Teufel Marietta. Artur Landsberger
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Название: Teufel Marietta

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Frau, die er drei Jahre lang fast ohne Unterbrechung angebetet hatte! Also, folgerte er, würde es nicht schwer fallen, das Fünkchen, das gewiß noch immer unter der Asche glomm, wieder zur Flamme zu entfachen.

      In dieser Zuversicht schlief er ein. Und neben ihm träumte Helene von batistenen Hemdchen und Jäckchen und von hellem Kinderlachen. —

      Früh morgens zog Günther seinen neuen Cutaway an, holte den Zylinder aus dem Schrank und riß ein Paar neuer Schweden an. Und als Helene ihn noch halb verträumt fragte:

      »Wohin gehst du denn?« und er keine Ausrede fand, da legte er geheimnisvoll den Zeigefinger auf den Mund und ging auf den Zehen zur Tür hinaus.

      Über Helenes Gesicht glitt ein glückliches Lächeln. Das steht wohl damit in Verbindung! dachte sie, schlief wieder ein und träumte weiter.

      Günther aber beeilte sich beim Tee, trug dem Friseur besondre Sorgfalt auf, kaufte beim Gärtner eine Blume fürs Knopfloch, stieg in ein Auto und fuhr in die Hildebrandsche Privatstraße, in der Villiers ihre Wohnung hatten.

      »Falls Madame noch bei der Toilette ist, so komme ich lieber in einer halben Stunde wieder,« sagte er zu dem Diener, der ihn von der Halle aus in den Salon führte.

      »Durchaus nicht,« erwiderte der Diener, »Frau Baronin lassen bitten.«

      Elsner übergab dem Diener mit einem kurzen Hinweis den Strauß und trat ins Zimmer.

      Wie viele Jahre habe ich sie nicht gesehen, dachte er und sah sich im Zimmer um. Auf dem Schreibtisch stand eine Photographie, er nahm sie auf und betrachtete sie: Aha! dachte er – der Herr Gemahl! – verzog das Gesicht und entschied:

      »Mäßig! sehr mäßig!« – Und er sagte sich sofort: das erhöht entschieden meine Chancen. – Er führte das Bild noch dichter vor die Nase und fand: so gar nicht ihr Typ! – so gar nicht das, was sie damals liebte! Und als er in dem Spiegel gegenüber jetzt sein eigenes Gesicht sah, verglich er sich mit dem Bilde. Der Vergleich fiel in allem zu seinen Gunsten aus. – Wenn das Bild auch nur sechs Monate alt ist, entschied er, dann hat er jetzt eine kahle Platte. Dabei fuhr er sich stolz und liebevoll durch sein volles Haar. – Und wie ihr solch ein starker voller Mund immer zuwider war! dachte er und führte unwillkürlich die Finger an die feinen, schmalen Lippen. – Bestimmt sind diese Augen schwarz! und er erinnerte sich, daß sie blaue, nur blaue Augen liebte. – Er stellte das Bild wieder auf seinen Platz, setzte sich und dachte an die Zeit zurück, als Frau Baronin von Villiers noch Anni Röder war. – Wäre ich damals Jurist geblieben, dachte er, statt Schriftsteller zu werden, dann steckte ich heute in diesem Rahmen und würde wohl eine andere Figur machen als dieser kahlköpfige Roué. – Na, mir kann’s recht sein! um so weniger wird sie mich vergessen haben. – Jetzt heißt es nur, gut Komödie spielen! glaubt sie noch an meine Liebe, dann, Siewers, bist du gerettet!

      Im selben Augenblick rauschte Anni in elegantester Morgentoilette ins Zimmer. Sie hatte sich einen Tuff von Günthers Rosen angesteckt.

      »Wahrhaftig! Sie sind’s!« sagte sie, errötete und sah zur Erde.

      »Ja! – ich bin’s!« bestätigte Günther und nahm ihre Hand, »Ernst Günther, der kühne Referendar!«

      »So nannten wir Sie damals,« sagte sie und wagte noch immer nicht zu ihm aufzusehen.

      »Ja damals!« wiederholte Günther und tat, als wenn die Erinnerung ihn schwer bedrückte – »als ich noch jedem eine tiefe Quart in die Wange grub, der tiefer in diese blauen Augen sah, als meine Eifersucht es ertrug.«

      »Und die ertrug so wenig damals,« sagte Anni, und Günther ergänzte:

      »Und hat sich am Ende doch daran gewöhnen müssen, alles zu ertragen.«

      »Wie lange ist das her? – All diese Wunden sind längst vernarbt.«

      »Bis auf eine,« stöhnte Günther, »die niemals heilen wird.«

      »Es waren schöne Tage,« seufzte Anni; und Günther ergänzte:

      »Und könnten es heut noch sein!«

      »Ja!« sagte Anni, – »wenn der kühne Referendar nicht eines Tages das Jus an den Nagel gehängt und unter die Dichter gegangen wäre.«

      »An diesem Tage aber,« ergänzte Günther, »entdeckte das liebe Mädel, daß es ja gar nicht der Mensch war, den sie liebte, sondern der Herr Regierungsreferendar, der die große Carriere vor sich hatte.«

      »Sie haben Unmögliches von mir verlangt damals!« widersprach Anni. »Ich sollte mit Ihnen auf und davon. Wohin, das wußten Sie selbst nicht – hinaus in die Welt! – Frag nicht, wenn du mich lieb hast, sagten Sie. Und ich wäre damals gegangen – trotz allem – ohne Rücksicht auf meine Eltern, auf meinen Ruf – so sehr hing ich an Ihnen.«

      Günther tat gerührt:

      »Teuerste!« sagte er – »Beste!« – und machte den Versuch, sie zu umarmen. Aber sie wehrte ab und fuhr fort:

      »Rechtzeitig noch erfuhr ich . . .«

      Und Günther machte ein langes Gesicht und fragte ängstlich:

      »Was erfuhren Sie?«

      »Daß Sie sich alle Abende mit Margot, der Tochter des Präsidenten von Rinner, auf der Hirschgasse trafen.«

      »Ich schwöre Ihnen . . .« versicherte Günther und wollte den Arm erheben; aber Anni hielt ihn zurück.

      »Schwören Sie nicht!« rief sie.

      »Doch! doch!« erwiderte Günther. »Es geschah ausschließlich mit Rücksicht auf mein diplomatisches Examen.« – Und als Anni das nicht verstand, fuhr er fort: »Ihr Vater leitete die Prüfung; sie sollte ihn günstig für mich stimmen. Ich war zum Äußersten entschlossen damals: Ich hatte die feste Absicht, mich für die Dauer des Examens mit ihr zu verloben.«

      »Günther, wenn das wahr ist!« rief Anni freudig.

      Und Günther versicherte:

      »Mein Wort darauf!«

      »So war sie Ihnen also nur . . .?«

      ». . . Mittel zum Zweck,« ergänzte Günther – »Und ich liebe Sie – nur Sie! Wie ich Sie noch heute liebe!«

      Damit war Annis Widerstand gebrochen. Mit zitternder Stimme sagte sie:

      »Es ist noch dieselbe Stimme, derselbe sieghafte Blick, mit dem Sie mich damals immer wieder zurück gewannen.«

      Und Günther, seines Sieges sicher, bekannte leidenschaftlich:

      »Und es ist noch dasselbe Herz, Anni . . .«

      ». . . das so oft aussetzte und für andre schlug,« unterbrach sie ihn.

      »Dabei aber nie vergaß,« sagte er zärtlich, »wohin es gehörte und reumütig immer wieder zu Ihnen zurückkehrte.«

      »So haben Sie mich also wirklich nicht vergessen, Günther?«

      Günther trat gekränkt.

      »Die erste Liebe, die ins Herz einzieht, ist die letzte, die aus dem Gedächtnisse schwindet! – und Sie konnten glauben, daß ich Sie vergesse? – ich dich?« sagte er zärtlich und schloß sie in seine Arme.

      »Nein!« СКАЧАТЬ