Lache Bajazzo. Artur Landsberger
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Название: Lache Bajazzo

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ er seinen Sohn unter den Arm und verschwand mit ihm hinten im Bühnenraum.

      Der eiserne Vorhang schloß sich eben.

      »Wo ist der Dichter!« rief er dem Maschinenmeister zu.

      »Keine Ahnung,« erwiderte der, »ich habe ihn zuletzt auf der Bühne gesehen.«

      »Werner,« sagte Brand zu seinem Sohne, »sieh auf der Bühne nach, ich warte hier.«

      Auf der Bühne war es fast dunkel. Nur durch die seitwärtigen Kulissen fiel ein matter Lichtschein auf die Bühnenlandschaft, die jetzt echter wirkte als zuvor im Lichte der unzähligen Glühkörper.

      Gespensterhaft hob sich von der Landschaft der Schatten eines Mannes ab, der, die Augen weit aufgerissen, vor sich hinstarrte, scheu den Kopf zur Seite wandte und sich zu orientieren suchte.

      »Holten!« rief Werner und stürzte auf die Gestalt zu, »wo steckst du denn?« Dann ergriff er seine beiden Hände, schüttelte sie kräftig und sagte: »Tiefer hat keine Dichtung in den letzten Jahren gewirkt.«

      Holten sah ihn mit verträumten Augen an.

      »Bist du’s, Werner?« sagte er und erwiderte den Druck seiner Hände. »Gut, daß du kamst. Meine Gedanken, die waren, scheint’s . . .« und dabei fuhr er sich mit der Hand über die Augen; »du meinst also, es wird . . .«

      »Es ist!« rief Werner. »Ja, Holten, du bist ja wieder in einer ganz anderen Welt! So wach doch auf! Du hast einen beispiellosen Erfolg gehabt.«

      »Das also war’s!« sagte Holten. »Ich hatte mich verloren. Der Lärm und die Menschen. Du verstehst, wenn man aus seinen Bergen kommt!«

      »Ich verstehe dich,« erwiderte Werner. »Aber du mußtest einmal aus deinen Bergen heraus. Dreißig Jahre kennt man nun den Dichter Holten, ohne etwas von dem Menschen zu wissen.«

      »Also ein Erfolg!« wiederholte Carl noch immer verträumt und schüttelte den Kopf. »Wie sonderbar!«

      »Ich habe das gewußt!« sagte Werner. »Ich hätte dich sonst nicht aus deiner Bergeinsamkeit gerissen, wo ich wußte, was für eine Ueberwindung dich das kostete!«

      »Mit dir, Werner, ist der gute Stern in mein Leben getreten!« sagte Carl und drückte ihm die Hand: »Ich hatte es im Gefühl, als du das erstemal bei uns da oben warst.«

      »Wenn es doch so wäre!« sagte Werner. »Ich wäre glücklich.«

      Und Carl, der sich nun ganz wieder in die Welt der Tatsachen zurückgefunden hatte, sagte nochmals:

      »Also ein Erfolg! Ich hätte es nicht geglaubt. Als ich zu Beginn des Abends all die aufgeputzten Menschen sah, da hätte ich mich am liebsten auf und davon gemacht. Ich hielt es nicht für möglich, daß es einen Zusammenhang zwischen ihnen und meinem Werke geben könne. – Und darauf, auf das Sich-einfühlen kommt ja am Ende alles an.«

      »Hallo! Kommt ihr endlich?« rief der alte Brand und polterte auf die Bühne. Er klopfte Carl auf die Schultern und sagte: »Alter Junge! Jetzt ist das Eis gebrochen. Von heute ab gibt’s nicht nur einen berühmten Romancier Carl Holten, sondern auch einen berühmten Dramatiker dieses Namens.«

      »Du glaubst das wirklich?« fragte Carl und sah ihn mit erstaunten Augen an.

      »Kind, das du bist!« erwiderte Brand. »Nach einem derartigen Erfolge würde jeder andere an deiner Stelle erwarten, daß alle Welt vor ihm auf die Knie fiele und Hosianna riefe. Statt dessen stehst du da, träumend und befangen, wie eine Kommunikantin nach dem Abendmahl.«

      »Es liegt in alledem auch etwas Wunderbares,« sagte Carl.

      Im selben Augenblick hörte man laut die Stimme des Direktors.

      »Also nicht vergessen, Fräulein von Pforten, mit Rücksicht auf den Abendschoppen und den Appetit des Publikums fällt von morgen ab die ganze zweite Szene des ohnehin zu langen dritten Aktes fort.«

      Und Fräulein Krüger erwiderte:

      »Dazu hat man sich nun wochenlang das dumme Zeug in den Schädel gequält.«

      Der alte Brand lachte laut auf, aber Werner sah das Entsetzen in Carls Gesicht.

      »Das redet die dumme Person ja nur so dahin, ohne sich was dabei zu denken,« sagte er teilnahmsvoll.

      Aber Carl war zumute wie einem Priester, der mit ansehen mußte, wie man das Allerheiligste entweihte. Und daß die Schändung von dem ausging, dessen Obhut es anvertraut war, vertiefte den Schmerz.

      »Helena!« sagte er traurig vor sich hin; und das schöne Bild, das er sich in seinem Geiste errichtet, das er Monate mit sich herumgetragen hatte und das hier zur Wirklichkeit erwacht war, brach zusammen.

      »In die Luft!« entschied der alte Brand – »unter fröhliche Menschen!«

      »Nur das nicht!« wehrte Carl ab. »Nur keine Menschen; ich habe genug!«

      »Glaubst du etwa,« fragte Brand, »wir werden dich in dieser Verfassung allein lassen?«

      »Ich will nach Haus!« erwiderte Carl.

      »Morgen mittag, wie vereinbart; nicht eine Stunde früher. Erstens gibt’s morgen noch tausenderlei Geschäftliches zu erledigen.«

      »Damit verschon’ mich!« bat Carl.

      »Gut, aber heute abend gehörst du der Welt und wirst dich feiern lassen.«

      »Unter gar keiner Bedingung!« erklärte Carl.

      »Du wirst es!« entschied Brand, »und zwar bitt’ ich mir aus, daß du zu allem, was man dir sagt, ein freundliches Gesicht machst; auch wenn dir manches übertrieben und unwahr erscheint.«

      Carl sah ihn hilflos an und seufzte.

      »Du bist das deinem Erfolge schuldig,« fuhr Brand fort. Und war seine Sprache auch bestimmt und ließ sie auch keinen Widerspruch aufkommen, so zeigte die Wärme seines Tons doch deutlich, daß aus ihm nichts anderes als Sorge und Interesse für den Dichter sprach.

      »So ein Erfolg hat auch seine unangenehmen Seiten,« vermittelte Werner.

      »Und das muß wirklich sein?« fragte Carl, als er an Brands Seite die kleine Treppe, die von der Bühne zur Garderobe führte, hinabstieg.

      »Ich kenne dich,« sagte der Alte, »und nehme auf deine Wesensart jede Rücksicht. Unbequemlichkeiten aber, die zur Ausnutzung deines Erfolges nötig sind, mußt du dich unterziehen.«

      Ein Theaterdiener kam ihnen entgegen.

      »Der Herr Direktor läßt sagen, daß er in seinem Auto am Bühnenausgang auf Herrn Holten wartet.«

      Carl, dem man ansah, wie ungern er dieser Aufforderung folgte, sagte:

      »Ich komme.«

      Vor dem Bühnenausgang hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt. Als Holten an der Seite der beiden Brands, weniger in Gedanken an seinen Erfolg als voller Unbehagen vor der Feier, die ihm bevorstand, aus dem Theater trat, brach die Menge in lauten Jubel aus.

      »Hoch Holten! Bravo! Hoch!« riefen Hunderte von Stimmen, und alles drängte an ihn heran, schwenkte Hüte und Tücher und sperrte СКАЧАТЬ