Das verbrannte Bett. Alice Berend
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Название: Das verbrannte Bett

Автор: Alice Berend

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ war Herr Blümel ein Verschwender.

      Er hätte die rasche Wagenfahrt durch linden mondhellen Sommerabend, zur Seite einer jungen blonden Mitmenschin, vollauf genießen können.

      Denn Konstanze bezahlte jene Summe, bevor Herr Blümel sich noch nach seiner Brieftasche zu durchstöbern begonnen hatte, die er, in Anbetracht der vielen und großen Verbrechen dieser Zeit, tief verwahrt trug.

      Erst als Konstanze verschwunden war und sich Herr Blümel allein fand, zwischen Spaziergängern, die ihn alle so wenig angingen, wie sie sich um ihn kümmerten, spürte er das Vibrieren der Räder im Blut und das Bewußtsein, niemanden mehr neben sich zu haben.

      Nicht ohne Mißmut begriff er gleichzeitig, daß er jegliche Verabredung eines Wiedersehens verabsäumt hatte. Daß Frauen vergeßlich sind, war begreiflich. Für sich als Mann hatte er weniger Verzeihung für diese Nachlässigkeit übrig.

      Unruhig schritt er kreuz und quer durch die schlummerweiche Sommernachtluft. Überlegte dies und das, jenes und mancherlei, ohne auf die praktischen Tagesgedanken zu kommen, die ihn sonst in Anspruch nahmen und vor Langerweile bewahrten.

      Er sagte sich, daß er sich telephonisch mit der jungen Dame in Verbindung setzen könne. Bei näherer Überlegung hielt er dies sogar für dringend nötig. Als Kavalier wünschte er das ausgelegte Fahrgeld möglichst schnell zurückzuerstatten.

      Allerdings, dieses Reden ins Leere hatte leicht etwas Verwirrendes, wenn man mit Damen zu sprechen suchte. Man wiederholte leicht unnötige Worte, vergaß dagegen wichtige. Es brauchte nicht so zu sein, aber es konnte vorkommen.

      Außerdem wußte Herr Blümel nicht, welchen Klang seine Stimme hatte.

      Er wurde sich erstaunt bewußt, daß dies etwas war, worauf er noch nie geachtet hatte.

      Sollte der Klang von auffallend unangenehmer Wirkung sein, würde er die junge Dame nicht damit zu erschrecken wünschen.

      Er versuchte einige halblaut gemurmelte Worte zu belauschen, indem er vor sich hin zu flüstern begann.

      Im Eifer solcher Selbstprüfung war Herr Blümel aus stillen Straßen der Vorstadt plötzlich in den belebten Betrieb der Praterstätte geraten.

      Der Herr Kanzleioffizial sah sich genötigt, seine Probeversuche einzustellen. Sie wären wertlos gewesen. Sein Geflüster wurde von dem Lärm der Stimmen, Drehorgeln, Rollbahnen verschluckt, ohne daß sich ihr Klang kontrollieren ließ. Dagegen ergab sich die unangenehme Möglichkeit, daß Vorübergehende den halblaut Flüsternden für bezecht halten könnten.

      Jedoch Herr Blümel, Gegner sonst jeder Heftigkeit und Unbeherrschtheit, vermochte plötzlich nicht die Neugier auf den Klang seiner Stimme zu bezähmen.

      Gerad seit dem Augenblick, wo Herr Blümel die Flüsterworte begonnen, lief ein junges Mädchen neben ihm her. Zufällig, wie Herr Blümel meinte.

      Herr Blümel beschloß behufs Stimmprüfung eine belanglose Frage an dieses junge Mädchen zu richten, einfach, laut und deutlich.

      Mit kräftig betonter Stimme, sie klang dem scharf Aufhorchenden zu seiner Freude durchaus angenehm, fragte er, ob das Fräulein wisse, wie viel Uhr es sei?

      »Jawohl,« war die geschwinde Antwort. Das junge Mädchen hängte sich vergnügt in den rechten Arm des Herrn Kanzleioffizials.

      Herr Blümel rief geärgert, daß dies ein Irrtum sei.

      Die neue Bekannte antwortete, daß nichts menschlicher als Irrtum wäre, und wanderte weiter mit Herrn Blümel.

      Aus Ungeschick wachst Ungeschick. Um dem Mädchen endlich zu entfliehen, blieb dem Herrn Kanzleioffizial nichts anderes übrig, als das Gedränge vor einer Schaubude zu nutzen und in diese hinein zu flüchten.

      Aus freiem Wollen wäre Herr Blümel niemals an solche Stätte gelangt.

      Zwischen den Bretterwänden schwärte Dämmerung, gefüllt von Geheimnissen, von denen man nichts wissen wollte. Aber einmal hier, bezahlt mit teurem Eintrittsgeld, fühlte sich Herr Blümel verpflichtet, sich auch umzusehen.

      Was er sehen mußte, sobald der Scheinwerfer aufblitzte, mußte jeden entsetzen, geschweige einen Mann wie ihn, der schon jede Schaustellung der Gefühle verabscheute, wie sie beispielsweise Verlobungen oder Trauungen mit sich bringen. Seine Augen erblickten eine Frau in voller Unverhülltheit, an jeder Leibesstelle tätowiert mit Emblemen.

      Als der Herr Kanzleioffizial die Blicke sofort entrüstet abwendete, gewahrte er obendrein, daß er der einzige Zuschauer war.

      Er suchte sich eiligst zu entfernen. Da erlosch der Scheinwerfer.

      Herr Blümel suchte vergebens den Riegel der Tür. Er brachte nur hinderliche Perlennetze ins Zappeln.

      Mondlicht flimmerte durch das schlechte Bretterdach auf die Tätowierte, die schon mitten im Bericht einer fesselnden Lebensgeschichte war. Eine Kette wunderbarer Unglücksfälle. Wie Ausschnitt nach Ausschnitt erregendster Extrablätter. Ein Heer von Männern hatte nach der Unschuld dieses unberührten Geschöpfes getrachtet. Nie etwas anderes erreicht als die Erlaubnis äußerer Tätowierung. So merkwürdig ist manchmal das Leben.

      Voll Spannung türmte sich Herrn Kanzleioffizial

      Blümels Mitgefühl. Ihm wurde Klarheit, daß man diese unglücklichen Geschöpfe unterschätzte. Daß man viel an ihnen gutzumachen hatte.

      Seine Anteilnahme wuchs mit seiner Nachsicht. Verstehen heißt Vorurteile überwinden.

      Bald fühlte sich der Herr Kanzleioffizial nur noch Mitmensch …

* * *

      Kein Registerbuch, in dem nicht einmal eine kleine Zahl hätte ausradiert werden müssen.

      Der Herr Kanzleioffizial versicherte sich dies am nächsten Morgen zur Selbstberuhigung.

      Es war heller Sonnenschein, niemand war jetzt verpflichtet, an Vorfälle zu denken, die mit Mondschein zusammenhängen.

      Ordnung aber muß sein. Herr Blümel war genötigt, den gestrigen Tag und seine Ausgaben zu buchen. Dies ließ sich nicht umgehen. Unordnung im Taschenbuch würde ihm Wiederbeginn wie Weiterführung des Tages ebenso unmöglich machen, wie wenn er ohne Wasser und Seife hätte beginnen müssen.

      Innere Reinheit ist schwieriger aufrecht zu halten als äußere.

      Herr Blümel spürte es, als er sich nun mit seinem Rechenbuch auseinanderzusetzen suchte. Wollte er aufrichtig sein, mußte er den ganzen Betrag, den er gestern in seinem Geldbeutel bei sich getragen, auf die Defizitseite buchen. Das Geld hatte sich anscheinend mit dem Silberlicht verschmolzen, das um die unglückliche, größte Sehenswürdigkeit gewogt hatte. Aus Gegenden, wo die Wirklichkeit aufhört, holt niemand etwas zurück. Verloren ist verloren.

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