Unabwendbare Zufälligkeiten. Inge Borg
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Название: Unabwendbare Zufälligkeiten

Автор: Inge Borg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783961360710

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СКАЧАТЬ nach seiner Scheidung, kaufte er über diesen Makler seine Wohnung, jetzt gab er sie frei, zum Wiederverkauf. Er ließ sich direkt mit Herrn Mansfield verbinden, dem der Name Frank Hauff noch ein Begriff war. Nach ein paar Höflichkeitsfloskeln kam Frank zum Grund seines Anrufs: „Verkaufen Sie meine Wohnung, Herr Mansfield! Es wäre mir sehr wichtig, wenn wir kurzfristig alles Schriftliche erledigen könnten. Sicher wollen Sie auch die Wohnung sehen. Es ist sehr dringend, ich muss heute noch verreisen.“

      „Legen Sie Wert darauf, dass ich persönlich komme, oder darf ich Ihnen meine Mitarbeiterin, Frau Maurer, schicken?“

      „Natürlich, einverstanden, Hauptsache es geht direkt.“

      Frank duschte ausgiebig und es kam ihm vor, als würden die Gemeinheiten, die schrecklichen Erlebnisse der letzten Tage mit in den Abfluss gespült. Er fühlte sich jetzt leicht und frei, lachte befreit und dachte an die Zukunft in der kleinen Siedlung Bergstraße.

      Gegen Mittag traf Frau Maurer ein. Sie sah sich verwundert um, ließ sich durch die Räume führen, trat auf den Balkon und verstand nicht, wie man so eine schöne und gut gelegene Wohnung aufgeben konnte. „Sind Sie wirklich sicher Herr Hauff, wollen Sie das Schmuckstück tatsächlich verkaufen?“

      „Ja, ich bin mir sogar sehr sicher und wenn es Ihnen möglich ist, Frau Maurer, dann bitte tun Sie mir einen Gefallen – ich will in einer Stunde weg, also bitte, können wir jetzt direkt anfangen?“ Frank rang ungeduldig seine Hände.

      Die Maklerin begann den Agentur-Vertrag auszufüllen, stellte dazu eine Menge Fragen.

      Frank Hauff war alles recht, er wollte nur schnell, schnell alles hinter sich bringen. „Finden Sie einen Käufer, der auch an den größeren Möbeln interessiert ist, einschließlich der Küche und halten Sie mich auf dem Laufenden. Hier sind die Schlüssel.“ Frank Hauff übergab ihr den Schlüsselring mit Haustür- und Wohnungsschlüssel, ebenso Susannes Telefon- und seine Handy-Nummer. Er begleitete Frau Maurer zur Türe und bedankte sich für die rasche Bedienung. Nur Minuten später rannte er die beiden Stockwerke hinunter zu seinem Wagen und fuhr ohne jede weitere Verzögerung seinem Ziel in der Bergstraße entgegen.

       18

      Es fiel Susanne schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Ihr angeborenes Organisationstalent schien derzeit irgendwie außer Kontrolle zu geraten, ihrem Zeitgefühl ging es nicht viel anders. Frank würde in wenigen Stunden da sein und sie flatterte wie ein kopfloses Huhn durch die Wohnung. Rosi? Wo sollte das Kind hin? Wo sollte es schlafen, wenn Frank wieder da war? Sie verpflichtete sich, das Kind in ihre Obhut zu nehmen und ihr eigenes plötzlich aufkommendes Denken erschreckte sie. Wie lange Frank bleiben konnte, wusste sie nicht, wenn er aber so plötzlich in der Woche seinen Besuch ankündigte, was bedeutete das? Schlimm genug, was ihm da gerade passiert war. Und sie konnte nicht anders, Helene oder Brigitta?, überlegte sie. Ob sich Rosi kurzfristig umquartieren ließe? Ob alle drei verstehen würden, dass sie erst einmal mit Frank allein sein musste, allein schon deshalb, weil es unendlich viel zu bereden gab? Wichtiges! Überlegungen für die Zukunft! Über all das, was sie bisher gedankenlos ausklammerten. Außerdem, Frank ins Haus Agnes schicken, das war aus bestimmten Gründen undenkbar! Und ans andere Ende des Ortes oder gar in die Stadt? Nein, das war unzumutbar. Aber irgendwie musste es eine Lösung geben! Wo war das Kind eigentlich gerade? Susanne brauchte nicht weit zu gehen, sie blieb auf der Terrasse stehen und sah in den Garten. Da war sie. Rosi harkte in dem kleinen Beet, welches Susanne für sie anlegte. Sie versuchte die Pflänzchen in die Erde zu setzen, die sie gemeinsam vor weniger als einer Stunde am Grundstück zusammensuchten, und sie stellte sich gar nicht so dumm an. Susanne beobachtete das Kind eine Weile, wie es sich abmühte mit den Pflanzen, die eigentlich größtenteils unter die Kategorie Unkraut fielen und verwarf ihre Gedanken von vorhin. Sie kamen ihr mit einem Mal egoistisch vor. Ich bin doch keine siebzehn mehr, grollte sie mit sich selbst. Ich werde ganz einfach abwarten, die Zeit muss es bringen. Allmählich beruhigte sie sich und begann mit Kochen und Backen. Frank sollte einen schönen Empfang bekommen. Wer weiß wie lange er diesmal bleiben kann?

      „Nanu, das duftet aber lecker, was feiern wir denn?“ Michael kam aus der Schule und schnüffelte wie ein Hund in die Luft.

      Susanne und Rosi warteten bereits mit dem Essen auf ihn. Und Rosi glaubte schon zwei Mal ihre Hände von der Gartenarbeit waschen zu müssen, war aber immer noch nicht ganz zufrieden. Susanne lachte innerlich, wie konnte dieses kleine Mädchen, welches von zuhause nur Schmutz und Chaos gewöhnt war, so penibel sein?

      „Ja, Tante Susi, was wird denn gefeiert?“, fing Rosi Michaels Frage auf.

      Neugierige Kinder! Sollte sie verraten, dass Frank nachher eintreffen würde, oder wäre für die Kinder eine Überraschung schöner? Sie entschied sich für das Letztere und sagte nur: „Mir war nach backen, den Kuchen essen wir aber erst später.“

      Es schellte und Susanne rannte zur Haustüre, riss sie stürmisch auf, doch da stand Brigitta, nicht Frank. Zeitlich wäre das auch noch gar nicht möglich gewesen, erkannte sie sogleich. „Oh, Brigitta du, na wie war es beim Anwalt?“

      „Ganz hoffnungsvoll“ und leicht pikiert durch Susannes oberflächliche Reaktion fragte sie verwundert: „Wen hast du denn erwartet?“ Da Susanne nicht sofort antwortete, setzte sie ihre Berichterstattung fort: „Herr Koch hat einen deutschen Kollegen in Barcelona, mit dem er wohl schon in der Vergangenheit einige Male gearbeitet hat, der nimmt sich meiner Sache an. Dumm ist nur, ich werde noch einmal für eine längere Zeit nach Spanien müssen und das nervt mich gewaltig!“

      Susanne war auch etwas genervt, hörte nur mit halbem Ohr hin, warf einen schnellen Blick auf die Uhr, Frank würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Und als hätte sie den köstlichen Backduft wahrgenommen, stand Helene wenig später auch noch auf der Terrasse. „Setz dich zu uns“, forderte Susanne sie auf und sprudelte eilig heraus: „Ich habe Kuchen gebacken, allerdings müssen wir noch auf einen weiteren Gast warten. Inzwischen decken wir hier draußen den Tisch.“ Susannes Stimme hörte sich etwas erregt an.

      Helene sah Brigitta achselzuckend an. „Welcher Gast denn?“ Aber auch Brigitta konnte nur unwissend die Schultern heben. Derzeit saß Rosi bei Michael am Esstisch und malte, während Michael seine Hausaufgaben zu bewältigen suchte, was ihm nicht leicht fiel. Rosis Mund stand nämlich keine Minute still, sie redete drauf los, stellte Fragen um Fragen, die der geplagte Junge zwischendurch versuchte zu beantworten. Als die Frauen jetzt auch noch herum wuselten, packte er kurzerhand alles in den Schulranzen und schickte sich an, hinauf in sein Zimmer zu gehen. „Ich bin noch satt, möchte den Kuchen als Abendbrot essen. Rosi bleib bitte bei deinen Tanten und löchere die mit Fragen, bitte!“ Er drückte flehentlich seine Hände zusammen, „bitte Rosi“, flüsterte er noch einmal und schulterte seinen Ranzen.

      Rosi zog eine Flappe. Tröstend bereitete Susanne ihr eine große Tasse Kakao zu, goss auch schon Kaffee aus, da schellte es erneut. Brigitta stand dem Eingang am nächsten und öffnete die Haustür. „Hi, wo kommst du denn her?“

      Dieser Frage folgte eine fröhlich laute Begrüßung. Endlich, Susanne schloss für Sekunden ihre Augen, atmete erleichtert auf, ehe sie von der Terrasse aus ins Haus ging, Frank entgegen. Frank war da! Im Moment gab es nichts was wichtiger gewesen wäre für sie! Die ausführliche und laute Begrüßung ließ Michael neugierig werden. Sekunden später erkannte er Franks Lachen, und sprang die Stufen hinunter, immer zwei auf einmal nehmend.

      „Frank, Frank da bist du ja endlich.“

      Frank nahm den Jungen in seine Arme, hob ihn leicht hoch und drehte sich mit ihm mehrmals um die eigene Achse.

      Susanne lachte: „Sollte ich das nicht sein?“

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