Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen. Ludwig Bechstein
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Название: Deutsches Sagenbuch - 999 Deutsche Sagen

Автор: Ludwig Bechstein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783742749215

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СКАЧАТЬ habe. Da auch Abt

       Eginhart verstorben war, wurden seine Gebeine neben

       denen seiner Imma beigesetzt und ihnen dann ein

       kostbarer Sarkophag, darinnen sie ruhten, errichtet,

       und da nun die erlauchten Grafen von Erbach zu Erbach

       ihren Stamm von diesem edlen Paare ableiten,

       so ist durch Geschenk von hoher Fürstenhand ihnen

       dieser alte Sarkophag verehret worden und wird als

       das kostbarste Altertum zu Erbach noch bewahrt.

       Nicht minder aber ward zu Seligenstadt ein herrlicher

       andrer Marmorsarkophag mit den Gebeinen der Gründer

       der dortigen Kirche in derselben aufgestellt, und

       so ist es gekommen, daß Eginharts und Emmas Sarg

       an zwei verschiedenen Orten gezeigt wird und doch

       jeder von beiden der wahrhaftige ist.

       55. Die Windecker

       Über der Stadt Weinheim an der Bergstraße erhebt

       sich die Burgtrümmer Windeck, von welcher manche

       Sagen gehen. Einst jagte ein freisamer Rittersmann,

       als Windeck schon verfallen war, einen flüchtigen

       Hirsch, der flüchtete sich geradezu mitten in die Ruinen

       der alten Burg und entschwand seinen Augen, der

       Ritter aber sah sich einsam in stiller Öde. Der Tag

       war heiß, und ihn dürstete sehr, er gedachte wohl der

       Sage, daß in den verschütteten Kellern der Windeck

       noch manch ein gutes Trünklein liege. Siehe, da stand

       vor ihm ein Jungfräulein im schloßenweißen Gewande,

       die hielt ein köstlich Trinkhorn, das bis zum

       Rande gefüllt war, und bot es ihm zum Tranke. Der

       Ritter trank und konnte kein Auge mehr von der schönen

       Jungfrau wenden; sie aber nahm ihr Trinkhorn

       zurück und verschwand. Seitdem blieb der Ritter fort

       und fort an die Trümmer von Windeck gebannt,

       immer hoffend, daß die Herrliche, die ihn bezaubert

       mit ihren Augen, wie mit dem Tranke, ihm einmal

       wieder erscheine; niemand aber kann sagen, ob der

       Ritter sie noch einmal gesehen, denn auch als er endlich

       verstorben war, wandelte sein Geist noch ruhelos

       durch die Trümmer.

       Auch der Geist eines der letzten Windeckers soll

       zuzeiten auf dem Turme der alten Windeck erblickt

       werden, die Arme sehnend hinüberstreckend in der

       Richtung nach Straßburg. Eine Straßburgerin war

       sein Weib, Heimatliebe zog sie aus seinen Armen, im

       hohen Münster dort betete sie, im Münster starb sie,

       im Münster ist ihr Grab. Sehnend nach ihr brach im

       Tode des Gatten Herz.

       Anders als dieses Ritters Herz beschaffen waren

       die Herzen der allerletzten Sprossen des edlen Geschlechtes

       derer von Windeck. Unsaglicher Geiz war

       ihr alleiniges Glück. Einsam hausten und als Junggesellen

       die Brüder in der verfallenen Feste; diese baulich

       zu erhalten, hätte Geld gekostet, und solches hatten

       die Brüder viel zu lieb, um es hinauszustoßen aus

       ihrem Kasten in die feindliche böse Welt. Aller Dienerschaft

       taten sie sich ab, denn Diener kosten etwas,

       nämlich Kost und nebenbei doch noch Geld. Selbst

       Hund und Katze fraßen den Brüdern endlich doch gar

       zu viel, und sie fanden daß es ein kostspieliges Ding

       sei, vierbeiniges Vieh zu halten, zumal wenn es nicht

       zum wenigsten Milch oder Wolle gebe. Dennoch hielten

       sie beide gemeinschaftlich noch ein Tierchen, und

       das war eine Meise – die brauchte nicht viel – sie

       gaben ihr täglich eine Nuß. Da hatte einstmals einer

       der Brüder eine schlaflose Nacht, und in schlaflosen

       Nächten pflegen die Geizigen zu rechnen. Und da

       rechnete der Herr von Windeck und brachte heraus,

       daß das Jahr 365 Tage, auch manchesmal 366 Tage

       habe, und daß ebenso viele Nüsse sechs Schock und

       einige darüber machten, und daß ein Schock Nüsse,

       wenn sie billig, wie an der Bergstraße – anderwärts

       kosten sie mehr – drei Kreuzer kosteten, und daß dieses

       alljährlich die Summe von achtzehn Kreuzern und

       mehr betrage, sechsmal so viel, als eine Meise wert

       sei. – Am andern Tage teilte der Windecker seinem

       Bruder die angestellte Rechnung mit, worüber dieser

       erschrak und eine Zeitlang ganz tiefsinnend wurde.

       Wenn wir bedenken, lieber Bruder, sprach er endlich,

       daß bei sechs Schock Nüssen auch viele taube sind,

       so können wir sogar sieben Schock rechnen, ohne die

       Mühewaltung, welche das Füttern, Wassergeben und

       Bauerreinigen eines solchen unnützen Fressers verursacht.

       – Ja, lieber Bruder, sprach der erste wieder mit

       einem Seufzer, wir haben uns da von unsrer Gutherzigkeit

       gegen dieses unvernünftige Geschöpf, gegen

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