TodesGrant. Wilfried Oschischnig
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Название: TodesGrant

Автор: Wilfried Oschischnig

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783827184160

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СКАЧАТЬ bekam den ersten Prototypen davon.

      Und die Kinder, Hemma und Josef?

      Auch bei denen gab es nichts zu meckern. Hemma lernte im ersten Volksschuljahr die Welt zu entziffern. Josef schlug sich bravourös durch die zweite Klasse Gymnasium, sowohl im Unterricht als auch mit seinen Klassenkameraden. Und Gradoneg selbst stand seiner Frau und den Kindern um nichts nach: Er war kein billiger, schmieriger Anzeigenkeiler mehr, sondern ein fest angestelltes Redaktionsmitglied in einem aufstrebenden Verlag für ökologische Sachthemen. Sein einziger und bester Freund, Hannes Roschinic, hatte ihm diesen Job besorgt. „Pass einmal auf“, meinte Roschinic eines Tages zu Gradoneg, „die Freiheit ist nichts für dich. Frei sein ist für manche Menschen gefährlich … Sieht man ja an den ehemaligen Ostblockländern. Das geht meistens schief. Du brauchst Strukturen, unbedingt, sonst kennst du dich in der Welt nicht mehr aus, wie die im Ostblock. Also, ich hab da jemanden für dich … den Thomas Kneisler. Hab dich schon bei ihm angekündigt. Der Thomas Kneisler ist zwar menschlich das Letzte, aber deine Rettung. Bestimmt, glaub mir. Ist ein ehemaliger Pornoproduzent … aber wirklich nichts Schlimmes, nur so schmierige Hefteln und ein paar dreckige Filme. Diese Sachen sind aber längst Geschichte. Mittlerweile macht er nur noch auf Öko … so harmlose Magazine mit Bio-Sachen zum Nachkochen für Schickimickis und Gutmenschen. Ehrlich, vom Thomas ist aus seiner Zuhälterzeit kaum noch was übrig … bloß seine finanzielle Gier und seine Pizza-Sucht. Der ist nämlich gleich nach seiner Geburt und der Muttermilch auf Pizza umgestiegen. Und jetzt frisst er sich mit Bio-Pizzen zu Tode. Aber vertrau mir, außer den Pizzen und seiner Geldsucht ist er in Ordnung. So eine Art ‚Porno-Saulus‘, der zum ‚Bio-Paulus‘ konvertiert ist. Geh unbedingt zu dem hin. Ich hab alles geregelt. Mach das, der Thomas ist deine Rettung.“

      Und das tat Gradoneg. Am nächsten Tag fixierte er einen Termin mit diesem Thomas Kneisler. Ursula bastelte ihm einen Lebenslauf am Computer. Mehr als ein paar mickrige Zeilen hatte sein beruflicher Werdegang nicht vorzuweisen. Nur das Foto stimmte einigermaßen mit einem Neunundvierzigjährigen überein, und selbst darauf waren zu viele Falten zu sehen.

      Hannes Roschinics seltsame Vorschusslorbeeren für diesen Typen stimmten. Im Büro türmten sich die Pizza-Schachteln bis zur Decke, und Thomas Kneisler war derb und vulgär, doch kein Unsympathler. Ein dicker Glatzkopf, dem der Hüftspeck über die Hosentaschen hing und der sein abgetragenes Sakko wohl seit einer Ewigkeit nicht zuknöpfen konnte.

      Das Vorstellungsgespräch war am frühen Vormittag, Kneisler saß bereits am Schreibtisch über seiner ersten Pizza. Mindestens bei jedem zweiten Satz tropfte ihm irgendeine Sauce aus dem Mund, die er mit seinen Fingern von den Lippen wischte, um damit dann seine Stirn und den kahlen Schädel einzuölen.

      Kneisler kam gleich zur Sache:

      „Der Roschinic hat dir bestimmt Hundert Lügen über mich erzählt, kann ich mir bei diesem Arschloch gar nicht anders vorstellen. Also, ich bin der Thomas ...“, fuhr sich Kneisler über die Lippen und reichte Gradoneg die Hand. „Wir sind doch per ‚Du‘, oder? So von Medienmensch zu Medienmensch“, ließ er Gradoneg erst gar nicht zu Wort kommen. „Aber sag ja nicht ‚Tommy‘ zu mir … ich bin nämlich keine Mayonnaise oder ein Modeschöpfer. ‚Thomas‘ reicht, von mir aus auch nur ‚Kneisler‘, sogar ‚alter Sack‘ oder ‚verwichstes Arschloch‘ ist mir lieber als ‚Tommy‘.“

      Er lehnte sich zurück, kaute genüsslich, legte seine eingeölte Stirn in nachdenkliche Falten.

      „Na gut, worum geht’s da in meinem Laden … Ich sag’s einmal frei heraus: ‚Um die besten Titten auf dem Teller.‘ Kapierst du: Alles was wir fressen, sind ‚Titten auf einem Teller‘, und die Frage ist nur, bei welchen Titten, also Fressalien die Leute so richtig zugreifen?“

      Er sah Gradoneg in die Augen, erwartete aber keine Antwort; stattdessen klatschte er wie ein begeistertes Kind in die Hände: „Bingo! Das sind die Bio-Lebensmittel! Bei Bio greifen die Geldsäcke zu, und alle machen es denen nach. Wie beim Golfen … Von den Bankmanagern bis zu den grünen Schwuchteln, alle stopfen sich das rein. Ist doch logisch: Jeder will gesund sein und sich dabei verwöhnen. Koste es, was es wolle. Dort liegt das Geld. Beim Fressen … und nicht mehr bei den Schwänzen und gespreizten Beinen. Kapierst du. Diese Ökofuzzis kaufen sich einen Tesla und fast schon eine so teure Küche. Und damit sie dort ihre gesunden Freunderl beeindrucken können, brauchen sie die besten Rezepte mit den teuersten Zutaten. Und genau das servieren wir ihnen mit unseren Magazinen: Rezepte und Bio. So ein pipifeines Fressen bringt nämlich auch pipifeines Geld. Wirst schon sehen, inserieren alle brav bei uns. Du brauchst nur bei den Firmen anzurufen und kannst ihnen gleich die Rechnungen schicken. Ist viel Geld für nichts, wie in der Politik.“

      Thomas Kneisler hatte seine letzte Pizza-Schnitte verdrückt. Er rülpste, ölte seine Glatze zum wiederholten Male mit den fettigen Fingern ein und erhob sich gemächlich aus seinem Bürostuhl: „Gut, wir sehen uns dann morgen so gegen neun, ja? Kann auch zehn oder später sein, aber dann legen wir los. Ich muss jetzt zu einem Termin. Plane gerade ein Sondermagazin über Kapaun-Spezialitäten. Weißt du überhaupt, was ein ‚Kapaun‘ ist? Klingt so fein, ist aber in Wirklichkeit bloß ein kastrierter Gockel. Einfach super … Die schneiden einem Gockel die Eier ab und verlangen das doppelte Geld dafür. Auf so eine Idee musst du einmal kommen: Eier ab, und in der Kasse klingelt es. Dabei dürften die das mit den Eiern gar nicht, hab ich recherchiert. Ist vom Österreichischen Tierschutzgesetz her verboten. Aber was machen die mit den Gockeln? Sie transportieren die Viecher nach Slowenien und lassen ihnen eben dort die Eier absäbeln. Nur so viel zur Schlepperei an den Staatsgrenzen. Unsere Polizei findet ja nicht einmal einen kastrierten Gockel.

      Ach ja, weil wir gerade beim Geld sind … noch kurz zu deinem Gehalt: Ich zahl prinzipiell immer mehr, als sich das jemand erhofft. Wird dir genauso gehen. Du arbeitest einmal einen Monat, zeigst mir, was du so drauf hast, und ich überweis dir was. Entweder du fällst mir zufrieden um den Hals, oder du schaust mich schief an. Ja?!“

      Und Gradoneg fiel Thomas Kneisler einen Monat später sehr zufrieden um den Hals. Er und das Konto vollzogen geradezu einen Freudensprung. Seine Augen glänzten wie Kneislers Glatze, er liebte diesen Job. Irgendwie mochte er diesen „Porno-Saulus und Bio-Paulus“, der so deftig aß, wie er sprach. Und sogar Gradonegs Sohn Josef holte den ‚Bio-Papa‘ immer öfter und stolzer vom Büro ab. Wollte sogar unbedingt in Kneislers Redaktion sein schulisches Berufspraktikum machen. Was Gradoneg nicht schmeckte. Denn wer wünschte sich schon einen Sohn, der wie ein Pornoproduzent daherredete?

      Ansonsten waren jedoch Thomas Kneisler und Gradoneg ein perfektes Gespann. Ihre Ideen sprießten wie die Pizzaschachteln, ein Magazin nach dem anderen warfen sie auf den Markt und begossen es hinterher mit Demeter-Wein.

      Kneisler war ein Goldesel, auf gut Wienerisch ein ,Blitzgneißer‘.

      Und gerade landeten die beiden ihren größten Coup: Eine ganze fünfköpfige Familie stellten sie von einer konventionellen Ernährung auf eine biologische Schlemmerkur um. Kneisler hatte diese Idee aus einem schwedischen Magazin gestohlen, war wie besessen davon und voll Tatendrang. „Kapierst du, einfach genial, diese skandinavischen Wickies … Die sind dort auf einer Uni draufgekommen, dass alle, die sich mit konventionellen Lebensmitteln vollstopfen, dann das chemische Zeugs von den Feldern und Pflanzen in sich drinnen haben. Verstehst du: Oben stopfen wir beim Fressen die Chemie rein und unten rinnt sie wieder raus. Lauter giftige Spritzmittel, die wir auspinkeln. Sogar in der Muttermilch ist was davon drinnen. Unsere Babys sind von Geburt an Spritzmittel-Junkies. Super, was? Aber nun kommt erst das Beste: Zum Glück kann man diese chemischen Rückstände im Urin messen. Gute Labors schaffen das. Und was die Schweden können, können wir schon längst: Wir schnappen uns auch ein paar Spritzmittel-Fresser, lassen sie in ein Röhrchen pinkeln, und ab damit ins Labor. Und in der Zwischenzeit füttern wir dieselben Personen ein paar Wochen lang mit Bio und lassen ihren Urin wieder im Labor testen. Verstehst du, was ich meine?“

      Kneisler СКАЧАТЬ