Anleitung zum geistlichen Leben. Thomas von Kempen
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Название: Anleitung zum geistlichen Leben

Автор: Thomas von Kempen

Издательство: Bookwire

Жанр: Философия

Серия:

isbn: 9783752922813

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СКАЧАТЬ und

      gesetzeskundiger sind als du? Willst du etwas Nutzbringendes wissen oder lernen, so

      liebe es, unbekannt zu sein und für nichts gehalten zu werden. Das ist die tiefste und

      nützlichste Wissenschaft: sich selbst richtig zu erkennen und gering zu achten. Das ist hohe Weisheit und Vollkommenheit: von sich selber nichts zu halten und von andern

      immer eine edle, gute Meinung zu haben. Siehst du jemanden offenkundig sündigen

      und sich schwer vergehen, du dürftest dich dennoch nicht für besser halten. Denn du

      weißt nicht, wie lange du im Guten verharrst. Wir alle sind gebrechlich, aber halte

      keinen für hinfälliger als dich selbst.

      Die Lehre der Wahrheit

       1. Gott erkennen geht über alles Fachwissen.

       2. Im Lichte des ewigen Wortes (Christi) erkenne ich die Wahrheit um Welt und

       Leben.

       3. Der gesammelte Geist, der sich beherrscht, erkennt leichter.

       4. Der demütige Geist erfasst am tiefsten.

       5. Mein Wissen im Lichte des Jüngsten Gerichtes.

       6. Das wahrhaft große Wissen.

      Glücklich, den die Wahrheit (Gott) selbst belehrt, nicht durch vergängliche

      Zeichen und Worte, sondern in ihrem Wesen. Unser Denken und unser Sinn täuschen uns oft und nehmen wenig wahr. Was nützt das lange Reden über verborgene und

      dunkle Dinge? Wir werden ihretwegen nicht zur Rechenschaft gezogen, wenn wir sie

      etwa nicht gekannt haben. O große Torheit, das Nützliche und Notwendige zu

      übergehen, um Dingen nachzugehen, die nur der Neugier dienen und Schaden

      anrichten! "Wir haben Augen und sehen nicht" (Jer 5,21 und Ps 115,5). Was

      kümmern wir uns um Gattungen und Arten? Zu wem das ewige Wort (Gott) spricht,

      der bleibt vor vielen falschen Ansichten bewahrt.

      Aus einem Worte (Gottes) stammen alle Dinge, und von einem Worte reden alle

      Dinge, und das ist "der Anfang, der auch zu uns redet" (Joh 8, 25). Ohne ihn kommt

      keiner zur Einsicht, hat keiner ein rechtes Urteil. Wem alles das Eine ist, wer alles auf

      das Eine bezieht und alles in dem Einen schaut, dessen Herz kann festen Stand haben

      und dauernd im Frieden Gottes leben. O Wahrheit Gott, mach mich eins mit dir in

      ewiger Liebe! Ich bin des vielen Lesens und Hörens oft so überdrüssig. In dir ist

      alles, was ich suche und ersehne. Schweigen mögen alle Lehrer, verstummen alle

      Geschöpfe vor deinem Angesichte. Sprich du allein zu mir!. Je mehr einer mit sich selbst eins geworden ist, je einfacher er in seinem Inneren

      geworden ist, desto mehr und desto Höheres erkennt er ohne Mühe, weil er von oben

      her das Licht der Erkenntnis empfängt. Ein lauterer, gerader und beharrlicher Geist

      verliert beim Hochbetrieb nicht seine Sammlung, weil er alles zur Ehre Gottes tut und bestrebt ist, in Ruhe alle Eigensucht auszuschalten. Wer behindert und belästigt

      dich mehr als die unertötete Begier deines Herzens? Der gute, fromme Mensch überdenkt

      zuerst in seinem Inneren die Werke, die er nach außen zustande bringen muß. Darum

      ziehen ihn die Arbeiten auch nicht ins Sündhafte und Triebhafte, vielmehr gibt er

      selber den Neigungen die dem Urteil der gesunden Vernunft entsprechende Richtung.

      Wer hat einen härteren Kampf zu kämpfen, als wer sich selbst zu besiegen trachtet?

      Und gerade das sollte unser Grundanliegen sein: uns selbst zu besiegen, täglich in der

      Selbstbeherrschung zu wachsen und so im Guten irgendeinen Fortschritt zu machen.

      Allem Vollkommenen haftet in diesem Leben Unvollkommenes an, und all unser

      Denken ist nicht frei von einem gewissen Dunkel. Die demütige Selbsterkenntnis

      geleitet dich sicherer zu Gott als die tiefe wissenschaftliche Forschung. Die Wissenschaft verdient keinen Tadel, auch nicht das schlichte Wissen um die Dinge.

      Diese sind in sich betrachtet gut und gehören der göttlichen Ordnung an. Aber ein

      gutes Gewissen und ein Leben der Tugend verdienen immer den Vorzug. Weil jedoch

      die meisten mehr auf das Wissen als auf ein tugendhaftes Leben bedacht sind, geraten sie oft in die Irre und zeitigen fast keine oder nur geringe Frucht. Wenn sie doch ebenso viel Fleiß aufbrächten, ihre Fehler auszurotten und Tugenden einzupflanzen,

      als gelehrte Fragen aufzuwerfen, es gäbe nicht so große Mißstände und Ärgernisse im

      Volke und nicht so viel Zerfall in den Klöstern.

      Bestimmt werden wir am kommenden Gerichtstage nicht gefragt werden, was wir

      gelesen, sondern was wir getan haben, und nicht, wie schön wir geredet, sondern wie

      gut wir gelebt. haben. Sage mir: Wo sind denn alle jene Herren und Meister, jene

      Leuchten der Wissenschaft, die du, als sie noch lebten, so gut gekannt hast? Schon

      sitzen andere auf ihren Pfründen, und ich weiß nicht, ob diese ihrer noch gedenken.

      Zu ihrer Zeit schienen sie etwas zu bedeuten, und nun ist es still um sie geworden.

      Wie schnell verrauscht der Ruhm dieser Welt! Hätte doch ihr Leben zu ihrer

      Gelehrsamkeit gepasst, dann hätten sie gut studiert und gelehrt.

      Wieviele gehen in dieser Welt an ihrem eitlen Wissen zugrunde! Sie kümmern sich

      zu wenig um den Dienst Gottes. Sie wollen lieber bedeutend als demütig sein; darum

      "schwinden sie dahin samt ihrem Denken" (Röm 1,21). Wahrhaft groß ist, wer große

      Liebe hat. Wahrhaft groß ist, wer in seinen eigenen Augen klein ist und alle

      Ehrenbezeugungen für nichts achtet. Wahrhaft klug ist, wer "alles Irdische für Unrat

      hält, СКАЧАТЬ