TodesGrant. Wilfried Oschischnig
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Название: TodesGrant

Автор: Wilfried Oschischnig

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783827184160

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СКАЧАТЬ glauben, lief wahrscheinlich unter seiner Schutzmaske vor Zorn rot an. „Das gibt es doch nicht! Die Tierrettung!“

      „Hinten, im Kinderzimmer … auf dem Boden“, flüsterte Gradoneg, „Ich… ich hab Sie gerufen und … und der Whitey ist ein Kater, bitte helfen Sie ihm.“ Für diese wertvolle Auskunft gab es einen umso härteren Tritt vom Cobra-Beamten, der noch immer baff die Tier­retter musterte:

      „Ihr seid von der Salzburger Tierrettung und wir warten hier seit einer halben Stunde auf die Wiener Rettung!“

      „Wir kommen eh aus Wien, verdammt noch einmal! Und mich interessiert jetzt das Tier und sonst nichts“, gab der Tiersanitäter seinem Kollegen ein Zeichen und lief mit diesem in die Wohnung, rief noch: „Kümmert euch inzwischen um euren Verletzten. Der schaut eh nicht so schlimm aus – und die Wiener Rettung wird auch bald da sein, meistens tauchen sie nur ein paar Minuten nach uns auf.“

      Fast schon verständlich, dass sich die ‚Cobras‘ jetzt erst recht vor Gradoneg erhoben.

      „Du frisst Menschen und quälst auch noch Viecher!“, traten sie abermals auf ihn ein.

      Und schlimm, aber wahr: Je mehr man ihm auf den Brustkorb drosch, desto rhythmischer schlug sein Herz; je mehr man ihm die Nieren malträtierte, desto beweglicher wurde er. Eine höchst zweifelhafte Behandlungsmethode, verwerflich und für kein medizinisches Lehrbuch geeignet, doch bei Gradoneg wirkte sie Wunder – er wurde aus seiner Schockstarre erlöst. Und als sie ihn an den Haaren hochzogen und die Handschellen anlegten, blieb er sogar stehen. Mit weichen Knien zwar, aber die schlotterten ihm vor Angst, und nicht weil die Kreuzbänder oder der Meniskus gerissen waren.

      Zwischendurch hetzten die beiden Tierretter wiederum ins Vorzimmer. Whitey lag bewusstlos auf der kleinen Trage, starr und leblos, das verdrehte Bein bandagiert.

      „Du elendiger Teufel!“, spuckte einer der Tierretter Gradoneg ins Gesicht und warf ihm ein Futterpäckchen an den Kopf. „Du fütterst mir nie wieder einen sterbenden Kater mit einem abgelaufenen Hirschen. Zuerst reißt du ihm das Bein ab und dann vergiftest du ihn auch noch!“ Dann trugen sie Whitey fort. „Sag ich doch immer: Der Mensch ist das einzig schreckliche Vieh, alles andere an der Natur ist harmlos. Sperrt diesen Wahnsinnigen bloß lebenslänglich ein, alleine schon für den Kater …“, hallte es im Stiegenhaus.

      Knapp drei Minuten später kamen tatsächlich ein Notarzt und drei Sanitäter der Wiener Rettung. Genau genommen waren es vier Minuten, sie hatten sich mit dem Aufzug um ein Stockwerk verfahren. Das machte der Notarzt mit einer raschen Diagnose wieder wett: Gradoneg würde unter seinen Schürfwunden weiterleben, am Kopf wäre höchstens eine Beule zu erwarten, nicht viel größer als ein belangloses Wimmerl. Also, rein äußerlich war Gradoneg pumperlgsund. Ein Hysteriker und Simulant vielleicht, aber kein Fall für eine Unfallklinik. Wenn die Cobra-Leute schon mit ihm in ein Krankenhaus wollten, dann würde der Notarzt einen Abstecher ins AKH empfehlen – nur wegen des neuen Küchenchefs in der Kantine. Dort würde es fast so gut wie in einem guten Wirtshaus schmecken. Ja, vom Essen her wäre das AKH sinnvoll. Ansonsten gäbe es für die paar harmlosen Kratzer bestimmt auf jeder Polizeistation genug Pflaster.

      „Weshalb habt ihr den überhaupt kassiert?“, wollte der Notarzt von einem Cobra-Beamten wissen. „Hat das etwas mit der Katze zu tun, die sie gerade aus dem Haus gebracht haben?“

      „Schlimmer, Kannibalismus.“

      „Was, ein Menschenfresser?!“

      „Ja. Hat seiner Katze ein menschliches Gehirn verfüttert und sie dann …“

      „Sind Sie verrückt“, durchzuckte es Gradoneg, „ich bin kein Kannibale und dem Whitey hab ich auch nichts getan! Das ist doch alles ein verdammter Irrtum!“

      „Du halt bloß deine Goschn, sonst frisst du nämlich meine Faust! Das ist dann dein letzter menschlicher Körperteil!“, brüllte ihn der Cobra-Beamte an. „Erzähl das dem Haftrichter, aber nicht mir!“

      „Ich will sofort mit meiner Frau sprechen!“, muckte Gradoneg nochmals auf, sah aber, wie ihm ein geballter Noppenhandschuh gefährlich nahe kam.

      Ein absurdes Bild: Hinten am Rücken steckten seine Hände in Handschellen, vorne das Handy in der Hosentasche. Wäre es eine Karikatur in einer Zeitung gewesen, hätte er wahrscheinlich mit einem Schmunzler daran gedacht, seinem Josef mit dieser Methode die Handysucht abzugewöhnen.

      Der Notarzt schüttelte den Kopf, musterte Gradoneg von oben bis unten.

      „Mein erster Menschenfresser … Gut, dass ich bald in Pension gehe.“

      „Das … das ist doch völlig absurd“, schrie Gradoneg, „Das könnt ihr doch nicht mit mir machen! Ich hab niemandem etwas getan!“

      Dann schubsten sie ihn ins Stiegenhaus und führten ihn ab.

      Gradoneg und Whitey verließen jedenfalls beinahe zeitgleich die Wohnung.

      Er in Handschellen. Der Kater auf einer Trage der Österreichischen Tierrettung.

      An die zwanzig Cobra-Beamte standen ihnen im Stiegenhaus Spalier.

      Beide fuhren sie mit Blaulicht und heulenden Sirenen davon.

      Einer Richtung Gefängnis, der andere womöglich Richtung ‚Einschläfern‘ oder ‚Amputation‘.

      Es war die größte Blaulicht-Eskorte in der Geschichte Währings.

      Beide wussten nicht, ob sie jemals zurückkehren würden.

      Beide wirkten verloren.

      Sehr verloren.

      Zwei

      Ganz Währing ein Blaulichtmeer und Sirenengetöse. Einundzwanzig Einsatzwägen schlängelten sich durch die Kreuzgasse zur Martinstraße vor. Einundzwanzig!

      Tonnenweise Panzerglas rollte durch den Bezirk, zig Gewächshäuser der Wiener Gärtnereien hätte man damit bauen können. Dass es überhaupt bei der Polizei derart viele Sicherheitswägen gab, hätte sich Gradoneg nie gedacht. Fehlte nur noch ein Hubschrauber, der diesen Schwerverbrecher-Transport begleitete. Niemand in Währing würde Gradonegs Verhaftung je vergessen. Und wie die Währinger ihre Villen weitervererbten, würden sie noch ihren Enkeln von diesem seltsamen Matthias Frerk Gradoneg, dem letzten ‚Menschenfresser‘, erzählen; von einem Tag im Herbst, als das Blau des Himmels plötzlich auf die Straßen fiel und sie sich alle die Ohren zuhalten mussten.

      Selbstverständlich glaubte Gradoneg nach wie vor an die Gerechtigkeit, so hilflos und entwürdigt er sich auch in diesem gepanzerten Polizeitross fühlte. Österreich war gewiss keine blutige Diktatur, die gerade ein wiederauferstandener Idi Amin übernommen hatte. Und das, was er in seinem ersten Schock aus den Dialogen der Cobra-Beamten aufgeschnappt hatte, war ja völlig absurd und würde keine Minute der Österreichischen Verfassung standhalten. Unrecht war Unrecht, Verfassung war Verfassung. Eher könnten sie ihn als Anführer einer verschwörerischen Marsinvasion festnehmen denn als Menschenfresser. Außer dem einen Wurstblatt in einem Gabelbissen und hin und wieder einer Leberkäsesemmel aß er quasi kein Fleisch mehr. Huhn, Fisch und Lamm rührte er prinzipiell nicht an, selbst beim Wiener Schnitzel ging es ihm mehr um die Panier. Einfach lächerlich, „er“ ein Menschfresser! Sein jährlicher Fleischkonsum entsprach kaum der Hälfte seines eigenen Körpergewichts. Was ja bei den österreichischen Männern meist umgekehrt der Fall ist. Jeder Fettwanst hält doch hierzulande eine Schweinemast СКАЧАТЬ