Im Schatten der Dämmerung. Marc Lindner
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Название: Im Schatten der Dämmerung

Автор: Marc Lindner

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Die Diener der Krone

isbn: 9783754173497

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СКАЧАТЬ euch? König Triton sagt, ihr würdet uns in Hinterhalte locken und ohne Vorwarnung töten“, sprach der Mann sein Wissen aus, doch ohne, dass es für ihn von Belang wäre. „Wenn wir nicht Acht geben, würdet ihr das Reich von Momos bald überrennen.“

      Wütend über diese Lüge verharrte der Zwerg mit verengten Augen und stierte nun ebenfalls in eine dunkle Ecke.

      So schwiegen sie beide, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Nicht einmal die Uhr der verhallenden Schläge zählte noch die Zeit.

      „Würdest du deinen König verraten?“, fragte der Zwerg leise, ohne von seiner Ecke weg zu sehen.

      Es brauchte eine Weile, bis Tibur aus seinen Gedanken aufwachte. „Du meinst, ob ich ihn töten wollte?“, änderte er die Frage, da ihm die Formulierung mit Verrat nicht gefiel.

      Almar ließ ein kurzes Grollen in seiner Kehle aufsteigen, um zuzustimmen.

      „Ich habe in den letzten Monaten oft darüber nachgedacht. Nur leider sind meine Arme nicht stark genug. Zu viele Wachen.“ Er lachte ein schweres, trauriges Lachen. „Und es ist er nicht allein! Es sind die Soldaten, die machen was sie wollen und König Triton und viele Stadthalter schauen bei allem zu und halten die Hand auf. Bald wird es bei uns so sein, wie in den anderen Reichen auch. Das ganze System ist krank.“

      Almar war wie von einem Schlag getroffen. Er hatte die Frage gestellt, um seine abwegige Vorstellung zu verwerfen. Doch nun hatte der Mann sie bestätigt. Wie konnte man seinen König nur so wenig achten – ihn sogar verraten. Diese Menschen waren wahrlich finstere Wesen, hatten vor nichts Respekt. Kein Wunder, dass sie alle Zwerge umbringen wollten. Seine Königin hatte recht behalten, sie müssten sich gegen die Menschen erheben, oder sie würden warten, bis der Tod sie alle ergriff.

      Tibur lachte laut auf. Er war in seinen Gedanken weitergelaufen. „Sie würden mich sogar als Held feiern“, meinte er und lachte müde auf, als er es sich vorstellte.

      „Sie?“, fragte der Zwerg angewidert. Gab es denn ganze Gruppen von Verrätern unter diesen Menschen? Und schlimmer noch – waren sie auch noch stolz darauf?

      „Sie?“, wiederholte Tibur, da ihm die Frage von Neuem seltsam vorkam. „Alle die nicht irgendwie im Sold des Königs stehen“, erklärte der Mann, als könnte er nicht begreifen, wie einer das nicht wissen konnte.

      Der Gefangene verfiel dem Schattenspiel der Öllampen. War denn alles falsch, was er zu wissen glaubte?

      „Wollt ihr denn keinen Krieg? Mit den Zwergen meine ich?“ Der Zwerg fürchtete sich vor seinen eigenen Worten.

      „Krieg? Den haben wir so schon genug. Dafür brauchen wir die Zwerge nicht.“

      „Aber, wenn die Zwerge euch nun angreifen? Würdet ihr sie töten?“, wagte es Almar nach einer Weile die Stille zu stören.

      Langsam begann der Mensch den Zwerg für verrückt zu halten. Was der sich alles einfallen ließ. „Glaubst du etwa, wir würden nicht unser Leben verteidigen?“

      „Und wenn wir euren König töten?“, verfeinerte der Gefesselte seine Frage.

      „Wenn du es bloß versuchst, so werde ich dich mit meinem Leben beschützen. Auch wenn das nicht viel wert ist.“ Er lachte, als würde er Gefallen an dieser Vorstellung finden. „Aber du müsstest das ganze System stürzen.“

      Schwere Gedanken belasteten den Zwerg und das anfänglich steinerne Gesicht zeigte deutlich die Spuren seiner Sorgen.

      „Und die anderen? Euer Volk?“

      Der Mann sah auf und lachte dem Zwerg zu. Das erste Mal trug dieses Lachen deutliche Spuren von Freude. „Du würdest zahlreiche Verbündete finden. Nur traut sich keiner mehr gegen seine Handlanger aufzubegehren. Er hat zu viele, die von seiner Herrschaft profitieren, zumindest hier in der Hauptstadt und in den anderen Städten sieht es wohl ähnlich aus. Aber ich wüsste nicht, was die anderen Reiche dann täten. Aber vor allem wären deine Verbündeten ebenso nutzlos wie ich, da sie den Umgang mit Waffen nicht gewohnt sind.“

      Schweigen. Einzig die Flammen der Öllampen bewegte sich noch, und mit ihr tanzten die Schatten wie ein dünner Schleier, der niemanden warmhalten konnte.

      „Und was...“, der Zwerg hielt inne, da er Angst bekam es auszusprechen. Auf einmal spürte er Hoffnung und er fürchtete den Moment, da sie ihn verlassen würde. Er wusste nur zu gut, dass dieses Gefühl nicht lange währen konnte. „Was, wenn ich dich fragen würde, ob du mich hier herauslässt?“, wagte er es dann doch.

      Der Mann schaute den Zwerg verwundert an, zuckte dann aber mit den Schultern.

      „Warum nicht, aber ich habe keinen Schlüssel.“

      Der Zwerg schluckte kräftig, weil er es für unmöglich gehalten hatte, dass dieser Fremde ihn befreien würde. Doch dann verzerrte Almar sein Gesicht zu einem frechen Grinsen. „Du glaubst doch nicht, dass man einen Zwerg in einem Gefängnis aus Stein halten kann, wenn ein Meißel im gleichen Raum ist.“

      Tibur betrachtete verblüfft sein Werkzeug und es schien als würde ihm nun erst bewusst, zu was dieses auch genutzt werden konnte und so erwiderte er das Grinsen. „Du hast recht. Was bin ich doch ein Narr“, lachte er über seine Dummheit. „Warte ich werde dich gleich von deinen Fesseln befreien.“

      Ungläubig starrte Almar zu dem Menschen hoch, da dieser aufstand und zu ihm kam.

      Bereits Augenblicke später ertönten helle Schläge von Metall auf Metall und die spröden Ketten zersprangen wie Glas. Die ledernen Riemen und die übertrieben zahlreichen Schnüre, die sich in das Fleisch des Zwerges gebissen hatten, waren bald schon von dem steif gewordenen Zwerg entfernt.

      Als die letzte Fessel von seinen Fußgelenken gefallen war, stand Almar auf und rieb sich alle schmerzenden Gelenke und blickte ein jedes verwundert an, als könnte er nicht fassen, was eben geschehen war. Er war von einem Menschen befreit worden. Er wusste nicht, ob er sich deshalb schämen oder freuen sollte. Doch als er hoch in Tiburs Gesicht sah, konnte er nicht anders, als sich zu freuen und bedankte sich mit einer kräftigen Umarmung. Obwohl der Zwerg kaum bis an die Brust des Mannes reichte, wäre Tibur beinahe unter der herzhaften Berührung gestürzt.

      „Der Höflichkeit halber will ich dir mich richtig vorstellen. Mein Name ist – wie du sicher gehört hattest – Almar.“ Der Zwerg reichte dem Mann seine Hand. „Und dein Name ist wohl Tibur“, meinte er, als er keine Reaktion erkennen konnte.

      Verblüfft von der Schnelligkeit seines Handels, blieb Tibur motivationslos stehen. Der Zwerg dagegen wurde zunehmend lebhafter und nachdem er den teilnahmslosen Menschen – mit seiner üblichen Verwirrung, was diesen Mann betraf – angesehen hatte, nahm er diesem den Meißel und den kleinen Hammer aus der schlaffen Hand und begab sich mit seinem neu erwachten Tatendrang an die Arbeit.

      Doch es währte nicht lange und Tibur kam zu sich. Es gab noch Einiges zu tun, bis sie hier heraus waren. Denn die Wände waren dick und die Steine hart. Mit dieser Überzeugung ging er zu seinem schweren ledernen Gürtel neben der Statur und suchte nach einem größeren Meißel und passendem Hammer.

      Mit beidem in Händen, eilte er mit verschwörerischen, schleich­enden Schritten zu dem auf der Erde hockenden Zwerg. Seltsam war wieder das Gefühl, diese Angst vor jedem Lärm, den er verursachte, die ihn ergriff und beinahe lähmte. Er war nicht weit davon entfernt den Atem anzuhalten, bei all der Spannung, СКАЧАТЬ