Название: Der Wüstensklave
Автор: J. D. Möckli
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der Wüstensklave
isbn: 9783752915969
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In der Küche lacht Jamon laut auf, als er Kai fluchen hört. »Kai ist wach«, stellt er breit grinsend fest, während er zusammen mit Ren einen Keks nach dem anderen aussticht und auf das Blech legt. »Warum backen wir eigentlich erst jetzt Weihnachtskekse? Oder besser gesagt: Warum feiert ihr das Fest überhaupt?«
Auch Ren ist am Grinsen, doch sein Blick wird jetzt wehmütig. »Meine erste Frau, Kais Großmutter, hat diese Tradition eingeführt. Sie hat an den christlichen Gott geglaubt und irgendwie finde ich es eine schöne Tradition, auch wenn wir nicht die angebliche Geburt von diesem Jesus feiern. Wir backen Kekse und gehen dann später auf den Friedhof, um auch den Verstorbenen ein paar Kekse zu bringen. Am Abend sitzen wir mit unseren Freunden zusammen und genießen die Gesellschaft.«
Spontan legt Jamon den Arm um Rens Schultern. »Das ist eine sehr schöne Tradition und es zeigt so viel mehr, was Weihnachten eigentlich sein sollte, als das, was die meisten Familien der Oberschicht tun, die sich Christen nennen.« Er hat nur leise gesprochen, irgendwie hatte er das Gefühl, dass lautere Worte den Moment gestört hätten.
Tief durchatmend lehnt sich Ren kurz an ihn, ehe er sich wieder aufrichtet und den Keksen widmet. »Na komm, wir müssen uns beeilen, damit wir fertig werden.« Lächelnd sieht er den jungen Mann an, der in so kurzer Zeit einen so unglaublich weiten Weg zurück zu sich selbst geschafft hat.
Jamon erwidert das Lächeln, wendet sich dann aber ebenfalls wieder dem Teig zu.
Als sie das erste Blech voll haben, schiebt Ren es in den heißen Ofen und legt Holz nach.
Endlich kommt auch Kai in die Küche. »Guten Morgen. Ihr habt schon angefangen? Warum habt ihr nicht gewartet?«, fragt er und gibt seinem Liebsten einen schnellen Kuss. »Allein aufzuwachen ist nicht schön, wenn ich schon mal im Bett liegen bleiben und in Ruhe mit dir schmusen könnte.«
»Tut mir leid, aber ich bin im Morgengrauen aufgewacht und wollte dich nicht wecken. Darum bin ich leise aus dem Zimmer gegangen und habe die Pferde versorgt«, raunt Jamon seinem Sharik zu und gibt ihm noch einen Kuss. »Magst du mit mir Kekse ausstechen? Großvater will das Frühstück erst machen, wenn wir fertig sind.«
»Na, dann helfe ich lieber mit. Nicht dass wir noch … ach, vergiss es.« Um seinen Beinahe-Patzer zu überspielen, nimmt sich Kai eins der Keksförmchen und beginnt Herzen auszustechen. »Es ist schön, dass wir drei zusammen sind.«
Ren platziert jetzt das zweite Blech auf dem Tisch und verteilt die ersten Kekse darauf. »Ja, das ist es.« Er legt die Hände auf Kais und Jamons Schultern. »Wir sind eine Familie und ich bin stolz darauf, was ihr beide in diesem Jahr geschafft habt.«
»Nicht wir beide. Wir drei«, widerspricht Jamon sofort.
Kai nickt. »Er hat recht. Wir drei. Ohne dich wären wir nie so weit gekommen.«
Verlegen reibt sich Ren das Kinn. »Wenn ihr meint. Dennoch bin ich stolz auf euch beide und jetzt sollten wir weitermachen, sonst sind wir hier bis zum Neujahrsfest noch nicht fertig.«
Lachend schüttelt Kai den Kopf und legt die letzten Herzen auf das Blech, ehe er zusieht, wie sein Großvater den restlichen Teig wieder zu einer Kugel formt und dann mit dem alten Nudelholz ausrollt.
»So, ihr könnt weitermachen.« Ren zwinkert den beiden zu, als er sich abwendet und einen Topf mit Milch auf den Herd stellt.
Als das zweite Blech auch gefüllt ist, sind die ersten Kekse bereits fertig gebacken und können aus dem Ofen genommen werden. Ein herrlicher Duft breitet sich in der Küche aus und Jamon kann es sich nicht verkneifen, einen der noch heißen Kekse zu stibitzen. Er schiebt ihn sich in den Mund und obwohl er sich beinahe die Zunge verbrennt, schließt er genüsslich die Augen. »Lecker«, murmelt er mit vollem Mund.
Tadelnd hebt Ren den Finger. »Erstens: Man fragt, bevor man sich einen Keks nimmt. Zweitens: Man spricht nicht mit vollem Mund. Und jetzt macht weiter, damit wir auch die restlichen Kekse in den Ofen schieben können.«
Runterschluckend nickt Jamon mit verlegen geröteten Wangen. »Tut mir leid, aber ich konnte einfach nicht widerstehen.«
Bald liegt auch der restliche Teig in Form von Halbmonden und Sonnen auf dem Blech, das sich immerhin noch einmal bis zur Hälfte füllt. Da die Kekse im Ofen noch nicht fertig sind, stellen sie das Blech auf die Arbeitsplatte.
Während Jamon jetzt den Tisch von Mehl und Teigresten befreit, bereitet Ren mit Kais Hilfe das Frühstück vor. Aber kein Duft nach Schwarztee mischt sich mit dem Duft der Kekse, denn zur Feier des Tages hat Ren den Kakao hervorgeholt und gibt sogar noch einen Klecks Sahne dazu.
Mit leuchtenden Augen nimmt Jamon eine der Tassen und schnuppert. »Das riecht so gut. Heute ist wirklich ein besonderer Tag.«
Leise lachend legt Kai den Arm um seinen Liebsten. »Ja, heute ist ein besonderer Tag«, raunt er ihm zu. »Lass uns frühstücken. Wir haben noch viel vor.«
Wissend nickt Jamon. »Ja, Großvater hat es mir gesagt, dass wir nachher noch zum Friedhof gehen.«
»Jungs, der Kakao wird nicht wärmer, wenn ihr weiter rumredet, also setzt euch hin und esst.« Streng sieht Ren die beiden an, aber das schelmische Blitzen in seinen Augen zeigt deutlich, dass er es nicht so meint.
Dennoch setzen sie sich nun und greifen nach den Brötchen.
Immer wieder sehen sich Kai und Jamon tief in die Augen, während sie essen. Irgendwie ist die Stimmung heute anders als in den letzten Wochen. Sie ist entspannter …
Schmunzelnd beobachtet Ren seine beiden Enkel, die ihn gerade mehr an Jugendliche erinnern, so wie sie einander ansehen. »Wenn wir mit dem Frühstück fertig sind, möchte ich gleich zum Friedhof aufbrechen.«
Aus seinen Gedanken gerissen, blickt Kai fragend zu seinem Großvater. »Warum die Eile? Ich meine … natürlich will ich auch zum Friedhof, aber sonst hast du es nie so eilig gehabt.«
Seufzend deutet Ren zu Jamon. »Willst du ihn zwingen hierzubleiben? Du weißt doch genau, wie voll der Friedhof am Fünfundzwanzigsten immer ist. Wir sind schließlich nicht die Einzigen, die heute die Verstorbenen besuchen.«
Beschämt senkt Kai den Blick. »Du hast ja recht. Daran habe ich nicht gedacht, dass Jamon sich dann ja verstellen muss.«
Ernst nickt Ren. »Genau. Und darum will ich möglichst früh los.« Er beugt sich etwas vor und legt die Hand auf den Arm seines Enkels. »Nun sei nicht so geknickt. Wir packen nachher gleich die Kekse ein und gehen los. Dann kann Jamon den Ausflug auch noch genießen.«
Leise räuspert sich Jamon. »Wir müssen uns nicht überschlagen, nur damit ich nicht so lange den perfekten Sklaven spielen muss. Es ist also alles gut.« Sanft lächelnd erwidert er den Blick seines Shariks.
»Nein, Großvater hat recht. Es ist nicht fair, wenn du nicht du selbst sein kannst, wenn wir auf den Friedhof gehen«, widerspricht Kai sofort und steht auf. »Ich gehe den Stoffbeutel für die Kekse holen.« Unter den aufmerksamen Blicken seines Liebsten eilt er aus der Küche.
Im Wohnzimmer bewahren sie in einer Schublade neben den Räucherstäbchen auch die Stoffbeutel auf, die sie immer an Weihnachten benutzen. Nachdenklich mustert Kai die Räucherstäbchen und nimmt zusätzlich zu dem Beutel kurzerhand СКАЧАТЬ