Название: Begriffe der Psychologie
Автор: Rainer Maderthaner
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783846357156
isbn:
akustische Wahrnehmung siehe S. 154
Wie die visuelle Wahrnehmung zählt auch die akustische Wahrnehmung zu den »Fernsinnen«, das heißt, sie vermittelt Informationen über körperferne Umweltbereiche. Sie dient somit einer frühzeitigen Orientierung und bahnt sehr effektiv (oft reflexartig) die Aufmerksamkeit durch »Richtungshören«.
Alkohol siehe S. 410
Die legale Droge Alkohol ist nicht zu unterschätzen, und zwar auch in ihren Folgewirkungen, wie Verkehrsunfällen, Arbeitsunfällen, Ehekonflikten oder Gewaltakten. Von Schädigungen dieser Art sollen etwa 10 bis 20 % der deutschen Bevölkerung betroffen sein. Bis eine bereits alkoholabhängige Person einer effektiven Therapie zugeführt wird, vergehen durchschnittlich sechs bis zehn Jahre. Die Sterberate ist bei Alkoholkranken verglichen mit der Normalbevölkerung um das Zweibis Fünffache erhöht (ebenso die Selbstmordrate).
Alternativhypothesen siehe S. 80
Da die praktische Bedeutsamkeit eines signifikanten Ergebnisses auch von dessen → Effektstärke abhängt, müssen abgesehen von der → Nullhypothese auch Alternativhypothesen statistisch getestet werden. Der Vorteil einer solchen Vorgangsweise besteht vor allem darin, dass man nicht nur vage auf »Überoder Unterzufälligkeit« von statistischen Ergebnissen schließt, sondern sogar die Wahrscheinlichkeit bestimmen kann, mit der die Daten für die Alternativhypothese sprechen.
altgriechische Seelenlehre siehe S. 17
• Zu einem Körper gehört nur eine Seele (die Seele kann den Körper kurzzeitig verlassen: Schlaf, Ekstase).
• Eine Seele kann nacheinander verschiedenen Körpern angehören – Seelenwanderung.
• Die Seele existiert nach dem Tode (des Körpers) weiter – Unsterblichkeit.
• Seelen können auch ohne Körper leben (z. B. auf der »Insel der Seligen«). Rohde, E. (1898/1980; zit. aus Schönpflug, 2000, 52)
Amnesie siehe S. 213
Gedächtnisverlust, der durch Verletzung, Krankheit, Drogenmissbrauch oder andere Gehirnbeeinträchtigungen hervorgerufen werden kann.
Amygdala siehe S. 301 f.
Diese paarigen Kerne des Zwischenhirns verarbeiten Informationen sowohl aus dem Körperinneren, aus der Umwelt als auch aus den Speichersystemen des Gehirns und sind daher für eine bewertende Istwert-Sollwert-Analyse von Erlebnissituationen besonders prädestiniert. Als Resultat dieser Analyse bewirken sie durch ihren Output an den Kortex (bewusst erlebte) positive oder negative Gefühlsregungen sowie bedürfnisgerechte Handlungsimpulse, außerdem sorgen ihre Verbindungen mit dem Hypothalamus und dem Hirnstamm für schnelle motorische, vegetative und hormonale Affektreaktionen.
Analogietendenz siehe S. 257 f.
Wenn sich für einen Aufgabentyp eine Lösung bereits bewährt hat, dann tendieren wir dazu, in ähnlichen Situationen wieder die gleiche Strategie zu verwenden. Dies oft sogar dann, wenn sich kein Erfolg damit einstellt oder wenn es einfachere erfolgreiche Vorgangsweisen gibt. Diese funktionale Gebundenheit an einen bestimmten Lösungsvorgang ergibt sich durch die Gebundenheit an eine spezielle Sichtweise der Problemsituation, bei der sich bestimmte Lösungsmethoden entweder sichtbar anbieten oder als bewährte Lösungsmethoden automatisiert sind. So beeindruckend manche Denkfehler auch sein mögen, die aus dieser Analogietendenz resultieren, so erspart doch immerhin die Bevorzugung bereits bewährter Problemlösestrategien unnötigen Aufwand und entspricht somit dem psychischen Ökonomieprinzip.
analytisch siehe S. 47
Hier ist die analytische Methode gemeint, bei der zur Aufklärung psychischer Phänomene diese in Einzelheiten zerlegt werden dürfen (z. B. Wahrnehmungen, Vorstellungen, Einstellungen, Emotionen, Motive). Es ist kaum zu bestreiten, dass mit dieser Methode in der Physik, Chemie, Biologie, aber auch in der Biologischen Psychologie, Wahrnehmungspsychologie, Lernpsychologie und Denkpsychologie bahnbrechende Leistungen erzielt wurden (s. etwa Anderson, 1996). Eine zergliedernde Forschungsmethodik scheint sich in der Psychologie immer dann zu bewähren, wenn Systeme untersucht werden, die in weitgehend autonome Untersysteme unterteilbar sind, welche miteinander entweder parallel oder seriell interagieren.
ängstlich-ambivalenter Bindungsstil siehe S. 421
Frühkindlicher Bindungsstil. In einer Labor-Testsituation nach Ende des ersten Lebensjahres – die Mutter verlässt für maximal drei Minuten den Raum, sobald eine fremde Person eintritt – wird das Verhalten des Kindes beobachtet und drei »Grundmustern« zugeordnet (Ainsworth et al., 1978). Ein Kind mit ängstlich-ambivalentem Bindungsstil (»insecure-anxious/ambivalent«) ist während der Trennung sehr verängstigt und wechselt nach Rückkehr der Mutter zwischen aggressiver Ablehnung und der Suche nach Nähe. Das Kind ist nach der Trennung ganz mit der Beziehung beschäftigt und unfrei für andere Aktivitäten (→ sicherer Bindungsstil, → vermeidender Bindungsstil).
Angststörungen siehe S. 407
Eine Angst ist dann unangemessen, wenn sie nicht situationsadäquat ist, überlange anhält, durch die betroffene Person nicht beeinflussbar ist und zu einer schweren Lebensbeeinträchtigung führt. Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Störungen, wobei etwa 50 % auf → Agoraphobien entfallen (multiple Situationsängste wie Klaustrophobie, Höhen-, Reise- und Flugängste, Angst vor Menschenansammlungen) und etwa 25 % auf → Sozialphobien (soziale Ängste, wie Angst vor bewertender Beobachtung, Konfliktoder Kontaktangst).
Ankerheuristik siehe S. 272
Heuristiken sind notwendige Instrumente unserer Denkökonomie, weil im Alltag kaum genug Information und Zeit für streng logische Urteile zur Verfügung steht. Eine viel verwendete und automatisierte Urteilsheuristik ist die Ankeroder Anpassungsheuristik (»anchoring«, »adjustment«). Wie aus der Bezeichnung hervorgeht, führt sie zu einer Anpassung von Urteilen an vorhandene Orientierungsrichtlinien. Dies mag zwar die Einschätzungsprozesse oft beschleunigen, stellt aber umgekehrt wieder eine Quelle für »kognitive Täuschungen« dar (z. B. Hell, Fiedler & Gigerenzer, 1993). Eine ankerbedingte Verfälschung von Urteilen kann mittels einer einfachen Multiplikationsrechnung demonstriert werden, sobald die Probanden nur fünf Sekunden Rechenzeit haben und ihnen nur eine grobe Schätzung des Ergebnisses möglich ist. Im diesbezüglichen Experiment von Tversky und Kahneman (1974) kamen die Versuchspersonen bei der Vorgabe von
8 × 7 × 6 × 5 × 4 × 3 × 2 × 1
auf ein mittleres Produkt von 2250 (»Median«), bei der Vorgabe der gleichen Zahlen, jedoch in ansteigender Reihenfolge
1 × 2 × 3 × 4 × 5 × 6 × 7 × 8
im Mittel nur mehr auf 512. In der ersten Bedingung bilden die Produkte der ersten Zahlen einen wesentlich größeren Anker (z. B. 8 × 7 = 56, 56 × 6 = 336 usw.) als in der zweiten Bedingung (z. B. 1 × 2 = 2, 2 × 3 = 6 usw.). Die erhebliche Unterschätzung des richtigen Ergebnisses, nämlich 40320, zeigt außerdem, dass arithmetische Reihen ähnlich wie exponentielle Funktionen in ihrer Entwicklung schlecht vorhergesagt werden können.
Annäherung siehe S. 302
Bei Panksepp (1998) steht die allgemeine emotionsbewirkte Verhaltensadaptation im Vordergrund (»Erwartungssystem«), die grundsätzlich entweder in einer Annäherung (»approach«) oder in einer Vermeidung СКАЧАТЬ