Skizzenbuch. Mark Twain
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Читать онлайн книгу Skizzenbuch - Mark Twain страница 8

Название: Skizzenbuch

Автор: Mark Twain

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783754173084

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      »Aber zum Kuckuck, Evangeline, ich bin ja jetzt nicht mehr im Bett, ich bin –«

      Dieser Satz wurde unterbrochen durch einen plötzlichen Blitzstrahl, begleitet von einem unterdrückten Aufschrei der Frau Mc Williams und einem furchtbaren Donnerschlag.

      »Da! Nun siehst du, wozu das führt. O, Mortimer, wie kannst du so ruchlos sein, bei einem solchen Wetter zu fluchen?«

      »Ich habe ja nicht geflucht. Und das kam gar nicht davon her, es wäre ganz ebenso gekommen, auch wenn ich kein Wörtchen gesagt hätte, und du weißt ganz gut, Evangeline, oder solltest es wenigstens wissen, daß, wenn die Atmosphäre mit Elektrizität geladen ist –«

      »O ja, jetzt habe nur recht und wieder recht und noch einmal recht. Ich begreife nicht, wie du so handeln magst, da du doch weißt, daß wir keinen Blitzableiter haben und daß deine arme Frau und Kinder rein der Gnade der Vorsehung anheimgegeben sind. – Aber was thust du? Ein Zündhölzchen anstecken? bei einem solchen Wetter, bist du völlig toll?«

      »Zum Henker, Frau, was schadet denn das? Es ist ja hier so finster wie in einer Kuh und –«

      »Lösch es aus, lösch es augenblicklich aus! Willst du uns alle geflissentlich zu Grunde richten? Du weißt doch, daß nichts so den Blitz anzieht, wie ein Licht.«

      (Fzt, – krach! – bum! – bolum! – bum!)

      »O, da höre, jetzt siehst du, was du angerichtet hast.«

      »Wieso? Ein Schwefelhölzchen kann allenfalls den Blitz anziehen, aber gewiß ruft es keinen Blitz hervor, – ich stehe dafür ein. Sollte aber dieser Schuß dennoch meinem Zündhölzchen gegolten haben, so war er jämmerlich gezielt, – eine Leistung, die unter tausenden kaum einer fertig bringt.«

      »Schäme dich, Mortimer. Da stehen wir dem Tode Aug in Auge gegenüber, und doch bist du fähig, in einem so feierlichen Augenblick eine solche Sprache zu führen. Wenn du nicht den Wunsch hast, – Mortimer –«

      »Nun?«

      »Hast du eigentlich heute ein Nachtgebet gesprochen?«

      »Ich – ich – war eben daher, da fiel mir ein, auszurechnen, wie viel zwölfmal dreizehn ist und –«

      (Fzt, – bum! – bum! – bumerumbum! – bang! – krach!)

      »O, wir sind verloren, rettungslos verloren. Wie konntest du so etwas versäumen, bei solch einem Wetter!«

      »Aber es war ja noch nicht so ein Wetter. Es war kein Wölkchen am Himmel. Wie konnte ich ahnen, daß wegen einer so kleinen Unterlassungssünde all dies Gerumpel und Gepolter losgehen würde? Und ich meine, es ist gerade nicht hübsch von dir, so viel Aufhebens davon zu machen, da du doch weißt, daß es so selten vorkommt. Vorher habe ich es nie versäumt, nie seit dem großen Erdbeben, an dem ich schuld war.«

      »Mortimer, wie du sprichst! Hast du das gelbe Fieber vergessen?«

      »Meine Liebe, du legst mir immer das gelbe Fieber zur Last, und ich meine doch, das ist ganz sinnlos. Wie soll denn ein kleines Frömmigkeitsvergehen von mir so weithin wirken? Das Erdbeben will ich meinetwegen auf mich nehmen, weil es in der Nachbarschaft stattfand, aber ich will mich hängen lassen, wenn ich verantwortlich sein soll für jedes lumpige –«

      (Fzt, bum, bum, belum, bum, bang!)

      »O Gott, o Gott, gewiß hat es irgendwo eingeschlagen. Wir werden keinen Tag mehr erleben, und dann, wenn wir nicht mehr sind, kann es dir eine Genugthuung sein, zu wissen, daß dein gottloses Gerede – Mortimer!«

      »Nun, was ist wieder los?«

      »Deine Stimme klingt, wie wenn – Mortimer, stehst du wirklich vor dem offenen Kamin?«

      »Das ist allerdings mein Verbrechen in diesem Augenblick.«

      »Geh augenblicklich davon weg. Es scheint, du bist entschlossen, Vernichtung über uns alle zu bringen. Weißt du nicht, daß es keinen besseren Leiter für den Blitz giebt, als ein offenes Kamin? – Wo bist du nun hingegangen?«

      »Da ans Fenster.«

      »O, um Gotteswillen, hast du den Verstand verloren? Geh weg von dort, augenblicklich! Die kleinsten Kinder wissen, daß es lebensgefährlich ist, während eines Gewitters am Fenster zu stehen. Lieber, Guter, ich weiß, ich erlebe keinen Tag mehr – Mortimer?«

      »Ja!«

      »Was ist das für ein Rascheln?«

      »Ich bin's.«

      »Was thust du denn?«

      »Ich bemühe mich, das obere Ende meiner Unterbeinkleider zu finden.«

      »Schnell, wirf das Zeug weg. Du wirst doch nicht diese Kleidungsstücke bei einem solchen Wetter anziehen wollen? Du weißt doch, daß allen Autoritäten zufolge wollene Stoffe den Blitz anziehen. O, Liebster, Bester, ist es nicht genug, daß man aus natürlichen Ursachen stets in Lebensgefahr schwebt? und du thust alles Erdenkbare, was die Gefahr vermehren kann. – So singe doch nicht! Wie kannst du auf den Einfall kommen?«

      »Nun, was kann denn das schaden?«

      »Mortimer, ich habe dir einmal, habe dir hundertmal gesagt, daß Singen Schwingungen in der Atmosphäre verursacht, die den Zug des elektrischen Stroms unterbrechen und – um alles in der Welt, wozu machst du die Thür auf?«

      »Gerechter Himmel, Weib, ist auch dabei Gefahr?«

      »Gefahr? Der Tod ist dabei. Jeder, der irgend darauf geachtet hat, weiß, daß einen Luftzug verursachen geradezu den Blitz herbeiziehen heißt. Du hast sie nur halb zugemacht, schließe sie fest und mach schnell, oder wir sind alle verloren. O, es ist etwas Fürchterliches, bei einem solchen Wetter mit einem Wahnwitzigen eingeschloßen zu sein. Mortimer, was thust du?«

      »Nichts, ich drehe eben den Wasserhahn auf, dieses Zimmer ist zum Ersticken dumpf, ich muß mir Gesicht und Hände netzen.«

      »Du hast scheints den letzten Rest deines Verstandes verloren. Wo der Blitz einen andern Gegenstand einmal trifft, schlägt er fünfzigmal ins Wasser. Drehe schnell zu. O, Lieber, ich sehe schon, daß nichts auf dieser Welt uns retten kann, ich glaube, daß – – Mortimer, was war das?«

      »Es war ein verfl. ... es war ein Bild, hab's heruntergestoßen.«

      »Dann stehst du also hart an der Wand? Eine unerhörte Unvorsichtigkeit. Weißt du nicht, daß es keinen besseren Leiter für den Blitz giebt, als eine Wand! Mach, daß du davon weg kommst. – Und eben warst du auch wieder nahe daran zu fluchen. O, wie kannst du so verzweifelt gottlos sein, während deine Familie in solcher Gefahr schwebt? Mortimer, hast du ein Federbett herthun lassen, wie ich dich gebeten habe?«

      »Nein, hab's vergessen.«

      »Vergessen? Es kann dich dein Leben kosten. Hättest du jetzt ein Federbett, um es in die Mitte des Zimmers zu breiten und dich darauf zu legen, so wärst du völlig in Sicherheit. Komm hier herein – schnell, ehe du noch weitere tolle Streiche machen kannst.«

      Ich versuchte es, aber die Kammer vermochte uns beide bei geschlossener Thüre nicht zu fassen, wenn wir nicht ersticken wollten. СКАЧАТЬ