Die neue Gesellschaft. Artur Landsberger
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Название: Die neue Gesellschaft

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sobald Cäcilie draußen war, das Gleichgewicht wieder her und sorgte dafür, daß keins zu kurz kam.

      Trotzdem blieb Günther stets um ein paar Kilo voraus. Und Franz dachte, so oft er vor Emma stand und seine Augen auf den beiden Kindern ruhten:

      »Strammer ist ja der Junge. Aber das Mädel ist auch nicht übel.«

      Aber er sprach es nicht aus, um Emma nicht zu kränken.

      Für Cäcilie hingegen war Frida eine ständige Ursache des Stolzes und der Freude.

      Kam Besuch, so versäumte sie nie, Günther gegen Frida auszuspielen.

      »Soll man es für möglich halten,« fragte sie regelmäßig, »daß die beiden Kinder am selben Tage und zur gleichen Stunde geboren sind?«

      Alle sagten, daß sie es nicht für möglich hielten, obgleich nicht jedem gleich der Gewichtsunterschied in die Augen fiel.

      Und wenn sie dann aus der Kinderstube heraus waren und wieder im Salon saßen, dann sagte Cäcilie, falls es ihr nicht einer der Besucher vorweg nahm:

      »Und da gibt es noch immer Leute, die für die allgemeine Gleichheit sind. Wo sich die Klassenunterschiede doch rein äußerlich so deutlich zeigen.« —

      Einen Tanz gab es, als eines Morgens eine Probierdame von Gerson in Begleitung eines Laufjungen erschien, der auf seinem Rücken keuchend einen Berg von Kartons schleppte.

      Emma wurde nach vorn gerufen. Die Kartons wurden geöffnet.

      »Wat soll das?« fragte Emma drohend, stemmte die Fäuste in die Hüften und sah in die Kartons, die offen ringsum auf der Erde standen.

      »Echte Spreewälder Kostüme!« sagte Cäcilie.

      »Wollen die Jnädige aufʼn Maskenball jehn?«

      »Aber nein. Emma, die sind für Sie!«

      »Für mich? – Das wärʼ jelacht!«

      »Das gehört sich so!« suchte Cäcilie sie zu belehren.

      »Für wen?«

      »Nu, überhaupt.«

      »Für Sie! Das mag sein. Für mich nich! Warum haben Se sich da nich jleich so ʼne wendische Unschuld jenommen? Da hätten Sie das teure Kostüm gespart.«

      »Aber Emma, bedenken Sie, Sie schonen Ihre Sachen!«

      »Ausjeschlossen!« widersprach Emma. »Und denn überhaupt, im Tiergarten, mang die echten Spreewälderinnen! Ich werʼ mich blamieren! Fällt mir nich ein! Können Sie wendisch? Ich sagʼ Ihnen, das is, wie wenn Sie ʼn Frosch breitquetschen. Da verstehn Se kein Wort.«

      »Das haben Sie ja nicht nötig.«

      »Ich bittʼ Sie, man will doch auch mal ʼn Wort reden!«

      »Schließlich, es lernt sich alles.«

      »Ne, ne, da gibtʼs nichts! – Erzählen Sie das ʼmal meinem Mann, daß Se ʼne Spreewälder Amme aus mir machen wollen.«

      »Das ist doch nur äußerlich.«

      »Innerlich krempelt mich auch keiner um!« rief Emma.

      Jetzt mischte sich auch die Probierdame in die Unterhaltung.

      »Das Kostüm ist doch so kleidsam!« sagte sie. »Ich glaube, daß es Sie vorzüglich kleiden würde.«

      »Sehn Se ʼmal an! Was Se nich sagen!« erwiderte Emma. – »Na, wie wärʼs denn, wenn Sie mal ʼn paar Monate darin rumliefen? – Wennʼs doch so kleidsam is! Der Jnädigen kommtʼs nich drauf an. Selbstredend troddele ich nebenher. Für alle Fälle! Und in Anspruch werden Se von dem Kind weiter nich jenommen.«

      »Das ist eine Idee!« rief Cäcilie. – »Sie mit Ihrer Figur und dem Gesicht würden überall Aufsehen machen! Jeder würde fragen, wem der Junge gehört!«

      »Jawoll!« bestätigte Emma. – »Das ist de beste Reklame für Sie und den Jungen – und für de Konserven.«

      Cäcilie sah sie erstaunt an.

      »Na ja!« fuhr Emma fort. »Wenn es denn heißt: Das is der Junge von der Konservenfabrik Berndt & Tie., was meinen Sie, wie soʼn lebendiges Plakat zieht!«

      Cäcilien leuchtete das ein.

      »Und was Sie da alles für Bekanntschaften machen!« reizte Emma die Probiermamsell.

      Die protestierte und rief entsetzt:

      »Gnädʼge Frau!«

      »Sagen Se das nich!« widersprach Emma.

      »Ich . . . bin . . »» rief die Probierdame atemlos.

      »Ich weiß!« beruhigte sie Emma. »Sie sind! Aber das macht nichts. – Ich bin ja bei Ihnen. Und in soʼm Fall, wo Ihnen jemand zu nahe tritt, da nehmʼ ich ʼn mir schon beiseite und bringʼ ihm bei, daß Se man nur ʼne Atrappe sind.«

      »Das ist ja toll!« rief die Probierdame.

      »Jewiß!« sagte Emma. – »Aber das macht nichts. Wissen Se, ich habʼ so ʼne Ahnung. . . .  Jlauben Sie übrigens an Ahnungen?«

      »Ja!« sagte die Probierdame.

      »Na sehʼn Se!« rief Emma. – »Denn müssen Seʼs einfach probieren. Ich sage Ihnen, das wird Ihr Glück!«

      »Ja, wie kommen Sie denn darauf?« fragte die Probierdame interessiert.

      »Pscht!« wehrte Emma geheimnisvoll ab. —

      »Nicht reden! sonst wirdʼs nichts! Also, Fräulein, wollʼn Se?«

      »Mein Gott, das ist doch unmöglich!«

      »I Gott bewahre! Bei unserer Jnädigen is nichts unmöglich – von wo sind Sie?«

      »Von Gerson.«

      »Sehn Se ʼmal an! Na, mit dem Mann wird sich doch reden lassen. Oder glauben Se, der macht Bankrott, wenn Sie zwei Monate lang bei Berndts Amme spielen?«

      »Ich werde das schon erledigen,« sagte Cäcilie, »schlimmsten Falls zahlt man drauf.«

      »Da hören Seʼs, Fräulein! – Bei uns is es so fein, da wird immer draufjezahlt.«

      »Und Ihre Ansprüche?« fragte Cäcilie.

      »Gott, ich weiß ja gar nicht – ich war ja noch nie – was hätte man denn da zu tun?«

      »Nichts!« erwiderte Emma.

      »Ich weiß ja auch gar nicht mit so was Bescheid.«

      »Sie haben nichts weiter zu tun, als hübsch auszusehen und alle Augen auf sich zu lenken.«

      »Auf den Jungen!« rief Cäcilie.

      »Vasteht sich! Das is natürlich der Zweck der Übung. Der Junge! – Na, und dann die Konserven!«

      »Und Sie meinen СКАЧАТЬ