Ein Kuß als Belohnung. Bernt Danielsson
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Название: Ein Kuß als Belohnung

Автор: Bernt Danielsson

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Kevin & Schröder

isbn: 9788711444375

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СКАЧАТЬ er muß aus dem ersten Stock gesprungen sein, während du da oben warst. Ich hab seine Schritte gehört, als der Boden knarrte. Er hatte einen großen Schnurrbart und –“

      „Kevin? Beruhige dich. Da oben war überhaupt niemand. Alle Fenster waren von innen zugemacht, und ich habe nichts gehört oder gesehen.“

      „Ein Hund hat gebellt“, sagte ich lahm.

      „Doch, ja, den habe ich gehört.“ Schröder nickte. „Ein kleiner lausiger Dackel, glaube ich. Aber der ist doch wohl nicht runtergesprungen?“

      „Nein, aber er hat gebellt, als der Schnurrbartkerl runtergesprungen ist.

      „Kevin, komm jetzt“, sagte er bestimmt, lotste mich ins Wohnzimmer und zwang mich auf das Sofa. Er ging in die Knie und hob die Zeitungen auf.

      „Das war bestimmt reine Einbildung“, sagte er. „Und vielleicht ist es auch meine Schuld, ich habe dich ein bißchen erschreckt, und da kann man sich alles mögliche in der Dunkelheit einbilden. Zum Beispiel schnurrbartgezierte Dackel, die vom Dach springen... Tja, gar nicht so merkwürdig, ich meine, denk doch bloß mal an Chagall und –“

      „Es war keine Einbildung“, sagte ich zwischen den Zähnen heraus.

      Ich zitterte noch am ganzen Körper. Ich wischte mir die Stirn ab, meine Hand wurde ganz naß.

      Schröder unterbrach das Zeitungsaufräumen und schaute mich lange und durchdringend an. Ich rutschte in meine Sofaecke und legte das Bein auf den Sitz.

      „O.k.“ sagte er dann. „Dann war es eben so.“

      „Was?“

      „Daß du jemanden gesehen hast, der vor der Terrassentür runtergesprungen war. Aber dann muß er vom Dach gesprungen sein, denn er war nicht da oben, das schwöre ich.“

      „Was weiß denn ich!“

      „Nee, nee. Beruhige dich doch, Kevin. Cool it, man.“

      Er legte die letzte Zeitung auf den Tisch, ging um das Sofa und setzte sich mit einem tiefen Seufzer in die andere Sofaecke. Er starrte auf das Bücherregal – glaube ich zumindest, denn wegen der Sonnenbrille war es nicht möglich zu sehen, wohin er eigentlich schaute. „Tja, vielleicht hast du recht.“ Er schob ein paarmal die Sonnenbrille hin und her und entschied sich dann, sie in den Locken steckenzulassen. „Ja, verdammt, vielleicht hast du ja recht. Eins ist sicher – es ist jemand hier gewesen, und vielleicht war dein Schnurrbartkerl einer von denen, die hier aufgeräumt haben.“

      „Was?“

      „Hast du noch nie Krimis oder Agentenfilme gesehen?“

      „Was?“

      „Im Fernsehen? Oder Kino? Du weißt schon, wenn sie was suchen und Wohnungen durchwühlen und –“

      „Aber dann sieht es ja meistens zum Fürchten aus“, unterbrach ich ihn.

      „Ja, sicher, aber dieses Mal haben sie halt aufgeräumt, verstehst du? Die haben sich gedacht, niemand soll merken, daß sie hier waren und rumgeschnüffelt haben. Sie haben methodisch jedes einzelne Buch durchgesehen und jede Kassette und alles und die Sachen wieder ordentlich hingestellt. Aber eben zu ordentlich, verstehst du?“

      „Klingt sehr unwahrscheinlich“, sagte ich und merkte, daß ich unglaublich müde war.

      „Natürlich klingt das unwahrscheinlich. Und ich würde so was auch nicht glauben, wenn sie einfach nur seit drei Wochen weg wäre.“

      „Aber das hast du doch vorhin gesagt.“

      „Ja, an und für sich schon. Aber beim letzten Mal, als ich mit ihr geredet habe, hat sie mir etwas erzählt, und eben genau das, was sie da gesagt hat, beunruhigt mich. Und deswegen glaube ich, daß jemand da war und herumgeschnüffelt hat. Als sie es mir erzählte, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht, eigentlich überhaupt nicht, aber das hätte ich vielleicht tun sollen und –“

      „Was hat sie denn gesagt?“

      „Was?!“ Er schaute mich an, als ob er von weit her käme. „Ähm, tja, ich weiß nicht so recht. Komm jetzt!“ Er stand plötzlich auf und ging in den Flur.

      „Aber du kannst doch die Terrassentür nicht einfach so lassen“, sagte ich. „Da kann ja rein, wer will!“

      Er blieb stehen und wandte sich um. „Ja... da hast du vielleicht recht!“

      Er lief aus dem Zimmer. Ich hörte, wie er in der Küche Licht machte. Es klang so, als ob er Schranktüren und Schubladen aufmachen würde.

      Als er zurückkam, hatte er ein Schneidebrett unter dem Arm und eine Rolle Verpackungsband in der Hand. Er klebte das Brett mit dem Klebeband über dem Loch fest. Er verbrauchte die ganze Rolle, trat dann einen Schritt zurück und betrachtete sein Werk.

      „Hervorragend“, murmelte er, „ganz hervorragend.“

      Es sah natürlich total bescheuert aus.

      „O.k., mein Junge, jetzt fahre ich dich nach Hause!“

      Ich stand mit einem Seufzer der Erleichterung auf und humpelte los.

      „Wie geht es deinem Knie?“ fragte er, es klang ungewöhnlich fürsorglich. Zum ersten Mal, seit er mich umgefahren hatte.

      „Na ja, es geht“, sagte ich. „Es tut natürlich weh, aber ich werd’s überleben.“

      „Ja, vielleicht überlebst du’s wirklich“, sagte er grinsend.

      „Wenn du dir nicht den Meniskus gerissen hast“, fügte er hinzu und lachte gemein.

      Draußen im Flur blieb er stehen und schaute wieder dieses Foto an.

      „Echt starkes Bild.“

      „Aber was stellt es denn dar?“

      „Siehst du das nicht? Das ist das Meer, und da oben ist der Nachthimmel, und die gelben, roten und grünen Lichter sind Häuser und Neonreklamen an der Küste. Es ist von einem Hotelzimmer in Marienlyst, gleich hinter Helsingör, aufgenommen. Das ist also Helsingborg“, sagte er und zeigte mit dem Finger auf die bunten Punkte.

      „Aber es ist doch ganz verschwommen.“

      „Verschwommen? Siehst du denn nicht, wie toll es ist? Das soll so sein. Siehst du das nicht? Welche Tiefe, welche Prägnanz!“

      „Ähm, tja...“

      „Es wäre ein geradezu genialer Umschlag für Celines Reise ans Ende der Nacht.“

      „Was?“

      „Das ist ein Buch. Ein gutes Buch. Du mußt es mal lesen. Obwohl... übrigens, warte lieber noch ein paar Jahre... Verdammt merkwürdiger Schriftsteller, dieser Celine. Ferdinand Celine. Aber gut.“

      „Auf der Handtasche meiner Mutter steht Celine“, sagte ich und kam mir unglaublich dumm und bescheuert vor, ich stand da und glotzte die verschwommenen gelben, grünen und roten Striche an.

      „Na, СКАЧАТЬ