Название: Für das Herz und die große Liebe: Arztroman Sammelband 5 Romane
Автор: A. F. Morland
Издательство: Автор
Жанр: Короткие любовные романы
isbn: 9783956178207
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Sandra hob den Fuß und sah auf die Bandage. „Er hat mich letzte Nacht nicht schlafen lassen.“
„Jeder Extremismus hat seinen Preis.“
Sandra erwiderte mit strahlenden Augen: „Der Sprung mit Karsten war trotzdem ein Erlebnis. Den Knöchel kann man sich auch verstauchen, wenn man von einem Randstein runtersteigt. Du kannst dir nicht vorstellen, wie es ist, wenn man sich aus dem Flugzeug stürzt, Lisa. Es ist so – als würde man sich Gott in die Arme werfen. Im vollen Vertrauen darauf, dass er dich beschützt und sanft auf die Erde niederschweben lässt. Karsten und ich waren uns dort oben so wunderbar nahe. Er hielt mich fest. Natürlich war ich auch mit Gurten gesichert. Das waren die schönsten, erhebendsten und erfüllendsten Augenblicke meines Lebens.“
Sie übertreibt, dachte Lisa. Ihr Leben wäre bisher sehr armselig gewesen, wenn das schon das Schönste und Größte für sie gewesen wäre. Sicher, ein Fallschirmsprung wird schon etwas Besonderes sein, aber zu lieben und geliebt zu werden rangiert auf der Skala der schönen Gefühle auf jeden Fall weit darüber.
„Ich dachte zuerst, ich bring’s nicht“, erzählte Sandra. „Ehrlich, mich hätte beinahe der Mut verlassen. Aber wie hätte ich vor Karsten dagestanden, wenn ich nicht gesprungen wäre? Ich musste es tun. Ich konnte nicht mehr zurück, wollte mir Karstens Spott ersparen. Erst den Mund und dann die Hose voll. Irgendetwas in der Art hätte ich sicher von ihm zu hören bekommen.“ Sie lachte. „Im Vertrauen, mir haben ganz schön die Knie geschlottert. Aber ich habe es durchgestanden, und darauf bin ich sehr, sehr stolz.“ Sie breitete die Arme aus. „Wenn du die Angst überwunden hast, wenn du gesprungen bist, wenn du dich hineinfallen lassen hast in diese große, unendliche Freiheit, ist es nur noch schön.“
Lisa schwieg eine Weile, bevor sie fragte: „Du hast dir beim Reiten das Becken geprellt, hast dir beim Fallschirmspringen den Knöchel verstaucht – was steht als Nächstes auf dem Programm?“
Sandra hob die Schultern. „Weiß ich noch nicht.“
„Es ist schwierig – um nicht zu sagen unmöglich, mit Karsten mitzuhalten.“
„Ach was, Karsten kocht auch bloß mit Wasser.“
„Warum hörst du nicht auf damit, ihm imponieren zu wollen?“, fragte Lisa.
Sandra lachte übertrieben fröhlich. „Ich habe noch gar nicht richtig damit angefangen.“
„Du bringst dich immer wieder in Gefahr.“
„Ich finde langsam Gefallen daran, die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit zu suchen.“
„Das kann auch mal ins Auge gehen“, warnte Lisa. „Das muss nicht immer nur mit einer Beckenprellung oder einem verstauchten Knöchel abgehen.“
„Du ahnst nicht, welch irre Gefühle solche Nervenkitzel auslösen“, sagte Sandra unbeeindruckt. „Da jagt so viel Adrenalin durch deine Adern, dass du davon völlig berauscht bist.“
Lisa schaute auf Sandras bandagierten Knöchel. „Wäre schön, wenn du in Zukunft etwas besser auf dich aufpassen würdest. Mein Vater und seine Kollegen haben auch ohne dich genug zu tun.“
„Ich werde Gymnastik machen, um besser in Form zu kommen. Meine Gelenke sind etwas eingerostet. Das erhöht die Unfallgefahr. Einem durchtrainierten Menschen passiert viel weniger. Solange ich mit – mit Oliver …“ Sie schien Probleme damit zu haben, diesen Namen in den Mund zu nehmen. „… zusammen war, habe ich in der Richtung nicht allzu viel getan, das muss ich nun nachholen.“
„Wie lange willst du Oliver noch leiden lassen?“
„Mal sehen.“
„Er liebt dich.“
Sandra lächelte ironisch. „Er liebt mich. Er liebt Dotty Simonis. Er liebt jedes hübsche Mädchen.“
„Und was empfindest du im Augenblick für ihn?“, fragte Lisa. „Ich bin dabei, mich der Umklammerung meiner übertriebenen Liebe zu entledigen. Ich war davon ja geradezu überwuchert, war von ihr regelrecht zugedeckt, konnte nichts mehr sehen, nicht mehr richtig atmen, nicht mehr klar denken. Ich möchte mich von diesem üppigen Schlinggewächs befreien und mein Auge endlich wieder für die Realität schärfen.“
„Ist Karsten Rüge denn die Realität für dich?“, erkundigte sich Lisa.
Sandra warf einen Blick auf ihre Armbanduhr und stand auf. „Ich muss gehen.“
„Lass Oliver nicht länger leiden, Sandra.“ Lisa erhob sich ebenfalls.
Sandra lächelte kühl. „Hat er dich zu seiner Fürsprecherin auserkoren?“
„Nein. Ich bin zu dir gekommen, weil ich mir Sorgen um dich mache.“
„Das brauchst du nicht. Ich bin wie eine Katze: Ich habe sieben Leben und falle immer auf die Pfoten.“
„Und manchmal verstauchst du dir eine Pfote“, sagte Lisa sarkastisch.
„Ich werde bald so fit sein, dass so etwas nicht mehr vorkommen kann“, behauptete Sandra, verließ humpelnd mit Lisa den kleinen Park – und die ersten Regentropfen fielen vom dunklen Himmel.
18. Kapitel
„Ich habe Sandra ins Gewissen geredet“, berichtete Lisa, als ihr Vater am Abend heimkam. Es regnete noch immer, und zwischendurch flammten grelle Blitze auf und ließen schmetternde Donner die Krautmannsche Villa erbeben.
„Und?“, fragte Florian Krautmann neugierig. „Hat es genützt?“
„Nicht sofort“, antwortete Lisa. „Das muss sich jetzt erst mal langsam setzen, muss in Ruhe durch ihren eingebauten Filter sickern. Wir werden sehen, wie viel sie von dem, was ich gesagt habe, durchlässt. Wenn es nicht genug ist, werde ich sie mir in ein paar Tagen noch mal vornehmen.“
Ein gleißender Blitz. Ein brüllender Donner. In der Küche gab es Scherben. Und nach dem Klirren machte sich Cäcilie wütend Luft: „Himmelsakraherrschaftszeitennochmal!“ Florian Krautmann schmunzelte. „Dicke Luft in der Küche. Da geht jetzt besser keiner von uns rein.“
„Verrecktes Gewitter, verrecktes!“, schimpfte Cäcilie, ohne wohl zu ahnen, dass sie im ganzen Haus zu hören war.
„Sie hat Angst vor Gewittern“, grinste Christoph.
„Aber das würde sie niemals zugeben“, bemerkte Julian.
„Ich hoffe, ihr seid alle so taktvoll und zieht sie nicht auf“, wandte sich Melanie Krautmann an ihre Kinder.
„Ich finde, es ist keine Schande, sich vor Gewittern zu fürchten“, sagte Kim bedrückt.
„Du würdest ja selbst am liebsten unter den Tisch kriechen“, stänkerte Christoph, doch sie machte ihm nicht die Freude, etwas zu erwidern.
„Im Haus fürchte ich mich nicht“, sagte Lisa. „Aber ganz allein auf einem Feld, in Gottes freier Natur, möchte СКАЧАТЬ