Die neue Gesellschaft. Artur Landsberger
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Название: Die neue Gesellschaft

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sich gewiß nicht! Denn man wird in den Portierwohnungen wahrscheinlich mehr zufriedenen Menschen begegnen als in den Millionärswohnungen, die darüber liegen.«

      »Siehst du! Und wenn unsere Jungen einmal erwachsene Menschen sind und wir ihnen sagen können: Eure Eltern, Großeltern und Urgroßeltern waren einmal die größten deutschen Übersee-Exporteure und besaßen Millionen. Dann aber kam der Weltkrieg, und die Engländer brachen das Völkerrecht und ruinierten uns. Euer Vater stand vor der Wahl zwischen einem Konkurs, durch den er unzählige Familien ins Unglück gestürzt, das große mütterliche Vermögen sich und euch aber gerettet hätte, und zwischen einem Vergleich, durch den er den Konkurs abwandte und sich seinen Namen makellos erhielt, dafür aber das ganze Vermögen opferte und noch einmal von vorn anfing, wie sein Urahn vor über hundert Jahren – und er wählte das letzte, und darum müßt nun auch ihr euch euer Leben erst erkämpfen – ich glaube, daß uns unsere Jungen dann verstehen, stolz sein und uns dankbar sein werden.«

      »Weißt du, Käte, daß ich es durch dich beinahe wie eine Genugtuung empfinde, für euch, die ich liebe, nun kämpfen zu müssen? Das Bewußtsein dieser Pflicht gibt mir ein so stolzes Gefühl, wie ich es früher mit meinen Millionen niemals hatte.« Käte lächelte und nickte ihm zu.

      »Recht so!« sagte sie – »was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen. Das Haus Röhren ist unbefleckt aus dem Weltkrieg hervorgegangen. Es hat dem Vaterlande seinen Tribut gezahlt! Was es in hundertzwanzig Jahren friedlicher Arbeit erworben hatte, hat es ihm geopfert. Wenn irgend einer, so kannst du mit stolzem Bewußtsein von neuem an die Arbeit gehen.«

      »Tue ich!« beteuerte er. »Und die Unannehmlichkeiten, die es hier noch gibt, die sollen uns nicht verstimmen.«

      »Du meinst doch nicht die Übergabe des Hauses?«

      »Ja! alles das.«

      »Verstimmen soll uns das? Stehen wir nicht über den Dingen? Ich bin so heiter, Paul, und werde auch das von der heiteren Seite nehmen.«

      Der Diener meldete:

      »Herr und Frau Berndt.«

      Paul und Käte sahen sich an.

      »Mitten in der Nacht!« sagte Paul. – »Was heißt denn das?« – Er sah nach der Uhr. – »Ein Viertel nach zehn. Ja, Käte, verstehst du das?«

      Käte zog die Schultern hoch:

      »Das kann am Ende ganz heiter werden. Ich habe nichts dagegen. Von mir aus können sie in den Salon.«

      »Also gut!« sagte Paul und gab dem Diener ein Zeichen.

      Der verschwand, ging zur Diele und meldete:

      »Die Herrschaften lassen bitten.«

      »Is Besuch da?« fragte Frau Berndt.

      »Nein, die Herrschaften sind allein.«

      »Schade!«

      »Weshalb schade? Was meinst du, Cäcilie?« sagte Berndt und mühte sich aus dem Pelz.

      Cäcilie, der der Diener eben den Seal abgenommen hatte, brachte vor dem Spiegel die Frisur in Ordnung und sagte:

      »Nu, ich mein’ nur! Es kann ja jeder hören. Wir haben ja keine Geheimnisse.«

      »Wo sind se denn?« fragte Berndt den Diener.

      »Die Herrschaften waren noch beim Abendessen.«

      »Was heißt beim Abendessen? um viertel elf? das ist doch keine Zeit,« sagte Cäcilie.

      »Wieso, keine Zeit?« fragte Berndt.

      »Nu, ich mein’ nur. Für ohne Theater is es zu spät; und für nach’m Theater is es zu früh.«

      »Deine Sorgen! – Wo also?« fragte er den Diener und setzte sich auf eine Tür hin in Bewegung.

      »Nein! nein!« rief der Diener. – »Wenn Sie bitte hier . . .« und er wies auf die Treppe, die in die oberen Räume führte. —

      Käte und Paul waren vom Tisch aufgestanden und in den Salon gegangen.

      »Was sie nur wollen?« meinte Paul. – »Das ist doch keine Art, einem unangemeldet mitten in der Nacht auf den Leib zu rücken.«

      »Etwas Besonderes wird es schon sein. Am Ende wollen sie von dem Kauf unserer Villa zurücktreten.«

      »Der ist notariell vollzogen.«

      »Du wirst sie trotzdem nicht zwingen.«

      »Ich bitt’ dich, Käte, wir handeln doch nicht zum Zeitvertreib, sondern unter einem Zwang.«

      »Wenn auch. . . .«

      In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und Herr und Frau Berndt traten ins Zimmer. Cäcilie in großer Abendtoilette; er im Frack.

      »Wir kommen hoffentlich nicht ungelegen,« sagte Cäcilie und gab Käte die Hand.

      »Durchaus nicht,« erwiderte Paul und forderte Berndts auf, sich zu setzen.

      Die ließen sich umständlich in die schweren Sessel weder; Cäcilie wußte nicht recht, wo sie das komplizierte Seidenkleid, das hier und da in Unordnung geriet, zuerst zurechtstutzen sollte; und Berndt, ihr Gatte, zog die Enden des Selbstbinders fest, öffnete den untersten Knopf der weißen Weste und zog über den Knien die Hosen in die Höh’. All’ diese Bewegungen verrieten, den Neuling, schienen angelernt und wirkten unnatürlich, so daß Paul und Käte erstaunt aufsahen und dachten: Was haben sie bloß! und gar nicht merkten, daß sie selbst, indem sie sich setzten, ganz unbewußt ähnliches oder dasselbe taten.

      So! Nun waren sie so weit, und während Paul und Käte darauf warteten, den Grund zu hören, aus dem Berndts ihnen spät abends, unangemeldet und in dieser Aufmachung, gegenüber saßen, sagte Cäcilie und sah sich im Salon um:

      »Schön hatten Sie’s hier!«

      Paul stutzte und Käte erwiderte lächelnd:

      »Wir werden uns in unserem neuen Heim ebenso wohl fühlen.«

      »Gott ja!« sagte Cäcilie, – »man gewöhnt sich an alles.«

      Käte widersprach:

      »Sagen Sie das nicht, Frau Berndt. – Sehen Sie, bei einem da dauert’s Generationen, um mit dem Luxus, der von außen plötzlich an ihn herantritt, zu verwachsen. Und bei andern, wie bei uns, da bedarf’s gar keiner Gewohnheit, um uns äußerlich mit weniger zu bescheiden. Das Wesentliche nämlich, worauf es ankommt, das nehmen wir mit.«

      »Nun, darüber sind ja wohl genaue Abmachungen getroffen,« erwiderte Berndt.

      »Worüber?« fragte Käte. »Über das, was hier bleibt und was in dem Kaufpreis von achtmalhunderttausend Mark mit einbegriffen ist.«

      Käte lachte.

      »Ich meinte das anders,« sagte sie. »Ich meinte das Bewußtsein und die Gesinnung.«

      »So, so!« erwiderte Berndt verwirrt, »natürlich, das dürfen Sie mitnehmen.«

      »War sonst noch etwas, worüber Unklarheit СКАЧАТЬ