Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil. Gustav Schwab
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Название: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil

Автор: Gustav Schwab

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783742772916

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">       Männer Griechenlands seien so unkriegerisch, wie du geredet? Wohl, wenn dich das Herz so sehr

       nach der Heimat drängt, so wandre! der Weg ist frei, und dein Schiff steht bereit! Wir andern Achiver

       wollen bleiben, bis wir die Burg des Priamos zerstört haben. Ja, wenn sie alle davongingen, so blieben

       doch wir, ich und mein Freund Sthenelos, und kämpften fort, im Glauben, daß eine Gottheit uns

       hierhergeführt!« Die Helden jubelten bei diesem Worte, und Nestor sprach: »Du könntest mein

       jüngster Sohn sein, o Jüngling, und doch hast du lauter Verständiges gesprochen. Auf daher,

       Agamemnon, gibt den Führern ein Mahl, du hast ja Weins genug in den Zelten; die Scharenhüter

       sollen sich am Graben draußen vor der Mauer lagern, du aber horche beim Becher auf den Rat der

       Besten unter dem Volke.«

       So geschah es. Die Fürsten schmausten bei Agamemnon getrösteteren Muts, und nach dem Mahle

       sprach Nestor wieder in der Versammlung: »Agamemnon, du weißt, was seit dem Tage geschehen

       ist, an welchem du dem zürnenden Peliden die schöne Tochter des Brises aus den Zelten raubtest,

       wider unsern Sinn; denn ich habe dich mit großem Ernst abgemahnt. Jetzt ist es Zeit, darauf zu

       sinnen, wie wir das Herz des Gekränkten zur Versöhnung bewegen mögen.« »Du hast recht, o Greis«,

       antwortete Agamemnon, »ich habe gefehlt und leugne es nicht. Auch will ich es gerne gutmachen

       und dem Beleidigten unendliche Sühnung bieten: zehn Talente Goldes, sieben Dreifüße, zwanzig

       Becken, zwölf Rosse, sieben blühende lesbische Weiber, die ich selbst erobert, endlich die liebliche

       Jungfrau Brisëis selbst, die ich, obgleich ich sie dem Achill entrissen, doch immer in Ehren gehalten

       habe, wie ich mit heiligem Eide beschwören kann. Erobern wir dann Troja und teilen den Siegesraub,

       so will ich ihm selbst sein Schiff mit Erz und Gold vollfüllen, und er mag sich zwanzig Trojanerinnen,

       die schönsten nach Helena, zur Beute heraussuchen. Kommen wir nach Argos heim, so soll er sich

       eine von meinen Töchtern zur Gattin erwählen; er wird mir ein lieber Eidam sein, und meinen

       eigenen einzigen Sohn Orestes will ich nicht höher halten. Sieben Städte werde ich ihm zum

       Brautschatz geben. Solches alles will ich tun, sobald er von seinem Zorn abläßt.«

       »Fürwahr«, antwortete ihm Nestor, »du bietest dem Fürsten Achill keine verächtlichen Gaben.

       Senden wir denn auf der Stelle auserlesene Männer, Phönix als Führer, dann den großen Ajax und

       den edlen Odysseus und mit ihnen die Herolde Hodios und Eurybates, zu den Zelten des zürnenden

       Helden.«

       Nach einem feierlichen Trankopfer verließen wirklich die von Nestor ausgewählten Fürsten die

       Versammlung und gelangten in kurzem zu den Schiffen der Myrmidonen. Hier fanden sie den Achill,

       wie er auf der schönen gewölbten Leier mit silbernem Stege, einer Beute aus Eëtions Stadt, sein Herz

       erlabend spielte und Siegestaten der Helden dazu sang. Ihm gegenüber saß sein Freund Patroklos

       und harrte schweigend, bis jener den Gesang beendigt hätte. Als der Pelide die Abgesandten,

       Odysseus an der Spitze, kommen sah, erhub er sich staunend von seinem Sitze, die Leier in der Hand

       behaltend. Auch Patroklos stand auf, sobald er ihrer ansichtig wurde; beide gingen ihnen entgegen,

       und Achill faßte den Phönix und den Odysseus bei den Händen und rief »Freude sei mit euch, ihr

       Teuren! Zwar führt euch gewiß irgendeine Not zu mir her; doch ich liebe euch so sehr vor allen

       Griechen, daß ihr auch dem Zürnenden willkommen seid. « Schnell brachte jetzt Patroklos einen

       großen Krug Weines herbei. Achill selbst steckte den Rücken einer Ziege und eines Schafes und das

       Schulterblatt eines Mastschweins an den Spieß und briet alles mit Hilfe seines Gefährten Automedon.

       Nachdem sie sich nun, um das Mahl gelagert, an Speise und Trank gelabt hatten, winkte Ajax dem

       Phönix; Odysseus aber kam diesem zuvor, füllte den Becher mit Wein und trank dem Peliden mit

       einem Handschlage zu; dann begann er: »Heil dir, Pelide, deinem Schmaus gebricht es nicht an Fülle;

       aber nicht das liebliche Mahl ist's, wonach uns verlangt, sondern unser großes Unglück führt uns zu

       dir. Denn jetzt gilt es unsere Rettung oder unsern Untergang, je nachdem du mit uns gehest oder

       nicht. Die Trojaner bedrohen den Steinwall und unsere Schiffe; Hektor, die Augen voll Mordlust,

       wütet, auf Zeus vertrauend. Erhebe dich denn, die Griechen wenn auch spät, zu befreien; bändige

       den Stolz deines Herzens; glaube mir, freundlicher Sinn ist besser als verderblicher Zank. Hat dir doch

       dein Vater Peleus selbst solche Ermahnungen mit auf den Zug gegeben!« Dann zählte ihm Odysseus

       alle die herrlichen Gaben auf, die Agamemnon ihm zur Sühne anbieten ließ und noch weiter

       versprach.

       Aber Achill erwiderte: »Edler Sohn des Laërtes, ich muß deine schöne Rede von der Brust weg mit

       Nein beantworten. Agamemnon ist mir verhaßt wie die Pforte des Hades, und weder er noch die

       Griechen werden mich bereden, wieder in ihren Reihen zu kämpfen; denn wann habe ich einen Dank

       für meine Heldenarbeit davongetragen? Wie eine Mutter den nackten Vögelchen den gefundenen

       Bissen darbringt, auch wenn sie selbst hungert, so habe ich unruhige Nächte und blutige Tage genug

       zugebracht, um jenen Undankbaren ein Weib zu erobern, und was ich erbeutet hatte, brachte ich

       dem Atriden zur Gabe dar; er aber nahm die Schätze, behielt das meiste und verteilte davon nur

       weniges; mir selbst hat er auch die lieblichste Beute entrissen. Darum will ich morgen schon Zeus und

       den Göttern opfern; noch im Morgenrote sollen meine Schiffe im Hellespont schwimmen, und in

       dreien Tagen hoffe ich in Phthia zu Hause zu sein. Einmal hat er mich betrogen, zum zweiten Male

       wird er mich nicht täuschen; er begnüge sich! СКАЧАТЬ