Der Mime. Wilhelm Walloth
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Название: Der Mime

Автор: Wilhelm Walloth

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sich noch einmal nach Paris um, zugleich halb nach dem linken Thürvorhang, hinter welchem Silius harrte, hingekehrt.

      »Vermeide es, den Zorn deines Kaisers herauszufordern,« murmelte er halb unverständlich, indeß Paris sich verbeugend ging. Dann zu Domitia hingewandt, deutete der Herrscher ihr an, auch sie könne den versäumten Schlaf nachholen.

      Domitia, die unzufriedene Miene ihres Gatten wahrnehmend, von einer unbestimmten Ahnung getrieben, versicherte, sie zöge es vor mit ihrem Gemahl zu wachen und versuchte es nun, da sie sich allein mit ihm befand, denselben auf alle erdenkliche Weise zu erheitern, ihm ihre unwandelbare Treue zu beweisen.

      Der Kaiser saß, indem sie schwatzte, theilnahmlos auf seinem Lager, nur zuweilen nickend, wenn sie ihm die Stadtneuigkeiten mittheilte, oder es versuchte, ihn zu seinen Lieblingsbeschäftigungen, dem Brettspiel, den Schießübungen zu ermuthigen. Sodann machte sie ihn aufmerksam auf den schnarchenden Zwerg, wagte auch einige humoristische Bemerkungen, die indeß diesmal, ohne eine Spur zu hinterlassen, verwehten.

      »Soll ich Antonius einmal inʼs Ohr kneipen?« frug sie lächelnd, »oder wie wäre es, ich ließe ihm das heiße Pech des Candelabers auf die Nase träufeln? Gieb acht! welche Grimasse er schneidet.«

      Wirklich wollte sie ihr Vorhaben ausführen und beugte den schweren Metallleuchter nach der Seite, wo Antonius am Boden röchelte.

      Domitian legte sich jedoch inʼs Mittel, ihr diese Grausamkeit untersagend.

      »Bei allen Göttern!« lachte sie auf, »du siehst, ich verfalle auf Thorheiten, da es mir nicht gelingt, dich heiter zu stimmen. Aber gieb acht! wie das aussieht.«

      Sich der Macht ihrer Reize wohl bewußt, löste sie ihr Haar, so daß es wirr über ihre Schultern floß, ergriff eine Haarnadel und hielt sie so lange in die Flamme des Candelabers, bis sie an einem Ende glühte. Dann das Gewand vom Busen zurückstreifend, faltete sie die Arme.

      »Gieb acht! ich werde aussehen wie eine phönizische Gottheit,« sagte sie, kniete zur Erde und wollte die Haarnadel so zwischen die Zähne pressen, daß der glühende Theil derselben ihr Antlitz von innen erleuchtete.

      Die kluge Berechnung, daß sie in dieser Situation vermöge der Enthüllung ihrer Reize, einen Eindruck auf den Kaiser mache, was indeß nicht ganz richtig ausgefallen. Domitian wandte, um sich nicht bethören zu lassen, absichtlich die Blicke von ihr weg und gebot ihr schließlich aufzustehen, derartige Albernheiten zu unterlassen.

      Endlich, da ihr die Worte ausgingen und alle ihre kleinen Künste fehlschlugen, versuchte sie einen kühnen Gewaltstreich.

      Schon dämmerte fern über den Dächern Roms die Morgenröthe und mischte ihren müden graugelben Schimmer mit dem Mosaik des Gemachs, als die Kaiserin das schwüle Schweigen, das bisher geherrscht, unterbrechend, die Hand ihres Gemahls ergriff, sie inbrünstig anʼs Herz drücke und mit dem schmerzlich gehauchten Worte: »Lebe wohl!« sich erhob, das Gemach zu verlassen. Der Kaiser, von diesem zitternden Klang überrascht und ergriffen, sah empor in ihre Züge, die mit gut gespielter Energie einen festen verzweiflungsvollen Entschluß ausdrückten.

      »Was beginnst du?« fragte er zerstreut.

      Domitia, die ihren aufsteigenden Zorn nur mühsam unterdrückte, raffte mit einer hastigen Bewegung ihren schwarzen Ueberwurf geschickt um die entblößten Schultern, beugte ihre Stirne herab und flüsterte mit erzwungen melancholischem Tonfall: »Wenn mein Gatte meiner müde ist, soll es nicht an mir liegen ihn zu langweilen.«

      Der Kaiser, auf den die zartgezogenen Wellenlinien dieses Gesichts, das jetzt ein schwermüthiger Hauch umschattete, ihre alte Wirkung auszuüben begannen, stammelte ein paar entschuldigende Worte. Sie jedoch schüttelte kummervoll den Kopf, wandte ihn sodann seitwärts und hauchte träumerisch vor sich hin: »Götter! warum muß er mir mißtrauen?«

      Der Kaiser zuckte von diesen Worten getroffen zusammen und doch fühlte er sich erleichtert, daß nicht er, sondern sie den wunden Punkt berührt und daß es endlich zu einer Aussprache über diese ernste Angelegenheit kommen sollte.

      Die erröthende Stirne runzelnd, mit den Augen unruhig den Boden suchend, flüsterte er: »Und habe ich dazu keine Ursache?«

      »Mir – zu mißtrauen?« entrang es sich jetzt Domitiaʼs Lippen.

      Wie wohl dem Kaiser dieser Blick that, den sie erst zum Himmel empor schickte, dann auf ihm ruhen ließ, indeß ihre Lippen sichtlich nach Worten suchten, die Beschuldigung von sich abzuschütteln.

      »Ja,« fuhr er bereits sanfter fort, »habe ich keine Ursache?«

      Domitia war mit sich selbst uneinig, ob in diesem Falle das Lachen oder das Weinen den Vorzug verdienen möchte, um die gewünschte Wirkung auf das Herz ihres Liebhabers hervor zu bringen. Endlich entschloß sie sich, wenn möglich beides, um die Wirkung zu steigern, in geschickter Weise zu vereinigen. Sogleich nahm sie die Miene der beleidigten Tugend an, richtete sich empor, ballte die Faust im Gewande zusammen und stand so einige Zeit ruhig da, indeß sich ihr Busen schmerzvoll hob und senkte, als versuche er die unendliche Last abzuschütteln, die auf ihm ruhte.

      »Ich habe es schon lange geahnt,« begann sie leise, anscheinend mit Mühe ihre Fassung aufrecht erhaltend, »ich fühlte es, wenn er im Circus neben mir saß, ich konnte mir seine Ueberwachung wohl erklären« – hier begann ihre Stimme bedenklich zu zittern – »aber ich schwieg, ich wagte nicht mich zu rechtfertigen, ans Angst, er könne mich mißverstehen« – einzelne Seufzer ließen bereits auf den kommenden Ausbruch der Gefühle schließen —. »Das also ist der Dank dafür, daß ich meinen Gatten Lamia verließ, das ist der Dank dafür, daß ich ihm, dem Kaiser zuliebe that, was vor Göttern und Menschen verdammt ist, daß ich alle die Schande auf mich lud, die man einem bürgerlichen Weibe niemals verzeihen würde, – man verdächtigt mich – und mit wem? glaubt er etwa, ich wisse es nicht? – O, man betrügt mich nicht – mit einem Tänzer!! – man wagt es, meinen Namen mit dem eines Tänzers in einem Athem zu nennen?« – —

      Sie taumelte, die Hände vor das Gesicht gedrückt, krampfhaft schluchzend nach der Thüre hin, in der Hoffnung, der Kaiser würde ihr, sie in seine Arme fassend, nacheilen. Dies that er jedoch klugerweise nicht, obgleich es ihm schwer wurde, sie in dieser Stimmung, deren geheucheltes Pathos er nicht völlig durchschaute, gehen zu lassen. In der That spielte die Kaiserin, trotzdem sie den haßte, der sie zu dieser Verstellung zwang, ihre Rolle so vortrefflich und wußte sie das Natürliche mit dem Erkünstelten auf eine so pikante Art zu mischen, daß das Herz ihres Zuschauers in eine Art von wollüstigem Traum gewiegt, und jeder aufsteigende Aerger niedergeschlagen wurde.

      Wie sie dahinschritt, wie sie sprach, wie sie die Augen aufschlug, jede Geste war äußerst fein, so zu sagen, epigrammatisch berechnet, auch verstand sie es, eine gewisse Poesie in alles, was sie sprach und that, zu legen, einen phantasievollen Duft um sich her zu verbreiten, der das Erkünstelte adelte und fast bis zur Wahrheit erhob, was bei einer gewöhnlichen Natur als Lüge abgestoßen hätte.

      »Du sprichst von einem Tänzer!« rief er ihr nach.

      Sie, schon an dem Thürvorhang angekommen, blieb abgewandt stehen.

      »Ja, von einem solchen sprach ich,« stammelte sie weinend.

      »Die Tänzer pflegen den Weibern gemeiniglich zu gefallen,« entgegnete er, ihre Thränen nicht beachtend.

      »Das lügt man!« fiel sie hastig ein, immer noch abgewendet.

      »So!« kam es über seine Lippen, »aber sie sind meistens schöne Leute, die Tänzer – nicht wahr, das leugnest du nicht.«

      Sie wendete sich langsam um, СКАЧАТЬ