Die neue Gesellschaft. Artur Landsberger
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die neue Gesellschaft - Artur Landsberger страница 4

Название: Die neue Gesellschaft

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ haben alles!« erwiderte Cäcilie stolz »Leder, Pelze, Decken und Konserven en gros.«

      »Das ist ja das reine Warenhaus,« meinte Paul

      »Nicht wahr?« rief sie freudig. »Sie müssen es ansehn.«

      »Ich kann es mir vorstellen.«

      »Das können Sie nicht! Vor drei Jahren bestand die Firma Leo Berndt aus zwei Verkaufsräumen und einem kleinen Kontor. Jetzt hat die Firma Berndt & Tie. acht Kontors und vierundzwanzig Verkaufsräume! Einer immer größer als der andere.«

      »Denken Sie an!«

      Cäcilie erhitzte sich:

      »Vor zwei Jahren, da wußten wir noch nichts von Leder, Pelzen, Decken und Konserven.«

      Berndt räusperte sich.

      »So! so!« sagte Paul – »wovon wußten Sie denn da?«

      »Da hatten wir ein Buttergeschäft,« platzte sie heraus.

      »Cäcilie!« rief Berndt wütend und sprang auf. – »Wir haben uns doch in die Hand gelobt, nie wieder . . .«

      Cäcilie erschrak und senkte den Kopf.

      »Was ist?« fragte Käte.

      »Es scheint, sie stoßen sich an ihrer Vergangenheit, dem Buttergeschäft,« erläuterte Paul.

      »Ist das eine Schande?« fragte Käte.

      »Wir hatten es ja von meinem Schwiegervater übernommen,« entschuldigte sich Cäcilie ohne aufzusehen, und verbarg ihre Hände, die trotz der vielen Ringe noch stark an die Vergangenheit erinnerten. Paul ließ nicht locker. Ihn interessierte die Psychologie der neuen Gesellschaft.

      »Nun, das kann jedem passieren,« sagte er. Cäciliens Kopf, der tief über der breiten Brust hing, hob sich ein wenig.

      »In so ungewöhnlichen Zeiten ist mancher achtbare Kaufmann in Konkurs gegangen.«

      Berndt sah ihn erstaunt an; Cäciliens Kopf hob sich höher.

      »Wie meinen Sie das?« fragte Berndt.

      »Ich nehme an, daß Ihr Buttergeschäft den Zeitverhältnissen zum Opfer gefallen ist und Sie sich dann mit mehr Erfolg einer neuen Branche zugewandt haben.«

      »I Gott bewahre!« riefen beide. Cäcilie saß fetzt wieder kerzengerade.

      »Sie meinen, wir wären in Konkurs gegangen?«

      »Ja, das dachte ich.«

      »Im Gegenteil! Wir haben so viel verdient, daß wir das Geschäft – übrigens sehr preiswert – verkauft und uns einer vornehmeren Branche zugewandt haben.«

      »Ja!« bestätigte Cäcilie, und ihr Kopf saß jetzt wieder straff auf dem feisten Nacken.

      »Liegt die Vornehmheit in der Branche?« fragte Paul. Und da Berndts ihn verständnislos ansahen, fuhr er fort: »Ich denke doch, sie liegt im Menschen.«

      »Na, ich meine doch,« erwiderte Berndt, »daß beispielsweise ein Bankdirektor vornehmer ist als ein Aufschnitthändler.«

      »In dieser Allgemeinheit durchaus nicht.«

      »Aber doch gesellschaftlich.«

      »Das ja.«

      »Nu also!« sagte Cäcilie.

      »Wie, bitte!« fragte Paul.

      »Nu, ich mein’ nur: darauf kommt es doch an!«

      »Sie haben also den Wunsch, gesellschaftlich eine Rolle zu spielen?« fragte Paul, und beide erwiderten gleichzeitig:

      »Ja!« und Cäcilie fügte noch hinzu:

      »Deshalb sind wir ja hier.«

      »Wie?« fragten Käte und Paul

      »Na, Sie gehörten doch auch dazu . . .«

      »Wozu?« fragten Paul und Käte, obschon sie wußten, was Cäcilie meinte. Aber es reizte sie, zu sehen, wie weit ihre Taktlosigkeit, in der nicht einmal kränkende Absicht lag, ging.

      »Nu, ich mein’ nur,« erwiderte sie. »Man hört und sieht doch allerlei. Und nachdem Sie nun doch ’mal unsere Vergangenheit kennen, brauchen wir Ihnen ja auch kein Theater mehr vorzumachen.« – Und damit gab sie ihre gezwungene Haltung auf, zog nicht mehr alle paar Minuten ihr Seidenkleid zurecht und ließ ihre roten, fleischigen Hände ungeniert auf dem Schoß liegen.

      »Ich dachte gar nicht, daß es heute abend noch so nett werden würde,« sagte Käte belustigt. »Findest du nicht, Paul? ein echter Thackeray.«

      »Sie sprechen von einem Maler?« fragte lernbegierig Cäcilie und besah sich die Wände.

      »Ungefähr,« erwiderte Paul.

      »Schöne Sachen haben Sie da!«

      »Gefallen sie Ihnen?«

      »Welches ist der echte Thackeray?« fragte Cäcilie und wies auf ein Porträt, das man Lippi zuschrieb und das einen alten Mann mit unverkennbar orientalischem Typ darstellte. – »Vermutlich das?«

      »Ungefähr,« erwiderte Paul, und Berndt sagte:

      »Ich glaube, du kennst dich bald aus.«

      Cäcilie strahlte.

      »Und die andern?« fragte sie, und wies auf eine Reihe alter Porträts, die an den beiden Längswänden des Salons hingen.

      »Das sind Familienbilder,« erwiderte Käte, »die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern von mir und meinem Mann, und das da« – sie wies’ auf ein Porträt in Lebensgröße – »ist der Großvater meines Urgroßvaters aus dem Jahre siebzehnhundertsieben.«

      »Sieh’ bloß, Leo!« rief sie erregt – »Was es alles gibt! Aber das ist doch nicht zweihundert Jahre alt? Das sieht ja aus wie neu. Das ist erst später angefertigt, nicht wahr? Vermutlich nach einer Photographie?«

      Käte lächelte.

      »Das ist über zweihundert Jahre alt,« erwiderte sie, – »nur in der Zwischenzeit wiederholt gefirnißt. Wenn Sie nahe herangehen, sehen Sie auch das Alter.«

      Cäcilie stand auf, trat an die Wand, stieg auf einen Stuhl und besah sich das Bild.

      »Wahrhaftigen Gott!« rief sie – »lauter Sprünge! Na, für das Alter hat er sich trotzdem gut erhalten, Ihr Urgroßvater! – Gott, Leo, wenn man doch auch so was hätte!«

      Berndt hatte ein Notizbuch herausgezogen, in dem er eifrig blätterte.

      »Leider sind diese Porträts bei dem Kaufpreis von achtmalhunderttausend Mark nicht einbegriffen,« stellte er fest.

      »Schlemihl!« erwiderte Cäcilie; und Käte, die nach einer stummen Verständigung mit Paul gerade im Begriff war, Getränke und Zigarren kommen zu lassen, ließ den Arm, den sie eben zur Klingel hob, fallen und dachte:

      Nein! СКАЧАТЬ