Название: Tarzans Dschungelgeschichten
Автор: Edgar Rice Burroughs
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783753161600
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Jetzt war der große Dickhäuter nur noch wenige Schritte vor dem im Wege lauernden Tode. Die Schwarzen waren ihres Erfolges bereits ganz sicher, schrien, tanzten, schwangen ihre Speere und feierten schon im Voraus den Gewinn des prachtvollen Elfenbeins an ihrer Beute und außerdem das Festmahl an Elefantenfleisch, das sie diese Nacht haben würden.
Sie waren so erpicht darauf, sich Glück zu wünschen, daß ihnen das leise Vorbeihuschen des Tiermenschen über ihren Köpfen ganz entging. Auch Tantor sah und hörte nicht, obgleich ihm Tarzan Halt zurief.
Noch ein paar Schritte und Tantor mußte in die spitzen Pfähle stürzen. Tarzan flog derweil geradezu durch die Bäume, bis er das flüchtige Tier eingeholt und dann überholt hatte. Vor dem Rand der Grube sprang der Affenmensch in der Mitte der Fährte zu Boden. Tantor war fast auf ihm, ehe er mit seinen schwachen Augen den alten Freund erkannte.
Halt! schrie Tarzan und das große Tier hielt vor der erhobenen Hand.
Tarzan stieß einiges Buschwerk zur Seite und enthüllte die Grube. Tantor sah und verstand.
Kämpfe! grollte Tarzan, sie sind hinter dir! Aber Tantor, der Elefant, ist ein großes Bündel Nerven und jetzt war er vom Schrecken halb verstört.
Vor ihm gähnte die Grube, wie weit wußte er nicht, aber rechts und links blieb noch der jungfräuliche, von Menschen unbetretene Urwald. Mit einem Quieken drehte sich das Riesentier um einen rechten Winkel und brach sich geräuschvoll einen Weg durch den festen Wall verwachsener Pflanzen, der jedem anderen als ihm den Durchbruch verwehrt hätte.
Tarzan auf dem Rande der Grube lächelte über Tantors würdelose Flucht. Die Schwarzen mußten bald kommen. Es war besser, daß Affentarzan von der Szene verschwand. Er wollte einen Schritt vom Rand der Grube wegtun, aber als das ganze Gewicht seines Körpers auf dem linken Fuß allein ruhte, gab die Erde nach. Tarzan machte eine einzige herkulische Anstrengung, sich noch nach vorne zu werfen, aber es war zu spät. Er fiel rückwärts hinab auf die spitzen Pfähle unten in der Grube.
Als die Schwarzen einen Augenblick später ankamen, sahen sie schon aus der Ferne, daß ihnen Tantor entkommen war, denn das Loch in der Grubenbedeckung war zu klein, um den gewaltigen Körper eines Elefanten durchgelassen zu haben. Sie dachten erst, ihre Beute sei mit einem der großen Füße durch die Deckung getreten und habe sich, dadurch gewarnt, zurückgezogen. Aber als sie an die Grube kamen und hinuntersahen, machten sie vor Erstaunen große Augen, denn auf dem Boden lag still und stumm der nackte Körper eines weißen Riesen.
Einige, die diesen Waldgott schon flüchtig gesehen hatten und ihm seit einiger Zeit die Wunderkräfte eines Dämons zuschrieben, zogen sich voll Scheu vor seiner Gegenwart zurück. Aber andere dachten nur an die Gefangennahme eines Feindes, drängten sich vor, sprangen in die Grube hinab und hoben Tarzan heraus.
Eine besondere Verletzung war an seinem Körper nicht zu entdecken. Keiner der spitzen Pfähle hatte ihn durchbohrt – nur eine Geschwulst am Hinterkopf zeigte an, daß er beim Rücklingsfallen mit dem Kopf gegen die Seite eines Pfahles geschlagen war und dadurch das Bewußtsein verloren hatte. Die Schwarzen beeilten sich nach dieser raschen Feststellung, dem Gefangenen Arme und Beine zu binden, ehe er das Bewußtsein wiedererlangte, denn sie hegten einen heillosen Respekt vor diesem merkwürdigen Tiermenschen, der mit den behaarten Baumleuten zusammenlebte.
Noch ehe sie den Affenmenschen weit getragen hatten, blinzelte er mit den Augen. Er schaute einen Augenblick verwundert um sich, dann kam ihm mit dem vollen Bewußtsein auch sofort Klarheit über den Ernst seiner Lage. Von Kind auf gewohnt, sich nur auf seine eigenen Hilfsmittel zu verlassen, dachte er nicht erst an fremde Hilfe, sondern überlegte sich, welche Möglichkeiten zu entkommen in seiner eigenen Macht lagen. Er wagte keinen Versuch, seine Fesseln zu zerreißen, solange ihn die Schwarzen trugen, damit diese sie nicht aus erweckter Befürchtung verstärkten. Als seine Häscher herausfanden, daß er bei Besinnung war, hatten sie keine Lust mehr, den schweren Menschen in der Dschungelhitze zu tragen, sie stellten ihn auf seine eigenen Beine und zwangen ihn zum Vorwärtsgehen, indem sie ihn ab und zu mit ihren Sperren stachen, wobei sie aber ihre abergläubische Scheu vor ihm nicht ganz verbergen konnten.
Da sie entdeckten, daß das Stechen keine Zeichen von Schmerzen hervorrief, wuchs ihr Schauder noch, so daß sie die Quälerei bald sein ließen, weil sie schon halb und halb glaubten, daß der fremde, weiße Riese ein übernatürliches Wesen sei, dem man keinen Schmerz zufügen konnte.
Als sie dem Dorfe näherkamen, stießen sie ihren lauten Siegesruf aus, so daß um die Zeit, als sie das Tor tanzend und speerschwingend erreichten, eine große Menge von Männern, Weibern und Kindern zu ihrer Begrüßung versammelt war, um die Erzählung ihres Abenteuers zu hören.
Die Augen der Dorfbewohner blickten starr auf den Gefangenen und die großen Mäuler standen ihnen vor Staunen und Ungläubigkeit weit offen. Seit Monaten lebten sie in ständiger Angst vor einem unheimlichen, weißen Dämon, und nur wenige, die ihn gesehen hatten, waren am Leben geblieben, um ihn zu beschreiben.
Krieger waren schon in Sicht des Dorfes mitten auf dem Wege und aus der Mitte ihrer Kameraden so geheimnisvoll und spurlos verschwunden, als ob sie die Erde verschlungen hätte und später in der Nacht waren ihre Leichen wie vom Himmel herab auf die Dorfstraße gefallen.
Dieses fürchterliche Wesen war nachts in den Hütten erschienen, hatte getötet und hatte beim Verschwinden außer den Getöteten in den Hütten noch erschreckende Anzeichen seines unheimlichen Sinnes für Humor hinterlassen.
Aber jetzt war er in ihrer Gewalt und konnte sie nicht länger erschrecken! Langsam dämmerte ihnen die Erkenntnis dieser Tatsache. Ein Weib sprang mit einem Schrei vor und schlug den Affenmenschen in das Gesicht. Dann kam eine andere und wieder eine, bis Affentarzan von einem schlagenden, kratzenden, brüllenden Haufen der Wilden umgeben war.
Aber der Häuptling Mbonga ging zwischen sie hinein und hieb kräftig mit dem Speer nach den Schultern seiner Leute, bis er sie von ihrem Opfer wegtrieb.
Wir wollen ihn für heute Abend aufheben, sagte er.
Weit draußen in der Dschungel stand Tantor, der Elefant, mit hochgestellten Ohren und pendelndem Rüssel. Seine anfängliche sinnlose Angst hatte sich gelegt. Aber was ging in den Windungen seines wilden Gehirnes vor sich? War es möglich, daß er nach Tarzan suchte? Konnte er sich an den Dienst, den ihm der Affenmensch geleistet hatte, erinnern und seine Bedeutung ermessen? Das steht außer Zweifel. Aber fühlte er wohl Dankbarkeit? Hätte er wohl sein eigenes Leben gewagt, um Tarzan zu retten, wenn er die Gefahr gekannt hätte, die seinem Freunde drohte? Daran kann man zweifeln. Jeder, der mit Elefanten vertraut ist, wird es bezweifeln. Auch die Engländer, welche in Indien viel mit Elefanten gejagt haben, erklären stets, daß kein Fall bekannt ist, in welchem ein solches Tier einem Menschen in der Gefahr zu Hilfe gekommen wäre, wie oft auch der Mensch sich ihm freundlich gezeigt hatte. Es war also mehr als zweifelhaft, ob Tantor versuchen würde, seine instinktive Angst vor den schwarzen Menschen soweit zu bezwingen, daß er Tarzan zu Hilfe kommen konnte.
Die Schreie der wütenden Dorfbewohner drangen schwach an seine empfindlichen Ohren, er schwenkte wie erschrocken herum und dachte an Flucht. Aber irgend etwas hielt ihn zurück, er drehte sich wieder um, hob den Rüssel und ließ ein schrilles Trompeten ertönen.
Dann blieb er lauschend stehen.
In dem entfernten Dorfe, wo Mbonga mittlerweile Ruhe und Ordnung wieder hergestellt hatte, war Tantors СКАЧАТЬ