Das verbrannte Bett. Alice Berend
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Название: Das verbrannte Bett

Автор: Alice Berend

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sind alle. Die Leichtlebenden erhalten das Lachen.

      Konstanze lachte gern. Konstanze verstand zu lachen. Wozu durchaus nicht jeder befähigt ist.

      So hatte Udo von Silken behauptet. Er kannte

      Konstanze von Kindheit an. Ihre Väter waren Freunde gewesen.

      Udo war einer der treuesten unter Konstanzes Kundschaft. Er kaufte unermüdlich Handschuhe. Das heißt, er ließ die Schuld dafür ankreiden.

      In diesem Punkt war Udo Meister.

      Er entschuldigte dies mit der Erklärung, daß er unmöglich Geld besitzen könne, denn er wäre etwas, das es heut überhaupt nicht mehr gäbe. Adel wäre abgeschafft, Besitz ausgerottet, Tradition weggeblasen.

      Er aber bildete das Ergebnis von allen dreien. Durfte man ihn dafür verantwortlich machen?

      Udo hatte eine lässige Art sich zu bewegen, zu sprechen und zu urteilen, über die sich Konstanze zu ärgern glaubte. Kein anderer bewegte sich so. Wenigstens kannte Konstanze niemanden, der ihm vergleichbar wäre. Wenige auch brauchten solche kleine Handschuhnummern und verfügten trotzdem über solchen festen Griff.

      Udo verlangte manchmal Damenhandschuhe. Immer in flottester Ausführung. Natürlich auch auf Kredit.

      Es konnte Konstanze gleichgültig sein, was sie dem Jugendfreund auf Konto schrieb, ob Handschuhe für Damen oder für Herren.

      Aber wir kümmern uns gern um Dinge, die uns nichts angehen sollten. Auch Konstanze konnte dann einige Bemerkungen nicht unterdrücken über Dummheit, Leichtgläubigkeit, Kurzsichtigkeit.

      Udo lächelte dazu in seiner frechen Lässigkeit und sagte, daß alle seine Vorfahren den Frauen gedient hätten. Bei Tag und bei Nacht. Er erinnerte daran, daß er in einem Schloß geboren, Stammsitz der Familie am Ufer der Elster, daß sich ein Freund und Staatsmann August des Starken erbaut hatte, eigens nur dazu, um Udo von Silkens Ahn zu werden. Außerdem glaubte Udo, daß man sich im Grunde nur in einen Schloßpark verlieben könne oder in ein Auto. Allenfalls noch in einen Edelstein …

      Konstanze überlegte, ob Udo wohl Kredit und Plauderkunst auch bei Fräulein Steffi Pichler suchen würde? Ohne viel Unterschied dabei zu finden in der Trägheit seiner Empfindung?

      Oder würde er Konstanze nach Wien folgen? Wenn es ihn überhaupt nicht gab, wie er behauptete, konnte es ihn doch ebensogut nicht in Wien geben …

      Herr Blümel hatte sich geräuspert, vernehmlich und mehrmals.

      Er bedauerte, das Fräulein aus ihrer Versunkenheit aufgeschreckt zu haben. Aber ihr Gesicht hatte so ernsten Ausdruck getragen, daß er diese Unterbrechung für kein Unrecht hielt.

      Er berichtete über das Gespräch, eben geführt mit dem Herrn Kunstfahrer.

      Man war eigentlich gleicher Meinung über das Leben. Bremsen müssen hieß es auf Schritt und Tritt. Nur, daß der Herr Kraftfahrer dies haßte und der Herr Kanzleioffizial den Sinn des Daseins darin sah.

* * *

      Einige Tage später saßen sich Fräulein Konstanze und Herr Blümel wirklich gegenüber im Park von Schönbrunn. Unter Laubgrün, zwischen Sonnenkringeln, Kaffeeduft und gut gestrichenen Walzerweisen.

      Jedes Blättchen wiegte sich mit im warmen Julihauch. Jedes Insekt summte und brummte im Dreivierteltakt.

      An allen Tischen saßen fröhliche Herzen.

      Hier schien sie sich versteckt gehalten zu haben, die verlorengegangene, gute, alte Zeit.

      Nichts Schweres gab es mehr, nicht Billig mehr und Teuer, nicht Gut und Böse, kein Sparen und kein Versagen, kein Kranksein mehr oder gar Schlimmeres, nur wiegen, sich wiegen, weil man noch lebte, Heiteres denkend, leicht sich fühlend im Walzertakt.

      Konstanzes blonde straffe Schlankheit wirkte eigentlich nicht ganz rhythmisch zwischen den Wienerinnen, rundlich und brünett.

      Herr Blümel hatte vor dieser Art Frauen früher etwas wie Angst empfunden. Wahrscheinlich in Erinnerung an eine allzu gestrenge Lehrerin der Kindheit.

      Was uns fürchten macht, zieht uns an. Darum also wohl musterte Herr Blümel Konstanze gründlich.

      Starr und unverwandt blickte er auf sein Gegenüber. Mit der Aufmerksamkeit, wie er sie bisher nur für Dinge aufgebracht, die ihn in Schaufensterauslagen angelockt hatten und deren Kauf er in Erwägung gezogen. Beispielsweise jene Krawatte, rotbraun mit grünen Punkten, deren Erwerb er wochenlang täglich überlegt hatte. Bei jedem Spaziergang war das Stückchen Seidenband scharf fixiert worden. Als er sich zum Kauf entschlossen hatte, war die Krawatte verkauft worden, gerad in den wenigen Sekunden, die Herr Blümel gebraucht hatte, um von draußen nach drinnen zu gelangen.

      Er hatte darin Schicksalsfügung gesehen. Man soll nichts überstürzen, er freute sich der aufgedrungenen Ersparnis …

      Konstanze ertrug Herrn Blümels Blicke ohne Schwierigkeit. Sie genoß Walzermelodie und Sommerstunde. Alles schien tanzen zu wollen. Selbst Herrn Blümels Nase. Die nicht ganz Konstanzes Beifall hatte. Sie glich einem kleinen Knopf und vermochte auf kurzem Rücken nicht einmal einen Kneifer reiten zu lassen.

      Konstanze meinte, Udo von Silkens lässiges Lächeln darüber wegtanzen zu sehen.

      Zu Udo paßte weder Kneifer noch Brille.

      Udo trug ein Monokel vor seinem kurzsichtigen Auge. Dazu war es nötig, das andere Auge, das nüchtern- normal sehende, zuzukneifen. Auf diese Weise war Udos Lebensperspektive entstanden. Keine Weltanschauung ohne Gründe …

      Herr Blümel plauderte vom alten Wien. Er erzählte von Frühlingsfesten, die einst gefeiert wurden. War das erste Veilchen des Jahres entdeckt, meldete man das damals sofort auf der »Burg«. Kurz darauf verkündeten Fanfarenbläser auf allen Straßen, auf allen Plätzen, daß der Frühling gekommen. Bereitwilligst stockte gleichen Augenblicks alle Arbeit. Alles zog in die Schenken vor die Stadt zum Weingenuß. Überall wurde Harfe gespielt. Oder die Pikkoloflöte. Sie wurde von den Wienern picksüßes Hölzel genannt.

      Konstanze lachte auf.

      Herr Blümel fand es nicht uninteressant zu beobachten, wie sich Lustigkeit zwischen die energischen Züge eines klugen klaren Gesichts zwängte.

      Er berichtete weiter vom Zauber der Vergangenheit. In dem Wunsch, sich selbst angenehm zu machen, holte er die unsterbliche Anmut der Vaterstadt Wien hervor, Abglanz ihrer Reize fiel auf jeden Wiener.

      Herr Blümel erbot sich, Fräulein Konstanze am nächsten Tag nach Belvedere zu führen, ihr das Schloß des Prinzen Eugen zu zeigen.

      Konstanze wurde lebhaft. Prinz Eugen, der edle Ritter, ihn hatte man schon in der Schule besungen, dreistimmig. Alle Mädchen hatten für Prinz Eugen geschwärmt.

      Alle Mädchen? Herr Blümel war gewiß keiner, dem an der Bewunderung aller Mädchen gelegen war.

      Aber ihn durchschoß doch die Feststellung, welche Bevorzugung solch Prinz genoß, noch nach Jahrhunderten, dank einer poesievoll scheinenden Position.

      Gleich darauf berichtete Herr Blümel jedoch, ohne Spur von Konkurrenzneid, Näheres aus des Savoyardenritters interessantem Leben. Intim, zusammengehörig, so wie ein echter Wiener vom anderen echten Wiener spricht.

      Genau beschrieb er den Steinadler, grau, breitflügelig, melancholisch, zahm geworden, den der СКАЧАТЬ