Lebendige Seelsorge 4/2021. Verlag Echter
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Название: Lebendige Seelsorge 4/2021

Автор: Verlag Echter

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783429065102

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СКАЧАТЬ nicht dem kirchenrechtlichen entgegengestellt werden. Das bedeutet aber umgekehrt auch, dass der CIC im Licht der dogmatischen Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils interpretiert werden muss – und diese gehen von einer klaren Zuordnung der Lai*innen zum Amt und beider zum Christusbekenntnis, zur Menschwerdung und so auch zur Sakramentalität der Kirche aus.

      Zukunftsweisend hingegen scheint mir die Bemerkung aus einer Umfrage unter Pastoralreferent*innen, dass „es weniger um Strukturen und Ämter, sondern mehr um Sendung und Charismen geht“. Jede*r Christ*in ist zum Zeugnis des Glaubens befähigt und berufen, besitzt eigene Geistesgaben zum Aufbau des Leibes Christi. Dies aus einer tiefen Verbundenheit mit der Kirche und ihren Sakramenten heraus zu leben und anderen Glaubenden nahezubringen, könnte tatsächlich eine wichtige „Brückenfunktion“ sein – und ein wichtiger missionarischer Auftrag von Pastoralreferent*innen in dieser Zeit.

      KALEIDOSKOP 50 Jahre Pastoralreferent*innen

       Pastoral als Brotberuf

       Pastoral als Brotberuf

      Arbeitsvertrag, Mitarbeitervertretung, Rentenvorsorge: Pastoralreferent:innen üben einen ‚Zivilberuf‘ aus. Sie haben in den 50 Jahren ihres Bestehens die Risiken dieses Konstrukts besonders beim Berufseinstieg deutlich gespürt. Hildegard Scherer

      Während im klerikalen Beheimatungsmodell (vgl. Schwendenwein 2015a und b) der Bischof oder Ordensobere Einsatz und Auskommen verantwortet, stellt sich bei Pastoralreferent:innen (und auch anderen sog. kirchlichen Laienberufen) die Frage, wie sich Pastoral unter den Bedingungen einer profanen Berufswirklichkeit gestaltet. Aus der Perspektive des neutestamentlichen Erinnerungsarchivs mag die Frage verwundern, denn ‚Pastoral‘ zu treiben, Hirte oder Hirtin zu sein, ist schlichtweg ein Beruf. Einige Metaphorik, mit der das Neue Testament christliche Rollenträger:innen hervorhebt, stammt aus der Welt der Brotberufe. Da gibt es metaphorische Landarbeiter:innen (vgl. z. B. Mt 9,37; 1 Kor 3,6–8), Bauhandwerker (vgl. 1 Kor 3,10; Röm 15,20), Soldaten (vgl. 2 Kor 10,3–6; 1 Tim 1,18), Sklav:innen (vgl. z. B. Mk 10,44; Mt 22,1–14; Lk 17,7–10) und nicht zuletzt Hirten (vgl. z. B. Joh 21,15–17; Apg 20,28) im Dienst am Evangelium. Paulus spricht von Mit-Arbeiter:innen, welche die apostolischen Mühen teilen (vgl. z. B. 1 Thess 5,12; 1 Kor 16,16; Röm 16,3–16; auch 3 Joh 8).

      Diese Arbeitsmetaphorik hatte sich an der Lebenswirklichkeit zu bewähren. Christgläubigen wie Simon dem Gerber (vgl. Apg 9,43) oder den Zeltmachern Priska und Aquila (vgl. Apg 18,3) wäre eine Unangemessenheit solcher Sinn- und Anstrengungsbehauptungen schmerzlich aufgefallen.

      Doch was machte dieses christliche Engagement so aufwändig, dass es die Metaphorik des Brotberufs an sich zog, schließlich sogar an seine Stelle treten konnte, insofern auch diese „Arbeiter“ „ihres Lohnes wert“ waren (vgl. Lk 10,7; 1 Tim 5,18; Schöllgen 2020)?

      Zeitintensiv schlägt die Begegnungsarbeit zu Buche. Petrus, Paulus, Phoebe, Stephanas u. v. m. reisen – als Kontaktstifter:innen mit Aufträgen, als Anteilnehmende, um die Gemeinden zu „stärken“ (vgl. Apg 15,32 u. ö.). Die Strapazenliste des Paulus (vgl. 2 Kor 11,23–29) illustriert die damit verbundenen Mühen. Dazu tritt die Arbeit an gemeindlichen Knotenpunkten. Lydia, Priska und Aquila oder Philemon räumen ihre Häuser für das gemeinsame Mahl und bieten Gästebetten an. Andere stehen für die Gruppen ein (vgl. Röm 16,14f.) oder organisieren Versorgung (vgl. Apg 6,1–6). Schließlich zeichnen die Quellen ein Bild der Überzeugungsarbeit: durch schriftgenährte Erzählungen oder Heilungen in der Öffentlichkeit (so Apg), durch Begegnungen face to face, die Zeit und Kraft brauchen (vgl. 2 Kor 11,28; Apg 20,31; 28,23). Auch wenn Einsatzweisen sich ändern, heutige Berufswirklichkeiten stellen die Pastoral-Arbeiter:innen vor hohe Ansprüche an Qualifikation und Einsatz, die im Ehren- oder Nebenamt kaum zu leisten wären. Gerade die sog. Laienmitarbeiter:innen mit ihren Netzwerken hinein in die Lebenswelten sind prädestiniert für einen wachen Blick darauf und verschwistern sich mit gleichgesinnten Klerikern.

       Hildegard Scherer

      Dr. theol. habil., Prof.in für Neutestamentliche Wissenschaften an der Theologischen Hochschule Chur.

      Doch ist der Enthusiasmus junger Lai:innen, Pastoral zu ihrer Lebensarbeit zu machen und in Jahre von Studium und Ausbildung zu investieren, nach 50 Jahren gebremst. Christliche Ideale lassen sich auch bei attraktiveren Arbeitgeber:innen umsetzen als einer öffentlich mit ihrer Beschädigung ringenden Kirche. Wer dennoch bereit ist, sich inmitten eines Arbeits- und Familienlebens als Seelsorger:in zu bewähren, den oder die muss es wirklich gepackt haben. Als schwächere Glieder im kirchlichen System – in den letzten Jahrzehnten immer wieder für unnötig befunden und eingeschränkt – stehen Pastoralreferent:innen für das biographische Wagnis ein, sich mit Haut und Haaren auf pastorale Arbeit einzulassen. Die Bitte um „Arbeiter:innen für die Ernte“ (Lk 10,2) ist aktueller denn je.

       LITERATUR

      Schöllgen, Georg, Vom Freizeitkleriker zum hauptamtlichen Gemeindeleiter. Die Professionalisierung des Klerus – Ursachen und Folgen, in: Welt und Umwelt der Bibel 25 (2020), H. 3, 47–53.

      Schwendenwein, Hugo, Die Zugehörigkeit zu einem geistlichen Heimatverband, in: Haering, Stephan/Rees, Wilhelm/Schmitz, Heribert (Hg.), Handbuch des katholischen Kirchenrechts, Regensburg 32015, 342–354.

      Schwendenwein, Hugo, Die Rechte und Pflichten der Kleriker, in: Haering, Stephan/Rees, Wilhelm/Schmitz, Heribert (Hg.), Handbuch des katholischen Kirchenrechts, Regensburg 32015, 355–371.

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