Der Mime. Wilhelm Walloth
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Название: Der Mime

Автор: Wilhelm Walloth

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sich jetzt auf der Bühne stehn, seine Lebensgeister erwachten; trotzdem war es ihm schwerlich Ernst mit dem Widerstand, den er leisten wollte. Er glaubte nur sich dem berühmten Künstler diese Erhebung über die Schläge des Geschickes schuldig zu sein.

      »Bei allen Göttern,« stöhnte der Alte, die Hände über dem Kopfe faltend, »bist du von Sinnen, liebes Herz? Einen Willen haben dem Domitian gegenüber? seinem Befehle nicht folgen? Unglaublich! du ein Schauspieler! ein Tänzer! – das Publicum! ha! ha! ha! das Publicum«– lachte er ingrimmig auf. Paris sah erstaunt dem in nervöse Aufregung Gerathenen inʼs Gesicht.

      »Was? du höhnst,« rief er dann mit stolzer selbstbewußter Stimme dazwischen, »wer weiß nicht, daß Paris der Gott der Römer ist!«

      Der Alte ward auf einmal ernster, nahm eine devote Miene an und verbeugte sich mit ironischem Lächeln.

      »Ein Gott,« sagte er fast mitleidig, »der in jedem Augenblick, z. B. wenn er sich den Fuß vertritt, ausgezischt werden kann.«

      »Sei still, alter Spötter,« rief ihm Paris sich erhebend zu und die Stuhllehne erfassend, sagte er mit theatralischem Pathos: »Ich bin in der That geneigt zu prüfen, wen Rom mehr verehrt seinen Kaiser oder seinen Tänzer.«

      Paris blieb nach dieser Phrase in tragisch imponirender Stellung, das eine Bein vor das andere gesetzt, stehen; als er aber dem halb mitleidigen, halb sorgenvollen Blicke seines alten Getreuen begegnete, erröthete er unwillkürlich.

      »Ich höre Waffen auf der Hausflur,« flüsterte der Diener, »sie kommen.«

      Paris blieb in seiner theatralischen Stellung, den einen Arm gehoben, gleichsam als Merkur stehen, wandte aber den Kopf erbleichend nach dem Thürvorhang, der von rauher Hand zurückgeschoben, jetzt das gebräunte schwarzbärtige Gesicht des Centurio Silius hinter seinen Falten auftauchen ließ.

      Der Hauptmann, als er den Jüngling in dieser imponirenden Stellung gewahrte, bemäntelte nicht ein verächtliches Lächeln, das um sein, vom Helmband plattgedrücktes Kinn spielte, grüßte flüchtig und forderte dann mit ein paar knappen Worten den Pantomimen auf, ihm zu folgen.

      »Wohin.« frug dieser, den die verächtlich herablassende Art des Kriegers ernstlich zu ärgern begann.

      »Wohin?« gab der Hauptmann erstaunt zurück, »wer fragt hiernach? Uebrigens, soviel ich weiß, direct vor den Kaiser.«

      »In der Nacht? zu einer Zeit, wo Jeder das Recht hat, Störer vor die Thüre zu jagen?« frug der Mime, worauf ihn der Hauptmann, über diese Keckheit sprachlos, ganz geistesabwesend ansah.

      »Warum? ich frage, weshalb treibt man mich aus meinem Bett, ich bin müde, ich will Ruhe haben!« stieß Paris hervor. Des Hauptmanns Züge verfinsterten sich, er wollte zornig antworten, beherrschte sich und sagte darauf, indem er den Thürvorhang langsam hob, mit sarkastischem Lachen: »Bei Zeus, du ergötzest mich!« Indem er dies sagte, winkte er zwei Soldaten herbei, die, ihn fragend ansehend, vor dem Vorhang stehen blieben.

      »Nehmt ihn in eure Mitte!« befahl er gleichmüthig und wollte gehen. Paris, von seinem Werth durchdrungen, der Held aller Gelage, der Verwöhnte aller Vornehmen, der Liebling der Frauen, der Freund der Kaiserin, Paris verletzte dies kalte Benehmen aufʼs Aeußerste.

      »Ich bin Paris,« sagte er stolz, und indem er seinen herrlich gewachsenen Körper graziös emporrichtete, zitterte der Stuhl in seiner Hand. Der Hauptmann, schon fast außerhalb des Zimmers, sah ihn über die Schulter an.

      »Ei was! das wußte ich nicht,« sagte der rauhe Krieger: »Du bist Paris – sehr schön – ich bin Silius, der Hauptmann. – Nehmt ihn in eure Mitte!« setzte er mit vornehmer Gleichgültigkeit hinzu.

      »Du wirst diese Behandlung bereuen,« stieß Paris heraus, dessen Zorn sich gerade noch genug Respect vor der Waffengewalt beimischte.

      »Hüte dich, daß du nichts zu bereuen hast,« warf Silius, die Augenbrauen zusammenziehend hin und wollte gehen, indeß der alte Diener entsetzt seinem Herrn zuwinkte, er möge es nicht zum Aeußersten kommen lassen.

      Als die beiden Krieger auf Paris zuschritten, eilte dieser an seinen Putztisch, riß erregt die Lade heraus, kramte erregt unter den Kämmen, Salben, Büchsen und Nadeln und schritt dann, einen glänzenden Gegenstand in der Hand, auf den Centurio zu.

      »Kennst du diesen Ring?« frug der Tänzer mit bebender Stimme, »kennst du diesen eingeschnittenen Kopf und diese Buchstaben?«

      Der Hauptmann, nachdem er einen Blick auf den Edelstein geworfen, sah den Tänzer einen Moment hindurch verblüfft an, dann nahm sein Gesicht einen fast erschrockenen Ausdruck an, den er jedoch hinter einer ärgerlichen Miene zu verbergen suchte. Er gab den Soldaten einen abwehrenden Wink, und griff unwillkürlich als Zeichen der Ergebenheit an den Helm.

      »Das ist ihr Namenszug, das ist die Kaiserin,« murmelte er verlegen, im Gefühl, daß er hier mit einem Einflußreichen zu thun habe, dem er vielleicht zu nahe getreten.

      »Ja, das ist sie,« entgegnete Paris befriedigt, – »ein Geschenk der Kaiserin. Ich bin, wie du siehst, ihr Schützling, und nun hoffe ich, du wirst mit mir verkehren, wie es dir ziemt.«

      Der Hauptmann war sogleich gänzlich umgewandelt. Völlig durfte er den überlegenen Ton nicht fallen lassen, das erlaubte seine Stellung, seine Würde nicht, aber einen hilfesuchenden Blick auf den Tänzer werfend, bat er alsdann, in einer gewissen finster-höflichen Weise um Entschuldigung, daß er die Nachtruhe eines Römers habe stören müssen. Er gehorche dem Befehl eines Höheren und könne, so leid es ihm thue, diesen Befehl nicht umgehen. Der Kaiser habe, als er in der Nacht aufwachte, plötzlich nach Paris verlangt, mehr wisse er nicht zu sagen; weder ob dem Vorgeforderten Gutes, noch ob ihm Schlimmes drohe, wisse er. Euren Grund pflege Domitian für seine Handlungsweise nie anzugeben, und es sei gefährlich, nach Gründen zu spähen.

      »Ich werde folgen,« sagte Paris ruhig, und frug alsdann, da eben eine Zofe eingetreten war, ob es ihm erlaubt sei, noch einmal rasch von seiner Mutter Abschied zu nehmen. Der Hauptmann besann sich. Man habe schon zu lange gezögert, meinte er, gab aber dann die gewünschte Erlaubniß. Auch werde Paris gut thun, seine Toga anzulegen, fügte er hinzu, der Kaiser, wie er wisse, halte darauf, daß man seiner Würde die nöthige Ehrfurcht entgegenbringe.

      Paris eilte durch das Peristyl in das Zimmer Juliaʼs, seiner Mutter, die er mit dem Anstand einer Kaiserin aufrecht im Bette sitzen fand, und die ihn, eine Rolle, in der sie gelesen, weglegend, schweigsam empfing, ihre großen Augen halb angstvoll fragend, halb resignirt heiter auf ihn geheftet. Paris, der die größte Ehrerbietung vor dem echt römischen, großangelegten Charakter seiner Mutter empfand, kniete auf das Löwenfell nieder, das vor dem Bette lag, und drückte die immer noch weiche, kaum von Runzeln durchfurchte Hand der majestätischen Frau beklommen an die Lippen. Ihm entging, daß die Ruhe, die sie angenommen, keine natürliche war, und er hätte es lieber gesehen, wenn sie, anstatt sich gleichmüthig von der Zofe die Polster ordnen zu lassen, lebhaftere Bestürzung gezeigt.

      »Es ist mir leid, daß dich der Lärm geweckt hat, Mutter,« sagte er leise. »Du bedarfst des Schlafes so nöthig, in deinen Jahren, wo er sich bereits seltner einzustellen pflegt.«

      Julia senkte ihr etwas volles, streng geschnittenes Gesicht zu ihm herab, sodaß sich unter ihrem Kinn ein zweites Kinn bildete und ihre stark ausgeprägten Augenbrauen über der gebogenen Nase sich fast berührten.

      »Sprich nicht von mir,« entgegnete sie mit tiefer, fast männlicher Stimme, ihre Gemüthsbewegung unterdrückend. Sie vermied es augenscheinlich, näher auf die Gefahren einzugehen, denen ihr Kind möglicherweise heute Nacht ausgesetzt war. Darauf winkte sie der Zofe, sie möge СКАЧАТЬ