Ein moderner Lederstrumpf. Robert Kraft
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Название: Ein moderner Lederstrumpf

Автор: Robert Kraft

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783754183892

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СКАЧАТЬ Wehmuth, kein Zittern der Stimme, sie war unerschütterlich wie das broncene Gesicht.

      Es war nur eine Pause im Zuhören, nicht im Erzählen gewesen.

      ».... und ich habe mich daran gewöhnt, habe den Fluch in Segen zu verwandeln gewusst, bin zufrieden. So wandere ich umher und suche das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, bin Führer von Jagd- und Forschungsexpeditionen, jetzt habe ich Reclame für eine Fahrradfabrik gemacht. Das heisst, sie macht Reclame mit mir, ich nicht für sie. — Das war in kurzen Worten ein langes Leben. — Vorbestraft bin ich, habe schon oft hinter Kerkermauern gesessen, bin aber immer wieder ausgebrochen. Sie verstehen wohl, da kommt es oft vor, dass Einen ein Pascha in's Loch wirft. Sonst, abgesehen von meiner frühesten Jugend, da ich wilddiebte, wie der Jugend gemauste Aepfel ja überhaupt am besten schmecken, habe ich noch nie betrogen oder gestohlen. Nun entscheiden Sie sich kurz, ob Sie mich engagiren wollen oder nicht.«

      Gern hätte Munro noch mehr über diesen seltsamen Mann erfahren, zunächst aber musste er antworten.

      »So engagire ich Sie hiermit zu Ihren mir gegebenen Bedingungen.«

      »Gut. Ihr Wort genügt mir. Lassen Sie uns das Weitere besprechen.«

      Starke stopfte sich eine neue Pfeife. Hinter Munro gähnte es, und wie er sich schnell umdrehte, sah er eben noch das furchtbare Gebiss in dem kleinen, aber sehr langen Kopfe des persischen Windhundes.

      »Ein prachtvolles Exemplar.«

      »Es ist Hassan el Seba, Sohn des Jussuf ben Nadir und der Fatime.«

      Munro blickte sich um, ob auf dem Tische vielleicht das Bild eines Arabers lag, von welchem jener sprechen könnte.

      »Ich meine diesen persischen Windhund.«

      »Ich auch. Es ist aber kein persischer Windhund, auch kein russischer, wie man hier immer sagt, sondern es ist ein arabischer Antilopenjäger aus der lybischen Wüste.«

      »So, so,« brummte Munro. »Ein herrliches Thier. Wieviel haben Sie dafür bezahlt? Oder wie sind Sie sonst dazu gekommen?«

      Starke war zu ihm an das Sopha getreten.

      »Diesen Hund kann man nicht kaufen, er lässt sich auch gar nicht verkaufen, nicht verschenken. Der Scheich der Beni-Surfs hat ihn mir zur Erziehung gegeben.«

      Wieder durfte Munro von dieser Antwort denken, was er wollte. Er blickte den Hund an, und dieser ihn.

      »Seit drei Jahren begleitet er mich,« fuhr Starke fort, »hat schon manche Meile zurückgelegt, auch jetzt wird er meinem Rade wieder folgen. Neulich, als ich Rad fuhr, hielt mich ein Schutzmann an, ob dies mein Hund sei, und ich musste wegen Thierquälerei eine ganz gehörige Strafe zahlen. Wer dieses englische Gesetz, dass ein Radfahrer keinen Hund mit sich nehmen darf, gemacht hat, das muss aber ein Hundekenner gewesen sein!«

      »Kann ich ihn streicheln?«

      »Beissen würde er nicht. Aber thun Sie es nicht, ich liebe es auch nicht, wenn mir ein Fremder am Körper herumgreift, Sie doch auch nicht.«

      »Na, Mr. Starke,« lachte jetzt Munro, »bitte, nun erklären Sie mir endlich, was es mit diesem Wesen für eine Bewandtniss hat. Ist das auch wirklich ein Hund oder etwas Höherentwickeltes.«

      »Wie ich Ihnen sagte, es ist ein arabischer Windhund. Ich sehe, Sie kennen die Verhältnisse nicht, Sir Munro, Sie sind Baronet. Es giebt keinen englischen Lord und Peer, keinen Fürsten in Europa, dessen Stammbaum so alt und so rein ist wie der von diesem Thiere; überhaupt wie alle dieser Wüstenhunde. Bekannter ist nur der Adel der arabischen Pferde geworden. Sie wissen, der Prophet Muhamed hatte fünf Stuten — Tayes, Manekeye, Koheye, Saklawy und Djulf — von diesen gingen die ersten Stammbäume ab; die dieser Hunde sind noch um viele Jahrhunderte älter, und sie haben wirkliche Stammbäume, auf Pergament gezeichnet, und wie Ihnen jeder Araber, wenn ihm Pferde seiner Heimath vorgeführt werden, sagen kann: das ist eine Koheye, das dort ist eineDjulf - so wird er sofort, wenn er diesen Hund hier sieht, sagen: das ist ein Enkel von Nadir el Seba - und er wird sich vor ihm bis an die Erde verneigen.«

      Dies that Munro zwar nicht, aber er betrachtete den Hund, gegen dessen Adel der seine ein ganz frischbackener war, jetzt doch mit etwas mehr Ehrfurcht. Hassan der Löwe seufzte tief auf, warf ihm einen verächtlichen Blick zu, drehte sich herum und steckte die Schnauze zwischen die Hinterbeine — und das brachte der englische Baronet auch nicht fertig.

      Ehe die Reise selbst besprochen wurde, fiel Munro noch etwas Anderes ein. Auch er wollte sich ja anschliessen, wollte immer von Station zu Station mit der Eisenbahn oder mit sonstigen Gelegenheiten vorausreisen, immer für Räder sorgen u. s. w., kurz, er wollte den Beiden die Wege ebenen, so viel er konnte, und hierbei würde Ellen auch seine ergebene Treue erkennen. Aber er wünschte nicht, dass Ellen sofort erführe, wie er diesen Begleiter für sie engagirt habe. Denn er kannte die selbstständige Ellen, konnte sich recht lebhaft vorstellen, wie sie — anfangs wenigstens — die Sache auffassen würde. Was, einen Vormund? Einen Beschützer? Den brauchte sie nicht. — Starke sollte also seinen Auftraggeber verleugnen. Später machte sich ja das Alles von selbst.

      Geduldig wie immer hatte ihn Starke ausreden lassen.

      »Das kann ich nicht,« entgegnete er aber dann. »Wenn sie mich fragt: hat Sie Sir Munro als meinen Schatten angestellt? so werde ich mit einem Ja antworten. Denn ich lüge nicht. Allerdings täusche ich meinen Feind, und dem Räuber zeige ich einen falschen Weg, um meinen Freund zu retten. So weit treibe ich den kategorischen Imperativ nicht. Aber sonst lüge ich nicht. Warum ich wandre, warum ich auf der nackten Erde schlafe? Nein, fragen Sie nicht den Zigeuner, ich selbst kann Ihnen eine bessere Antwort geben. Weil ich frei sein will, damit ich nicht zu lügen brauche. Das ist die Antwort. Es mag Menschen geben, welche stets die Wahrheit sagen — doch ich bin noch keinem begegnet, und ich glaube, heutzutage darf man nicht mehr das Fass des Diogenes zur Wohnung haben, um schadlos die Wahrheit sprechen zu können. Ich darf es — denn ich habe nichts mehr zu verlieren, nachdem ich die Heimath verlor. Sir Munro, vernehmen Sie von mir ein grosses Wort, welches sonst vermessen klingt, aber nicht von mir, denn ich spreche es aus mit kühler Ueberlegung: Sie sehen vor sich einen zufriedenen Mann, dessen Glück durch nichts, durch gar nichts zu erschüttern ist. Ich habe der Welt entsagt, und deshalb gehört mir die ganze Welt. Ich lüge nicht, ich brauche nicht zu lügen, denn ich habe mir das Recht, die Wahrheit sagen zu dürfen, durch schweren Kampf errungen. — Ich lüge nicht.«

      Diesmal war es wirklich ehrerbietiges Staunen, mit welchem Munro zu dem hünenhaften Sprecher emporblickte. Ich lüge nicht! Aus meinem Munde kommt kein unwahres Wort! Wo ist der Mensch, der so sprechen darf. Er wäre gesellschaftlich eine Unmöglichkeit. Er müsste als Einsiedler in die Wüste gehen oder ungefähr so leben, wie dieser Mann lebte.

      Schon längst war Munro einem geheimnissvollen Zauber unterlegen. Er fühlte förmlich den kühlen Hauch von Ruhe, Kraft und Wahrheit, der von diesem Manne ausging. Solch' einen Mann zu seinem Freunde zu haben! Und dieser Hauch wirkte nervenstärkend.

      Ja, richtig — seltsamerweise dachte Munro in diesem Augenblick daran — der kleine Zimmerkellner, der war auch von diesem Hauche getroffen, angesteckt worden, dass er so unverfroren wiederholen konnte: Eure Herrlichkeit sollen sich verkehrt aufhängen lassen — das hat er gesagt.

      »Kein Wort weiter, Mr. Starke, ich bin mit Allem einverstanden.«

      »Dann wollen wir die Reise, die Stationen besprechen, wie wir uns immer verständigen können, und bedenken Sie, dass, wenn ich morgen Abend schon nach Liverpool reisen soll, wir kaum noch 30 Stunden Zeit haben, und ich muss auch noch einige СКАЧАТЬ