachtet, doch ohne denselben lebhaften Antheil merken zu lassen. Selbst der unbewegliche Athelstane schien seine gewöhnliche Apathie vergessen zu wollen, denn er hatte sich einen vollen Becher reichen lassen und ihn auf das Wohl des enterbten Ritters geleert.
Eine andere Gruppe unter der von den Sachsen besetzten Gallerie hatte einen nicht geringeren Antheil an dem Schicksal des Tages genommen.
»Vater Abraham!« sagte der Jude Isaak, als der erste Gang zwischen dem Templer und dem enterbten Ritter vorüber war, »wie stolz der Heide reitet! Das schöne Roß aus der Barbarei, wahrhaftig, er geht damit um, als wenns ein Waldesel wäre – und die edle Rüstung, die dem Joseph Pareira, dem mailändischen Waffenschmiede, so manche Zechine werth war, siebzig Procent Gewinn abgerechnet, um die kümmert er sich so wenig, als wenn er sie auf der Straße gefunden hätte!«
»Wenn er seine eigene Person und Glieder bei einem so furchtbaren Gefechte in Gefahr setzt, Vater,« sagte Rebekka, »da kann man wohl nicht erwarten, daß er an Roß und Rüstung denken werde.«
»Kind,« versetzte Isaak etwas erhitzt, »Du weißt nicht, was Du sprichst. Sein Hals und seine Glieder sind sein eigen, aber das Pferd und die Rüstung gehören – heiliger Jakob, was wollte ich sagen! – Nun, er ist doch ein guter Junge, sieh' Rebekka, sieh', er ist wahrlich willens, noch einmal den Gang mit dem Philister zu versuchen! Bete Kind, bete für die Rettung des guten Jünglings und um Schonung des Rosses und der reichen Rüstung. – Gott meiner Väter!« rief er abermals aus, »er hat gesiegt, und der unbeschnittene Philister ist vor seiner Lanze gefallen, wie Og, der König von Baschan, und Sihon, der König der Ammoniter vor dem Schwerte unserer Väter fielen! Gewiß wird er nun ihr Gold und ihr Silber, und ihre Streitrosse, und ihre Rüstungen von Erz und Stahl als Beute und Lohn bekommen!«
Die nämliche ängstliche Theilnahme zeigte der würdige Jude während jedes Ganges, welcher stattfand, und selten verfehlte er zu berechnen, wie viel das Pferd und die Rüstung werth sein könne, welche dem Sieger nach dem Gesetze zufielen. Man sieht daraus, daß diejenigen, welche den Theil der Schranken einnahmen, vor welchem der enterbte Ritter jetzt eben verweilte, keinen geringen Antheil an seinem Glücke genommen hatten.
Aus Unentschlossenheit oder irgend einem andern Grunde blieb der Sieger des Tages länger als eine Minute unbeweglich, während die Augen der schweigenden Versammlung fest auf ihn geheftet waren; endlich senkte er langsam und mit Grazie die Spitze seiner Lanze und legte die Krone, die daran hing, zu den Füßen der schönen Rowena nieder. Augenblicklich ertönten die Trompeten und die Herolde riefen Lady Rowena als Königin der Schönheit und Liebe für den folgenden Tag aus und drohten denen mit angemessenen Strafen, welche ihrer Herrschaft nicht den gebührenden Gehorsam leisten würden. Hierauf wiederholten sie ihre Bitte um Largesse und Cedric beantwortete diese in der Freude seines Herzens durch eine reichliche Gabe, welcher Athelstane, obgleich minder schnell, ein gleich großes Geschenk beifügte.
Unter den Damen von normännischer Abkunft ließ sich zwar einiges Gemurmel vernehmen, denn sie waren ebenso wenig gewohnt, einer sächsischen Schönheit den Vorzug zu Theil werden, als ihre Edelherren in den Spielen, die sie selber eingeführt hatten, eine Niederlage erleiden zu sehen. Indessen СКАЧАТЬ