Das Schatzhaus des Königs. Wilhelm Walloth
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Schatzhaus des Königs - Wilhelm Walloth страница 14

Название: Das Schatzhaus des Königs

Автор: Wilhelm Walloth

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ Herrin ist so glatt wie die Blätter der Lotosblume, ihre Stirne ist eben wie die Wasserfläche des Teiches und die Scheibe des Metallspiegels, in welchem sie sich beschaut.«

      »O  Gebieterin!« schreit plötzlich Assa, die Äthiopierin auf, »bei allen Göttern! – ich wage es kaum auszusprechen!« –

      »Was hast du? – Rede!« sagt die Dame, ängstlich nach ihrem Haupte greifend, auf welchem Assa die Haare ordnet. Assa läßt den Kamm zu Boden sinken, dann stammelte sie: »Ich bin unschuldig daran,« und sinkt ihrer Herrin zu Füßen.

      »Wirst du endlich sprechen?« sagt diese.

      »Wieder ein graues Haar,« tönt es von Assas erschrockenen Lippen.

      »Wie sprichst du? Du lügst!« entgegnet ihr entrüstet Asso, die Herrin, »wenn du lügst, ich lasse dir die Brüste mit glühenden Nadeln durchstechen.«

      »Hier, hier! o seht, Gebieterin, ob ich lüge,« beteuert angstvoll die Zofe, indem sie den Gegenstand des Entsetzens, ein unschuldiges, weißes Härchen, wie ein giftiges Insekt, zwischen Daumen und Zeigefinger feierlichst der Herrin vor die Augen hält. Diese schüttelte ärgerlich den Kopf.

      »Verbrenne es, Assa,« sagt sie endlich resigniert, nachdem sie nach genauer Untersuchung sich von der Wahrheit überzeugt.

      »Verbrenne es, und daß Metophis, der höchste Kanalbeamte, und Metro, der Nomarch, nichts davon erfährt, ihr Lieben. Wehe derjenigen, die plaudert – sie stirbt! Bei Isis! sie stirbt, denn der Nomarch gab mir gestern leise zu verstehen, daß er nicht abgeneigt sei, um meine Hand anzuhalten. Diese bekommt er nun freilich nicht, jedoch will ich mir keinen Liebhaber und Schmeichler verscheuchen, was graue Haare unfehlbar imstande sind. Netkro, die Perücke! Ich will von nun an eine Lockenperücke tragen.«

      Während man nun beschäftigt ist, Ketten und Skarabäen an den Gewanden der Gebieterin zu befestigen, berichtet ein mittlerweile eingetretener Sklave, daß bereits ganz Memphis auf den Beinen ist, den Festzug des siegreichen Ramses zu bewundern. Ramses habe den rückständigen Tribut von den Chetas durch eine einzige Schlacht erzwungen; der feindliche König sei selbst in die Hände des Siegers gefallen und werde den Festzug mit seiner Gegenwart zieren. Die vornehme Dame ist nämlich im Begriff, diesen Zug mit anzusehen; draußen vor dem Tor, das auf den Nilkanal hinausführt, harrt bereits die rot-, gold- und blaubemalte Barke, geführt von zwölf starken Ruderern.

      Sobald Asso vernommen, Memphis dränge sich bereits in buntem Gewühl durch die Straßen, kann sie ihre Ungeduld kaum mehr beherrschen. Die Nadeln werden zu langsam gesteckt, oder ritzen gar ihre Haut, die Sandalen wollen nicht sitzen, das Kopftuch hängt schief, kurz, keine der vorsichtigen Dienerinnen bedient sie zur Zufriedenheit.

      »Beeilt euch, ich komme zu spät,« mahnt sie unaufhörlich, mit den Füßen aufstampfend, ja zuweilen mit der flachen Hand Schläge austeilend, wenn sie glaubt, die Zofe sei allzu ungeschickt. Eine schlanke Assyrerin läßt die Armspange fallen.

      »Fort mit ihr!« befiehlt die Gebieterin wütend, »geißelt sie, bis sie blutet!«

      Man führt die Halbohnmächtige weg; die anderen Frauen wagen kaum zu atmen, wie ein Bann liegt es über dem Zimmer, alle schauen zitternd auf die Mächtige. Endlich ist das schwierige Werk des Ankleidens vollendet; die Dienerinnen atmen auf; sie erhebt sich.

      »Als ich noch bei Hofe weilte,« sagt sie, sich betrachtend, »sprach der König öfter zu mir, ich verstünde wie keine andere mich vorteilhaft zu schmücken.«

      Bei dem Worte »Hof« geht ein Ehrfurchtsschauer durch die ganze Dienerversammlung. Da dringen von fernher seltsame Töne in das Gemach, Töne, welche den Dienerinnen kalten Schweiß erpressen. Furchtsam schauen sie sich an; sie wissen, woher die Töne kommen, sie wissen, wer sie ausstößt.

      »Ei! ei! ich glaube, da stöhnt ein Weib,« sagt Asso vergnügt, »kann mir eine von euch sagen, wer so erbärmlich schreit?«

      »Herrin, du selbst gabst den Befehl: man solle die kleine Assyrerin –« erwiderte eine der Frauen.

      »Ah!« unterbricht sie die Witwe, »weil sie das Armband beschädigt? – geißeln? richtig. Nun, es ist gut!«

      Nach einiger Zeit werden die Schmerzensschreie der Gegeißelten dringender. Asso tut, als höre sie dieselben nicht.

      »Reiche mir eine der Früchte,« sagt sie und beginnt zu essen.

      »Ei, singt mein Vogel lieblich!« lacht sie, als die Gemarterte erbarmungswürdige Laute ausstößt.

      »Mein verstorbener Gatte,« fügt sie dann hinzu, »lobte meist die Art, wie ich das Kopftuch so geschickt zu tragen wisse. Hassura, rücke mir das Tuch noch ein wenig nach links – so, jetzt sitzt es recht. Ja! als ich noch bei Hofe weilte,« (das »Hof« wird besonders betont) »das war eine Zeit. Ihr albernen Geschöpfe würdet vergehen in Demut, wenn ihr diese Pracht jemals zu sehen bekämt.«

      Im Vorgefühl ihres Triumphes und des Eindrucks, den sie auf die Zuschauer des erwarteten Festzugs zu machen hoffte, beginnt sie leutselig zu werden, verschenkt kleine, abgenutzte Schmuckgegenstände und liebkost ihren Papagei. Plötzlich wendet sie sich an den eben eintretenden Verwalter ihres Landsitzes, einen ältlichen Assyrer:

      »Belises, ich bekam meinen Sohn Menes seit fast vierzehn Tagen nicht zu Gesicht. Hast du eine Ahnung davon, wo er sich, der Schwärmer, umhertreiben mag.«

      »Nein, gnädige Herrin,« erwidert sich tief verbeugend der Verwalter, »mir ist ebenso unbekannt wie dir, wo Menes verweilt. Zum letzten Male sah ich ihn im Tempel des Apis seinen Morgengottesdienst verrichten, dann entschwand er meinen Augen.«

      »Rätselhaft,« sagte die Witwe, »er scheint mich zu fliehen. Nun ja! es ist Wahrheit, unsere Art hat nichts Ähnliches, unsere Gedanken und Empfindungen gehen völlig verschiedene Wege; auch muß ich offen gestehen, ich fühle mich nicht zu ihm hingezogen. Jedoch zeigen sollte er sich mir zuweilen; das erfordert Austand und Sitte.«

      »Herrin,« begann der Verwalter nach einigem Schweigen, »du sprachst gestern davon, Menes solle sich vermählen. Du warfst diese Äußerung in gleichgültigem Tone hin. Oder sollte deine Absicht, ihn zu verheiraten, ernstlicher sein als es schien?«

      »Du erinnerst mich an das Wichtigste, Belises,« sagte die vornehme Dame, »es ist Zeit, daß Menes die Ämter seines Vaters übernimmt und sich ein ihm an Rang gleichstehendes Weib sucht. Er hat seine Studien im Priesterkolleg des Ptah-Tempels zu Memphis vollendet, er hat alle Schätze der Weisheit gehoben, er hat sich umgesehen in der Astronomie, der Mathematik, der Medizin, er hat gelernt einen Krieg zu führen und einen Staat zu lenken; es ist Zeit, daß er seine Kenntnisse praktisch verwertet; er darf nicht länger den Müßiggänger spielen.«

      In diesem Augenblick trat ein Sklave ein und meldete: Metro, den Nomarchen von Memphis, der im Vorzimmer warte, die Gebieterin zu dem bevorstehenden Festzug abzuholen. Kaum hatte der Sklave den Namen des Nomarchen genannt, so überflog ein aufgeregtes, süßliches Lächeln die herben Züge der Matrone. Sofort ward der Befehl erteilt, die Züchtigung jener Sklavin, die das Armband zu Boden fallen ließ, einzustellen; Belises ward entlassen mit der Vertröstung, heute abend würde sie sich noch einmal mit ihm über die Angelegenheit ihres Sohnes besprechen.

      »Wie? Er?« stieß sie hervor. »Rasch noch etwas Schminke auf meine Wangen, Assa. Aber so zerknittere mir den Kragen nicht, Assura. O ihr plumpen Geschöpfe, es könnte schon geschehen sein.«

      Sie fächelte sich Kühlung zu, ließ noch einmal mit einer mädchenhaft eiteln Hast ihren Anzug im Spiegel ordnen und besann sich, indem sie auf die Türe zuschritt, auf eine liebenswürdige Empfangsphrase. СКАЧАТЬ