Land des Geldes. Oliver Bullough
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Название: Land des Geldes

Автор: Oliver Bullough

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная деловая литература

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isbn: 9783956143762

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СКАЧАТЬ unversteuert oder einfach nur verdient), dann versteckt man es, dann gibt man es aus. Früher waren nur zwei dieser drei Schritte möglich, aber nicht alle drei: Man konnte Geld beschaffen und ausgeben, doch das war riskant. Man konnte Geld beschaffen und verstecken, aber dann lag es in der Schweiz fest und man hatte nichts davon. Moneyland setzt das Vermögen frei, und es spielt keine Rolle, woher es kommt: Man kann es bis in alle Ewigkeit stehlen, verstecken und ausgeben. Das ist das schmutzige Geheimnis der Eurobonds. Möglich wurde das Ganze durch die moderne Kommunikation: erst das Telegramm, dann das Telefon, schließlich Telex und Fax, und heute E-Mail. Das ist die Schattenseite der Revolution der Nützlichkeit, die wir als Globalisierung bezeichnen.

      Das heißt nicht, dass es nicht Menschen mit einem berechtigten Wunsch nach Anonymität gibt. Wie Fraser klarmacht, waren unter den ersten Kunden auch europäische Juden, die ihr Vermögen vor den Nationalsozialisten in Sicherheit gebracht hatten und nun eine Möglichkeit sahen, ein paar Zinsen damit zu verdienen. Doch die Anonymität und Übertragbarkeit war nicht nur für Holocaust-Überlebende attraktiv, sondern auch für Zahnärzte in Antwerpen, Insiderhändler in London und Altnazis in Buenos Aires. In der Schweiz kam das rechtmäßige scheue Geld in einen Topf mit dem dreisten Schwarzgeld und mit dem kriminellen Raubgut. Die Eurobonds waren eine bequeme Geldanlage für alle, die Geld verstecken wollten, egal woher es kam.

      Damit war der Zaubergarten von Moneyland eröffnet. Clevere Londoner Banker hatten ein virtuelles Land für Reiche geschaffen, in dem die Gesetze keine Gültigkeit hatten, egal woher man kam, und egal woher das Geld kam. Gewöhnlichen Belgiern zog der Staat die Steuern gleich vom Monatsgehalt ab, aber Zahnärzte mit einem Schweizer Nummernkonto konnten diese Steuern nicht nur umgehen, sondern das gesparte Geld auch noch verzinsen. Die geplünderten Osteuropäer mussten schuften, um ihr Land wiederaufzubauen, während die Altnazis nicht nur das Raubgut behielten, sondern auch noch ein hübsches Sümmchen damit verdienten.

      Die Tatsache, dass Steuersünder der Ersten und Kleptokraten der Dritten Welt gemeinsam in Moneyland leben, macht es besonders schwer, dagegen vorzugehen, wie wir noch sehen werden. Das haben wir Ian Fraser und seinen Kollegen bei Warburg zu verdanken.

      Die erste Ausgabe der Schuldverschreibungen belief sich auf lediglich 15 Millionen Dollar. Aber sobald klar war, wie man die Hindernisse auf dem Weg des Offshore-Geldes umgehen konnte, war der Weg frei für neue Anleihen. In der zweiten Hälfte des Jahres 1963 wurden Eurobonds in Höhe von 35 Millionen Dollar verkauft. 1964 waren es 510 Millionen, 1967 überstieg der Betrag erstmals die Milliarde, und heute ist es einer der größten Märkte der Welt. Selbst amerikanische Unternehmen kehrten New York mit seinen lästigen Regeln den Rücken und gaben Eurobonds aus, auch wenn sie sich dazu neue Tricks ausdenken mussten, um staatliche Bemühungen zur Eindämmung des heißen Geldes zu umgehen. Ein günstiges Steuerabkommen zwischen den Niederlanden und den Vereinigten Staaten erlaubte es amerikanischen Unternehmen, durch ausschließlich zu diesem Zweck eingerichtete Niederlassungen auf den Niederländischen Antillen in der Karibik Kredite aufzunehmen, sodass sie keine Steuern zahlen mussten.

      Aber was bedeutete das für die sauber getrennten Tanks des Öltankers von Bretton Woods? Es war so, als hätten die Eigentümer des Öls ihre eigenen Pumpen eingerichtet und könnten nun ohne Erlaubnis und Wissen des Kapitäns das Öl von einem Tank zum anderen pumpen. Doch hier versagt die Metapher, denn Geld ist nicht gleich Öl. Die Dollars entkamen nach Offshore, wo sie der Aufsicht und Besteuerung durch die Regierung der Vereinigten Staaten entgingen. Aber es waren immer noch Dollars, und 35 Dollar waren immer noch eine Unze Gold wert. Die Probleme, die in der Folge aufkamen, hingen damit zusammen, dass sich Dollars nicht wie Öl verhalten. Wenn man das Öl nicht verwendet, ist es einfach da und macht nichts. Aber Dollars vermehren sich.

      Wenn ich einen Dollar auf die Bank bringe, dann verwendet ihn die Bank als Sicherheit für einen Dollar, den sie an jemand anderen verleiht, das heißt, aus einem Dollar werden zwei. Und wenn der Kreditnehmer seinen Dollar auf eine andere Bank bringt, verwendet diese ihn als Sicherheit für neue Kredite, und das Geld vermehrt sich weiter. Aber da jeder Dollar eine feste Menge an Gold wert war, hätten die Vereinigten Staaten immer mehr Gold kaufen müssen, um die wachsende Dollarmenge zu decken. Aber dieses Gold hätten sie wieder mit Dollars bezahlen müssen, das heißt, sie hätten noch mehr Dollars in Umlauf gebracht, die sich wieder vermehrten, weshalb die Vereinigten Staaten wieder mehr Gold kaufen müssten, und so weiter, bis das System schließlich zusammenbrechen würde. Die Bemühungen waren fruchtlos: Mit dem Offshore-Banking konnte es nicht mithalten. Das ist so, als würde das Öl im Tanker nicht nur heimlich von einem Tank in den anderen gepumpt, sondern als würde sich das Volumen dabei jedes Mal verdoppeln.

      Vielleicht ahnen Sie schon, was das bedeutet. Ausländische Regierungen hatten das Recht, Gold zu 35 Dollar pro Unze zu kaufen, doch die Dollarmenge wurde immer größer, während die Goldmenge konstant blieb. Nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage musste früher oder später ein Schwarzmarkt entstehen, so wie es in jeder Diktatur, die den Wechselkurs kontrollieren will, einen schwarzen Währungsmarkt gibt. Eine ausländische Regierung konnte Gold für 35 Dollar pro Unze kaufen, und es dann auf dem freien Markt für Eurodollars weiterverkaufen. Mit diesen Eurodollars konnte es neues Gold kaufen und auf dem freien Markt mit Gewinn verkaufen, und so weiter. Es war die Goldfinger-Masche, nur ohne Rolls-Royce und Golfspielen mit 007. Wie viel man damit verdienen konnte, hing davon ab, wie viel Washington zu verlieren bereit war. Der Betrug wurde nur verhindert, weil die Beteiligten bereit waren, nicht von einem derart offensichtlich fehlerbehafteten System zu profitieren.

      Die Regierung der Vereinigten Staaten versuchte, den Goldpreis zu schützen, doch mit jeder Einschränkung des Dollarflusses wurde es lohnender, seine Dollars in London anzulegen, was zur Folge hatte, dass immer mehr Geld offshore gelangte und der Druck auf den Goldpreis immer größer wurde. Die Banker folgten dem Dollar. Für amerikanische Banker spielte London bald eine ähnliche Rolle wie China für die amerikanischen Fabrikanten von heute. In der City waren die Regeln lockerer und die Politiker entgegenkommender als an der Wall Street, und das gefiel den Banken. 1964 hatten elf amerikanische Banken ihre Filialen in der Londoner City. 1975 waren es 58. Inzwischen hatte sich Washington längst in das Unvermeidliche gefügt und war nicht mehr bereit, die Unze Gold für 35 Dollar herauszugeben. Es war der erste Schritt auf dem Weg zur allmählichen Demontage der Sicherheitsvorrichtungen von Bretton Woods.

      Die philosophische Frage, wem das Geld gehörte – demjenigen, der es verdiente, oder dem Land, das es druckte –, war damit beantwortet. Dank der freundlichen Banker in London und der Schweiz konnten die Besitzer des Geldes damit anstellen, was sie wollten, und kein Staat der Welt konnte sie daran hindern. Wenn sie es versuchten, machten sie die Situation nur schlimmer. Das Geld floss weiter offshore, sosehr die Behörden auch versuchten, es zu stoppen. So lange ein Land die Offshore-Finanz duldete, so wie Großbritannien, so lange waren die Bemühungen aller anderen aussichtslos. (Wenn sie nur auf Keynes gehört und in Bretton Woods eine internationale Währung geschaffen hätten, dann wäre das alles nicht passiert.)

      Damit begann die unvermeidliche Spannung zwischen Geld ohne Grenzen und Staaten mit Grenzen. Wenn die Aufsicht an der Landesgrenze endet, das Geld aber überall hinfließen kann, dann können die Besitzer jedem Aufseher ein Schnippchen schlagen. Wenn ein Boxer im Ring bleiben muss, der andere aber nach draußen springen und unentdeckt aus jeder Richtung und ohne Warnung wieder einsteigen kann, dann ist klar, auf welchen der beiden das intelligente Geld setzt.

      Es blieb jedoch nicht bei einfachen Eurobonds. Das Muster ließ sich beliebig übertragen. Man wählte ein lukratives Betätigungsfeld, suchte nach einem Land, dessen Gesetz dem entgegenkam – Liechtenstein, die Cookinseln, Jersey –, und richtete dort seine nominelle Zentrale ein. Wenn man kein Land mit passender Gesetzgebung fand, drohte oder schmeichelte man so lange, bis jemand die Regeln in der gewünschten Weise änderte. Warburg machte es vor, als er der Bank von England drohte, wenn sie nicht die Regeln änderte und die Steuern senkte, dann werde er mit seiner Bank eben umziehen, zum Beispiel nach Luxemburg. Und schon wurden die Regeln geändert, und die Abgaben – in diesem Fall eine Kapitalertragssteuer auf Inhaberschuldverschreibungen – wurden abgeschafft.

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