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Eine lange Tafel steht mitten im Garten, gedeckt mit kulinarischen Leckerbissen, die man zu dieser Zeit in diesem Land auftreiben kann. Jetzt hört man ein: „Ah, oh, lecker“! Bevor Johanna sondieren kann, was es so an schönen Dingen zu essen gibt, bittet der Brautvater noch einmal um Aufmerksamkeit. „Nun liebes Brautpaar, liebe Freunde, werte Gäste. Ich will jetzt keine lange Rede schwingen. Sicher habt ihr alle bereits großen Hunger. Nur eines sei schnell erwähnt. Wir, die Brauteltern wünschen den jung Vermählten alles Glück der Welt. Das sie immer zu einander stehen, auch wenn der Haussegen dann und wann schief hängt. Wir wünschen euch ganz viele Kinder und Gesundheit und ein langes Leben.“ Nun muss sich der Brautvater schnäuzen, die Tränen halten nicht an. „Sind eben Freudentränen“, erklärt er entschuldigend für sein plötzlich aufkommendes Gefühl. „Ein Tost auf das Brautpaar und nun wünschen ich einen guten Appetit.“ Endlich hat Johanna die Möglichkeit zu schauen, was die Eltern alles aufgetischt haben. Da sind ihre Schillerlocken, Schrimps, Rotbarschfilet, Wildgulasch, Kroketten und anderes. Dankbar schaut sie zu den Eltern. Die haben wohl den gesamten Delikatessenladen aus der Stadt leer gekauft. Jens interessiert weniger, was auf dem Tisch steht, mehr, dass er satt wird. Jens hat stets Hunger. In so einen langen Kerl passt eben eine Menge rein. „Guten Appetit, mein Engel. Lass es dir schmecken.“ Johanna schaut ihren Jens an, „Du auch min lieber Schatz.“ Vater Bernd achtet mit Argusaugen während der Tischzeit darauf, dass immer genug zu trinken nachgeschenkt wird. Die Gäste werden lauter, ein Zeichen für ihn, dass man wohl alle Hochzeitsgäste satt bekommen hat. Zeit für ihn, noch einmal ein Sektglas erklingen zulassen. Die nächste Überraschung wird angekündigt. Ja man kann sagen, die Haisers haben bis ins kleinste Detail die Hochzeit ihrer einzigen Tochter gut geplant und vorbereitet. „Liebes Brautpaar, damit der Tag für euch und natürlich für unsere Gäste ein unvergesslicher Tag wird, haben wir noch eine Überraschung parat. Um 14 Uhr werden wir mit der „weißen Flotte“ eine Schiffsfahrt über den Schweriner See machen. Dazu sind alle recht herzlich eingeladen. An Bord wird Kaffee und Kuchen serviert. Zum Abend werden wir wieder zurück sein und in gemütlicher Stimmung den Tag ausklingen lassen.“ Heftiger Beifall bestätigt Vater Bernd sein organisatorisches Talent. Dem Brautpaar fällt dazu nichts ein. Sie sind einfach von den vielen neuen Eindrücken überwältigt. Vom Haus der Eltern bis zur Schiffsanlegestelle geht man zirka 10 Minuten zu Fuß. Da der Hochzeitszug die alte Dorfstraße gehen muss, gibt es viele Schaulustige, die dem Hochzeitspaar zurufen und ordentlich klatschen. Man kennt sich eben ein Leben lang. Der Ausflugsdampfer liegt bereits an der Schiffsanlegestelle. Johannas Vater hat wirklich an alles gedacht! Dieses Schiff fährt eigens nur für die Hochzeitsgesellschaft, was unverkennbar zu sehen ist. Girlanden und Luftballons schmücken den Dampfer. Die Schiffscrew erwartet bereits seine Gäste. Auch hier an Bord ist alles wunderschön eingedeckt. Eine Einmannkapelle sorgt für seemännische Unterhaltung. Johanna schaut ihren Jens an. „Ist das nicht einfach alles wunderbar? Mein Vater hat sich ganz schön in Unkosten gestürzt. Schau Jens, da ist Kaninchenwerder. Da müssen wir mal hin, mit Papas Boot.“ Jens nickt nur, „Ja mein Schatz, machen wir gewiss. Doch heut ist heut und das wollen wir genießen. An Morgen können wir später denken. Prost mein Schatz.“ Zärtlich drückt Jens seine Ehefrau an sich. Plötzlich hebt er sie hoch, „So kannst du besser die Insel sehen, oder?“ „Lass mich wieder runter, bitte bitte. Ich habe Angst, dass du mich fallen lässt und dann auch gleich ins Wasser.“ Jens muss lachen, „Nee mein Schatz, dich lass ich nie wieder los, gleich gar nicht fallen, und außerdem bist du ein Fliegengewicht. Dich spüre ich kaum.“ Eben ausgesprochen hebt er seine Braut auf ein Neues in die Höhe. Da Johanna die ganze Hochzeitsgesellschaft mit ihrem lauten Schreien auf sich aufmerksam macht, lässt Jens sie flugs nach unter. „Besser?“ Johanna nickt. Die Fahrt mit dem Schiff geht vom Schweriner Innensee durch den Kanal am Paulsdamm bis in den Außensee. Von hier aus können die Gäste einen Blick auf das Schloss „Willi Grad“ werfen. Der Kapitän ist nicht nur ein guter Schiffsführer, er ist gleichzeitig ein begabter Reiseführer auf See. So erfahren die Gäste viel über ihr Land und ihrem See. Alles hat ein Ende und so auch die Kaffefahrt. „Schade“, meint Johanna, „ich wäre gern noch auf dem Wasser geblieben. Man kann so weit schauen.“ In der Zwischenzeit haben die unheimlichen fleißigen Heinzelmännchen von Herr Haiser Senior ihr Tageswerk vollbracht. Für einen gemütlichen Abend ist gesorgt. Der Tag begann mit herrlichem Sonnenschein. Die Sonne meint es gut mit den Hochzeitsgärten und schickt jetzt ihre Abendstrahlen, als wären sie eigens nur für die hiesige Gesellschaft. Hannes der „Schallplattenaufleger“ vom Retgendorfer Zeltplatz macht sich seit Minuten warm. Hannes ist wie Jens im Kinderheim aufgewachsen. Die beide verbindet eine lange Freundschaft. Zur Ehren von Jens und Johanna darf er heut die Platten auflegen. Gern stände er statt Jens vordem Altar. Johanna hatte sich bereits im Sandkasten für seinen Freund entschieden. Hannes musste, ober wollte oder nicht, sich mit dem Part des guten Freundes abfinden. Mit den Jahren gelang es ihm, heut nun ist er der beste Freund der Jungvermählten. Er kennt ihren Musikgeschmack und will das Brautpaar heut Abend nicht enttäuschen. Ein Blick von Brautvater Bernd und Hannes weiß, dass er nun loslegen darf. Inzwischen sind alle Gäste im Garten eingetroffen. Manch einer noch schwatzend über die schöne und gelungene Schiffsfahrt. Doch Bernd stellt sich in Position und lässt nun bereits zum vierten Mal das Sektglas klingen. „Meine lieben Freunde, liebe Gäste, ach eben alle Anwesenden. Ist das nicht ein schöner Tag heut? Hat es bis eben allen gefallen? Wenn nicht, bitte raustreten! Keiner? Na ja, ist auch besser so.“ Zustimmendes Gelächter ermuntert Vater Bernd weiter zu sprechen. „Ich wollte nur kurz erwähnen, dass ich noch einen schönen Abend wünsche, mit einem kräftigen Happen zur Stärkung, einem guten Schluck hinterher und flotter Unterhaltung mit Hannes dem Plattenaufleger.“ Vater Bernd greift zu einem Bier, „So liebe Frau, ich habe für meinen Teil meine Pflichten erfüllt und gehe nun zum gemütlichen Abend über, prost!“ Mutter Ingrid legt ihren Arm auf die Schulter ihres Mannes und raunt ihm liebevoll zu, „ Haste wirklich alles ganz toll organisiert, wirklich, ein gelungener Tag! Danke mein lieber Mann.“ „Und nun bitte ich das Brautpaar zum Brauttanz“. Hannes legt eigens dafür einen Titel von Roy Black auf: Ganz in weiß mit einem Blumenstrauß… Gefühlvoll führt Jens seine Angetraute durch den Tanz. Sie schauen sich dabei tief in die Augen und vergessen alles um sich herum. „Glücklich, mein Schatz?“ Johanna beantwortet die Frage mit einem innigen Kuss, dabei haucht sie ein überzeugendes „Ja“. „Ich freue mich auf die Nacht mit dir, hoffentlich gehen die Gäste nicht so spät“. Jens muss laut lachen. „Und wenn, dann verlegen wir die Nacht auf den Morgen, wir haben doch Urlaub.“ Der hochzeitstanz endet und nun tanzen die Gäste ebenfalls. Hannes lässt sich nicht lumpen und hat so einiges zu bieten, was es normaler weiser nicht auf dem Musikmarkt der DDR zu kaufen gibt. Aber wozu gibt es einen Onkel in Hamburg. Die Sonne ist längst am Horizont verschwunden, der Mond zeigt sich in seiner vollen Schönheit. So endet dieser besondere Tag wunderbar. Zufrieden gehen die Gäste heim, die Eltern zu Bett und das junge Ehepaar in seine erste gemeinsame Nacht. Johanne kennt bis heut nicht mehr als einen innigen Kuss. Nie zu vor hat sie mit ihrem jetzigen Mann geschlafen. Jens geht es nicht anders. Für ihn gab es und wird es nur diese eine Frau geben. Für das junge Paar beginnt eine bis dahin nie gekannte Begegnung. Aufgeregt wie die Hühner, welche gerade Eier legen, begeben sie sich in ihr Schlafzimmer. Zusammen mit dem Schwiegervater baute Jens unter dem Dach eine Mansarde zum Schlafzimmer um. Der Wusch der Eltern bestand eh darin, dass irgendwann die Kinder das alte Bauernhaus erben sollten. „ Schau weg, ich bin noch nicht ausgezogen“, zitternd und etwas Scheu kriecht Johanna schnell unter die Bettdecke. „Nun mach mal halb lang, wir haben Sommer und was du nicht möchtest, passiert auch nicht.“ Mit einem Satz ist Jens im Bett und krabbelt unter die Zudecke seiner frisch angetrauten Frau….
Der Sonntag beginnt wie der Samstag. Die Sonne scheint bereits. Johanna rekelt sich und schaut dabei ihren Jens liebevoll an. „Na mein Schatz, hast du gut geschlafen?“ Jens lacht lautlos, „ Und wie mein Engel. Dann lass uns nach unten gehen, bevor die Eltern uns rufen.“ Von der Küche her riecht es bereits nach frischem Kaffee und heißen Brötchen. „Guten Morgen meine Lieben, na? Wie war die erste Nacht zu zweit?“ „Mama! Wir haben geschlafen. Und außerdem plaudert man nicht über intime Dinge!“ „Ist ja gut, mein Schatz, setzt euch, dass Frühstück wartet.“ Das lassen sich die Jungvermählten nicht zweimal sagen. „ Wo ist eigentlich Papa?“ Johanna schaut sich fragend um. „Ja der kommt gleich. Ich glaube, er hat noch etwas vergessen.“ Mamma Inge schmunzelt dabei geheimnisvoll. „ Mama, nun
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