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klappt, wie die Haisers sich es vorgestellt haben. Endlich erscheint Johanna auf dem oberen Treppenabsatz, im Hintergrund steht ihre beste Freundin. Vater und Mutter schauen stolz nach oben. „Ach sieht unsere Tochter nicht schön aus? Wie Lilli Marlen, nur viel schöner.“ Die langen blonden Haare liegen in großen Wellen auf den Schultern. Ein kleiner zarter Haarreif schmückt den Kopf und ein schneeweißes langes Brautkleid bestückt mit weisen Stoffrosen geben der Braut ein elfenhaftes Aussehen. Mit ihren gerade mal 50 kg Körpergewicht sieht sie zauberhaft aus. Betont langsam geht Johanna die steile Treppe nach unten, ihre Freundin Marlies folgt ihr. Ein Duft von Opium umgibt die junge schöne Frau. Beim Anblick der Tochter, laufen Mama Haiser die Tränen, so sehr ist sie vom Aussehen ihrer Tochter ergriffen. „Nun Mädel, was heulst du jetzt schon, ist doch noch nicht soweit.“ Vater Bernd versteht die Ergriffenheit seiner Frau nicht. Er kann sich nicht erinnern, dass seine Mutter an seinem Hochzeitstag geheult hätte. „Typisch Weiber“, mault Bernd und geht seiner Tochter voraus nach draußen, wo mit Spannung der Bräutigam wartet. Jens verschlägt es die Sprache. Wortlos schaut er zu seiner zukünftigen Frau. „Oh man, ich bin hin und weg, schaust du schön aus!“ So viel Glück auf einmal, Jens kann es kaum fassen. Immer wieder muss er seine Johanna anschauen. Wie schön sie doch ist, seine Johanna. Schwiegermutter hat Recht, wenn sie behauptet, dass Johanna einer Elfe gleicht. Mit ihren knapp 1,60 muss sich der Bräutigam bücken, möchte er die Braut auf den Mund küssen. „So liebes Brautpaar ab ins Auto, ansonsten findet die Trauung ohne euch statt. Die Zeit bleibt nicht stehen.“ Vater Bernd hat ein Machtwort gesprochen. Für die Fahrt zum Standesamt steht ein „weißer Kugelporsche“, sprich ein „Trabant 500“ bereit. Liebevoll geschmückt mit roten Rosen. „Steigt ein, ich werde euch chauffieren.“ Galant bittet Vater Bernd das Brautpaar zum Wagen. Doch wie soll ein 1,90m großer Mann auf dem Rücksitz Platz finden? Dem Bräutigam ständen die Knie bis an die Ohren. „Nein so geht das nicht“, sagt der Brautvater nun verärgert. „Musst eben vorn bei mir sitzen, geht eben nicht anders!“ So hatte Vater Bernd es sich zwar nicht vorgestellt, aber an die Größe seines Schwiegersohnes hatte er nicht gedacht. Endlich sitzt Jens neben dem Brautvater und die Braut alleinauf dem Rücksitz. Die übrigen Gäste folgen mit dem geliehenen Wagen des Nachbarn zum Standesamt. Die Fahrt geht mit viel Gehupe durch die Altstadt bis zum Standesamt. Während der Tour will Jens unbedingt erfahren, wo der Schwiegervater den Trabant aufgetrieben hat. „Nee mein lieber zukünftiger Schwiegersohn, du kannst gewiss alles essen, aber nicht alles wissen. Hab halt so meine Beziehungen.“ Mehr will er nicht verraten. Am Ziel angekommen, wartet die nächste Überraschung auf das verblüffte Brautpaar. Soweit sich Johanna und Jens erinnern, sollte es eine Trauung im engsten Kreise der Familie werden. Was hier vor dem Standesamt wartet, übertrifft bei weitem der Vorstellung einer kleinen Familienfeier. Vater Bernd steigt aus dem „Kugelporsche“ und hilft seiner Tochter aus dem Auto. Dann läuft er geschwind um das Auto, um auch seinen Schwiegersohn behilflich zu sein. Vor der Treppe stehen in Spalier Verwandte, Bekannte und die besten Freunde. Wer hatte sie wohl alle eingeladen? Jens schaut seinen zukünftigen Schwiegervater an, der jedoch zuckt mit den Schultern, als wüsste er von nichts. „Weiter, weiter gehen nicht stehen bleiben, staunen könnt ihr nach der Trauung“. Behutsam schiebt er das Brautpaar vor sich her. Vorbei an die vielen Gäste, hoch in das große Trauzimmer des hiesigen Stadesamtes von Schwerin. Nach einigen Minuten des Wartens, öffnen sich die großen Flügeltüren und eine Standesbeamtin bittet die Hochzeitsgesellschaft herein. Ihr fallen fast die Augen aus dem schön gepflegten Kopf, als sie das Gefolge des Hochzeitspaares erblickt. „So viele! Ich glaube fest, dass die Stühle nicht ausreichen werden! Leicht verwirrt, bittet sie das Brautpaar und die Hochzeitsgäste in den Saal. „Das Brautpaar nimmt vorn am Tisch Platz, dann die Eltern, Onkel und Tanten und die Freunde. Verärgert über sich selbst, was sie daherredet, versucht die Standesbeamtin ihre Worte zurück in die richtige Bahn zu lenken. Als alle im Saal einen Platz gefunden haben, atmet die gestresste Standesbeamtin durch, „Gott sei Dank“. Schließlich hat sie für jede Trauung nur 20 Minuten. Leise wird die Tür von außen verschlossen. Musik erklingt und die Standesbeamtin erhebt sich von ihrem Stuhl, um das Brautpaar zu begrüßen. Johanna und Jens aber befinden sich im „siebenten Himmel“ und müssen erst durch ein Räuspern der Standesbeamtin zurück in den Trauungssaal beordert werden. „Darf ich dann beginnen? Liebes Brautpaar…“Während der Rede der Standesbeamtin schaut sich das Brautpaar unentwegt an. Dass Frau Mama hinter ihnen heftig schnäuzt, bemerken die beide nicht. So sehr sind sie mit sich beschäftigt. Erst als die Musik verstummt, horchen beide auf. Vater Bernd stupst seine Tochter an, beugt sich zu ihr vor und flüstert verärgert, „Man hört endlich zu, verliebt sein könnt ihr hinterher so ewig.“
Jens und Johanna antwortet auf die Frage der Standesbeamtin, ob sie den Bund der Ehe eingehen wollen. Natürlich beantworten die zwei die Frage mit einem zärtlichen Ja! Vor lauter Aufregung und weil die Finger von Jens geschwollen sind, bekommt die Braut den Ehering nicht über den Finger gestreift. Sie schwitzt Blut und Wasser. Hilfesuchend schaut sie die Standesbeamtin an. Diese nickt wohlwollend. Johanna versucht es ein letztes Mal. Die Anstrengung hat sich gelohnt, endlich sitzt der Ring da, wo er hinsoll. Jens hat weniger Schwierigkeiten. Beim ersten Versuch rutscht der Ehering an seinen Platz. „Das Brautpaar darf sich nun küssen“, verkündet die Standesbeamtin. Sichtlich erleichtert küsst Jens seine Ehefrau Johanna ganz vorsichtig, als wäre sie aus Porzellan auf den Mund. Verliebt bis über beide Ohren schaut sich das eben getraute Paar an. Sie müssen jetzt nur noch die Heiratsurkunden unterschreiben und dann ist die Trauung im Standesamt von Schwerin beendet. Und wieder öffnen sich die großen Flügeltüren des Saales und die Hochzeitsgesellschaft begibt sich nach unten. Hier erwartet sie ein Fotograf, auch ein Freund von Vater Bernd. Der soll nun das junge Glück im Bild festhalten. Nachdem alle Fotos im „Kasten“ sind, geht es weiter mit den Überraschungen. Nicht nach Haus, wie das junge Paar sich denkt, geht es mit Pfaffenteichfähre über den See. Denn hier auf der anderen Seite gibt es einen Fotografen mit professioneller Erfahrung. Hier sollen die richtigen Hochzeitsfotos gemacht werden. Der Rest der Gesellschaft fährt unterdessen nach Müß zurück. Haisers haben nicht nur ein schickes altes Bauernhaus, dazu gehört ein großes Grundstück mit viel Garten und einem Schwimmteich. Während man im Standesamt von Schwerin heiratet, haben unzählige Heinzelmännchen den Garten für eine richtige Hochzeitsfeier vorbereitet. Es macht schon was aus, wenn das nötige Kleingeld dazu vorhanden ist. Pünktlich zum Mittagstisch erscheinen die Jungvermählten. Mit einem riesigen „Hallo“ werden sie begrüßt. Nachbars Kinder haben einen Blumenkorb in den Händen und bewerfen die jungen Eheleute mit Rosenblättern. Onkel Hans aus Hamburg, natürlich wurde er auch eingeladen, filmt ohne Ende mit seinem Camcorder. Auch so was Neumodisches aus dem Westen, was hier noch keiner kennt. Johanna und Jens kommen aus dem Staunen nicht heraus. Nun fehlt nur noch das Hochzeitsgeschenk der Eltern von Johanna. Bevor zu Tisch gebeten wird, lässt Vater Bernd ein leeres Sektglas klingen. Er bittet um die Aufmerksamkeit der Hochzeitsgäste. Alle schauen gespannt zu ihm hin. Was jetzt wohl kommt? Keiner ahnt etwas, nur die Mama von Johanna ist eingeweiht. Vater Bern erhebt sich vom Hochzeitstisch. So dass alle Gäste ihn sehen können. „Liebes Brautpaar, liebe Gäste“, erschallen seine Worte. „Heut nun haben sich unsere von uns über aller geliebten Tochter und den uns lieb gewordenen Schwiegersohn das „Jawort“ gegeben. Wir haben lange darüber nachgedacht, womit wir den jungen Eheleuten eine Freude machen können. Geschirr, Bettzeug, Geld? Dass schaffen sich die beiden selber an. Aber ein Auto! Dafür reicht es sicherlich noch nicht. Ja und somit schenken wir euch unseren „Trabant“. Würden nicht die Schwalben zwitschern, würde man denken, die Welt sei menschenleer. So still ist es augenblicklich. Vater Bernd holt die Gäste aus ihrem Staunen zurück. „Na ja, ist ja nicht das neuste Auto, aber für den Anfang soll es genügen“, dabei zieht er langsam mit Bedacht ein großes weißes Tuch von einem Auto herunter. Geschmückt mit vielen Rosen und einer großen roten Schleife steht er da, der Trabbi von Familie Senior Haiser. Junior Haiser glaubt nicht, was er sieht. Nie hätte er sich ausmalen können, ein Auto zu besitzen, nie! Jens war stets Bescheidenheit gewohnt. War er nicht in einem Kinderheim groß geworden? Jens hatte keine Eltern mehr, warum wusste er nicht, hatte aber auch nie nachgefragt. Er hatte seine Liebe in Zippendorf am Strand als Heimkind kennen gelernt. Und wie der Zufall es wollte, besuchten sie die gleiche Schule auf dem Dreesch in Schwerin. Und bereits in der ersten Klasse schwor er, dass er nur seine Johanna ehelichen würde.