Название: Amsterdam
Автор: Uwe Hammer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783742715234
isbn:
„Loslassen Du Idiot,“ wobei Dieter trotz dieser doch eher diskriminierten Ausdrucksweise nur deshalb nicht beleidigt war, da er infolge seines sich unter Wasser befindlichen Kopfes nicht im Stande war, akustische Signale wahrzunehmen und er im Augenblick einfach nicht die Zeit hatte sich beleidigen zu lassen.
Die örtlichen Begebenheiten an welchen sich das Drama abspielt waren der Art, dass es sich hier nur um eine Seezunge handelte, die knapp 200 Meter breit war, was dazu führte, dass Dieter sich unaufhaltsam in Richtung Strand bewegt. Da die Böe unvermindert anhielt, wurde Dieter weiter durchs Wasser gezogen, wobei er aufgrund seiner Körperfülle und seines tiefer im Wasser hängenden Kopfes zum Glück weiterhin etwas gebremst wurde und nicht mit all zu hoher Geschwindigkeit auf den Strand zu steuerte.
Dieter kam immer noch nicht auf die Idee die Bar einfach loszulassen. Aus irgendwelchen Gründen hatte er das Gefühl, er müsse sich einfach daran festklammern, da er ansonsten verloren wäre. Hätte Dieter Zeit gehabt nachzudenken, so wäre ihm vielleicht aufgefallen, dass diese Situation ein Spiegelbild seines Lebens war. Immer klammerte es sich fest an dem was gerade war, ohne zu überlegen, ob das wirklich sinnvoll war. Ganz bestimmt wäre es oft besser gewesen einfach loszulassen, sich etwas anders zu suchen an dem er sich festklammern konnte. Aber diese Denkweise war Dieter bisher fremd. Dieter hatte in dieser Situation allerdings kein Bedürfnis sich mit lebensphilosophischen Fragen auseinanderzusetzen. Vielmehr ging im langsam die Luft aus, und er hatte das Gefühl, inzwischen den halben See in sich aufgenommen zu haben. Die gute Nachricht in diesem Augenblick war, dass sich das Thema Wasser schlucken in wenigen Sekunden von selbst erledigt haben dürfte.
Dieter war nur noch wenige Meter vom Ufer entfernt, was er allerdings nicht wusste, da er aufgrund seines sich unter Wasser befindlichen Kopfes auch zur Aufnahme optischer Reize nicht im Stande war. Der Aufschlag auf den Strand war hart und Dieter wurde noch ca. 5 Meter den Strand entlang gezogen, bis ihn die Kraft in den Händen verließ und er die Bar los lies. Das Kite machte sich allein auf den Weg, kam aber nicht weit, da es von den nahe am Strand stehenden Bäumen aufgehalten wurde. Für einige Sekunden herrschte Totenstille. Sören und seine entsetzt dreinschauenden Kursteilnehmer standen regungslos da und warteten auf ein Lebenszeichen von Dieter. Der war zwar nur ca. 200 Meter entfernt, konnte aber aufgrund des dazwischen liegenden Wassers nicht so ohne weiteres erreicht werden. Dieter rührte sich nicht. Sein Gesicht steckt etwa 20 cm tief im Stand, sein Munde hatte sich mit Sand gefüllt, wären sein Magen mit knapp 3 Litern Seewasser gefüllt war. Eine Kombination die nicht wirklich seinen Geschmack traf. Sein Gesicht brannte wie Feuer.
Die knapp 5 Meter die er durch den groben Stand gezerrt wurde hatten ihre Spuren hinterlassen, und zu zahlreichen recht großflächigen Schürfwunden geführt, die mit reichlich Sand dekoriert waren. Langsam kehrt das Leben in seinen Körper zurück. Er hob vorsichtig seinen Kopf aus den Sand und versuchte die Augen zu öffnen, was ihm allerdings nicht sofort gelang da auch diese völlig mit Sand bedeckt waren und sich beim Versuch die Augen zu öffnen Sand unter die Augenlider schob und seine Augen heftigst zu brennen begannen. Auf der anderen Seeseite wurden die ersten Bewegungen mit Erleichterung aufgenommen, die allerdings recht schnell wieder in Entsetzen umschlugen als Dieter den Kopf in ihre Richtung drehte, und die Beobachter erschreckt feststellten, das Dieter wie ein Sandmensch aus Star Wars aussah, obwohl die 200 Meter Entfernung sein wirkliches Aussehen der Phantasie der Beobachter überließen, wobei klar zu erkennen war, dass er nicht wie ein Mensch aussah.
Dieter versuchte den Sand aus seinem Gesicht zu wischen, wurde aber durch ein noch stärkeres Brennen davon abgehalten sein Vorhaben weiter fortzusetzen. Vorsichtig versuchte er wenigstens seine Augenlider vom Sand zu befreien damit er zumindest in der Lage war ein wenig zu sehen. Nach einigen Sekunden und unter erdulden erheblicher Schmerzen gelang es ihm seine Augen einige Millimeter zu öffnen und die Umgebung zumindest schemenhaft wahrzunehmen. Aus den Sehschlitzen heraus, sah er das Sören sich ein zweites Kite geschnappt hatte und sich bereits auf dem Weg zu ihm befand zumindest vermutete er, dass es sich um Sören handelte, denn erkennen konnte er es nicht. Es dauerte nicht lange und Sören stand mit vorwurfsvollem Gesichtsausdruck vor ihm.
„Warum hast Du nicht einfach losgelassen?“ Den Idiot ließ er dieses Mal freundlicherweise weg, und dachte es sich nur. Statt zu antworten spuckte
Dieter erst einmal eine Ladung Sand aus. Es vergingen einige Minuten, aber Dieter war immer noch nicht im Stande zu sprechen, der Sand war bis in seine Kehle vorgedrungen und machte ein Sprechen unmöglich. „Das ist mir auch noch nicht passiert und ich wüsste von keinem Kollegen dem so etwas mal untergekommen ist“ redete Sören immer noch nach Fassung ringend vor sich hin. Einige Minuten später traf ein Rettungswagen ein, den die besorgten Beobachter dieses Dramas offensichtlich angefordert hatten. Dieter verdächtigte seine Frau, da diese selbst im knappsten Bikini noch ein Handy zu verstauen in der Lage war.
Die Sanitäter konnten sich auch nicht erinnern so etwas schon mal zu Gesicht bekommen zu haben, und machten heimlich ein Foto mit dem Handy, damit sie ihren Kollegen von ihrem sonderbaren Einsatz berichten konnte. Claudette stand unterdessen auf der anderen Seeseite und schämte sich in Grund und Boden. Unter dem Vorwand ihren Mann schnellst möglich im Krankenhaus besuchen zu können stahl sie sich verlegen davon. Hiermit war Dieters Kitekarriere bereits nach wenigen Minuten beendet und auch Claudette hegt nicht den Wunsch, dass ihr Mann sie bei ihren weiteren Kiteunternehmungen begleitete.
Claudette
All das ging Dieter durch den Kopf, als er um Sörens Wagen herumlief. Erst jetzt kam ihm die Frage, was das Fahrzeug hier eigentlich zu suchen hatte. Es befiel ihn ein ungutes Gefühl, und er bewegte sich mit einem flauen Gefühl im Magen in Richtung der Haustür. Kaum hatte Dieter der Tür geöffnet und sich wenige Meter ins Innere des Hauses bewegt, drang ein durch sexuelle Erregung inizierter Geräuschpegel in sein Ohr. Anhand der unterschiedlichen Tonlagen konnte Dieter zweifelsohne erkennen, dass mindestens zwei Personen für dieses Geräuschentwicklung verantwortlich zeichneten. Dieter blieb erschrocken stehen und konnte den auf ihn einströmenden Lustgeräuschen einige Wortfetzen entnehmen.
„Ohne Sören“ dann wieder nur völlig unverständliche Stöhnlaute,
„Ohne Claudette“ Stöhnlaute, die letztlich in einem völlig unkontrollierten Orgasmusaufschrei, welcher mit absoluter Sicherheit der Kehle seiner Frau entstammte, gipfelte.
Dieter war schockiert zum Einen darüber, dass es seine Frau tatsächlich mit diesem von Intelligenz verschonten Sören trieb, und zum Anderen darüber, dass seine Frau im Stande war Geräusche von sich zu geben, die er ihr nie zugetraut hätte, und die sie all die Jahre vor ihm verheimlicht hatte. Dieter drehte sich um und verließ fluchtartig das Haus. Vor der Tür stehend vergrub er das zweite Mal an diesem Tag sein Gesicht in den Händen und zum zweiten Mal berührte er seine lädierte Nase zu stark was erneut eine heftige Schmerzwelle auslöste. Und zum zweiten Mal riss ihn dieser Schmerz aus seiner Verzweiflung und half ihm einigermaßen klare Gedanken fassen zu können. Die anfängliche Verzweiflung wurde durch eine Wut verdrängt, die unaufhaltsam in ihm aufstieg. Wut auf Sören, dieser völlig verblödete Modesportakrobat, der sich sicherlich in so gut wie jedem seiner Kurse eine Gespielin auswählt, und der auch noch СКАЧАТЬ