Название: Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783956178306
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Ich hoffte es, dass es so war.
Beinahe wollte ich schon aufgeben, da wurde ich doch noch fündig. Ein blauer BMW war ziemlich rücksichtslos auf den Bürgersteig geparkt worden. Ich stellte den Volvo ins Halteverbot und stieg aus. Als ich den BMW erreicht hatte, drehte ich mich kurz um. Aber in dieser Seitenstraße war im Moment so gut wie nichts los. Um so besser. Ich ließ den Schlüssel in die Tür gleiten und drehte ihn herum. Er passte.
Es war ein wirklich schöner BMW. Sicher nicht älter als zwei Jahre und in einem äußerst gepflegten Zustand. Und der Tank war voll.
Im Handschuhfach fand ich die Papiere, ausgestellt auf Deschners Namen.
Und dann fand ich noch etwas. Eine Karte.
Ich faltete sie auf.
Es waren zwei Kreuze darauf. Eines bezeichnete offensichtlich meine, beziehungsweise Tinas, Adresse. Das andere lag an einem See. Daneben war eine Zahl angegeben. Ich sah genauer hin. Ja, ich kannte die Gegend, war sogar schon einmal dortgewesen.
Es gab da eine Ferienhaussiedlung. Alles Nur-Dach-Häuser von denen eins wie das andere aussah. Selbst die Richtung, in die ihre Giebel zeigten war dieselbe. Die Giebel zeigten allesamt zum See hin. Ich erinnerte mich. Tina und ich waren ein paar Mal im nahen See baden gewesen. Die Zahl stand vermutlich für die Hausnummer.
Ich packte die Karte wieder zusammen und fragte mich, was Deschner dort wohl verloren gehabt hatte.
Er war wohl kaum in diese Gegend gekommen, um hier Ferien zu machen, sondern um einen Job zu erledigen.
Oder auch zwei.
Zwei Kreuze, zwei Jobs. Ich fand das logisch.
Ich entschied mich kurzerhand dafür, den alten Volvo gegen den BMW einzutauschen. Der BMW hatte jedenfalls die entschieden längere Lebenserwartung. Außerdem brauchte ich jetzt ein Fahrzeug, auf das ich mich absolut verlassen konnte. Ich ging zu meinem Volvo, schraubte die Nummernschilder ab und nahm meine Sachen, die ich dann auf den Rücksitz des BMW packte. Dann fuhr ich los. Ich dachte daran, dass ich noch einen Auftrag zu erfüllen hatte und fragte mich, ob ich ihn wirklich ausführen sollte. Wenn nicht, hatte ich zwei Parteien, die mich jagten. Wenn doch, dann würde zumindest Deschners Auftraggeber alles daran setzen, mich doch noch zur Strecke zu bringen. Vermutlich würde er das so oder so tun.
Eigentlich hatte ich ja auch noch etwas Zeit, um diese Sache endgültig zu entscheiden. Und ganz gleich, was auch geschah: Hunderttausend hatte ich auf meinem Konto in Zürich. Und das war schon einmal eine einigermaßen gute Voraussetzung, um doch noch lebend aus dieser Sache herauszukommen.
Ich beschloss, mir als erstes einmal dieses Ferienhaus anzusehen, bei dem Deschner ein Kreuz gemacht hatte.
Ein Kreuz...
Eine makabere, unfreiwillige Symbolik.
Ich hoffte, dass es nicht dasselbe bedeutete, wie jenes Kreuz, das Tinas Adresse bezeichnete!
Mit dem BMW dauerte es eine knappe halbe Stunde, bis ich den Ferienpark erreicht hatte.
Ich stellte an einer etwas einsameren Stelle den Wagen für einen Moment an den Straßenrand, griff mir den Koffer mit der Pistole und nahm die Waffe heraus. Ich lud sie und steckte sie seitlich in Jackett-Tasche. Den Schalldämpfer ließ ich im Koffer. Der machte die Waffe zu lang und unförmig. Und im Moment hatte ich ja auch keineswegs die Absicht jemanden zu erschießen. Jedenfalls nicht, wenn es sich vermeiden ließ.
Schließlich fuhr ich weiter und suchte nach der Hausnummer, die auf der Karte angegeben gewesen war.
Schließlich fand ich sie. Sie gehörte zu einem schmucken Holzhaus mit Balkon und einer Grundstücksparzelle von vielleicht fünfhundert Quadratmetern. Ein Wagen stand in der Einfahrt, daher war anzunehmen, dass der Besitzer zu Hause war. Ich ließ den BMW ein paar Meter weiter stehen und näherte mich dann dem Haus. Ein Mann schob sein Surfbrett auf einem kleinen Handwagen an mir vorbei und wollte offenbar in Richtung See damit. Er sah mich kurz an, aber durch die superdunkle Sonnenbrille, die er trug, konnte er vermutlich ohnehin nicht allzuviel erkennen.
Ich wartete, bis er weg war.
Mein Blick ging die Fenster des Holzhauses entlang. In einem der Räume brannte Licht, obwohl es jetzt heller Tag war. Ich überprüfte den Sitz meiner Automatik und entschied mich dann, es erst einmal mit dem geraden und direkten Weg zu versuchen.
An der Haustür gab es sogar eine Klingel. Ich drückte auf den Knopf. Zweimal, kurz hintereinander. Aber es reagierte niemand. Ich hatte die Rechte in der Jackentasche und umklammerte den Pistolengriff. Noch einmal wollte ich nicht unvorbereitet in die Falle gehen. Man soll das Glück schließlich nicht herausforden.
Ich versuchte es noch einmal mit der Klingel und wieder ohne Erfolg. Aber ich war überzeugt davon, dass jemand im Haus war. Möglich, dass dieser Jemand mich gar nicht sehen wollte. Ich umrundete das kleine Haus. Nach hinten hinaus war eine Terrasse. Die gläserne Hebetür stand offen.
Ich zog die Automatik. Sicher war sicher. Und dann tastete ich mich vorsichtig in dieses Nur-Dach-Haus, von dem ich mir unter anderen Umständen gewünscht hätte, es würde mir gehören.
Nachdem ich die Gardinen zur Seite geschlagen hatte, hatte ich freie Aussicht auf ein ziemlich derangiertes Wohnzimmer.
Zwei der drei Korbsessel waren umgestoßen, der niedrige Glastisch hatte einen Sprung.
Ich sah etwas Rotes auf dem Teppichboden.
Blut.
Ich dachte an das Kreuz und lauschte. Aber da war nichts zu hören. Langsam ahnte ich, dass ich hier auf niemanden mehr stoßen würde. Zumindest auf niemanden, der noch lebte. Es war so, wie ich anfangs vermutet hatte. Deschner hatte hier einen Job auszuführen gehabt und ihn ganz offensichtlich auch erledigt.
Das Wohnzimmer sah aus, wie nach einem Kampf und ich fragte mich, ob Deschner wirklich so ein Stümper gewesen war, dass er eine solche Arbeit nicht einigermaßen sauber über die Bühne bringen konnte.
Vielleicht hatte es ja auch am Gegner gelegen.
Als ich in den Flur trat, sah ich erneut einen Blutfleck und noch etwas anderes. Etwas, das mir einen Stich versetzte.
Eine Brille.
Eine Brille deren Gläser so dick waren, dass sie den Sturz aus Gesichtshöhe besser überstanden hatten, als die Fassung.
Langsam brachte ich zwei und zwei zusammen. Ich lief die Treppe hinauf. Davon abgesehen, dass ich immer noch die Automatik in der rechten hielt, war nicht mehr besonders vorsichtig. Ich warf in jeden der vier Räume, die sich im Obergeschoss befanden einen kurzen Blick. Im Bad wurde ich dann fündig.
Ich sah einen Mann, dessen Hände und Füße mit Klebeband gefesselt waren. Er hing halb in der Badewanne, die bis über den Rand gefüllt war. Ein roter Strom von Blut war aus einer Platzwunde an der Stirn gekommen und hatte sich mit dem Wasser in der Wanne vermischt. Ich steckte die Automatik СКАЧАТЬ