Название: Hide and Seek
Автор: TM Smith
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783960895114
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»Das ist kein Problem, ehrlich. Tristan ist Therapeut mit Leib und Seele und stellt seinen Eid über alles. Er wird niemandem etwas sagen. Selbst wenn er David nicht als Patienten annimmt, würde er niemals irgendjemandem auch nur ein Sterbenswort erzählen. Er wird mir vielleicht in den Hintern treten, weil ich das alles vor den Jungs geheim halte, aber hey, das ist mein Problem, nicht Ihres«, versuchte Dusty Megan zu überzeugen.
»Ist schon in Ordnung, Megan.« Der Doktor klopfte mit der Hand auf ihr Knie. »Ich habe schon mit Tristan Brennan zusammengearbeitet. Er ist ein absoluter Profi.« Er sah wieder zu Dusty. »Lassen Sie mich wissen, was Tristan geantwortet hat.«
Dusty nickte.
Der Doktor starrte ihn eine Weile an und schien zu überlegen, was er noch sagen wollte. »Vergessen Sie nicht, Davids Zustand ist instabil, junger Mann. Ich weiß die Zuwendung und Fürsorge zu schätzen, die Sie ihm bisher entgegengebracht haben, und ich vertraue darauf, dass Ihre Intention unverändert bleibt.«
Bevor Dusty antworten konnte, stand der Doktor auf und ließ ihn mit Megan allein im Warteraum zurück.
»Ich hoffe, das war die richtige Entscheidung, Dusty. Der arme Junge musste schon genug durchmachen. Ich sehe noch mal nach ihm, solange Sie mit dem Therapeuten telefonieren.« Damit ließ sie Dusty in dem kleinen Warteraum allein zurück.
Dusty musste unwillkürlich an die Redensart Gut gemeint heißt nicht gut gemacht denken. Er schnaubte und drehte sich um. Sein Blick blieb an dem Cola-Automaten in der Ecke hängen, der noch immer eine Delle hatte, dort, wo Korys Stiefel ihn getroffen hatte. Das war in der Nacht der Schießerei gewesen, als er erfahren hatte, dass Gio tot war. »Die Welt ist wirklich verdammt klein«, murmelte Dusty. Dann tippte er auf das Telefon-Icon neben Tristans Namen in seiner Favoritenliste.
***
»Ich weiß, dass wir uns nicht so gut kennen, Dusty, aber du hättest dir denken können, dass ich davon nicht begeistern sein würde.« Tristan seufzte und ging in dem kleinen Warteraum auf und ab. »Dir ist schon bewusst, dass das hier derselbe Raum ist, in dem Kory, meine Familie und ich um das Leben meines Bruders gebangt haben, während er operiert wurde, weil er von seinem verdammten Bruder angeschossen worden ist, oder?« Tristan starrte ihn an und deutete mit dem Daumen wütend in Richtung von Davids Krankenzimmer.
Dusty stand auf und hob beschwichtigend die Hände. »Ich weiß, Tris, ich weiß, aber das ist nicht Davids Schuld. Er ist genauso ein Opfer wie Jon.«
Tristan hielt mitten in der Bewegung inne, wandte sich um und starrte ihn an. Dusty konnte sehen, wie sich die Wut in Tristans Augen mit einem Schlag auflöste und sein Körper sich entspannte. Tristan rieb sich mit den Handflächen über die Augen und seufzte. »Das verstehe ich, Dusty, aber das war trotzdem sehr unbedacht von dir.«
Bevor einer von ihnen noch etwas sagen konnte, stieß Megan mit Davids Krankenakte zu ihnen.
Tristan griff nach der Akte und ließ sich in den Stuhl neben Dusty fallen. Dusty streckte den Arm aus und blätterte zur nächsten Seite vor, um Tristan zu zeigen, wie David ausgesehen hatte, als er ins Krankenhaus eingeliefert worden war, doch Tristan schlug seine Hand weg. »Mach dich nützlich und hol mir einen Kaffee. Schwarz, zwei Stück Zucker.«
»Wie bitte?« Megan starrte Tristan finster an.
Er sah nicht einmal zu ihr auf. Stattdessen wedelte er nur mit der Hand. »Nicht Sie, Ma’am, er.« Er wies mit dem Daumen wütend in Dustys Richtung.
Sie folgte Dusty aus dem Raum und stapfte leise fluchend davon, um noch einmal nach David zu sehen.
Tristan sah auf, als Dusty mit zwei Bechern Kaffee zurück in den Warteraum kam. »Nachdem ich das hier gelesen habe«, Tristan wies auf die Akte auf seinem Schoß, »brauche ich, glaube ich, etwas Stärkeres.« Er nahm Dusty einen der Becher ab, bedankte sich und kam direkt zum Punkt. »Ich kann nicht behaupten, je einen Menschen mit derartig vielen Verletzungen gesehen zu haben. Und ich komme aus einer Familie, die mit dem größten Abschaum der Menschheit zu tun hatte.« Er wandte sich zu Dusty um. »Ich habe immer angenommen, dass ‚Halb zu Tode geprügelt’ nur ein geflügeltes Wort ist. Aber dieser arme Junge«, Tristan tippte noch einmal auf die Akte, »wurde im wörtlichen Sinne halb zu Tode geprügelt.« Er nahm einen Schluck von seinem Kaffee und stellte ihn zu seinen Füßen auf dem Boden ab. »Okay, also er kann sich an den Vorfall nicht erinnern, richtig?«
Dusty nickte.
Tristan blätterte in der Akte nach hinten und deutete auf die Bilder des CT-Scans von Davids Gehirn. »Hier kann man gut erkennen, dass die Schwellung seines Gehirns im Vergleich zu der Nacht seiner Einlieferung zurückgegangen ist. Einige Bereiche sind aber immer noch größer, als sie sein sollten. Wenn die Schwellung weiter zurückgeht, sollte er anfangen, sich zu erinnern.«
Dusty stimmte ihm zu. »Er hatte einen Albtraum und rief nach seiner Mutter, aber als er aufgewacht ist, war er komplett durch den Wind. Ich habe ihn danach gefragt, als er sich wieder beruhigt hat. Er hat mir erzählt, dass er von dem Tag geträumt hat, an dem er seiner Mutter und seinem Bruder gesagt hat, dass er schwul sei. Ich sag’s mal so, sie haben es überhaupt nicht gut aufgenommen. Ich glaube, seine Mutter gehört zu diesen religiösen Fanatikern, die sich aussuchen, welche Teile der Bibel sie glauben wollen, angefangen damit, dass Jesus seinen Jüngern befohlen habe, alle Schwulen auf dem Scheiterhaufen zu verbrennen.«
Tristan schnaubte. »Eine von der Sorte, ja? Verdammt, der arme Junge hat einiges durchgemacht, was?«
Dusty war sich sicher, dass es eine rhetorische Frage war, also machte er sich nicht die Mühe, zu antworten.
»Was genau versuchst du hier eigentlich zu erreichen, Dusty?«
Diese hier war nicht rhetorisch. Dusty räusperte sich und entschied sich, Tristan gegenüber ehrlich zu sein. »Ich weiß es selbst nicht genau, Tris. Ich fühle mich … aus irgendeinem Grund zu ihm hingezogen. Ich will ihn beschützen und ich hatte bisher keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Ich weiß nur, er braucht einen Freund, der mit ihm durch dick und dünn geht, und der will ich für ihn sein.«
Tristan beobachtete ihn einen Augenblick lang, sein Gesicht war völlig unbewegt. Schließlich atmete er aus und nickte. »Okay, Dusty, ich werde ihn treffen und mit ihm reden, aber ich kann nichts versprechen.«
Dusty fiel Tristan um den Hals, drückte ihn an sich und dankte ihm überschwänglich.
Tristan lachte, griff nach Dustys Arm und drückte Dusty sanft in seinen Stuhl zurück. »Woah.«
Jetzt lachten sie beide.
»Du weißt schon, dass er auch zustimmen muss, damit ich die Therapie übernehmen kann, oder? Diese Entscheidung können weder du noch ich für ihn treffen.«
Dusty gefiel die Art, wie er das sagte, überhaupt nicht. Er unterdrückte den Impuls, Tristan anzuschreien. Am liebsten hätte er ihm gesagt: Du wirst sein Therapeut, verdammt noch mal. Punkt. Aus. Ende.
»In Ordnung, ich denke, es wird Zeit, dass du mir David vorstellst.« Tristan stand auf und ging auf die Tür zu. Er hielt sie für Dusty auf und folgte ihm dann durch den menschenleeren Flur bis zu Davids Zimmer.
Ein Krankenpfleger baute gerade eine Liege für Dusty auf; David verfolgte jede seiner Bewegungen misstrauisch. Sobald er Dusty bemerkte, verwandelte sich sein Stirnrunzeln in ein Lächeln, СКАЧАТЬ