Der Tanz mit Regitze. Martha Christensen
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Название: Der Tanz mit Regitze

Автор: Martha Christensen

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788711448793

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СКАЧАТЬ hatte.

      „Tja-a, vielleicht hätte man sich auch mehr an Bier halten sollen. Und an die Jobs ohne Verantwortung. Du mußt, weiß Gott, eigentlich ein glücklicher Mann sein, Karl Aage. Die Rente in greifbarer Nähe und nicht einen Dreck, um den du dich kümmern mußt. Ich wünschte, ich hätte selbst die Fähigkeit gehabt, alles aufzugeben.“

      Ilse unterbrach ihn, und er meinte, plötzlich einen Unterton von Nervosität herauszuhören, der vielleicht schon immer hinter der eleganten Fassade und dem Lächeln vorhanden gewesen war: „Börge hat zur Zeit etwas Schwierigkeiten draußen in seiner Fabrik.“

      Börge zog die Augenbrauen hoch.

      „Überhaupt nicht. Ich habe, verdammt noch mal, nie Schwierigkeiten. Ich verstehe nicht, daß du so etwas sagst. Ich habe höchstens ein paar Dinge, die ich ordnen muß.“ „Ja“, sagte Regitze mit derselben unerschütterlichen Ruhe, „aber das schaffst du ja sicher mit links“.

      Börge sah sie verunsichert an, biß sich auf die Lippen und wollte ablenken, aber das hatte ihm noch nie gelegen. „Was für Probleme können das sein“, sagte Regitze vor sich hin.

      „Ach, nur so ein paar Kleinigkeiten.“

      Es entstand eine Pause, und er wünschte, daß Börge in sein Gelächter ausbräche und sich dazu bereitfände, die eine oder andere Geschichte zu erzählen. Auch wenn seine Geschichten Regitze oft dazu brachten, ihre Lippen noch mehr zusammenzupressen als sie sowieso schon waren. Aber das tat Börge nicht, er sah weiter so aus, als hätte er keine Lust, richtig in seiner alten Rolle aufzugehen, oder als ärgere er sich. Ilse rührte in ihrer Kaffeetasse aus dem dünnen, kostbaren Porzellan, das man aus Furcht, es könnte bei Berührung zerbrechen, kaum anzufassen wagte, und sie fuhr fort umzurühren, bis Börge sie ansah, dann legte sie den Teelöffel auf die Untertasse. Es klirrte mit einem kleinen, feinen, zarten Laut.

      Er wechselte die Beinstellung, und Börge schob schließlich das Glas von sich.

      „Die sind etwas zu selbstbewußt geworden, die Leute bei mir.“

      Nein, das war nicht Börges Abend, es war nicht seine Art, sich so zu äußern, und es war auch nicht seine Art, mit einem Mundwinkel leicht zu zittern. Vielleicht hatte er tatsächlich Schwierigkeiten. Wenn Regitze ihn doch in Ruhe lassen würde.

      „Die Leute – sind damit deine Mitarbeiter gemeint, von denen du sprichst?“

      „Mitarbeiter? Weißt du was, die sind, verdammt noch mal, nicht meine Mitarbeiter.“ Nun klang es, als ob er das Wort nachäffe. „Das sind meine Leute, die ich allzu teuer bezahle. Aber bei Gott nicht für ineffektive Arbeit und auch nicht, damit sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit aufbegehren. Das habe ich nämlich satt, und ich habe keine Lust mehr dazu.“

      „Börge“, sagte Ilse und langte nach der silbernen Kaffeekanne, die sie dann doch stehen ließ. Sie blickte vor sich hin und lächelte nicht.

      „Und nun willst du die Zügel anziehen?“, fragte Regitze so unschuldig, daß er mit einem Augenaufschlag an sie appellierte, ohne eine Antwort zu bekommen. „O Gott, Regitze, nun hör doch auf, es ist schon peinlich genug.“

      „Zügel anziehen?“

      Börge lachte kurz auf. „Nein, du, ich will meine Firma sanieren, bevor die Arschlöcher ganz die Macht übernehmen.“ „Und die Faulen und Unbequemen an die Luft setzen?“ „Die Firma sanieren, wie ich dir sagte. Das ist zufällig meine Firma, Regitze.“

      „Und danach, wenn du zu Ende saniert hast, dann wirst du dir vielleicht überlegen, andere einzustellen, die gefügiger sind?“

      Jetzt schwitzte er und hatte das Bedürfnis, die Krawatte zu lockern.

      Börge hatte sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und spielte wieder mit seinem Glas mit dem lächerlich kleinen Quentchen Cognac, so als müßte er etwas in den Händen haben. Es sah so aus, als hätte er keine Lust zu antworten, aber als die Stille eine Weile gewährt hatte, unterbrach er sie doch.

      „Ich habe nicht die leiseste Ahnung, welche Gedanken ich mir zu dem Zeitpunkt machen werde, das wird ganz von der Situation abhängen.“

      Und mit einem leisen, schiefen Lächeln: „Zufrieden?“ „Du bist ein Scheißkerl“, sagte Regitze ruhig, „und das bis du immer gewesen. Ein richtiger Scheißkerl. Ich habe schon oft und viele Male Lust gehabt, dir das zu sagen, aber nun ist es gesagt. Und weißt du was, ich glaube auch, daß Karl Aage derselben Meinung ist, auch wenn ich es bin, die es hier ausspricht. Sei so gut und telefoniere nach einem Taxi und bitte darum, daß es sofort kommt, denn jetzt wollen Karl Aage und ich nach Hause.“

      Und als ob es noch nicht genug gewesen wäre, nicht mehr als genug, fügte sie noch hinzu, obwohl Börge sich schon von seinem Stuhl erhoben hatte: „Wir haben nämlich beide einen von diesen verantwortungslosen und uneffektiven Jobs, die verlangen, daß wir früh aufstehen müssen. Es tut mir leid, Ilse, aber...“

      Ilse antwortete nicht. Sie saß schweigend da. Es war, als ließe sie alles um sich herum einstürzen, sie erhob sich nicht und begleitete sie nicht zur Garderobe.

      Sie gingen an Börge vorbei, als er vom Telefon zurückkam. Er sah aus wie ein Politiker, der gerade von einer stressigen Sitzung kommt und noch nicht sein Lächeln aufgesetzt hat. Oder wie einer, der schon begonnen hat, alles um sich herum zu sanieren.

      „Mußte das sein“, sagte er im Auto auf dem Heimweg, „war das wirklich nötig, Regitze? Hätten wir nicht alles still und ruhig im Sande verlaufen lassen können?“

      Und sie antwortete, daß er ausgezeichnet wisse, daß das nicht ihr Stil sei.

      „Aber du hast ihn ja auch provoziert; du hast erreicht, daß er viel gröber wirkte, als er in Wirklichkeit ist. Du hast ihn dazu gebracht, Dinge zu sagen, die er lieber nicht hätte sagen wollen.“

      „Ja, das kann gut sein, aber ich mußte es tun, es mußte sein, Karl Aage.“

      Er schwieg, denn es war ja geschehen. Eine Freundschaft – trotz allem eine lebenslange Freundschaft – war an einem Abend zerbrochen. Aber in Gottes Namen... Wie konnte sie glauben, daß sie kommen würden? Sie hatte ihnen eine Karte mit den Worten geschickt: „Hoffe, daß ihr Lust habt zu einem kleinem Ausflug in den Garten – am Sonnabend gegen sechs. Es kommen die üblichen Leute.“

      Nicht ein entschuldigendes Wort, nur dieses: „Hoffe, daß ihr Lust habt...“

      Er hatte die Karte, die er zur Post bringen sollte, gedreht und gewendet.

      „Ja, aber Regitze“, sagte er, „ist das nicht ein Fehler, wie kannst du glauben, daß Börge und Ilse...“

      „Die gehören doch dazu“, hatte sie gesagt, als würde diese Erklärung ausreichen.

      Er deckte gehorsam für dreizehn, wie sie ihn gebeten hatte.

      Während er das tat, kam er sich etwas dumm vor. Als er von weit oben am Gartenweg das feine Summen des Motors hörte, das näher kam; bis der große silbergraue Porsche an der Hecke entlangglitt und anhielt, war ihm nicht bewußt, daß es dieses Geräusch gewesen war, auf das er gewartet hatte. Ilse wand sich aus dem Vordersitz heraus, wie immer elegant in teuren engsitzenden Hosen und einer taubenblauen Seidenbluse, von dem diskreten Duft eines kostbaren Parfüms umwölkt.

      „Ilse“, СКАЧАТЬ