Auferstehung. Лев Толстой
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Название: Auferstehung

Автор: Лев Толстой

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783752995770

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СКАЧАТЬ waren. Das ganze Gesicht der Person hatte einen auffallend weißen Teint, wie er Leuten eigen zu sein pflegt, die lange Zeit in verschlossenem Raume zugebracht haben; es ist dies ein Weiß, das an die Keime im Keller lagernder Kartoffeln erinnert. Die gleiche Farbe wiesen auch die kleinen, breiten Hände und der volle, weiße Hals auf, der aus dem großen Kragen des Schlafrocks hervorschaute. In diesem Gesichte überraschten, zumal im Gegensatz zu seiner matten Blässe, die tiefschwarzen, glänzenden, etwas geschwollenen, doch sehr lebhaften Augen, von denen eins ein wenig schielte. Sie hielt sich sehr gerade und drückte die volle Brust stark heraus. Als sie auf den Korridor hinausgetreten war, sah sie, den Kopf ein wenig zurückwerfend, dem Aufseher gerade in die Augen und blieb stehen, bereit, alles zu tun, was er von ihr verlangen würde. Schon wollte der Aufseher die Zellentür zuschließen, als das bleiche, ernste, runzelige Gesicht einer barhäuptigen, grauhaarigen Alten in der Öffnung erschien. Die Alte sprach irgend etwas zu der Maslowa. Aber der Aufseher drückte die Tür gegen den Kopf der Alten, und der Kopf verschwand. In der Zelle ließ sich das laute Lachen einer weiblichen Stimme vernehmen. Auch die Maslowa lächelte und drehte sich nach dem vergitterten kleinen Guckloch in der Tür um. Von der andern Seite drängte sich die Alte an das Fenster und sprach mit heiserer Stimme:

      »Vor allem sag' nichts Überflüssiges, bleib bei dem, was du einmal gesagt hast, verstanden?«

      »Wenn's nur rasch ein Ende nähme, schlimmer kann's nicht mehr kommen,« sagte die Maslowa.

      »Zwei Enden kann's nicht nehmen, das kannst du dir doch denken,« sagte der Oberaufseher in überlegenem Amtstone, höchlich überzeugt von der Scharfsinnigkeit seiner Bemerkung. »Nun komm mit, marsch!«

      Das Auge der Alten verschwand von dem Guckloch, und die Maslowa trat in die Mitte des Korridors und folgte mit raschen, kleinen Schritten dem Oberaufseher. Sie stiegen die steinerne Treppe hinunter und gingen an den Männerzellen vorüber, von denen ein noch üblerer Geruch und noch lauterer Lärm als von den Frauenzellen ausging. Aus allen Gucklöchern folgten ihnen die Blicke der Insassen. Endlich kamen sie in das Bureau, wo bereits zwei Eskortesoldaten mit Gewehren standen. Der hier sitzende Schreiber übergab einem der Soldaten ein stark nach Tabak duftendes Schriftstück und sagte, indem er auf die Gefangene zeigte: »Nimm sie in Empfang!«

      Der Soldat, ein Bauer aus der Gegend von Nischnij-Nowgorod, mit rotem, von Pockennarben entstelltem Gesichte, steckte das Schriftstück hinter den Ärmelaufschlag seines Mantels und blinzelte lächelnd, mit einem Kopfnicken nach der Gefangenen, seinem Kameraden zu, dessen starke Backenknochen den geborenen Tschuwaschen1 verrieten. Die Soldaten stiegen mit der Gefangenen die Treppe hinunter und begaben sich zum Hauptausgang.

      In der Tür des Hauptausganges öffnete sich ein Pförtchen. Die Soldaten überschritten die Schwelle des Pförtchens, traten mit der Gefangenen in den Hof hinaus, verließen den ummauerten Hof und marschierten dann, immer mitten auf dem gepflasterten Straßendamm gehend, quer durch die Stadt.

      Droschkenkutscher, Krämer, Köchinnen, Arbeiter, Beamte blieben stehen und blickten voll Neugier auf die Gefangene; einige schüttelten den Kopf und dachten: »Da sieht man, wohin ein schlechter Lebenswandel führt – uns kann man, Gott sei Dank, einen solchen nicht vorwerfen!« Die Kinder sahen voll Entsetzen auf die Verbrecherin, und nur der Umstand, daß die Soldaten hinter ihr hermarschierten und sie daran hinderten, noch mehr Böses zu tun, beruhigte sie einigermaßen. Ein Bäuerlein vom Dorfe, das Holzkohlen verkauft und im Wirtshause Tee getrunken hatte, trat auf sie zu, bekreuzte sich und reichte ihr eine Kopeke. Die Gefangene errötete, senkte den Kopf und sagte irgend etwas.

      Sie fühlte die auf sie gerichteten Blicke sehr wohl und warf ihrerseits, ohne den Kopf zu wenden, unbemerkt Seitenblicke nach jenen, die sie ansahen. Die Aufmerksamkeit, die man ihr schenkte, freute sie. Es freute sie auch, die im Verhältnis zur Gefängnisluft so reine Frühlingsluft der Straßen zu atmen, dagegen fiel es ihr schwer, mit den des Gehens entwöhnten, in den plumpen Gefängnispantoffeln steckenden Füßen auf die Steine zu treten, und sie sah auf den Weg unter ihren Füßen und bemühte sich, so leicht wie möglich aufzutreten. Als die Gefangene an einer Mehlhandlung vorüberkam, vor der sorglos und unbehelligt mit leichtschaukelndem Gange eine Taubenschar sich tummelte, wäre sie beinahe auf einen blauen Täuberich getreten – rasch mit den Flügeln schlagend, flatterte er in die Höhe und flog dicht am Ohre der Gefangenen vorüber, daß sie den von ihm verursachten Windhauch deutlich spürte. Sie lächelte, und als sie dann ihrer Lage gedachte, entrang sich ihr ein tiefer Seufzer.

      1 Ein finnisch-türkischer Volksstamm

      2

      Die Geschichte der Arrestantin Maslowa war eine sehr alltägliche Geschichte.

      Die Maslowa war die Tochter einer leibeigenen Bauerndirne, die mit ihrer Mutter zusammen auf einem zwei adeligen Schwestern gehörenden Gute als Stallmagd lebte. Diese ledige Person gebar jedes Jahr ein Kind; das Kind wurde, wie das gewöhnlich auf den Dörfern geschieht, getauft, dann aber kümmerte sich die Mutter nicht weiter um das unerwünscht erschienene, überflüssige, bei der Arbeit störende kleine Wesen und ließ es ohne Nahrung, so daß es bald verhungerte.

      So waren ihr fünf Kinder gestorben. Getauft wurden sie alle, jedoch nicht gefüttert, so daß sie starben. Das sechste Kind, dessen Vater ein zufällig das Dorf passierender Zigeuner war, war ein Mädchen, und das Schicksal der Kleinen wäre dasselbe gewesen, wenn nicht zufällig eine der beiden alten Damen, denen das Gut gehörte, in den Kuhstall gekommen wäre, um die Mägde dafür auszuschelten, daß der Rahm nach der Kuh roch. In der Mägdestube lag die Wöchnerin mit ihrem hübschen, gesunden Säugling. Das alte Fräulein schalt nun nicht nur wegen des Rahms, sondern auch wegen der Ungehörigkeit, daß man eine Wöchnerin in der Stube der Viehmägde gelassen hatte, und schon wollte sie weggehen, als sie das Kind erblickte. Sie ward gerührt und erbot sich, seine Taufpatin zu sein. Sie hob es auch wirklich aus der Taufe, sorgte für das Patenkindchen, gab der Mutter Milch und Geld, und so blieb die Kleine am Leben. Die alten Damen nannten sie denn auch »die Gerettete«.

      Das Kind war drei Jahre alt, als seine Mutter erkrankte und starb. Der Großmutter, die selbst Stallmagd war, fiel die Enkelin zur Last, und so nahmen die alten Fräulein das Kind zu sich. Die schwarzäugige Kleine wuchs zu einem ungemein lebhaften und anmutigen Mädelchen heran, und die alten Damen hatten ihre Freude an ihr.

      Es waren, wie gesagt, zwei alte Damen da: die jüngere, Sofia Iwanowna, war von gutartigem Naturell – sie war es auch gewesen, die das Kind aus der Taufe gehoben hatte; die ältere, Maria Iwanowna, war von strengerer Gemütsart. Sofia Iwanowna putzte das Mädchen, lehrte es lesen und hätte es am liebsten als Pflegekind behalten. Maria Iwanowna aber sagte, das Mädchen müsse arbeiten lernen, müsse zu einem tüchtigen Stubenmädchen ausgebildet werden, und darum war sie streng gegen das Mädchen, strafte es und schlug es sogar, wenn sie schlechter Laune war. So wuchs das Mädchen unter dem Einfluß der beiden alten Damen zu einem Zwitterwesen, halb Stubenmädchen und halb Pflegekind, heran. Und auch einen Zwitternamen gab man ihr – nicht Katjka, und nicht Katenjka, sondern Katjuschka. Sie nähte, räumte die Zimmer auf, putzte die Beschläge der Heiligenbilder mit Kreide, röstete, mahlte und servierte den Kaffee, besorgte die kleine Wäsche und saß zuweilen bei den Fräulein und las ihnen vor.

      Sie hatte verschiedene Bewerber, doch wollte sie keinen von ihnen heiraten, da sie wohl ahnte, daß das Leben an der Seite dieser dem arbeitenden Stande angehörenden Freier ihr, nachdem sie die Annehmlichkeiten des Herrenlebens kennen gelernt, doch gar zu schwer fallen würde.

      So lebte sie bis zu ihrem sechzehnten Jahre. Als sie aber sechzehn Jahre alt geworden, erhielten die Fräulein den Besuch eines Neffen, eines reichen Studenten, und Katjuschka verliebte sich in ihn, ohne daß sie es wagte, ihm oder auch nur sich selbst die Tatsache dieser Liebe zu gestehen. Zwei Jahre später machte derselbe Neffe, als er in den Krieg zog, seinen Tanten abermals einen Besuch, СКАЧАТЬ