Ein moderner Lederstrumpf. Robert Kraft
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Название: Ein moderner Lederstrumpf

Автор: Robert Kraft

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754183892

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СКАЧАТЬ ich ihn auch nicht gebrauchen kann...es muss doch schon interessant sein, diesen stolzen Grobian kennen zu lernen,« dachte der Baronet, und da kam der Abgesandte mit der frohen Botschaft schon zurück.

      »Euere Herrlichkeit sind angenehm.«

      Die Thür des comfortablen Hôtelzimmers im ersten Stock wurde von dem Kellner geöffnet, und:

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      »Sie wollen mich zu einer Radtour um die Erde engagiren? Well, was zahlen Sie mir?« klang es ihm sofort entgegen.

      Munro's erster Blick war auf einen grossen, gelben, langhaarigen Windhund gefallen, welcher auf dem Plüschsopha lag, den Eintretenden nicht beachtend. Sein zweiter Blick traf den Mann, der in der Nähe des Fensters an einem Tische sass und, wie Munro erkannte, getrocknete Pflanzen in ein Herbarium klebte. Er hatte jene Worte gesprochen, ohne nach der Thür zu sehen. Erst jetzt stand er langsam auf.

      Da er sich durch seinen selbstständigen Charakter von den Durchschnittsmenschen unterschied, verdient auch sein Aeusseres eine nähere Beschreibung.

      Es war — um ein gewöhnliches Maass für Körpergrösse beizubehalten — eine etwas über sechs Fuss hohe Gestalt, schlank, aber mit sehr breiten Schultern, während auf dem starken muskulösen Halse ein kleiner Kopf sass. Die ungewöhnliche Körperkraft erkannte man aus den grossen und dennoch schlanken Händen, an denen Alles von Muskeln, Sehnen und Adern starrte, obschon sie jetzt wohl keine schwere Arbeit mehr verrichteten, denn die Fingernägel waren gut gepflegt. Tief braun wie diese Hände war das Gesicht mit der grossen, kräftigen Nase, und eine Stulpnase hätte auch nicht zu dieser Figur gepasst; blau das Auge, das dünne Bärtchen noch etwas heller als das lichtblonde, schlichtgescheitelte Haar. Bei einem Manne soll man nicht von »schön« und »hübsch« sprechen, ein pomadisirter Adonis mit Wachspuppengesicht mag »hübsch« sein — dies hier war ein charaktervoller Männerkopf.

      Wie er so dastand, hochaufgerichtet, lag etwas Bewegungsloses in ihm, nicht nur darum, weil er sich jetzt nicht bewegte — er glich einer ehernen Statue, und auch nicht nur wegen seiner broncenen Hautfarbe. Das Gesicht wohl tiefernst, doch nicht unfreundlich — ein unbewegliches Gesicht; die blauen Augen kalt wie Eis und dennoch blitzend wie scharf geschliffener Stahl; Alles aus einem Erzguss. Er bewegte sich, er sprach, aber das Bild von der ehernen, unbeweglichen Statue wollte nicht weichen, denn auch die Stimme schien von hartem, wohlklingendem Metall erzeugt zu werden. Ruhe, eine eiserne, durch nichts zu erschütternde, über jeden Wechsel erhabene Ruhe - das war in seinem Aeusseren ausgedrückt, und diese Ruhe schien auch sein innerstes Wesen zu sein. Er sprach, wie er sich bewegte, langsam und bedächtig, und ehe er eine Antwort gab, liess er für gewöhnlich eine lange Pause eintreten, auch wenn gar keine Ueberlegung nöthig war. »Well, Sir, was zahlen Sie mir?«

      Noch immer staunte Munro das broncene Standbild an. Es konnte ja sprechen? Ob denn dieses Gesicht wohl auch lachen und weinen könnte? Dann raffte er sich auf.

      »Das Bezahlen ist für mich ganz Nebensache .....«

      »Für mich die Hauptsache. Sie müssen erst eine Idee von meinen Forderungen bekommen. Ich verlangte und erhielt von den Globe-Fahrradwerken pro Tag ein Pfund Sterling Reisespesen und pro Tag 10 Schilling Gehalt, und dies für zwei Jahre, während welcher ich um die Erde zu kommen versuchen sollte. Verstehen Sie? Auf ein Risico, auf eine Wette und dergleichen lasse ich mich meinerseits nicht ein. Dagegen erhielt ich für jeden Tag, den ich an den 780 Tagen ersparte, eine Prämie von 5 Pfund. Das war mein Verdienst. Die Reisespesen für zwei Jahre mussten mir im Voraus bezahlt werden, damit ich sie auf die einzelnen Stationen vertheilen konnte; das Gehalt für zwei Jahre, also 365 Pfund, wurde deponirt. Dies ist Alles. Keine Lebensversicherung. Ich mache keinen schriftlichen Contract. Wem ich nicht auf sein einfaches Wort hin traue, mit dem lasse ich mich nicht ein. Das Deponiren des Geldes ist nur der geschäftlichen Wechselfälle wegen. Nun kennen Sie ungefähr meine Bedingungen, unter welchen ich solch eine Reise mache.«

      »Ich finde sie sehr bescheiden,« entgegnete Munro. »Glauben Sie, ganz genau dieselbe Tour, zu welcher Sie 512 Tage gebraucht haben, in 300 Tagen machen zu können?«

      Diesmal war die lange Pause begreiflich.

      »Ja,« sagte dann die metallische Stimme kurz. »In diesem Falle aber beanspruche ich pro Tag 30 Schillinge Spesen und ein Pfund Gehalt, ferner für jeden Tag, den ich erspare, 20 Pfund Prämie. Doch dies letztere nur, wenn es Ihnen hierauf ankommt, sonst werde ich die 300 Tage einhalten.«

      »Gestatten Sie erst noch eine Frage. Halten Sie es für möglich, dass eine junge Dame, gesund und kräftig für ihr Geschlecht, diese Tour in 300 Tagen machen kann?«

      »Nein.«

      »Warum nicht?''

      »In Nebraska wird sie scalpirt, in Beludschistan schneidet man ihr den Kopf ab. Menschenfresser giebt es auf meiner Tour nicht, desto mehr Seelenverkäufer und Mädchenhändler. Nein, ich halte es nicht für möglich.«

      »Auch nicht, wenn Sie die Dame begleiten?«

      »Das haben Sie noch nicht gesagt. Wenn nur die Radfahrt als solche in Betracht kommt, dann glaube ich, dass ein gesundes, kräftiges und etwas energisches Mädchen, welches will, wirklich will, diese Strecke in 300 Tagen machen kann, denn vor den Gefahren und was sonst noch in Betracht kommt, kann ich die Dame schützen, so weit ein sterblicher Mensch versprechen darf. In diesem Falle aber verlange ich 30 Schilling pro Tag Gehalt, die Spesen bleiben dieselben, vorausgesetzt, dass die Dame ihre Kosten selbst bestreitet.«

      »Also Sie halten es für möglich!« meinte Munro sinnend. »Ja, energisch ist Miss Howard zweifellos. Aber glauben Sie denn nun nicht, Mr. Starke, dass ein Mädchen, und sei es auch noch so energisch, endlich verzweifelt zusammenbrechen wird. Es ist doch eine fürchterliche Leistung; es muss ja nervenzerreibend sein.''

      »Ich verstehe, was Sie meinen. Dass sie sich nicht übernimmt, nicht zusammenbricht, nicht verzweifelt; dafür bin ich eben da; ich treibe und zügele, ich kenne Mittel, um immer wieder neue Spannkraft zu verleihen, das beste ist mein Beispiel, und das ist es, was ich mir besonders honoriren lasse.«

      So vernahm Munro, wie hier aus ruhigem Munde das Unternehmen, welches er für ganz sinnlos gehalten, als eine Möglichkeit besprochen wurde. Er hatte es nicht zu hören geglaubt, sich den Weltreisenden auch ganz anders vorgestellt; sein Herkommen hatte überhaupt etwas ganz anderes bezweckt.

      »Nun lassen Sie noch ein Wort mit sich sprechen, Mr. Starke. Die Dame, welche ihre Tour in 300 Tagen machen will, ist Miss Ellen Howard, und ich — ich darf sie als meine Braut betrachten. Es handelt sich um eine Wette, an welcher ich jedoch nicht betheiligt bin. Miss Howard ist — etwas eigensinnig. Ob sie gewinnt oder nicht, ist mir ganz gleichgiltig; die 10 000 Pfund Einsatz bedeuten für sie auch gar keinen Verlust, ich trüge ihn gern selbst, mir liegt nur daran, sie von ihrem Eigensinn zu heilen. Sie verstehen wohl, Mr. Starke. Sie sollen Sie begleiten, beschützen, dass ihr kein Haar auf dem Haupt gekrümmt wird, es ist ja mein Theuerstes auf Erden, ich selbst werde sie begleiten, wenn auch nicht per Rad, aber — ich möchte eben gerade, dass sie unterwegs verzweifelt zusammenbricht, das Marterrad mit Abscheu von sich wirft, und dies sollen Sie herbeiführen.«

      Die gewöhnliche Pause entstand; die blauen Stahlaugen blitzten den Baronet an.

      »Ist denn Miss Howard hiermit einverstanden?«

      Ob solch einer thörichten Frage verlor Munro beinahe die Fassung. Dieser Mann sah doch eigentlich gar nicht so dumm aus.

      »Natürlich nicht!« rief jener СКАЧАТЬ