TodesGrant. Wilfried Oschischnig
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Название: TodesGrant

Автор: Wilfried Oschischnig

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783827184160

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СКАЧАТЬ zu explodieren drohte.

      Und plötzlich hörte er den Schrei. Gellend, ohrenbetäubend und so verzweifelt, als würde man einer Nerzfarm das Fell abziehen.

      Whitey!, rannte er los, jagte diesem fürchterlichen Schrei nach.

      Whitey!, suchte er die Wohnung nach Hemmas geliebtem Kater ab.

      Die Küche, das Wohnzimmer, die Kinderzimmer … Und dort hing er: Kopfüber von der Heizung hauchte Whitey gerade sein letztes Katzenleben aus. Oben im gerillten Heizungsblech hatte er sich eine Pfote, einen Zehenballen eingeklemmt. Das gefangene Bein fast schon so lang wie sein Schwanz, der verzweifelt gegen den Heizkörper drosch. Mit jedem Schlag näher am Tod. Immer tiefer zog ihn die Schwerkraft ins Unglück, sein Fell sträubte sich dagegen und aus dem Maul tropfte ein blutiger Brei.

      Und was tat Gradoneg?

      Dieser Trottel! Ja, dieser Trottel rüttelte nur panisch an der Heizung, als wäre das Tier Fallobst. Rüttelte und rüttelte. Wie eine Abrissbirne schepperte Whiteys Schädel gegen das Blech. Dieser Vollkoffer schlug ihn auch noch bewusstlos! Trottel, verdammter! Das befreite doch nicht das Tier. Alles, was bei dieser sinnlosen Heizungsrüttelei den Gesetzen der Schwerkraft folgte, waren die Harry-Potter-Figuren auf dem Ikea-Regal daneben. Ron Weasley, Hermine Granger, Draco Malfoy und Dobby, der Hauself … alle kullerten sie zu Boden, nur nicht der arme Whitey. Alles im Kinderzimmer fiel und fiel, nur Whitey blieb an der Heizung hängen. Eine Ewigkeit und Hundert Millionen Lichtjahre mehr dauerte es, bis Gradoneg endlich die Gesetze der Physik kapierte. Bis er den Kater zumindest von der Last seines Körpers befreite, das bewusstlose Tier hochhob und in den Händen hielt. Und erst noch ein paar Lichtjahre später kapierte er, dass es da oben am Blech zwei simple Plastikspangen gab, mit denen er das Blech und somit auch die Pfote lösen konnte.

      Endlich, endlich, endlich … legte er den Kater mitsamt dem Blech auf den Boden.

      Immerhin: So vereint waren sie noch nie, die beiden Herren im Hause Gradoneg. Beide völlig erschöpft auf dem Boden in Hemmas Kinderzimmer, umgeben von Harry Potters Freunden und Feinden, umgeben von Ron Weasley, Hermine Granger, Draco Malfoy und Dobby, dem Hauself.

      Vielleicht war es keine Träne und nur ein verirrter Schweißtropfen, der nun Gradoneg über die Wange lief, aber seine Erleichterung war echt und ehrlich, als sich Whitey endlich wieder bewegte; als sich der Kater irgendwie aufrappelte und wimmernd und taumelnd das Heizungsblech mit der gefangenen Pfote hinter sich herzog.

      Zum Glück – ja zum Glück wurde die Blutspur im Kinderzimmer immer länger. Selbst wenn Whiteys hinteres rechtes Bein aussah, als hätte es jemand wie ein nasses Handtuch ausgewrungen, und sein Fell am Oberschenkel aufgeplatzt war –, doch der Kater lebte. Lebte! Hemmas Liebling lebte! Und als Gradoneg dann die Tierrettung rief, sein Handy in der Hand wie sein Herz in der Brust hüpfte, da kam er sich fast schon wie ein Held und Lebensretter vor. Und zum Trost streute er dem Kater das exklusivste Trockenfutter auf den Boden hin. Alles, was der Vorratskasten hergab: „Pure Love Snackies“, „Knabberstangerl vom Voralpenrind“ und selbstverständlich den sündteuren „getrockneten Hirschmix“, den Whitey sonst nur zu Weihnachten und Ostern bekam. Denn bestimmt würde das Fressen in Tierkliniken so schlecht wie im menschlichen Krankenhaus sein, dachte sich Gradoneg.

      Von dem her unterschieden sich ja Mensch und Tier kaum.

      Verrückt. Einem Kater hatte er das Leben gerettet und sein eigenes dabei womöglich verloren. Der egoistischste Borderline-Kater Wiens sprang dem Tod von der Schaufel, und Gradoneg wurde von einer Tür erschlagen. Ja, was wäre gewesen, hätte sich Whitey an diesem Morgen nicht mit einer Pfote im Heizungsblech verfangen?

      Würde Gradoneg unbekümmert bei einem Kunden sitzen?

      Hätte ihn das Schicksal verpasst?

      Diese Fragen wagte sich Gradoneg nicht zu stellen. Er war zu müde, zu traurig und zu hoffnungslos, einfach viel zu erschöpft von diesem ungerechten Leben.

      „Platz machen! Die Sanis und der Notarzt sind endlich da!“, wurde es um Gradoneg wieder laut und hektisch.

      „Schnell, runter mit der Tür“, hörte er die Stimmen der Männer.

      „Aber nur die Tür, die Sau greif ich nicht an.“

      „Heb schon! Denk an die unterlassene Hilfeleistung.“

      „Wiederbeleben tust du ihn.“

      Tatsächlich spürte Gradoneg, wie die Last auf seinem Körper und sogar der Schmerz etwas nachließen; er meinte sogar seine Beine und Arme leicht bewegen zu können. Vielleicht war sein Kopf doch nicht wie ein Holzscheit gespalten und das Rückgrat nicht vom eisernen Türgriff zertrümmert. Womöglich gab es noch Hoffnung. Langsam versuchte er sich auf den Rücken zu drehen, biss vor Schmerz die Zähne zusammen und fürchtete, dass ihn ein gebrochener Wirbel daran hindern würde.

      „So eine Scheiße, der lebt ja noch!“, fluchte jemand empört. „Ich hab den zweimal getasert.“

      „Sag ich ja, diese Dinger sind ein Dreck. Hat der Staat wieder einmal an der falschen Stelle gespart. Meine Kuh im Pinzgau ist auch sofort aufgesprungen, noch lebendiger als davor. Das Einzige, was wirkt, ist die Glock. ’s gibt nichts Besseres … Lauf an die Stirn und abdrücken. Nur so geht’s.“

      Gradoneg schaffte es, sich auf den Rücken zu legen. Ein brutaler Tritt half ihm allerdings dabei. Er riss seine Augen auf und sah endlich, wer ihn da psychisch und physisch so brutal in die Mangel nahm: Die ‚Cobra‘!

      Ja, die ‚Cobra‘!

      Nicht irgendwelche uniformierten Analphabeten oder gar Kriminelle waren in seine Wohnung und in sein Leben eingedrungen – nein, es war Österreichs elitärstes und gefürchtetstes Polizeikommando. Die ‚Cobra‘! Sozusagen die ‚Giftnatter‘ der heimischen Justiz hatte sich vor Gradoneg erhoben und rasselte mit all ihrer Macht. Und dass diese durchtrainierten Schlangen immerhin 2003 und 2015 die „Olympischen Spiele der Spezialeinheiten“ gewonnen hatten, bekam Gradoneg sogleich mit einigen Fußtritten und Faustschlägen zu spüren.

      „Das … das ist ein Irrtum, bitte …“, brachte er endlich ein paar hörbare Worte heraus. Ein jedes brannte ihm in der trockenen Kehle, klebte auf der blutigen Zunge. „Ich … ich bin unschuldig. Aufhören, bitte … Ich hab niemandem etwas getan. Sie … Sie verwechseln mich mit jemandem. Gradoneg … bitte … mein … mein Name ist Matthias Frerk Gradoneg.“

      Sinnlos. Die ‚Cobra‘ versprühte weiterhin ihr Gift. Fußtritte und Faustschläge, als wäre Gradoneg ihr neuestes Trainingsgerät für die nächsten ‚Olympischen Spiele der Spezialeinheiten‘. Alle hatten sie ihre Helme auf und waren selbst darunter vermummt, niemand, und schon gar nicht ein Schwerverletzter, würde sie je beschreiben und überführen können. Und genauso traten sie zu.

      Erst als zwei Sanitäter mit einer kleinen Trage in die Wohnung stürzten, zischten die Schlangen zur Seite.

      „Wo ist die Katze?“, keuchte einer der Sanitäter völlig außer Atem in die Wohnung. „Und das nächste Mal ruft nicht in Salzburg an, wenn’s in Wien ein verletztes Tier gibt. Wär das bitte möglich, ja? Die Salzburger kümmern sich um die Salzburger und wir uns um die Wiener. Oder hebt zumindest das Telefon ab. Wir telefonieren da mit den Kollegen im Kreis, während das Tier leidet. Also, wo ist jetzt die Katze?“

      „Welche Katze …?“, wollte ein verblüffter Cobra-Beamter vom Sanitäter wissen.

      „Na, die Katze … Ihr СКАЧАТЬ