Wilde Welt. Gerstäcker Friedrich
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Название: Wilde Welt

Автор: Gerstäcker Friedrich

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783753135984

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СКАЧАТЬ sprang auf, und in den Kreis der ihm willig Raum gebenden Zuschauer tretend, fand er Donna Beatriz gerade mitten in einem Fandango, den sic mit unbeschreiblicher Grazie und unter dem Beifalljauchzen der Gauchos ausführte.

      Das junge Mädchen tanzte wirklich reizend, und so graziös wie züchtig bewegte sie sich bei den raschen, lebendigen Klängen der Melodie im Kreis und setzte dabei die kleinen niedlichen Füße so zierlich und gewandt, daß, als sie endlich schloß, ein Beifallssturm sie lohnte. Aber dabei blieb es nicht. Ein paar der jungen Burschen hatten rasch ihr Messer bei der Hand, und von den Gürteln die Dollarknöpfe losschneidend, warfen sie die der jungen Schönen zu.

      „Silber? Caramba!" rief Don Diego, „lohnt Ihr mit Silber einen solchen Tanz? - der verdient Gold, denn es war die reine Musik der Füße, wie sie über den Boden mehr dahin spielten als tanzten," und mit seinem Messer eine Unze vom Gürtel trennend, warf er das große Goldstück vor die Füße des schönen Mädchens, das sich leicht erröthcnd und lächelnd gegen ihn neigte.

      „Das ist kein Unitarier, Seňor," flüsterte der Wirth schmunzelnd dem Officier zu, der indessen ebenfalls aufgestanden war, dem Tanze zuzuschauen, „denn denen fehlt's /29/ immer am Besten, am rothen Golde, während es unser Amigo so leichtherzig von sich wirft, als ob er es gestern erst auf der Straße gefunden hätte."

      „Der Teufel traue ihm, Compaňero," murmelte der Soldat leise vor sich hin. - „Sein voriges Lied hab' ich ihm noch nicht vergessen, und ehe wir Beiden von einander scheiden, soll er mir noch mehr Rede stehen, als ihm vielleicht lieb ist, oder - wir trennen uns gar nicht so bald wieder. Hat er Euch gesagt, wie lange er hier zu bleiben gedenkt?"

      „So viel ich weiß, wartet er auf den Correo," sagte der Wirth, „der ihm Briefe von Buenos Ayres bringen soll."

      „Briefe? - hm - es ist gut. Sein Name?"

      „Don Diego."

      „Aber weiter."

      „Thut mir leid, Seňor, weiter kann ich nicht dienen. Ich habe noch nicht mehr davon gehört."

      „So sorgt dafür, daß Ihr bis morgen früh mehr davon wißt," sagte der Officier streng. - „Ich weiß nicht, ob ich mich geirrt habe, aber mir schien, als ob Ihr in das vorige Viva la libertad jenes verdächtigen Burschen ebenfalls mit eingestimmt hättet, und da -"

      „Seňor, ich bitte Euch um Gottes willen!" rief der Wirth erschreckt. „Ich halte dies Gasthaus nur durch die Gnade Sr. Excellenz, unsers vielgeliebten Don Manuel Rosas, dem der Allmächtige ein langes segensreiches Leben schenken möge. Ihr werdet doch nicht etwa glauben -"

      „Ich sagte Euch, daß ich cs nicht gewiß weiß."

      „Aber schon ein bloßer Verdacht genügte -"

      „Da Ihr das wißt," erwiderte der Officier mit einem bedeutungsvollen Blick, „so denke ich, werdet Ihr auch wohl Alles thun, was in Euren Kräften steht, jeden solchen Verdacht von Euch fern zu halten, oder - wenn er etwa schon gefaßt sein sollte - zu entkräften. Ihr kennt Euren eigenen Vortheil viel zu gut, als daß ich Euch mehr zu sagen brauchte."

      „Aber, Seňor, wenn nun -"

      „Ruhig - der Tanz ist beendet. Morgen früh erwarte ich Antwort von Euch." Und ohne sich weiter um den Wirth zu bekümmern, drehte sich der Soldat von ihm ab und schritt /30/ dem Tisch wieder zu, an dem Don Diego die Männer jetzt um sich versammelte, ihm Trinken zu helfen.

      Die spanische Race ist aber im trinken außerordentlich mäßig, und wenn Don Diego auch wohl unter den französischen Einwanderern in Montevideo andere Sitten angenommen hatte, konnte er hier die Leute doch nicht überreden, mehr als ein oder zwei Gläser von dein starken Wein mit ihm zu leeren. Der Abend war überdies auch schon ziemlich weit vorgerückt; die Frauen und Mädchen zogen sich in ihre verschiedenen Wohnungen zurück, die Männer folgten größtentheils dem Beispiel, und auch für die Gäste der Pulperia wurden, so weit es der Raum erlaubte, die Lagerstätten nothdürftig hergerichtet.

      Dazu bedurfte es freilich keiner großen Vorbereitungen. Den Poncho, der die Nacht als Decke diente, führte jeder bei sich, eine Kuhhaut auf den nackten Boden oder auf eine dazu an der Wand angebrachte Lehmbank gebreitet, verrichtete Matratzendienste, der Sattel mit den dazu gehörigen Schaffellen bildete das Kopfkissen und das Bett war fertig.

      Eine halbe Stunde später, und nicht ruhiger und stiller lag die Nacht draußen anf der dunkeln schweigsamen Steppe, als auf dem kleinen, von Bewaffneten gefüllten Ort, in dem kein einziges Licht mehr Leben und Bewegung kündete. Aber welch ein lebendiges Bild bot der nächste Morgen.

      V.

      Hell und klar stieg die Sonne aus dem weiten, ununterbrochenen Horizont der Pampas wie über einem Ocean empor, und der leichte Duft, der auf der Steppe lag, schwand in dem warmen Schein, oder strich in leichten wechselnden, oft phantastischen Schwaden vor der schwachen Ostluft hin, die dem Sonnenaufgang vorauszog. Ueberall, wohin das Auge traf, weideten kleine Hcerden von Rindern und Pferden, in Gruppen über den grünen Plan zerstreut, und besonders stachen /31/ die Rinder mit ihren bunten Farben wunderlich und schroff gegen den hellgrünen Boden ab.

      Jetzt wurde es auch in dem Städtchen lebendig. Die Soldaten waren hinausgegangen, um ihre Thiere einzufangen und zu satteln, und hier und da jagten Einzelne, den Lasso um den Kopf schwingend, hinter den wildesten des Trupps her, sie entweder zurück zu treiben, oder mit der sichern Schlinge an ihre Pflicht in deutlicher Weise zu mahnen.

      Müßig schlenderten die Gauchos dazwischen herum, und der einzige, wirklich thätige Mensch in Cruzalta trieb ein Pferd in einer wunderlichen Art von Mühle, und lag dabei auf einem von dem Schaft ausgehenden Baum auf dem Bauch, das eingeschirrte Pferd nur manchmal durch einen schrillen Ruf zur Thätigkeit aufschreckend. Die Mühle war dabei so eingerichtet, daß der Stein um jenen aufrecht stehenden Schaft fest saß - der davon ausgehende Baum, auf dem der kleine Bursch lag, diente aber zu gleicher Zeit als Deichsel, das Pferd daran zu befestigen, und während sich dieses im Kreis umherbewegtc und mit dem Schaft auch den Stein drehte, behielt es seinen Kutscher fortwährend hinter sich.

      Ein anderer Junge, schmutzig und verwahrlost genug aussehend, mit Hemd, Cheripa und Gürtel, lag ebenfalls ausgestreckt neben der Stelle, wo das fertige Mehl durch einen Beutel von Rindshaut lief, nm das Verschütten dasselben zu überwachen.

      Die ganze Arbeit gehörte übrigens zum Luxus des kleinen Ortes, ebenso wie das Mehl, das keineswegs zu Brod, sondern nur zu süßen Näschereien für die Seňoritas verarbeitet werden sollte. Wer von den Leuten dachte hier daran, Brod zu essen, wo sie Fleisch im größten Ueberfluß hatten! In der ganzen Nachbarschaft befand sich auch nicht ein einziges Feld, und der wenige Weizen, der hier und da neben den Häusern in einer ganz abgestreiften Rindshaut aufbewahrt wurde, war mit den Caravanen von dem fern gelegenen Mendoza gekommen.

      Ueberall in den Häusern brodelte indessen das leckere Mahl: Fleischstücke auf ein Feuer von getrocknetem Kuhdünger und einigen holzigen Gräsern geworfen, denen der Mateh /32/ vorausgehen und folgen mußte. Die Cigarillen ersetzten danach alle weiteren Genüsse. Aber die rauhen Bewohner der Pampas waren an kein besseres Leben gewöhnt, noch verlangten sie es anders. Fleisch, Fleisch und Fleisch ihre Nahrung, der Sattel ihre Heimath, die Gefahren und Beschwerden der Steppe ihre Unterhaltung und Erholung - eine weitere Anforderung an das Dasein kannten und stellten sie nicht.

      Don Diego war heut einer der Ersten mit auf, um draußen nach seinem wackern Thier zu sehen und sich dessen zu versichern. In der Pulperia traf er nachher eben zur rechten Zeit ein, das Frühmahl mit den übrigen Bewohnern zu theilen.

      „Ihr СКАЧАТЬ