Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil. Gustav Schwab
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Название: Die schönsten Sagen des klassischen Altertums - Zweiter Teil

Автор: Gustav Schwab

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9783742772916

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СКАЧАТЬ zu leiden hätten und luftiger ständen. In der ersten

       Reihe vom Land aus hatten an den beiden äußersten Enden der Telamonier Ajax und Achill, beide das

       Gesicht gegen Troja gekehrt, jener zur Linken, dieser zur Rechten, ihre Fahrzeuge aufgestellt und ihre

       Lagerhütten aufgepflanzt, die wir nur uneigentlich und der Kürze halber Zelte nennen. Das Quartier

       des Achill wenigstens glich beinahe einem ordentlichen Wohnhause, hatte Scheunen und Ställe für

       Mundvorräte, Wagenpferde und zahmes Vieh; und neben seinen Schiffen war Raum zu Wettrennen,

       Leichenspielen und andern Feierlichkeiten. An Ajax schlossen sich die Schiffe des Protesilaos an, dann

       kamen andere Thessalier, dann die Kreter, Athener, Phokier, Böotier, zuletzt Achill mit seinen

       Myrmidonen; in der zweiten Reihe standen unter andern die Lokrer, Dulichier, Epeer; in der dritten

       waren minder namhafte Völker mit ihren Schiffen gelagert; aber auch Nestor mit den Pyliern,

       Eurypylos mit den Ormeniern, zuletzt Menelaos. In der vierten und letzten längs dem Meeresgestade

       selbst standen Diomedes, Odysseus und Agamemnon, so daß Odysseus in der Mitte, zur Rechten

       Agamemnon, links Diomedes lagerte. Vor Odysseus befand sich die Agora, der freie Platz, der zu allen

       Versammlungen und Verhandlungen bestimmt war und auf welchem die Altäre der Götter standen.

       Dieser Platz teilte auch noch die dritte Reihe, so daß derselbe den Nestor zur Linken, den Eurypylos

       zur Rechten hatte. Der Raum nach dem Meere hin verengerte sich, und auch die Agora nahm viel

       Platz weg, so daß die dritte und vierte Reihe die wenigsten Schiffe enthielt. Das ganze Schiffslager

       war wie eine ordentliche Stadt von vielen Gassen und Wegen durchschnitten, die Hauptstraßen aber

       liefen zwischen den vier Reihen durch; vom Lande nach dem Meere gingen Quergassen, welche die

       Schiffe jeder Völkerschaft voneinander trennten; die Schiffe selbst waren von den Lagerhütten ihrer

       Völkerschaften wieder durch kleine Zwischenräume abgesondert, und jede Völkerschaft zerfiel

       wieder in kleinere Unterabteilungen nach den verschiedenen Städten oder Anführern. Die

       Lagerhütten waren aus Erde und Holz aufgebaut und mit Schilf bedeckt. Jeder Anführer hatte sein

       Quartier in der vordersten Reihe seiner Schar, und ein jedes war nach dem Range des Bewohners

       mehr oder weniger ausgeschmückt. Die Schiffe dienten zugleich dem ganzen Lager zur Verteidigung.

       Noch vor ihnen hatten die Griechen einen Erdwall aufgeworfen, der erst in der letzten Zeit der

       Belagerung einer Mauer Platz machte. Hinter ihm war ein Graben, vorn mit einer dichten Reihe von

       Schanzpfählen versehen.

       Zu allen diesen schönen Einrichtungen hatten die Griechen während der langen Zeit, da König und

       Rat von Troja über die beste Weise der Verteidigung sich berieten, Muße gefunden. Ihre Krieger

       verrichteten zugleich den Schiffsdienst und erhielten ihr Brot auf öffentliche Veranstaltung. Für die

       übrigen Lebensbedürfnisse hatte ein jeder selbst zu sorgen. Die gemeinen Streiter waren leicht

       bewaffnet und fochten zu Fuße. Die vornehmeren stritten auf Kriegswagen, so daß jeder streitende

       Held einen andern als Wagenlenker bei sich hatte. Von Reiterei wußten die Völker jener alten Zeit

       noch nichts. Die Streitwagen mit den größten Helden waren auch bestimmt, in der ersten Reihe zu

       kämpfen, und sollten immer das Vordertreffen bilden.

       Zwischen dem Schiffslager der Griechen und der Stadt Troja breitete sich, von den Flüssen

       Skamander und Simois eingeschlossen, die sich erst beim griechischen Lager zu einer Mündung

       vereinigten, die blumige Skamandrische Wiese und die Troische Ebene vier Wegestunden lang aus,

       die zum Schlachtfelde bestimmt und wie geschaffen war und hinter welcher sich mit hohen Mauern,

       Zinnen und Türmen die von Götterhand befestigte herrliche Stadt und Burg Troja erhob. Sie lag auf

       einem Hügel weithin sichtbar; ihr Inneres war uneben und bergicht und von vielen Straßen

       durchschnitten. Nur von zweien Seiten war sie leichter zugänglich, und hier befand sich auf der einen

       Seite das Skäische, auf der andern das Dardanische Tor mit einem Turme. Die übrigen Seiten waren

       höckricht und mit Gebüschen verwachsen, und ihre Tore und Törchen kamen wenig in Betracht. In

       der oberen Stadt oder Burg Ilion, auch Pergamos genannt, standen die Paläste des Priamos, des

       Paris, die Tempel der Hekate, der Athene und des Apollo, auf der höchsten Spitze der Burg ein

       Tempel des Zeus. Vor der Stadt am Simois, den Griechen zur Linken, war der Hügel Kallikolone; zur

       Rechten führte die Straße an den Quellen des Skamander und dann an dem hohen Hügel Batieia

       vorbei, der umgangen werden konnte und außen vor der Stadt lag. Hinter Troja kam das Ilische Feld,

       das sich schon bergan zog und die unterste Stufe des waldigen Idagebirges bildete, dessen höchster

       Gipfel Gargaron hieß und dessen beide letzte Äste rechts und links von den Griechen das Sigeische

       und Rhöteische Vorgebirge bildeten.

       Noch ehe der Kampf zwischen beiden Völkern seinen Anfang nahm, wurden die Griechen durch die

       Ankunft eines werten Gastes überrascht. Der König Telephos von Mysien, der sie so großmütig

       unterstützt hatte, war seitdem an der Wunde, die ihm der Speer des Achill geschlagen, unheilbar

       krank gelegen, und die Mittel, die ihm Podaleirios und Machaon aufgelegt hatten, taten schon lange

       keine Wirkung mehr. Gequält von den unerträglichsten Schmerzen, hatte er ein Orakel des Phöbos

       Apollo, das in seinem Lande war, befragen lassen, und dieses hatte ihm die Antwort erteilt, nur der

       Speer, der ihn geschlagen, vermöge ihn zu heilen. So dunkel das Wort des Gottes lautete, so trieb ihn

       doch die Verzweiflung, sich einschiffen zu lassen und der griechischen Flotte zu folgen. So kam denn

       auch er bei der Mündung des Skamander an und ward in die Lagerhütte des Achill getragen. Der

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