Steff. Bernt Danielsson
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Название: Steff

Автор: Bernt Danielsson

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788711464878

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СКАЧАТЬ Theodor traute seinen Ohren nicht. ‚Lernen die denn in der Schule überhaupt nicht mehr, ein bißchen Respekt vor der Reife des Alters zu haben?‘ dachte er sauer. „Natürlich habe ich einen Ausweis, ich bin schließlich autorisiert. Das steht doch auf dem Schild, aber vielleicht ist es ja ein zu schwieriges Wort für dich.“

      Sie schleuderte wütend die Haare über die Schulter nach hinten und warf so einen „Mein-Gott-bist-dublöd-Blick“ zur Decke und stellte fest, daß die Dekkenlampe wirklich nur eine Lampe an der Decke war – eine ganz normale Glühbirne, die einsam an einem schwarzen Kabel baumelte.

      Theodor zog die Hand durch die Haare und versuchte sie zu glätten, aber sobald er die Hand wieder wegnahm, schnurrten die Locken wieder zusammen und standen nach allen Seiten ab. Stephanie mußte lächeln.

      „Grins nicht so blöd! Was zum Teufel willst du eigentlich?“ schrie er und richtete sich mit einem Ruck auf.

      Stephanie spürte, wie ein Stich von Angst sie durchfuhr, und machte einen Schritt rückwärts, holte dann aber tief Luft und versuchte, ganz ruhig zu sein, als sie sagte: „Ich bin hergekommen, weil ich Hilfe in einer Angelegenheit brauche und dachte, daß so jemand wie du vielleicht der Richtige sein könnte. Aber ich glaube, ich habe es mir anders überlegt. Und außerdem ist dein Hosenstall offen.“

      Theodor warf einen langen Blick zum Fenster und zuckte mit den Schultern, zog beide Mundwinkel nach unten und verdrehte die Augen. Es sah aus, als ob er jemand anderem da draußen im Nebel Grimassen schneiden würde.

      „Ja, ich weiß“, sagte er und schaute sie ganz ernst an. „Und wenn schon. Stört es dich etwa?“

      Sie ließ wieder den Blick schweifen. ‚Mit diesem Knallkopp kann man ja kein Wort reden. Da kann ich genausogut in die Schule gehen.‘

      Sie drehte sich um, ging zur Haustür, schaute verwirrt die vielen Schlösser an und wußte nicht, welches sie zuerst aufmachen sollte. Sie war schon wieder durcheinander und verwirrt. Das machte sie so wütend, daß sie die Tasche auf den Boden fallen ließ und sich wieder zum Zimmer umdrehte.

      Theodor Bach stand immer noch neben dem Sofa und versuchte, den Hosenstall zuzumachen, hatte aber ganz offensichtlich Probleme damit. Er spürte ihren Blick und schaute hoch.

      „Er will nicht“, seufzte er kummervoll.

      „Was?!“

      „Er läßt sich nicht betten und will nicht.“

      Er konzentrierte sich stark, zog noch einmal, und da ging mit einem Ritsch! der Reißverschluß hoch.

      „So!“ sagte er zufrieden. „It’s done.“

      „Du spinnst ja“, sagte Stephanie und merkte zu ihrem Erstaunen, daß sie ihn anlächelte.

      „Stimmt genau.“ Er nickte. „Hast du schon gefrühstückt?“

      Sie zuckte mit den Schultern.

      „Das weißt du nicht? Das ist das Dümmste, was ich je gehört habe. Man muß doch verdammt noch mal wissen, ob man gefrühstückt hat oder nicht? Oder hast du so ein Black-out bekommen beim Down-coolen?“

      „Frühstücke nie.“

      „Kein Wunder, daß du so schwach auf der Brust bist. Ich habe Hunger wie ein Wolf. Du kannst den Kaffee machen.“

      3

      Tsss ...

      In den folgenden Stunden wollte Stephanie mehrere Male ihre Tasche nehmen und gehen, Theodor Bach in der großen Küche im ersten Stock sitzenlassen und versuchen, den ganzen Vormittag und ihr peinlich dummes Vorhaben zu vergessen. Unzählige Male hatte sie sich gewünscht, das gelbe Schild unten am Tor nicht gesehen zu haben.

      Vor ein paar Wochen war es ihr zum ersten Mal aufgefallen. An einem Dienstagmorgen, als es ihr richtig sauschlecht ging, hatte sie beschlossen, einen anderen Weg als sonst in die Schule zu gehen. Das hatte mehrere Gründe: erstens wollte sie versuchen, alles noch einmal durchzudenken, obwohl sie wußte, daß es keinen Sinn hatte, zweitens hatte sie überhaupt keine Lust, in die Schule zu gehen, und drittens mußte sie ihre Jodphurs einlaufen, die sie vor ein paar Tagen gekauft hatte, um sich zu trösten.

      Es waren die schönsten Jodphurs, die sie je gesehen hatte, aus wahnsinnig tollem braun-khaki-sandigem Wildleder. Sie wußte es sofort, ging in das Geschäft und erfuhr, daß sie in Holland designt, aber in Mexiko hergestellt und rasend teuer waren. Aber andererseits war sie rasend deprimiert, und man konnte ja nie wissen – vielleicht halfen so ein Paar supergeile Jodphurs.

      Auch sonst, wenn sie neue Schuhe kaufte, schaute sie immer auf sie hinunter und stellte sich die Schuhe und sich selbst in einer neuen, spannenden Umgebung vor, dachte sich aus, was sie sagen und tun würde in dieser Umgebung mit ihren neuen Schuhen. Und wenn sie nun erstens andere Straßen ging als sonst und zweitens und drittens die schönsten Wildleder-Jodphurs anhatte, die sie je gesehen hatte, dann könnte sie sich ja vielleicht auch ein bißchen woandershin phantasieren, wie früher.

      So tun, als ob sie woanders wäre, in einer anderen Stadt, in einem anderen Land, daß sie jemand anders wäre. Sie wäre furchtbar gerne jemand anders gewesen, aber wie sehr sie sich auch anstrengte, sie wurde es nicht. Wie sehr sie es auch versuchte, es klappte einfach nicht mehr, früher war es doch so einfach gewesen.

      Zuerst dachte sie, sie sei herausgewachsen, denn sie hatte schon den starken Verdacht, daß es ziemlich kindisch war, durch die Welt zu laufen und Tagträumen nachzuhängen, und vermutlich kann man es nicht mehr, wenn man älter wird.

      ‚So ist es vielleicht‘, dachte sie, denn die ganzen letzten Wochen hatte sie kein bißchen phantasiert. Aber sie kam schnell zu dem Schluß, daß es daher kam, weil die letzten Wochen so abscheulich gewesen waren. Einfach unerträglich. Und wenn man die totale Depri hat, dann gibt es keinen Platz zum Phantasieren – obwohl man es gerade dann am nötigsten brauchen würde.

      Wenn man drei Wochen lang jeden Tag Regelschmerzen hat, dann stimmt doch was nicht. Und wenn man es außerdem noch schafft, drei gigantische Pickel auf dem Kinn zu bekommen, gleichzeitig fett wie ein Schwein wird und jeden Abend beim Einschlafen heult, ja dann geht es einem doch wirklich nicht gut. Und genau so war es.

      Es war tatsächlich so schlimm, daß sie die letzten Wochen das Gefühl hatte, in einer Art Nebel herumzulaufen. Oder in einem Glaskäfig. Ja genau, das war besser. Sie hatte das Gefühl, in einem Glaskäfig eingeschlossen zu sein, von der Umwelt abgeschlossen, hätte man sagen können. Und wenn sie sich bewegte, dann in Zeitlupe.

      Es wurde immer schlimmer, und ausgerechnet an diesem Morgen war alles mega-super-saumäßig.

      Da also ging sie zufällig an dem großen Haus vorbei, das man von der Straße aus fast nicht sehen konnte, teils wegen einer weißgekalkten Steinmauer, aber hauptsächlich weil der Garten so zugewachsen war.

      Sie ging näher an das rostige Gartentor und schaute hinein. Da drinnen sah es aus wie in einem Dschungel, ein richtiger Urwald. Das einzige, was sie vom Haus sehen konnte, war ein viereckiger Turm mit einem runden Fenster, einem steilen, kirchenähnlichen Dach und einem Flaggenwimpel aus Metall, der über die nackten Zweige der Baumkronen, an denen nur noch vereinzelt Blätter hingen, ragte.

      Der Turm verriet, daß es ein Holzhaus war, das einen Anstrich gebrauchen könnte – so wie es jetzt aussah, war nicht sicher, welche Farbe es beim letzten bekommen СКАЧАТЬ