Das Schatzhaus des Königs. Wilhelm Walloth
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Название: Das Schatzhaus des Königs

Автор: Wilhelm Walloth

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sank zurück, zuckte noch einmal vom Munde an bis in die Zehen hinunter und tat keinen Atemzug mehr. Rebekka brach in heftiges, verzweiflungsvolles Schluchzen aus, während ihr Bruder in dumpfem, tränenlosen Schmerz die Züge des Verblichenen anstarrte. Das Mädchen konnte sich nicht fassen, sie zerriß ihr Kleid, schlug sich die Brust, warf sich zu Boden, kurz, gab sich dem leidenschaftlichsten Jammer hin.

      Erst nach vielen Stunden vermochte sich Isaak so weit zu fassen, daß er die Papyrusrolle, auf die der Tote die wirren Buchstaben geworfen, zu sich steckte, um sie vor dem Auge Uneingeweihter zu bewahren. Während seine Schwester das Gesicht des Toten mit ihren Tränen badete, ihn laut um Verzeihung bat, ihn beschwor, ihre Reue anzuerkennen und noch ein liebes Wort an sie zu richten, zog er behutsam das Schriftstück hervor, um die Zeichen zu enträtseln. Kaum jedoch hatte er sich einigermaßen in die Rolle vertieft, um seinen Kummer zu vergessen, so fühlte er, wie ihm dies fast allzu gut gelang, denn von nun an fand kein anderer Gedanke mehr in seinem Haupte Platz, als der, Besitzer der geheimnisvollen Reichtümer zu werden. Den ganzen Tag bis spät in die Nacht hinein saß er über der Rolle. Er vergaß Schlaf und Speise, überhörte die Mahnung seiner Schwester und bemerkte nicht, daß man die Leiche seines Vaters aus dem Zimmer getragen. Eine wahrhaft dämonische Goldgier hatte ihm das wichtige Blatt eingeflößt. Als ihm Rebekka Vorwürfe machte über seine Teilnahmlosigkeit, gewahrte er erst, daß die Leiche aus dem Zimmer verschwunden war. Da übermannte ihn denn freilich eine Art Rührung, doch diese war bald wieder verwischt, als sein Auge das verheißungsvolle Blatt streifte. Endlich nach langem Brüten sah er ein, wie unmöglich es ihm sei, diese Zeichen zu entziffern, die da auf dem Blatte tanzten; er mochte die Rolle drehen und wenden wie er wollte, sie mit dem spärlichen Lämpchen beleuchten, wie er wollte, sie gab ihm keinen Aufschluß. Die Aussicht, die Schrift nicht lesen und somit den Schatz nicht heben zu können, stürzte ihn schließlich in eine solche Verzweiflung, daß ihm Tränen aus den Augen quollen und er nach vielem ratlosem Überlegen seine Schwester weckte, die bereits Müdigkeit und Schmerz in einen fieberartigen Halbschlaf versenkt hatte. Er teilte der verstört Dreinschauenden das Geheimnis mit, so gut er dies in seinem Erregungszustand vermochte. Rebekka, durch diese Mitteilung völlig wieder in ihre frühere stürmische Lebenslust zurückversetzt, machte sich sofort über die Rolle her.

      »Du bist gescheit,« meinte ihr Bruder schmeichelnd, » ein Weib hat mehr Scharfsinn als zehn Männer; dir gelingt gewiß, was mir nicht gelingen wollte: in dies närrische Gekritzel Sinn zu bringen, die abgebrochenen Worte klug zu verbinden, auf daß ich genau die Stelle kennen lerne, durch welche ich in das Innere des Gebäudes dringe. Diese Stelle muß ich genau kennen, denn Zeit, zu suchen, läßt mir die Gefahr des ganzen Unternehmens nicht.«

      »Hier steht,« begann Rebekka, nachdem sie die Schrift überflogen, »gleich im Anfang folgendes: die Türe liegt über dem Wasserspiegel des Nil.« – »So weit kam ich ebenfalls,« bestätigte Isaak, »dies hatte mir bereits der Vater mündlich mitgeteilt. Weiter, lies weiter.«

      »Halt,« rief das Mädchen, »höre, ob ich recht erraten, dies Zeichen, welches aussieht wie eine betrunkene Mumie, soll heißen: suche –!«

      »Möglich, Schwesterlein! Entziffere das Folgende.«

      Sie sann über dem Blatt, ihre Lippen bewegten sich, ohne zu sprechen. Nach einiger Zeit flüsterte sie:

      »Suche in der Wandmalerei –«

      »Wandmalerei! könnte dieser Schnörkel, der einem vor Lachen geplatzten Nilpferd ähnlich sieht, heißen?« warf Isaak heiter dazwischen, »wahrlich, ich beneide dich um dein scharfes Auge, schlaues Weib.«

      »Es sind Hieroglyphen,« belehrte Rebekka, »die du nicht völlig verstehst; der Vater bediente sich von nun an der ägyptischen Schrift. Also: Suche in der Wandmalerei das Bildnis des Gottes Sebek, welcher sitzt auf einem Thron und dessen Haupt dasjenige des Krokodils ist.«

      »Wir kommen zum Ziel,« jubelte Isaak, »weiter, teure Schwester; ich möchte dich küssen, Mädchen. Warum gab ich dir diese Rolle nicht schon früher, wir wüßten bereits die Stelle.«

      »Es ist klar am Tag,« fuhr Rebekka lesend fort. »Da, wo der Gott seine Hand auf das Knie drückt, genau da, wo er die Lotosblume hält, befindet sich – o Bruder, höre nur! befindet sich die Stelle, auf welche du schlagen mußt. Alsdann wird sich der Stein, wenn du dich wider ihn stemmst, in seinen Angeln drehen, eine Öffnung freilassend, durch welche du bequem in den Mittelpunkt des Gebäudes gelangen kannst.«

      »Wir sind am Ziel,« murmelte Isaak, indem er die Faust auf sein pochendes Herz drückte, »wir sind reich, wir sind mächtig. O Schwester, dies Glück ist allzu groß, ich glaube noch nicht an seine Wirklichkeit. Gib acht! das ist alles nur ein schöner Traum, bald werden wir erwachen und so arm und elend sein wie zuvor.«

      »Möglich,« sprach Rebekka, mit mühsam errungener Gleichgültigkeit, »daß der Königsschatz längst nicht mehr in dem Hause ruht, oder daß diese Schrift uns belügt, da sie der Fieberphantasie eines Sterbenden ihr Dasein verdankt; jedenfalls solltest du dir Mühe geben, deine Aufregung zu dämpfen, Isaak. Wir sind noch lange nicht am Ziel; Fassung, kalte Überlegung müssen uns nun die Mittel und Wege zu diesem gefahrvollen Werke zeigen; nur wenn wir mit ungetrübten Sinnen an die Arbeit gehen, kann es uns gelingen, den Schatz zu heben. Hitze und List sind Feinde! Der Listige muß hart und kühl bleiben.«

      »Aber auch deine Wangen sind gerötet, auch dein Herz schlägt rascher, liebe Schwester,« sagte Isaak, sich mit Gewalt stille auf einen Stuhl niederlassend. »Doch hast du recht, Leidenschaft taugt nichts. Es kommt nun vor allem darauf an, wann wir den schwierigen Gang wagen wollen.«

      »Halt,« rief die Tänzerin plötzlich, »hier steht noch eine Bemerkung auf der Rolle, die ich übersah; rücke die Lampe näher.«

      »Nun, kannst du sie enträtseln?«

      »Es steht hier,« begann das Mädchen nach einigen Augenblicken, »du solltest ein Licht mitnehmen, denn die Gänge des Gewölbes seien natürlich völlig in Finsternis gehüllt; auch sollst du nicht vergessen, die Steintüre bei deinem Eintritt wieder hinter dir zuzudrücken.«

      »Versteht sich von selbst,« lächelte Isaak, wie berauscht, »oh! der gute, besorgte Vater.«

      Nun überlegten die beiden Geschwister, in welcher Nacht und zu welcher Stunde das gefährliche Unternehmen gewagt werden solle. Wenn sie den Weg nur einmal gemacht, war es wohl leichter, ihn auch öfter zu machen; nur das erstmalige Eindrangen in das Schatzhaus erforderte gründliche Beratschlagung, große Vorsicht, denn möglicherweise konnte der ganze Plan vernichtet werden, wenn etwa Wachen die Gebäulichkeiten umlagerten. Daß ihr Leben dabei auf dem Spiele stand, verhehlten sie sich nicht, doch schien ihnen der Gedanke, mit diesen königlichen Reichtümern ihr Elend in glänzendes, unermeßliches Glück verwandeln zu können, wohl wert, auch das Leben an die Ausführung zu setzen. Endlich kamen sie dahin überein, Isaak solle sich, wenn ihm seine Arbeit es vergönne, vor allem einmal die Gebäulichkeiten beim Lichte des Tages ansehen, damit der Weg bei Nacht desto leichter zu finden sei. Der junge Mann schlich sich denn auch heimlich um Mittag von der Ziegelbrennerei weg, gelangte auch glücklich bis vor die Pylonen des Gebäudes, kehrte aber mit der betrübenden Nachricht zu seiner Schwester zurück, die Paläste würden von Kriegern Tag und Nacht bewacht. Rebekka ließ deshalb den Mut nicht sinken; sie wolle, sprach sie, am Tage der Ausführung des Werkes, die bewachenden Krieger dergestalt mit ihren Tänzen bestricken, daß sie vergessen sollten, zu welchem Zweck sie eigentlich vor der Pforte der Paläste stünden. Isaak war damit einverstanden. Tagsüber wurde ihm bei seiner Arbeit von den Aufsehern mehr wie sonst Zerstreutheit, Langsamkeit vorgeworfen. Das Kneten und Herausstechen der Lehmerde wollte ihm gar nicht recht gelingen; zuweilen sogar, wenn er einen Geißelhieb empfing, zuckte es wie Trotz um seine Züge, als wolle er sagen: »Wartet nur ab, bald werdet ihr vor mir zittern, wie ich jetzt vor euch, denn diesen nackten Leib umrauscht bald assyrisches Purpurgewebe, dieser schwielige Fuß ruht bald auf vergoldeter СКАЧАТЬ