Название: Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783956178306
isbn:
"Wirklich? Aber Sie..."
"Hören Sie, ich kann Ihnen dazu nicht mehr sagen. Jedenfalls nicht im Moment." Ich zuckte die Achseln. "Fahndungstechnische Gründe. Sie haben sicher Verständnis, nehme ich an."
Sie hatte kein Verständnis dafür, wenn ich nach dem Gesicht ging, das sie plötzlich aufgesetzt hatte. Aber bevor sie nochmal nachhaken konnte, war ich schon weg.
5
Ich fuhr Richtung Frankfurt. Vielleicht schaffte ich es, mit einem Flieger wegzukommen, obwohl ich nicht so recht daran glaubte. Wie sich herausstellte, hatte ich auch allen Grund zur Skepsis, denn ich war kaum drei Stunden auf der Piste, da hörte ich im Autoradio bereits eine Fahndungsmeldung der Polizei.
Gesucht wurde ein Mann Ende zwanzig, der sich als Angehöriger der Kriminalpolizei ausgab und mit einem BMW unterwegs war. Sogar die ersten drei Buchstaben des Kennzeichens hatten sie. Und die Täterbeschreibung passte auf mich. Gute Arbeit. Ich konnte nur zähneknirschend gratulieren und mir überlegen, wie ich an einen anderen Wagen kam, der weniger verdächtig war.
Ich fuhr bei nächster Gelegenheit auf einen Parkplatz und tauschte die Nummernschilder des BMW gegen diejenigen aus, die ich von meinem Volvo entfernt hatte. Perfekt war das nicht, aber fürs erste würde es vielleicht reichen. Es wurde dunkel, was mir im Moment ganz recht war. Nicht mehr lange, und man würde von dem BMW nur noch vier Lichter sehen. Und von mir gar nichts mehr. Ich steckte bis zum Hals im Sumpf, das wurde mir mehr und mehr bewusst.
Wenn ich jetzt bei irgend einem Flughafen anrief, um mir einen Platz auf einer Maschine - egal wohin - reservieren zu lassen, konnte ich das unmöglich unter meinem derzeitigen Namen tun. Aber mir einen neuen - samt Papieren und dergleichen zuzulegen, das würde etwas Zeit brauchen. Anders ging es nicht. Egal, wohin ich mich auch verdrücken würde, nicht lange und die Interpol-Fahndung nach mir würde mich in nahezu der ganzen Welt zum Freiwild machen.
Nein, kopflose Flucht hatte keinen Sinn. Das führte mich nur geradewegs in eine Gefängniszelle. Und das vermutlich lebenslänglich, so wie ich die Lage einschätzte. Alles musste sorgfältig geplant werden.
Als erstes brauchte ich eine neue Identität. Nicht nur einen neuen Namen und einen Pass, mit dem ich durch die Kontrollen am Flughafen oder sonst irgendwo kam. Ich musste jemand anderes werden, mir eine Identität schaffen, die vielleicht sogar ein paar Jahre verwendbar blieb.
Zum Glück hatte ich auf diesem Gebiet etwas Erfahrung. Es war nicht der erste Identitätswechsel, den ich hinter mir hatte und ich hoffte, zumindest die Fehler, die ich das letzte Mal gemacht hatte, zu vermeiden.
Gegen Morgen stellte ich mich auf den Parkplatz einer Autobahnraststätte, klappte den Sitz zurück und schlief ein oder zwei Stunden. Besonders bequem war das nicht, aber unter diesen Umständen das Sicherste.
Es war kurz vor Sonnenaufgang, als ich in die rund um die Uhr geöffnete Cafeteria ging, um zu frühstücken. An der Registrierkasse saß eine Philippina, die wie ein stummer Fisch wirkte. Der Kaffee, der aus dem Automaten kam, war ziemlich dünn. Und die belegten Brötchen schon recht dröge. Frische gab es erst in zwei Stunden. Ich setzte mich ans Fenster und nippte an der braunen Instant-Brühe. Im Hintergrund dudelte das Radio. Um diese Zeit war hier kaum etwas los.
Gut fünf Minuten lang blieb ich sogar der einzige Gast, bis ein dickbäuchiger Trucker auftauchte.
Er versuchte mit dem stummen philippinischen Fisch ein Gespräch anzufangen, aber ohne viel Erfolg. Sie verstand offenbar nicht einmal zehn Prozent von dem, was er sagte und lächelte nur verlegen.
Unglücklicherweise versuchte er es danach bei mir.
"Hier ist doch noch frei, oder?"
Was sollte ich dazu sagen? Er saß schon mit einer Backe auf dem blanken Kunststoffsitz, der am Boden fixiert war, so dass man ihn nicht einen Zentimeter bewegen konnte. So etwas hat mir noch gefehlt, dachte ich. Der Kerl hatte Langweile und hoffte, dass ich sie ihm vertrieb. Ich gab mir einigermaßen Mühe.
"Ganz schön früh, was?", meinte er, während er an seiner Tasse nippte. Er trank keinen Kaffee, sondern Tee. Vielleicht war er öfter hier und wusste daher, wie dünn der Kaffee war. Ich nickte leicht, während ich mein dröges Brötchen herunterwürgte.
"Ja, ganz schön früh."
"Fährst du den Fünfzehntonner, den ich da draußen gesehen habe?"
"Nein."
Er zuckte die Schultern.
"Ich dachte..."
"Tut mir leid"
"Hätte ja sein können."
Ich wollte vermeiden, dass er mich auszufragen versuchte.
Also fragte ich ihn etwas.
"Was fährst du denn?", erkundigte ich mich.
Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Fahrräder", meinte er. "Ein ganzer Sattelschlepper voll."
"Klingt nicht sehr aufregend."
"Ist es auch nicht."
Und dann erzählte er mir von seinem Job. Es war wirklich nicht sehr interessant. Normalerweise hätte es mir nichts ausgemacht, seinem Gerede zuzuhören oder zumindest so zu tun, aber genau in diesem Moment kamen Nachrichten. Aber der Kerl, der mir gegenüber saß hatte leider ein ziemlich lautes Organ.
Ich verstand nichts.
Oder jedenfalls fast nichts. Die Fahndungsmeldung wurde noch einmal gebracht, aber es hätte mich in diesem Moment interessiert, ob sie vielleicht schon mehr wussten, als beim letzten Mal. Ein paar Minuten hörte ich noch dem Trucker-Geschwätz zu, dann trank ich meinen Kaffee leer - so dünn er auch war - und sah zu, dass ich wegkam.
Mit den ersten Pendlern kam ich nach Frankfurt.
Mein Weg führte СКАЧАТЬ